TiAM FundResearch blickt auf die Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: das leidige Renten-Thema.
14.04.2025 | 07:15 Uhr von «Matthias von Arnim»
Fangen wir mit den guten Nachrichten an. Die Vermutlich-schon-bald-Bundesregierungs-Koalitionäre haben sich darauf geeinigt, dass mit der Rente irgendwas passieren muss. Sie haben sich zusammengesetzt und beraten. Herausgekommen sind dabei unter anderem zwei nette Projekte. Da ist erstens die Frühstart-Rente: Ab kommendem Jahr zahlt der Staat für jedes Kind, das hierzulande eine Bildungseinrichtung besucht, vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr pro Monat zehn Euro in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot ein. Ab dem 18. Lebensjahr bis zum Renteneintritt kann dieser Betrag weiter durch private Einzahlungen bis zu einem noch festzulegenden Höchstbetrag bespart werden. Mit dem Erreichen der Regelaltersrente werden das Ersparte und der erzielte Gewinn ausgezahlt. Bis zur Auszahlung bleiben die Erträge steuerfrei. Zugegeben: Zehn Euro pro Monat über zehn Jahre hinweg ist nicht gerade viel Geld – um genau zu sein, sind es 1.440 Euro. Und die kommen aus der Staatskasse, also von uns Steuerzahlern. Es ist also ein Linke-Tasche-rechte-Tasche-Deal. Aber die Frühstart-Rente ist wenigstens ein Anfang und kann im besten Fall eine Generation von neuen Anlegern hervorbringen, die den einmal begonnen Sparplan aus eigenem Antrieb weiterführen. Wer die Disziplin aufbringt, bis zum 67sten Lebensjahr weiterhin monatlich zehn Euro in das Depot einzuzahlen, kann dann auf fünfzig- bis achtzigtausend Euro hoffen – je nachdem, wie die Kapitalmärkte sich entwickeln. Immerhin. Gemessen daran, dass sich die SPD noch niemals für kapitalgedeckte Lösungen begeistern konnte, ist die Frühstart-Rente ein Meilenstein. Man muss natürlich vorsichtig bleiben. Auch die Aktienrente war schon einmal Bestandteil eines Koalitionsvertrages. Am Ende hatte Arbeitsminister Hubertus Heil sie komplett wegverhandelt.
Das zweite erwähnenswerte Projekt ist die Aktivrente: Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig weiterarbeitet, soll bis zu 2.000 Euro pro Monat steuerfrei hinzuverdienen dürfen. So sollen mehr Menschen dazu motiviert werden, länger im Erwerbsleben zu bleiben und länger in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Das ist eine nette Idee. Der eine oder andere rüstige Rentner mit Freude am Job wird sich darüber freuen. Den meisten Menschen in Deutschland wird das Angebot jedoch vermutlich egal sein. Laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht die Mehrzahl der Menschen hierzulande bereits mit 64 Jahren in Rente. Und Beamte, von denen sich die meisten schon viel früher aus dem Berufsleben verabschieden und selbst dann in der Regel kräftige Altersbezüge kassieren, betrifft die Regelung ohnehin nicht. Unterm Strich gilt also auch für die Aktivrente: nett gemeint. Aber immerhin. Es ist ein Anfang.
War sonst noch was? Ach ja, das Rentenniveau bleibt, das offizielle Renteneintrittsalter ebenfalls, und die Mütterrente gibt es jetzt für alle Mütter. Das Rentenproblem ist damit vom Koalitionstisch. Prima. In vier Jahren kann man dann ja nochmal darüber reden. Mit wem auch immer. Vermutlich wird sich das Thema bis dahin ja auch gelöst haben, auch wenn heute niemand weiß, wie das ohne echte Rentenreform möglich sein soll. Man sollte als Politiker positiv bleiben und das Beste hoffen. So oder ähnlich darf man wohl die Rentenpläne der Vermutlich-schon-bald-Bundesregierungs-Koalitionäre interpretieren.
Am Dienstag treten die EU-Extrazölle auf die Einfuhr amerikanischer Produkte wie Bourbon-Whiskey, Jeans, Motorräder, Boote und Erdnussbutter in Kraft. Oder auch nicht. Aktueller Stand: Der Start der Zölle wurde erst einmal um zwei Wochen verschoben. Aber nur der Alleinherrscher im Weißen Haus weiß, ob und welche Verhandlungen mit der EU es geben wird. Es werden auf jeden Fall wunderbare Verhandlungen. Die besten Verhandlungen, die es jemals gegeben hat. Denn „die küssen alle meinen Hintern", sagt Donald Trump. Zitat Ende. Darauf einen Whiskey!
Am Mittwoch veröffentlicht die europäische Statistikbehörde Eurostat ihre Zahlen zur Inflation im März 2025. Die Inflation wird aller Voraussicht nach irgendwo um die zwei Prozent liegen – auf jeden Fall deutlich niedriger als in den USA. Dort ist die Inflationsentwicklung weiterhin fantastisch. Es sind wunderbare Inflations-Zahlen. Die besten Zahlen, die es in den USA jemals gegeben hat. Darauf einen Whiskey!
Am Donnerstag gibt Christine Lagarde bekannt, ob und um wieviel Prozent die Europäische Zentralbank die Leitzinsen für die Eurozone senken wird. Es gibt Stimmen, die eine XXL-Senkung um 0,5 Prozentpunkte erwarten. Das wäre ein starkes Signal – auch im Kontext des Handelskrieges mit den USA. Wenn sich europäische Unternehmen deutlich günstiger finanzieren können als US-Unternehmen, ist das durchaus ein Vorteil im internationalen Geschäft. Und es belebt die Konjunktur – ganz im Gegensatz zu Zöllen. Darauf einen Whiskey!
Der Karfreitag ist der erste der kommenden Osterfeiertage. Die Familie ist komplett zu Hause. Die Kinder haben schulfrei. Die Verwandtschaft kommt zu Besuch. Darauf einen… oder zwei… oder doch nicht? Ach komm, auch schon egal…
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