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„Globale Staatsanleihen bieten aktuell Renditechancen wie Aktien“

Dirk Zabel, Geschäftsführer von TBF Sales and Marketing. (Bild ®Birte Zabel)
Interview

Dirk Zabel, Geschäftsführer bei TBF, sieht die besten Anlagechancen derzeit nicht an den Aktienmärkten, sondern bei globalen Staatsanleihen – insbesondere in Schwellenländern wie Mexiko oder Südafrika. Im Interview erklärt er, warum zweistellige Renditen möglich sind, welche Risiken Anleger beachten sollten und wie er die Entwicklung von KI- und Infrastrukturinvestments einschätzt.

26.08.2025 | 07:00 Uhr von «Jörn Kränicke»

TiAM FundResearch: Herr Zabel, die Aktienmärkte notieren nahe ihren Allzeithochs. Mit Anleihen war hingegen zuletzt wenig zu verdienen. Wo sehen Sie aktuell spannende Chancen?

Dirk Zabel: Wir sind derzeit sehr bullisch auf globale Staatsanleihen. Lange Zeit waren sie unattraktiv – wegen steigender Zinsen und Negativzinspolitik. Das hat sich massiv verändert. Viele Länder haben die Inflation erfolgreich bekämpft, die Konjunktur ist stabil, und die Zentralbanken sind mit Zinssenkungen noch nicht so weit, wie es die Inflationsraten eigentlich nahelegen würden. Das heißt: Wir bekommen attraktive Coupons und zusätzlich große Performancechancen über Duration. In den nächsten zwei bis drei Jahren sind zweistellige Renditen realistisch.

Welche Märkte schauen Sie sich dabei konkret an?

Zabel: Natürlich kaufen viele Investoren US-Treasuries oder deutsche Bundesanleihen. Aber die spannenderen Chancen liegen woanders: in Ländern wie Ungarn, Tschechien, Rumänien, Mexiko, Chile oder Südafrika – alles Investment-Grade-Länder. Ein Beispiel ist Mexiko: Die Inflation ist wieder unter vier Prozent, die Wirtschaft stabil. Trotz der jüngsten Diskussionen um Zölle sind dort keine Projekte ins Stocken geraten. Im Gegenteil – die Produktionsstätten werden weiter aufgebaut. Das zeigt uns, dass die langfristigen Trends intakt sind. Der Leitzins liegt aber noch bei neun Prozent. Selbst konservativ betrachtet könnten in den nächsten zwölf Monaten 200 bis 300 Basispunkte Zinssenkung kommen. Mit 20- oder 30-jährigen Anleihen sprechen wir dann über 30 bis 50 Prozent Performance – das ist Aktienmarktniveau, aber mit Staatsanleihen.

Klingt sehr attraktiv. Welche Risiken sehen Sie dabei?

Zabel: Natürlich gibt es Risiken: Währungen schwanken, etwa in Mexiko mit Ausschlägen von rund zehn Prozent. Auch politische Entwicklungen muss man im Blick behalten. Wichtig ist die Liquidierbarkeit von Anleihen – in Rumänien kaufen wir zum Beispiel nicht in Lokalwährung, weil man im Ernstfall nicht wieder rauskommt. Aber insgesamt bewegen wir uns in OECD-Investment-Grade-Ländern. Wir müssen also nicht in High-Yield oder exotische Märkte gehen, um hohe Renditechancen zu nutzen.

Welche Rolle spielt Mexiko konkret?

Zabel: Mexiko ist ein Schlüsselland, nicht nur für die USA, sondern auch für Lateinamerika. Unternehmen nutzen den Standort, um von dort in die gesamte Region zu liefern. Selbst Donald Trump weiß, dass er nicht alles in die USA zurückholen kann. Er braucht Arbeitskräfte, will aber die Einwanderung begrenzen. Deshalb verlagern Firmen ihre Produktion nach Mexiko – direkt an die Grenze. Das schafft Chancen, auch wenn es kurzfristig zu Volatilität kommen kann.

Und wie sieht es mit der Zinspolitik aus? Viele Emerging Markets orientieren sich stark an den USA.

Zabel: Richtig. Viele Schwellenländer sind in US-Dollar verschuldet, deshalb ist die Zinspolitik der Fed für sie entscheidend. Nachdem wir erste Zinsschritte gesehen haben, ist nun ein gewisses Niveau erreicht. Genau darauf hatten viele Länder gewartet, weshalb sie zuvor eher eine abwartende Haltung eingenommen hatten. Für uns ist das jetzt ein Katalysator, um uns dort gezielt zu positionieren.

Erwarten Sie in 2025 noch Zinssenkungen von der US-Notenbank Fed?

Zabel: Ob die US-Notenbank Fed in diesem Jahr ihre Zinsen senkt, hängt maßgeblich von der konjunkturellen Entwicklung ab – und nicht von den Forderungen von Präsident Trump, der Fed-Chef Jerome Powell öffentlich zu Zinssenkungen drängt. Die Märkte kalkulieren derzeit mit einer Lockerung der Geldpolitik um insgesamt 50 Basispunkte. Nach unserer Einschätzung rechtfertigen die nachlassende Wachstumsdynamik und die sich abzeichnende Schwäche am US-Arbeitsmarkt diese beiden Zinsschritte. Sollte die Arbeitsmarktlage jedoch deutlicher unter Druck geraten, dürfte die Fed schneller und entschlossener handeln.

Welche Chancen ergeben sich daraus für Investoren?

Zabel: Auf der einen Seite können wir uns aktuell noch sehr attraktive Coupons sichern. Auf der anderen Seite eröffnet der laufende Zinssenkungszyklus in Emerging Markets zusätzliches Performancepotenzial. Mexiko ist hier nur ein Beispiel – ähnliche Chancen sehen wir auch in Brasilien, Chile, Südafrika oder Osteuropa.

Wo sehen Sie die Risiken?

Zabel: Natürlich muss man immer auch die andere Seite bedenken. Angenommen, die Zinsen würden nicht gesenkt, sondern um 100 oder 200 Basispunkte erhöht – was wir für sehr unwahrscheinlich halten – dann läge das Renditepotenzial immer noch zwischen plus zwei Prozent und minus fünf Prozent. Aber das Szenario halten wir für wenig realistisch. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Zinsen in vielen Schwellenländern noch deutlich sinken können, was wiederum überproportionale Performance ermöglicht.

Wie schlägt sich Ihre Strategie bislang?

Zabel: In diesem Jahr liegen wir auf US-Dollar-Basis mit dem TBF Fixed Income fast zwölf Prozent im Plus. Sollte der Dollar wieder zulegen, wäre das ein zusätzlicher Hebel für Euro-Investoren. Der breit aufgestellte Fonds bietet eine laufende Verzinsung von über sechs Prozent Rendite bei einer Duration von knapp acht Jahren. Wir können uns vorstellen, die Duration sogar noch zu verlängern.

Und wie sehen Sie aktuell die Aktienmärkte?

Zabel: Für das zweite Halbjahr erwarten wir noch Volatilität. Für 2026 sind wir aber für Aktien klar positiv gestimmt – nicht für den breiten Markt, sondern selektiv. In den USA etwa sind wir beim Konsum zurückhaltend, aber im KI-Sektor sehr optimistisch. Unternehmen investieren massiv, teilweise sogar mehr als angekündigt. Die Berichterstattung im April über ein angebliches KI-Ende war übertrieben. Wir stehen hier noch ganz am Anfang.

Und wie gehen Sie bei TBF mit Künstlicher Intelligenz um?

Zabel: Wir testen KI in verschiedenen Bereichen, etwa in der Organisation oder Buchführung. Aber für unsere Investmententscheidungen setzen wir weiter auf direkte Gespräche mit Unternehmen und eigene Analysen. Das kann keine KI ersetzen.

Ein Dauerbrenner ist auch Energieinfrastruktur, die sie mit dem TBF Smart Power abdecken. Wie positionieren Sie sich da?

Zabel: Energieinfrastruktur bleibt für uns ein zentrales Thema. Rüstungsinvestitionen, die derzeit gehypt werden, sehen wir dagegen nicht als nachhaltiges Investment – wir würden keinen Rüstungsfonds auflegen. Aber klar, Konjunkturprogramme mit Infrastrukturanteil geben kurzfristig Impulse. Bei solchen politisch motivierten Investitionsprogrammen muss man immer vorsichtig sein. Langfristig muss man natürlich auch sehen, wie das finanziert wird. Wir finden auch abseits von Rüstung & Co. genügend interessante Anlagemöglichkeiten.

Spielen Kryptowährungen bei TBF als Beimischung eine Rolle?

Zabel: Nein, nicht direkt. Wir beobachten das Thema, aber wir investieren nicht in Bitcoin & Co. Über andere Vehikel kann man das machen, für uns steht das aber nicht auf der Agenda.

Zum Abschluss: Wie lautet aktuell Ihr Rat für Anleger?

Zabel: Wer sein Portfolio breit und zukunftsorientiert aufstellen möchte, sollte gerade jetzt globale Staatsanleihefonds wie etwa den TBF Fixed Income berücksichtigen. Das Rendite-Risiko-Profil ist extrem attraktiv. In Kombination mit gezielten Aktieninvestments, etwa im KI- oder Infrastrukturbereich, lässt sich ein sehr robustes Portfolio.

Zur Person:

Dirk Zabel ist seit 2015 Geschäftsführer von TBF Sales and Marketing. Die Schwestergesellschaft von TBF Global Asset Management deckt sämtliche Tätigkeiten rund um das Marketing und den Vertrieb von Investmentfonds ab. Zuvor war Zabel bei der Hansainvest Hanseatische Investmentgesellschaft tätig und war als Geschäftsführer für die Kapitalmarktstrategie sowie Vertrieb und Marketing des Unternehmens verantwortlich.

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