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Kolumne

Warum die Zinsen nicht steigen

FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: die Reaktion des Kapitalmarkts auf Jerome Powells Rede am vorvergangenen Freitag.

06.09.2021 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Die Rede des Fed-Chefs Jerome Powell auf dem Notenbanker-Treffen in Jackson Hole am vorvergangenen Freitag war zunächst einmal enttäuschend. Denn Powell bemühte sich, vor allem Langeweile zu erzeugen. Das Fazit seiner Ausführungen lässt sich in dem Satz zusammenfassen: Im Westen nichts Neues. Will heißen: Powell sprach sich für ein Auslaufen der US-Staatsanleihen-Käufe durch die Fed aus, hielt sich aber hinsichtlich künftiger Zinserhöhungen bedeckt. Das klang vor nicht allzu langer Zeit auch schon mal anders. Da meinten kritische Zuhörer, eine Spur von Zinserhöhungsandeutungen gehört zu haben. Davon ist im Moment nicht mehr die Rede. Die Folge: Die Renditen von US-Staatsanleihen sind in der vergangenen Woche gesunken. So kann auch eine Nicht-Nachricht zur Nachricht werden.

Die Fed hält die Füße still. Dabei stünden die Zeichen eigentlich auf Zinserhöhung. Die Inflation in den USA steigt kräftig an, und auch die Konjunktur läuft auf Hochtouren. Der Arbeitsmarkt ist robust, ja sogar angespannt. Unternehmen suchen händeringend nach Arbeitskräften und bieten teilweise sogar Einstellungsprämien und Boni. Ein Novum in der US-Geschichte. Auch das eklatante Ungleichgewicht zwischen Warenangebot und -nachfrage hat das Potenzial, die Preise in naher Zukunft weiter nach oben zu treiben.

Als offizielle Begründung dafür, warum die Fed trotzdem Zurückhaltung beim Thema Zinserhöhung übt, gab Powell die Herausforderungen an, die den aktuellen Aufschwung gefährden könnten, zum Beispiel die rasend schnelle Verbreitung der Delta-Variante des Corona-Virus. Powell will die Zinssätze so lange niedrig halten, bis maximale Beschäftigung und Preisstabilität erreicht sind. Das wurde vom Markt mit Wohlwollen aufgenommen. Nicht nur Anleihen waren nach der Rede gefragt. Auch US-Aktienkurse stiegen in der vergangenen Woche auf neue Höchststände.

Man darf sich an dieser Stelle die Frage stellen, warum die Fed derzeit so laviert, wie sie es tut. Die Antwort könnte lauten: Die Fed hat mit ihrer Zins- und Geldpolitik die Regeln für die US-Konjunktur verändert. Früher einmal lief das Geschäftsmodell der USA so: Die Vereinigten Staaten kaufen weltweit Waren ein und verkaufen dafür ihre Anleihen. Das stärkt wiederum den Dollar und damit die Kaufkraft des international größten Gläubigers, die USA. Ein Konsumrausch auf Pump, der alle glücklich machte. Heute läuft der Deal anders. Wo internationale Investoren die Lust auf Anleihekäufe verloren haben, springt die Fed ein. Die USA finanzieren ihren Kaufrausch nun selbst. Genau genommen ist es Währungsinzest. Die Folge: Der US-Dollar schwächelt – wie alle anderen Währungen auch. Was kein Zufall ist. Die europäische EZB spielt schließlich dasselbe Spiel.

Ein Nebeneffekt der neuen US-Autonomie zielt übrigens direkt gegen China: Die Chinesen haben eine wirtschaftspolitische Waffe gegen die USA verloren, nämlich die potenzielle Drohung, ihren gigantischen US-Staatsanleihen-Bestand zum Schaden der US-Konjunktur zu verkaufen. Die Fed steht als Käufer parat.

So ist aus einer unabhängigen Notenbank ein politischer Hilfssheriff geworden. O tempora, o mores.

Ausblick auf die wichtigsten Termine in dieser Woche

Am Dienstag veröffentlicht China aktuelle Zahlen zu seiner Handelsbilanz. Was zuletzt schon auffiel: Chinas Importe steigen dramatisch schneller an als die Exporte. Grundsätzlich entspricht dies der von der KP geforderten Transformation der Wirtschaft. Der Binnenmarkt soll gestärkt und Chinas Wirtschaft insgesamt unabhängiger vom Export werden. Die Frage ist, wann die Partei regulierend eingreift, um den Trend auch wieder zu stoppen. Eine negative Handelsbilanz ist zwar noch lange nicht in Sicht. Doch wenn die Importe weiterhin doppelt so schnell wachsen wie die Exporte, wird die KP irgendwann nicht mehr tatenlos zusehen wollen.

Am Mittwoch zieht Frankreich mit der Veröffentlichung seiner Export- und Importzahlen nach. Unter dem Strich wird wohl mindestens ein Minus von sechs Milliarden Euro für den zurückliegenden Monat stehen. Alles wie immer. Ein jährliches Minus von 80 Milliarden Euro ist für Frankreich völlig normal. Unser westlicher Nachbar ist seit Jahren das EU-Land mit der schwächsten Handelsbilanz. Darüber regt sich in Paris niemand auf. C'est la vie.

Am Donnerstag veröffentlicht das Statistische Bundesamt seine Zahlen zur deutschen Handelsbilanz. Wir werden – wie schon seit Jahrzehnten – wieder stolz darauf sein, einen üppigen Überschuss zu erzielen. Derweil wird hierzulande zu wenig investiert. Unsere Infrastruktur bröckelt, bei der Digitalisierung haben wir international den Anschluss verloren, unsere Autobahnbrücken und das Schienennetz ächzen immer hörbarer unter dem zunehmenden Güterverkehr, während in unseren Schulen der Putz von den Wänden bröckelt. Wir leben von der Substanz. Unser Handelsbilanz-Stolz kommt uns allmählich teuer zu stehen.

Am Freitag schließen die Briten den Import-Export-Reigen mit der Meldung ihrer aktuellen Handelsbilanz ab. Tendenz: negativ, so mies wie das Wetter auf der Insel. Bis Großbritannien, wie von Boris Johnson einst versprochen, wieder zu alter Größe wiederfindet, wird es wohl noch eine Weile dauern.

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