ESG-Kritierien stoßen bei immer mehr Anlegern auf positive Resonanz. Für Berater stellt sich die Frage, bei welchen Fonds Nachhaltigkeit nur drauf steht und bei welchen tatsächlich Nachhaltigkeit drin ist.
28.08.2019 | 14:00 Uhr von «Christian Bayer»
Ein grundsätzliches Interesse an Nachhaltigkeitsthemen bei Investoren macht
Mirko Hajek, Portfoliomanager bei RP Rheinische Portfolio Management, aus. Aus
seiner Sicht halten 80 Prozent der Anleger Nachhaltigkeit für wichtig. Die RP
Rheinische Portfolio Management bietet mit dem Kölner Nachhaltigkeitsfonds einen
Dachfonds mit Fokus auf Nachhaltigkeit an und beobachtet daher kontinuierlich
die Entwicklungen in diesem Bereich.
Aus Hajeks Sicht muss die Berücksichtigung der ESG-Kriterien fest im
Investmentprozess verwurzelt sein. Asset Manager, die sich schon längere Zeit
mit Nachhaltigkeits-Themen beschäftigt haben, zieht er grundsätzlich denjenigen
vor, die erst kürzlich auf den Zug aufgesprungen sind. Häufig kaufen Asset
Manager die Nachhaltigkeits-Expertise über ESG- Research-Anbieter ein. Hajek hält
allerdings die externe Auswahl eines Anlageuniversums für zu kurz gegriffen.
Aus seiner Perspektive sollte ein aktiver Asset Manager ein eigenes
Nachhaltigkeitsverständnis entwickeln. Hajek sieht es positiv, wenn es ein
eigenes Nachhaltigkeits-Team im Unternehmen gibt, idealerweise mit Vorschlags-
und Veto-Recht gegenüber dem Fondsmanager.
Das Thema Greenwashing beschäftigt auch die Experten von LFDE. „Die Integration
von ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales und gute Führung) in den Investitionsprozess
ist aktuell fast zum Modethema geworden. Dabei wird es für Anleger immer
schwerer, zwischen grünen Deckmäntelchen und engagierten
Nachhaltigkeitsstrategien zu unterscheiden.“ LFDE –La Financière de l’Echiquier
kann auf mehr als 12 Jahre Expertise zum Thema Nachhaltigkeit zurückblicken.
Die Fonds Echiquier Major SRI Growth Europe und Echiquier Positive Impact
Europe, die von Sonia Fasolo verantwortet werden, tragen seit Oktober 2016 das
SRI-Label des französischen Finanzministeriums. Bislang ist das Label die
einzige aktuell verfügbare staatliche SRI-Zertifizierung in Europa.
Im Echiquier Positive Impact Europe investiert die Fondsmanagerin in
europäische Unternehmen, die zur Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige
Entwicklung (SDGs) beitragen. „Eine nachhaltige Produktion kann dazu beitragen,
den Klimawandel aufzuhalten, die begrenzten natürlichen Ressourcen zu schonen
und dabei die Grundbedürfnisse einer wachsenden Bevölkerung nach Wasser,
Nahrung, sanitären Einrichtungen und den Zugang zu Energie zu ermöglichen.
Daher investiert der Fonds unter anderem in Unternehmen, die Lebensmittel
nachhaltig unter geringem Energieaufwand und Emissionsausstoß herstellen und
möglichst wenig Abfall produzieren“, sagt Fasolo. Das SDG-Ziel „Verantwortungsvolle
Konsum- und Produktionsmuster“ erfüllt aus Sicht der LFDE-Expertin beispielsweise
das Unternehmen Wessanen, ein führender Hersteller von Bio-Lebensmitteln. Der
Konzern hat bei seinen Produkten Plastikverpackungen durch pflanzliche
Materialien ersetzt.
Der Pictet Global Environmental Opportunities räumt mit dem Vorurteil auf, dass ökologische Investments mit Performanceverzicht erkauft werden müssten. Auf Sicht von fünf Jahren haben Investoren einen Ertrag von 58 Prozent erzielt. Aus einem Anlageuniversum von 400 Umweltunternehmen wird ein Portfolio mit den 50-60 attraktivsten Titeln ausgewählt. Dabei werden Konzerne aus Industrie- und Schwellenländern berücksichtigt. Knapp 55 Prozent des Portfolios sind zurzeit in den USA investiert. Zu den Top-Holdings des von Luciano Diana gemanagten Pictet-Fonds zählen aktuell das Wasserversorgungsunternehmen American Water Works, Veolia Environnement und Ecolab.
Biochemische Einträge pro Jahr in kg Stickstoffäquivalent pro 1 Million USD Jahresumsatz
Quelle: Pictet Asset Management
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