• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----

COVID-19 könnte das Ende des Bargelds beschleunigen

COVID-19 könnte das Ende des Bargelds beschleunigen
Volkswirtschaft
COVID-19 könnte das Ende des Bargelds beschleunigen
04/2020
Jürgen Braunstein, Marion Laboure, Sachin Silva
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Da mit dem Austausch physischen Geldes auch das Coronavirus übertragen werden könnte, sehen sich nun Länder auf der ganzen Welt gezwungen, den Einsatz von Bargeld zu überdenken.

01.04.2020 | 09:11 Uhr

Tatsächlich könnte COVID-19 zum Auslöser einer Entwicklung werden, die digitale Zahlungsformen endgültig im Mainstream ankommen lässt. Wenig überraschend hat die Branche der digitalen Zahlungsdienstleister die sich aufgrund der Krise ergebenden Chancen bereits im Blick.

Chinas Regierung hat ihrerseits begonnen, Banknoten zu desinfizieren und sogar zu vernichten, um so die Ausbreitung des Virus zumindest kurzfristig einzudämmen. So berichtet beispielsweise die in Hongkong erscheinende South China Morning Post, dass eine lokale Niederlassung der People’s Bank of China in der Provinz Guangdong physisches Geld vernichten ließ, das möglicherweise in Hochrisiko-Einrichtungen wie Krankenhäusern und Lebensmittelmärkten im Einsatz war. Aus Angst davor, kontaminiertes Geld aus Asien zu importieren, hat die US-Notenbank US Federal Reserve Quarantänemaßnahmen für Dollar-Banknoten aus der Region eingeleitet.

Derartige Aktionen sind wahrscheinlich durchaus gerechtfertigt, wenn man bedenkt, dass das in Umlauf befindliche Bargeld – so wie eine Mücke – tatsächlich als Vehikel zur Übertragung von Krankheitskeimen dienen kann. In Studien wurde festgestellt, dass beispielsweise das humane Influenza-Virus auf Banknoten 17 Tage lang überleben und infektiös bleiben kann. Dementsprechend ist wohl auch anzunehmen, dass physisches Geld eine Rolle bei der Ausbreitung von COVID-19 spielt.

In jedem Fall wird man in zahlreichen Ländern, über die Möglichkeit nachdenken, Banknoten zu desinfizieren, zu vernichten und neu zu drucken. Doch ungeachtet dessen, was bei diesen Überlegungen herauskommt, lässt sich eines bereits fast sicher sagen: das Coronavirus wird eine unter jungen Menschen bereits stattfindende Hinwendung zu digitalen Zahlungsformen beschleunigen - dies vor allem in Asien und speziell in China. Dieser Trend ist bereits stark spürbar. Ende 2018 bedienten sich etwa 73 Prozent der Internetnutzer in China Online-Zahlungsdiensten (im Jahr 2008 waren es 18 Prozent).

Junge Bevölkerungsgruppen stehen der Einführung neuer Technologien tendenziell offener gegenüber, und in China sowie den südostasiatischen Ländern sind die Bevölkerungen deutlich jünger als in Europa und den USA. Außerdem fördert die chinesische Regierung aktiv ihre Online-Banking-Infrastruktur, während sich westliche Länder selten eines entsprechenden Top-Down-Ansatzes bedienen und daher hinsichtlich der Einführung digitaler Zahlungsmethoden hinter den asiatischen Volkswirtschaften zurückbleiben.

Für diese langsamere Entwicklung in den westlichen Ländern bestehen interne und strukturelle Gründe. So gibt es beispielsweise in Europa keine großen Technologie- oder Finanzunternehmen, die sich im Bereich des digitalen Zahlungsverkehrs engagieren. Daher sind europäische Verbraucher und Firmen auf die von großen US-Unternehmen - wie Apple Pay, Google Pay, PayPal und so weiter – angebotenen Finanzdienstleistungen angewiesen. Aufgrund der Bedenken, maßgebliche Sektoren der digitalen Wirtschaft US-amerikanischen Technologiegiganten zu überlassen, hat die Europäische Union einen langsameren und vorsichtigeren Ansatz gewählt und sich auf Änderungen mit den geringsten Auswirkungen auf die europäische Finanztransaktions-Infrastruktur beschränkt.

Auch kulturelle Gewohnheiten verlangsamen das Tempo der Umstellung im Westen. Insbesondere Amerikanern und Westeuropäern bedeutet Bargeld viel mehr als Haushalten in Asien. Laut einer aktuellen Umfrage der Deutschen Bank, betrachtet ein Drittel der Befragten in Industrieländern Bargeld als ihre bevorzugte Zahlungsmethode, und mehr als die Hälfte glaubt, dass Bargeld immer verfügbar sein wird. Es braucht Zeit, diese kulturell tief verwurzelten Gewohnheiten zu ändern, ohne damit unerwünschte negative Rückwirkungen der Öffentlichkeit zu riskieren. 

Dennoch könnte die weltweite Ausbreitung von COVID-19 die Welt in Richtung eines Wendepunkts in der Frage der Zahlungsabwicklung bewegen. Für eine Prognose, welche Veränderungen tatsächlich eintreten werden, ist es noch zu früh, aber sie werden wohl als Lösungen für konkrete Herausforderungen in unterschiedlichen nationalen Kontexten, Zahlungsinfrastrukturen und demographischen Gruppen kommen. Digitale Versionen von Bargeldwährungen wie die kürzlich angekündigte schwedische E-Krone sind vielversprechende Beispiele dafür, was uns erwarten könnte.

Neben COVID-19 und der zunehmenden Akzeptanz bargeldloser Zahlungen in Geschäften bestehen noch andere Gründe, warum Menschen möglicherweise auf digitale Zahlungen umsteigen wollen. Die Umfrage der Deutschen Bank ergab beispielsweise, dass Bequemlichkeit eine wichtige Rolle bei der Entscheidung einer Person spielt, digitale Zahlungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Digitale Geldbörsen sind kostenlos und leicht verfügbar. Der digitale Zahlungsverkehr könnte auch dabei helfen, Ausgaben im Blick zu behalten und vorhandene Budgets zu kontrollieren. Im Hinblick auf persönliche Sicherheit verringert das bargeldlose Leben die Wahrscheinlichkeit, physisch ausgeraubt zu werden.

Freilich hat die aktuelle Krise neben China noch nicht viele andere Länder dazu veranlasst, ihre Geldbestände zu desinfizieren, zu vernichten und neu zu drucken. Doch COVID-19 könnte sich als eine Jahrhundert-Pandemie erweisen, wie Bill Gates kürzlich in einem Kommentar für das New England Journal of Medicine warnte. Ein Jahrhundert-Krankheitserreger erfordert Jahrhundert-Lösungen. Eine offenkundiger Anfang wäre die Beschleunigung der unvermeidlichen Verlagerung in Richtung digitaler Zahlungen.

Jürgen Braunstein ist Fellow am Belfer Center for Science and International Affairs der Universität Harvard. Marion Laboure ist Makrostrategin bei der Deutschen Bank. Sachin Silva ist Doktorand und Fellow an der Universität Harvard.

Copyright: Project Syndicate

Diesen Beitrag teilen: