Einzelaktien, die in kurzer Zeit stark gefallen oder gestiegen sind, stehen bei vielen Investoren im Fokus. Lohnt es sich bei den einen nach dem Kursrückgang zuzugreifen? Oder bei den anderen noch auf den fahrenden Zug aufzuspringen? Pascal Kielkopf hat nachgerechnet und beantwortet die Frage: Buy the dip or sell the rip?
22.09.2025 | 14:00 Uhr
Der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust untersuchte für den S&P 500 seit Ende 2014, wie sich Aktien in den folgenden drei Monaten entwickelten, nachdem sie in einer Woche um mehr als 10 Prozent gestiegen oder mehr als 10 Prozent gefallen sind. Um allgemeine Marktbewegungen auszublenden, ermittelte Pascal Kielkopf für alle Aktien die sogenannten betaadjustierten relativen Renditen.
Insgesamt umfasst die Analyse 512 Unternehmen, deren Aktien zwischen Anfang 2015 bis September 2025 im S&P 500 notierten und für die es durchgehend Kurse gab. Aktien, die erst später an die Börse kamen oder sich in diesem Zeitraum vor der Börse verabschiedeten, wurden nicht berücksichtigt.
· „Im Schnitt hat sich ‚Buy the Dip‘ nicht ausgezahlt. Im Mittel lagen die Aktien drei Monate nach einem Kursrutsch gerade einmal 1,2 Prozent vor dem S&P 500.“
· „Die ‚Gewinner-Aktien‘ schnitten sogar noch etwas schlechter ab. Im Median lagen sie drei Monate nach dem Kurssprung knapp hinter dem marktbreiten Index.“ Was Pascal Kielkopf aufgefallen ist:
· „Bewegungen von mehr als 10 Prozent treten bei Einzelaktien häufiger auf als viele Investoren annehmen dürften.“
· „494 der 512 untersuchten Aktien – also rund 96 Prozent – wiesen im untersuchten Zeitraum in einer Woche mindestens einmal eine solche Bewegung auf.“
· „Auffällig ist, dass Aktien die entsprechende Sprünge nach oben aufwiesen auch häufig entsprechende Sprünge nach unten hatten. Höhere Volatilität scheint bei solchen Aktien eine Art Dauerphänomen zu sein.“
· „Die meisten Sprünge wiesen Enphase
Energy, die Fossil Group, Transocean und Gamestop auf, wobei dies sowohl für
die Gewinner- wie auch für die Verliererseite galt.“

Ist der aus der Literatur bekannte Momentum-Effekt der Grund?
· „Der Momentum-Effekt lässt sich in dieser Untersuchung nicht beobachten.“
· „Während Momentum-Strategien üblicherweise auf längeren Zeiträumen von oft sechs bis zwölf Monaten gemessen werden, werden hier sehr kurzfristige und extreme Einzelbewegungen über nur eine Woche sowie die anschließende Drei-Monats-Performance betrachtet.“
· „In diesem engen Zeitfenster dominieren eher kurzfristige unternehmensspezifische Faktoren wie etwa Quartalszahlen, sodass ein klarer Momentum-Effekt nicht erkennbar ist.“
· „Häufig bleibt in solchen Situationen vor allem die erhöhte Unsicherheit bestehen, wodurch die Volatilität in beide Richtungen länger anhält, auch ohne dass sich ein klarer Trend etabliert.“
Was Pascal Kielkopf Anlegerinnen und Anlegern rät:
· „Investoren, die auf kurzfristige Gewinne spekulieren, dürften von den Ergebnissen enttäuscht sein. Die beiden Gruppen schneiden über die kommenden drei Monate im Mittel weder signifikant besser noch schlechter ab als der Markt.“
· „Was man jedoch sieht, ist, dass die Ausschläge nach oben und unten deutlich größer ausfallen, also eine weiterhin höhere Volatilität erwartet werden kann.“
· „In Summe heißt das, dass es sich im Schnitt weder lohnt, die kurzfristigen Gewinner noch die Verlierer zu kaufen. Investoren legen sich damit nur ein höheres Risiko ins Depot, ohne einen höheren Ertrag davon erwarten zu können.“
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