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Eine COVID-Coin?

Eine COVID-Coin?
Volkswirtschaft
Eine COVID-Coin?
08/2020
Kenneth Rogoff
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Mit Beschleunigung der langfristigen Abkehr von Bargeld (zumindest für steuerkonforme, legale Transaktionen) durch COVID-19 nehmen die offiziellen Gespräche über digitale Währungen an Hitzigkeit zu. Von Kenneth Rogoff.

09.10.2020 | 08:00 Uhr

Die heutigen Ereignisse – von der anstehenden Einführung von Facebooks Libra bis zu Chinas geplanter, von der Notenbank ausgegebener digitaler Währung – könnten das globale Finanzwesen für die Dauer einer Generation umgestalten. Ein aktueller Bericht der G30 argumentiert, dass sich die Notenbanken beeilen müssen, wenn sie das Ergebnis beeinflussen wollen.

Es steht dabei eine Menge auf dem Spiel, darunter die globale Finanzstabilität und die Kontrolle über Informationen. Finanzinnovationen sind, wenn sie nicht vorsichtig gesteuert werden, oft der Ausgangspunkt einer Krise, und der Dollar verschafft den USA beträchtliche Überwachungs- und Sanktionsmöglichkeiten. Es geht bei der Dollardominanz nicht nur darum, welche Währung verwendet wird, sondern auch um die Systeme, über die Transaktionen abgewickelt werden. Von China bis Europa besteht der zunehmende Wunsch, diese Dominanz in Frage zu stellen. Und viele der Innovationen finden dort statt.

Die Notenbanken können drei klar voneinander unterscheidbare Ansätze verfolgen. Einer besteht darin, deutliche Verbesserungen an dem bestehenden System vorzunehmen: die Gebühren für Kredit- und Debitkarten zu senken, eine universelle Finanzinklusion sicherzustellen und die Systeme aufzurüsten, sodass digitale Zahlungen sofort und nicht erst nach einem Tag freigegeben werden.

Die USA hinken in all diesen Bereichen deutlich hinterher. Das liegt vor allem daran, dass die Banken- und Finanzlobby dort so mächtig ist. Allerdings muss man fairerweise dazusagen, dass die Politiker sich zudem Sorgen darüber machen müssen, das Zahlungssystem sicher zu halten: Das nächste Virus, das die Weltwirtschaft trifft, könnte sehr wohl digitaler Art sein. Rasche Reformen könnten unerwartete Risiken bergen.

Zugleich könnten Bemühungen zur Wahrung des Status quo neu auf den Markt drängenden Akteuren Raum bieten, egal, ob es sich dabei im „stabile Coins“ handelt, die wie Facebooks Libra an eine wichtige Währung gekoppelt sind, oder um von großen Einzelhandelsplattformen wie Amazon und Alibaba ausgegebene einlösbare Plattform-Token, die durch die Fähigkeit unterlegt sind, damit auf der Plattform angebotene Waren zu kaufen.

Der radikalste Ansatz wäre eine dominante, von der Notenbank ausgegebene Währung, die es den Verbrauchern ermöglicht, Konten direkt bei der Notenbank zu unterhalten. Dies könnte einige große Vorteile haben; so würde es etwa Finanzinklusion gewährleisten und Bankenstürme verhindern.

Doch sind radikale Veränderungen auch mit vielen Risiken verbunden. Eines davon ist, dass die Notenbank schlecht aufgestellt ist, um einen Qualitätsservice für kleine Privatkonten anzubieten. Vielleicht ließe sich dem im Laufe der Zeit durch Einsatz künstlicher Intelligenz oder durch Ausweitung der von den Postniederlassungen angebotenen Finanzdienstleistungen beikommen.

Tatsächlich machen sich viele Ökonomen, was von den Notenbanken ausgegebenes digitales Geld für Privatkunden angeht, um ein noch größeres Problem Sorgen: Wer wird Verbrauchern und Kleinunternehmen Kredite gewähren, wenn die Banken die meisten Kleineinleger verlieren, die die beste und billigste Quelle von Krediten darstellen?

Im Prinzip könnte die Notenbank das Geld, das sie aus den Einlagen in digitaler Währung erhält, zurück an den Bankensektor verleihen. Das jedoch würden den Regierungen enorme Macht über den Kreditfluss und letztlich über die Wirtschaftsentwicklung verschaffen. Einige mögen dies als Vorteil betrachten, aber die meisten Notenbanker hegen vermutlich ein tiefes Unbehagen bezüglich der Übernahme dieser Rolle.

Ein anderes Problem ist die Sicherheit. Das aktuelle System, bei dem private Banken eine zentrale Rolle bei Zahlungen und Kreditvergabe spielen, ist seit über einem Jahrhundert weltweit etabliert. Natürlich gab es dabei Probleme. Doch bei all den von Bankenkrisen hervorgerufenen Herausforderungen war systemisches Sicherheitsversagen bisher nie das wesentliche Problem.

Technologieexperten warnen, dass trotz vielversprechender neuer kryptografischer Systeme (auf denen viele neue Ideen beruhen) ein neues System 5-10 Jahre brauchen kann, um „auszuhärten“. Welches Land würde da das finanzielle Versuchskaninchen sein wollen?

Chinas neue digitale Währung ist ein Mittelweg zwischen den beiden obigen Ansätzen. Wie der G30-Bericht – in größeren Einzelheiten, als bisher verfügbar waren – beschreibt, sieht Chinas Vision den letztlichen Ersatz des meisten Papiergeldes, aber nicht der Banken vor. Anders ausgedrückt: Die Verbraucher würden ihre Konten weiterhin bei den Banken führen, die ihrerseits Konten bei der Notenbank hätten.

Wenn Verbraucher Bargeld haben wollen, würden sie allerdings, statt Papiergeld abzuheben (das in den chinesischen Städten ohnehin zunehmend außer Mode kommt), Token in ihrem digitalen Wallet bei der Notenbank erhalten. Wie Bargeld würde das digitale Geld bei der Notenbank keine Zinsen abwerfen, was den zinstragenden Bankkonten einen Wettbewerbsvorteil verschaffen würde.

Natürlich kann es sich die Regierung später anders überlegen und anbieten, Zinsen zu zahlen, und die Banken könnten ihren Wettbewerbsvorteil zudem einbüßen, falls das allgemeine Zinsniveau einbricht. Dieser Rahmen beendet die Anonymität von Papiergeld, aber viele Währungsbehörden einschließlich der Europäischen Zentralbank haben Ideen zur Einführung anonymer Zahlungen von niedrigem Wert diskutiert.

Last, but not least, würde eine Umstellung auf digitale Währungen die Einführung stark negativer Zinssätze erleichtern, die, wie ich seit Jahren argumentiere, viel dazu beitragen würden, die Wirksamkeit der Geldpolitik in Krisen wiederherzustellen. Auf die eine oder andere Weise wird sich die postpandemische Welt bei den Zahlungstechnologien sehr schnell bewegen. Die Notenbanken können es sich nicht leisten, dabei hinterherzulaufen.

Kenneth Rogoff

Kenneth Rogoff ist ehemaliger Chefökonom des IWF. Er ist Professor für Ökonomie und Public Policy an der Universität Harvard.

Copyright: Project Syndicate

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