Carmignac: Lost in Stagnation

„Die niedrigen Rohstoffpreise, allen voran die Energiepreise, zeugen von dieser schwachen weltweiten Nachfrage“, sagt Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac Gestion.

12.12.2014 | 11:21 Uhr

Die in den letzten beiden Monaten veröffentlichten Wirtschaftsstatistiken in Europa, Japan, China und sogar den USA bestätigen bis dato das Fazit unserer letzten Analyse bzw. dem Carmignac‘s Note vom 3. Oktober („Was uns beschäftigt“). In jeweils unterschiedlichem Maße zwingen die schwache Nachfrage und die daraus resultierenden niedrigen Preise und geringen Investitionen die großen Zentralbanken, ihre Maßnahmen fortzusetzen und das einzige ihnen zur Verfügung stehende Instrument zu nutzen: die Versorgung mit Liquidität. Der plötzliche Einbruch an den Aktienmärkten Anfang Oktober, der umgehend von den europäischen Zentralbanken und der Bank of Japan korrigiert wurde, verdeutlicht dies. Wie der Kanarienvogel in der Kohlengrube, warnt diese plötzlich aufkommende Besorgnis davor, dass Gefahr im Verzug ist. Diese Gefahr besteht in einer wachsenden Spannung zwischen den vereinten Anstrengungen der Zentralbanken („whatever it takes“ von Tokio bis Frankfurt) einerseits und den zugleich wahrnehmbarenGrenzen ihrer tatsächlichen Fähigkeit, einer sehr schwachen Konjunktur entgegenzuwirken („whatever they do“). Sicherlich, es gibt zahlreiche Länder, deren geldpolitische Bemühungen mittelfristig durchaus ermutigende Perspektiven bieten: Dies gilt für die Vereinigten Staaten, in Asien für Indien, die Philippinen und China, in Lateinamerika für Mexiko, Peru und Kolumbien und in Europa für Spanien und Irland. Dennoch sind wir mit Blick auf das Jahr 2015 der Ansicht, dass der Druck, der auf der weltweiten Konjunktur lastet, unterschätzt wird und den Nährboden für eine erneute Volatilität bieten könnte. Diese Einschätzung ist der Grund für das Festhalten an unserer Anlagestrategie. Zur Erinnerung: Diese Strategie basiert auf dem Aufbau eines Gesamtportfolios, das sehr gezielt auf Wachstumswerte mit hoher Transparenz und auf US-Dollarwerte sowie auf eine sehr aktive Steuerung der Aktien- und Anleihenexposures setzt.

Das Verhalten an den Märkten bestätigt bislang unsere Einschätzung, der zufolge die Welt dauerhaft mit den Auswirkungen globaler deflationärer Tendenzen konfrontiert sein wird

Die wichtigsten Aktienmärkte haben sich mittlerweile rasch von den meisten, zu Ende des Sommers verzeichneten Wertverlusten erholt. Bei näherer Betrachtung ist jedoch festzustellen, dass dieser neu aufgelebte Optimismus bloße Fassade ist. Seit dem Tief vom 16. Oktober haben sich die wenig riskanten Qualitätswerte, die wir in unseren Anlageanalysen zu den bei Konjunkturabschwächungen geeigneten Werten zählen, besser entwickelt als die zyklischen Werte und die Werte minderer Qualität. So verharrt etwa die Underperformance der Industriewerte gegenüber den Pharmawerten insgesamt gesehen seit 2011 bis heute auf ihrem Tiefststand. Gleichzeitig ging die Rendite deutscher Staatsanleihen innerhalb von zwei Monaten von 1% weiter zurück auf weniger als 0,70%, was die Attraktivität eines solchen Zufluchtswerts verdeutlicht. Dieses Marktverhalten sollte nicht überraschen, da die belastenden makroökonomischen Tendenzen unverändert bleiben: Der von der OECD für die G7-Staaten angegebene Konjunkturfrühindikator fällt kontinuierlich seit Anfang des Jahres und der ISM-Einkaufsmanagerindex entwickelt sich ebenfalls rückläufig. Die niedrigen Rohstoffpreise, allen voran die Energiepreise, zeugen von dieser schwachen weltweiten Nachfrage.

Der vollständige Kommentar im pdf-Dokument

Diesen Beitrag teilen: