Die Höchstkurse an den Aktienbörsen schüren die Angst vor einem Crash. Für Anleger, die ihr Portfolio jetzt auf sicherere Füße stellen wollen, sind Rentenfonds, die in Euro-Anleihen investieren, eine nervenschonende Alternative.
26.11.2025 | 10:00 Uhr von «Matthias von Arnim»
Nividia hat traumhafte Ergebnisse abgeliefert. Das hat die Investorengemeinde beruhigt. Die Kurse an den Aktienbörsen sind noch einmal gestiegen. Die Angst vor dem großen Crash ist aber geblieben. Denn noch immer gilt: Die Hälfte des Kursaufschwungs der großen US-Aktienindizes der vergangenen zwölf Monate geht auf das Konto von nur sieben Unternehmen. Alle diese Unternehmen profitieren vom KI-Boom, der vor allem auf der Hoffnung der großen Tech-Konzerne fußt, dass sich ihre riesigen Investitionen in die Infrastruktur irgendwann in hohen Erträgen niederschlagen werden. Nvidia ist in dieser Hinsicht eine Ausnahme: Der Konzern profitiert genau von diesen Investitionen. Die Frage lautet nun: Wie lange bleiben die Anleger, die bislang erfolgreich auf der KI-Welle gesegelt sind, noch an Bord? Wann kommen die großen Gewinnmitnahmen? Oder gar eine Panik? Die hohen Bewertungen vieler Unternehmen machen zunehmend viele Experten skeptisch.
Anleger, die nun überlegen, ihr Portfolio neu zu strukturieren, bietet der Rentenmarkt interessante Optionen. Allerdings nicht unbedingt in den USA. Der US-Dollar schwächelt spürbar. US-Staatsanleihen, einst eine mehr oder weniger sichere Sache für langfristig orientierte Investoren, sind deshalb gerade für Anleger aus dem Euroraum aufgrund des Währungsrisikos keine erste Wahl mehr. Für sie erscheinen aktuell Euro-Anleihen deutlich attraktiver. Der Euro profitiert von der vergleichsweise niedrigen Inflation in Europa, die zum einen für mehr volkswirtschaftliche Stabilität sorgt. Zum anderen gibt sie der Europäischen Zentralbank den nötigen Spielraum für weitere Zinssenkungen – was für Kursphantasie für bereits emittierte Anleihen sorgt. Ein Rückgang der Marktzinsen um einen Prozentpunkt könnte bei Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren zu Kursgewinnen von rund zehn Prozent führen. Rentenfonds, die in europäische Anleihen investieren, würden entsprechend profitieren. Bei länger laufenden Papieren wäre der Hebel theoretisch sogar noch größer. Für Anleger bedeutet dies: Die heute noch höheren Kupons langlaufender Anleihen werden bei nachlassendem Zinsniveau zu begehrten Ertragsquellen, deren Nachfrage die Kurse zusätzlich treibt.
Die Konditionen sind derzeit so gut wie lange nicht mehr. Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit bieten derzeit 2,7 Prozent Rendite, bei Papieren mit 20jähriger Laufzeit sind 3,2 Prozent drin. Finnländische Staatsanleihen bieten schon bei zehnjähriger Laufzeit mehr als drei Prozent. Wer sich nicht mit den Renditen europäischer Staatsanleihen zufriedengeben will, für den lohnt sich ein Blick auf Unternehmensanleihen großer europäischer Konzerne. Emittenten wie SAP, L'Oréal oder Siemens haben in den vergangenen Jahren langlaufende Anleihen mit attraktivem Zinsniveau platziert. Für Investoren bedeutet dies den Zugang zu Unternehmensanleihen mit Spreads von 150-200 Basispunkten über vergleichbaren Staatsanleihen.
Leider ist den meisten Privatanlegern der direkte Zugang zu den derzeit interessantesten Anleihen versperrt. Dafür sorgt allein schon die Mindeststückelung von 100.000 Euro für den Großteil der Unternehmensanleihen. Euro-Rentenfonds, die sich auf Langläufer spezialisiert haben, sind deshalb das passende Instrument, um von der sich anbahnenden Entwicklung am Rentenmarkt zu profitieren. Weiterer Vorteil: Aktuell haben sich aufgrund der Marktunsicherheiten die Abstände zwischen Brief- und Geldkursen bei vielen Papieren stark ausgeweitet. Wer jetzt kaufen will, zahlt keinen guten Preis. In den Rentenfonds-Depots dagegen profitieren Anleger von einem bereits vorhandenen Stock an Anleihen. Dazu kommt, dass Rentenfonds gegenüber Einzelinvestments einen strukturellen Vorteil bieten: nämlich die automatische Laufzeitanpassung. Professionelle Fondsmanager ersetzen fällig werdende Anleihen kontinuierlich durch neue Emissionen, wobei sie die Duration strategisch an die Zinserwartungen anpassen. Für Privatanleger entfällt damit der zeitintensive Aufwand des individuellen Laufzeitmanagements.
Wer von der Aktien- auf die Rentenseite wechselt, sollte einen aufmerksamen Blick auf deren Performance werfen. Während bei Aktien die passiven Index-ETFs oft besser als die aktiv gemanagten Fonds abschneiden, verhält es sich bei den Rentenprodukten oft umgekehrt. Das liegt daran, dass bei den meisten passiven Produkten die Marktkapitalisierung der Anleihepakete eine entscheidende Rolle spielt. Will heißen: Die größten Schuldner haben den größten Anteil im Index. Aus Sicht eines guten Risikomanagements ist das nicht immer die beste Lösung. Dazu kommt, dass passive Indexprodukte auf Marktentwicklungen stante pede reagieren müssen. Denn in kritischen Börsenphasen wollen dann alle durch dieselbe Tür. Die Spreads weiten sich aus. ETFs verlieren in solchen Situationen zuweilen deutlich schneller an Wert als die Werte ihrer zugrunde liegenden Indizes. Denn die Ineffizienzen im Rentenmarkt sind hoch. Die passiven Indexprodukte müssen in einer Baisse verkaufen, ob sie wollen oder nicht – und das zu oft sehr schlechten Kursen. Die besten unter den Renten-ETFs bringen es deshalb zwar auf immer noch gute vier bis sieben Prozent per annum. Die besten aktiv gemanagten Rentenfonds punkten jedoch mit besseren Werten.
| ISIN | Name | Fondsvolumen in Mio. Euro | Perf. 1 Jahr | Perf. 3 Jahre p.a. | TER |
|---|---|---|---|---|---|
| LU1812090543 | Amundi € HY Corp Bond ESG ETF € dis | 365,45 | 6,54% | 8,32% | 0,25% |
| LU1109939865 | Xtrack II RollTarg Mat Sep27 € HY ETF 1D | 247,69 | 4,99% | 5,02% | 0,30% |
| IE00B87RLX93 | iShares € Corp Bond Financials ETF € dis | 551,87 | 4,98% | 6,39% | 0,20% |
| IE00053HJRU7 | AXA IM Euro Credit PAB ETF € Dis | 256,35 | 4,90% | - | 0,20% |
| IE00B7LW6Y90 | iShares Italy Govt Bond ETF € dis | 1107,41 | 4,88% | 5,21% | 0,20% |
| LU1617164998 | Amundi EUR ShTerm HY CorpBd ESG ETF D | 262,64 | 4,80% | 6,35% | 0,30% |
| IE00B6X2VY59 | iShares € Corp Bd Interest Rate ETF € d | 208,13 | 4,73% | 6,35% | 0,25% |
| DE000ETFL375 | Deka iBoxx € Liquid Corp. Div. UCITS ETF | 318,29 | 4,67% | 5,30% | 0,20% |
| IE00BF51K249 | Invesco EUR IG CorpBd ESG ClimTr ETF dis | 320,62 | 4,62% | 5,56% | 0,10% |
| DE000ETFL615 | Deka iBoxx MSCI ESG € Corp Gr Bd ETF | 174,83 | 4,62% | - | 0,25% |
| IE00BZ163G84 | Vanguard EUR Corporate Bond ETF € Dis | 5227,36 | 4,60% | 5,66% | 0,07% |
| LU1737653987 | Amundi EUR Corp Bd ESG ETF DR D | 6820,65 | 4,55% | 5,44% | 0,14% |
| LU0484968812 | Xtrack II ESG EUR Corp Bd SRI PAE ETF 1D | 2473,21 | 4,47% | 5,03% | 0,16% |
| IE00B9M6SJ31 | iShares Glo Corp Bd EUR-h ETF € dis | 1182,57 | 4,47% | 5,28% | 0,25% |
| DE000ETFL383 | Deka iBoxx € Liquid Non-Financ. Div. ETF | 153,26 | 4,45% | 4,99% | 0,20% |
| LU1603790731 | IndexIQ Factors Sust Corp Euro Bd ETF D | 30,97 | 4,43% | 4,95% | 0,30% |
| IE00B4L60045 | iShares € Corp Bond 1-5yr ETF € dis | 4803,97 | 4,35% | 4,94% | 0,20% |
| IE00B4L5ZG21 | iShares € Corp Bond ex-Fin ETF € dis | 1090,46 | 4,26% | 5,11% | 0,20% |
| NL0009690247 | VanEck iBoxx EUR Corporates ETF | 44,8 | 4,25% | 5,20% | 0,15% |
| DE000ETFL599 | Deka MSCI EUR Corp Climate Ch. ESG ETF | 243,11 | 3,99% | 4,36% | 0,18% |
Klassische, gemanagte Rentenfonds sind gegenüber der passiven Konkurrenz tatsächlich im Vorteil. Rentenfondsmanager können schwächere Phasen am Rentenmarkt einfach aussitzen. Denn die gemanagten Fonds erfüllen auch bei gefallenen Kursen weiterhin ihre Aufgabe: Sie schütten die Zinsen der Papiere im Fondsportfolio aus – entweder in den Fonds selbst zur Wiederanlage oder bei den ausschüttenden Versionen ins Wertpapierdepot des Anlegers. Das hat seinen Preis. Die laufenden Kosten liegen in der Regel zwischen 1,5 und 2 Prozent per annum. Deshalb sollten sich Anleger Performance und Kosten der einzelnen Fonds gut ansehen. Teuer ist nicht immer gut. Das Verhältnis muss stimmen.
| ISIN | Name | Fondsvolumen in Mio. Euro | Perf. 1 Jahr | Perf. 3 Jahre p.a. | TER |
|---|---|---|---|---|---|
| DE000A2QCYM1 | Antecedo Enhanced Yield R | 18,36 | 8,79% | 4,21% | 1,32% |
| DE0008006255 | HANSApost Eurorent A | 20,11 | 8,67% | 4,73% | 1,07% |
| DE000A2QFHC0 | Ampega Credit Opp Rentenfonds P a | 83,57 | 7,02% | 10,26% | 0,99% |
| DE000A0H0RA1 | HSBC Euro Credit Subordinated Bond ID | 39,98 | 6,53% | 9,26% | 0,39% |
| DE000A1110K2 | HAL Euro Corporate Hybrid Bonds IA | 12,68 | 6,20% | 8,85% | 0,76% |
| DE000A2AQZV3 | HANSArenten Spezial A | 285,47 | 6,18% | 7,86% | 0,98% |
| LU1510784512 | SS Resource Income A | 1,94 | 6,13% | 2,11% | 2,49% |
| DE000A0ETKV5 | BayernInvest ESG Subordinated Bd I | 29,21 | 6,10% | 8,07% | 0,80% |
| AT0000784756 | Kepler EuroPlusRentenfonds A | 463,27 | 5,99% | 8,11% | 0,60% |
| AT0000675673 | Gutmann Euro Bond Opportunities A € | 23,94 | 5,95% | 8,03% | 0,70% |
| DE000DK2J6P1 | Deka-RentenStrategie Global CF | 700,67 | 5,87% | 4,90% | 0,92% |
| DE000A2DJVM0 | Deka-Institutionell Weltzins ESG | 247,23 | 5,74% | 4,62% | 0,65% |
| LU1897294564 | Bankhaus Neelmeyer Rentenstrategie V | 398,85 | 5,74% | 8,83% | 0,44% |
| LU1960394903 | FU Fonds Bonds Monthly Income P | 146,98 | 5,55% | 9,74% | 1,77% |
| LU0251659933 | AXA WF Euro Strategic Bonds A Dis € | 470,82 | 5,44% | 7,46% | 0,82% |
| DE0005316996 | Degussa Renten-Universal | 11,13 | 5,29% | 4,39% | 0,86% |
| LU0112241566 | Deka-ZukunftsThemen Renten CF | 342,89 | 5,26% | 7,62% | 0,93% |
| DE0008481078 | Ampega Unternehmensanleihenfonds | 76,56 | 5,25% | 7,36% | 0,83% |
| AT0000819487 | Apollo Euro Corporate Bond ESG A | 235,43 | 5,15% | 7,79% | 0,70% |
| LU1815126013 | VM BC Anleihen Global A | 75,71 | 5,10% | 6,82% | 1,10% |
Einige Rentenfonds konnten in den zurückliegenden zwölf Monaten besonders überzeugen. Erwähnenswert ist hier der Antecedo Enhanced Yield R. Der Fonds investiert überwiegend in Staatsanleihen höchster Qualität und ergänzt das Portfolio mit gut verzinsten europäischen Unternehmensanleihen – allerdings ohne deren Kreditausfallrisiken zu tragen. Dafür setzt das Fondsmanagement eine Optionsstrategie ein. Diese Strategie hat sich in den vergangenen zwölf Monaten für die Anleger ausgezahlt. Fast neun Prozent Rendite sprechen für sich. Dass das Konzept nicht immer für überdurchschnittliche Renditen sorgt, zeigt ein Blick auf die Dreijahresperformance. 4,21 Prozent per anum sind okay, aber nicht überwältigend.
Im Langfristvergleich überzeugt hier mit einer Rendite von über zehn Prozent per annum der Ampega Credit Opportunities Rentenfonds P. Der Fonds investiert in Unternehmensanleihen, mit Schwerpunkt auf Emittenten, die im oberen High Yield Segment (BB+, BB, BB-) bzw. unteren Investment Grade (BBB, BBB-) bewertet sind. Die durchschnittliche Volatilität von unter vier Prozent zeugt zudem von gutem Risikomanagement.
Der HSBC Euro Credit Subordinated Bond ID wiederum zieht seine überdurchschnittlich gute Performance aus der Investition in Nachranganleihen von Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen. Das Kredit-Risiko wird hier mithilfe von Zins-Futures und Swaps reduziert.
Allein diese kleine Auswahl an Strategien zeigt: Es ist hilfreich, sich die Details der verschiedenen Anlagestrategien genau anzusehen. Anders als bei Long-Only-Aktienfonds sind bei Rentenfonds oft komplexere Vorgehensweisen und eben auch der Einsatz von Derivaten gefordert, um eine Überrendite gegenüber dem Marktdurchschnitt zu erzielen.
Fazit: Anleger, die ihr Anlage-Risiko reduzieren und den Aktienanteil in ihrem Portfolio senken wollen, sollten die Angebote des Rentenmarktes genau studieren. Eine gute Diversifikation über verschiedene Rentenstrategien hinweg ist empfehlenswert. Und grundsätzlich gilt, wie immer: Es lohnt sich, auf die Kosten zu achten. Gerade bei Rentenfonds, wo es bei der Rendite um jede Stelle hinter dem Komma geht.
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