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Interview

„Eine Rezession ist für uns aktuell kein Basisszenario“

Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege bei M&G Investments, rät Investoren zwar weiterhin zu einer vorsichtigen Positionierung, rechnet allerdings nicht mit dem Schlimmsten. Auf der Aktienseite favorisiert er defensive Value-Titel und ausgewählte Qualitätsaktien.

13.07.2022 | 07:30 Uhr von «Peter Gewalt»

TiAM: Herr Domjanic, wie schätzen Sie den Markt ein?

Ivan Domjanic: Das Umfeld war schon vor dem Ukraine-Konflikt inflationär geprägt, aber man ist davon ausgegangen, dass der konjunkturelle Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt gewinnt. Durch den Krieg in der Ukraine ist das inflationäre Umfeld jetzt aber noch stärker worden. Steigende Rohstoff- und Energiepreise heizen die Kosteninflation an. Dies drückt auf die Wirtschaftsstimmung, insbesondere in Europa, soll heißen: Der wirtschaftliche Ausblick ist gedämpft und die Inflationsgefahr weiterhin hoch.

TiAM: Was bedeutet das für die Zinsen?

Wir sehen, dass die Zentralbanken trotz der Unsicherheiten nicht von ihrer hawkishen Haltung abrücken, die Inflation zu bekämpfen. Das gilt insbesondere für die Fed. Die ersten Zinsschritte haben wir gesehen und es werden weitere Zinsschritte folgen. Die Anleiherenditen dürften daher nach einer kurzen Verschnaufpause tendenziell weiter steigen.

TiAM: Wie wird sich die europäische Zentralbank verhalten?

Die EZB ist generell vorsichtiger, weil die Inflationsraten auf dem alten Kontinent niedriger waren, jetzt aber herrscht auch hier höherer Inflationsdruck. Man merkt, dass die EZB daher etwas hawkisher geworden ist und es werden bereits erste Zinsschritte in diesem Jahr erwartet. Vergleicht man die Realrenditen in den USA mit denen in Europa, so besteht durchaus ein Aufholpotenzial, was die europäischen Renditeniveaus anbelangt.

TiAM: Droht eine Stagflation?

Die Stagflationsrisiken haben zugenommen. Die Inflation ist höher, die Wachstumsaussichten sind schwächer. Aber eine Rezession ist aktuell kein Basisszenario für uns. Denn die Konsumenten haben in der Pandemie Ersparnisse angehäuft, die sie nun ausgeben können. Liquiditäts- und Nachholeffekte sind also reichlich vorhanden. Auch in der Industrie hat man sich wegen der Pandemie mit Investitionen zurückgehalten. Diese müssen nun nachgeholt werden. Verbraucher und Industrie spüren natürlich die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise. Das ist ein bremsender Effekt. Insgesamt ist die Ausgangslage aber nach wie vor relativ gut, sodass wir eine echte Stagflation eher nicht erwarten. Allerdings gilt es, die Risiken für mögliche weitere Eskalationsstufen im Hinblick auf Sanktionen, wie zum Beispiel ein potenzielles Energieembargo, und deren Auswirkungen auf die Energiepreise im Blick zu behalten.

TiAM: Gibt es in diesem Umfeld ein Come-back der Value-Aktien?

Value-Titel werden von steigenden Anleiherenditen weniger stark getroffen als Wachstumsunternehmen, deren Gewinne weiter in der Zukunft liegen. Die höheren Zinsen reduzieren vor allem den Barwert künftiger Cashflows der Wachstumswerte. Daher kann man davon ausgehen, dass diese Value-Rotation noch nicht am Ende ist, wenn sich das Umfeld wie beschrieben weiterentwickelt.

TiAM: Welche Art von Value-Titeln favorisieren Sie?

Hätten Sie mich zu Jahresbeginn gefragt, dann hätte ich zyklische Value-Titel empfohlen. In Anbetracht der gestiegenen Unsicherheiten würde ich aktuell aber eher defensive Value-Titel vorziehen, wie zum Beispiel aus dem Versorger- und Gesundheitssektor. Aber auch bestimmte Qualitätsunternehmen sind empfehlenswert.

TiAM: Welche Qualitätsunternehmen meinen Sie damit?

Beispielsweise Unternehmen, die weniger kapitalintensiv und daher weniger abhängig von der steigenden Kosteninflation sind. Oder Unternehmen, die eine starke Preissetzungsmacht haben und damit am besten mit der Kosteninflation zurechtkommen, da sie diese an den Konsumenten weiterreichen können. Aber Vorsicht: Einige Qualitätstitel sind schon sehr sportlich bewertet, während die Value- Titel im Großen und Ganzen trotz des Niedrigzinsumfelds durchaus moderat bewertet sind, auch im historischen Kontext. So ein Mix aus Value und robusten Qualitätstiteln dürfte daher im aktuellen Umfeld eine sinnvolle Option darstellen.

TiAM: Unprofitable Technologiewerte sind stark unter Druck gekommen. Sollten Anleger hier schon wieder zugreifen?

Gerade die unprofitablen Technologietitel befinden sich seit März vorigen Jahres in einem klaren Abwärtstrend. Einige dieser Titel haben sich zwar zuletzt wieder etwas erholt, aber es ist noch zu früh, um Entwarnung zu geben. Wenn die Renditen weiter steigen, wird das Wachstumssegment insgesamt weiterhin Nachteile haben. Wir konzentrieren uns daher lieber auf die solideren Titel, die Cashflows haben. Da fühlen wir uns als wertorientierte Investoren deutlich wohler.

TiAM: Sollten Investoren wegen des Kriegs in der Ukraine jetzt europäische Aktien meiden?

Da der Ukraine-Konflikt stärker auf Europa wirkt, ist dies nachteilig für europäische Titel. Zudem ist der europäische Aktienindex zyklischer, exportorientierter und abhängiger von den Rohstoffen. Andererseits sind die Bewertungen europäischer Aktien insgesamt günstiger als in den USA. Gerade bei europäischen Value-Titeln sehen wir deutliches Aufholpotenzial. Insbesondere dann, wenn sich die Rezessionssorgen im Markt als übertrieben erweisen sollten.

TiAM: Rechnen Sie mit Gewinneinbrüchen bei europäischen Titeln?

Das kommt auf den Sektor an. Bei der Industrie und zyklischen Konsumgüterherstellern werden wir wahrscheinlich Margendruck und eine Reduzierung der Gewinnaussichten auch von Analysten sehen. Einen großen Gewinneinbruch in der Breite erwarte ich aber nicht.

TiAM: Welche M&G-Fonds passen besonders gut zur aktuellen Lage?

Auf der Aktienseite gibt es zwei Strategien, die ich aus unserem Hause interessant finde. Da ist einerseits der M&G (Lux) European Strategic Value Fund, der ein ausbalanciertes Value-Portfolio mit zyklischen und defensiven Bestandteilen aufweist. Der Fonds ist beispielsweise im Vergleich zum europäischen Value-Index deutlich weniger auf Banken ausgerichtet und stattdessen auch mit einem großen Anteil im Gesundheitswesen und in anderen Sektoren investiert. Außerdem spielt der Energiesektor in diesem Fonds eine wichtige Rolle.

TiAM: Und andererseits?

Andererseits würde ich den M&G (Lux) Global Listed Infrastructure Fund hervorheben, der von den defensiven Eigenschaften der Infrastrukturaktien profitiert und vor Inflation schützen kann.

TiAM: Wodurch ergibt sich denn der Inflationsschutz bei diesem Fonds?

Die Erträge der Infrastrukturunternehmen sind zum Teil inflationsindexiert. Daher bieten die Konzerne eine Art integrierten Inflationsschutz. Unsere Strategie ist zudem auf wachstumsorientierte Infrastrukturunternehmen ausgerichtet, die ein starkes Dividendenwachstum bieten. Diese Werte sollten sich daher in einem inflationären Umfeld gut behaupten können.

TiAM: Welche Aktien würden Sie demgegenüber eher meiden?

In Bond-Proxies will man aktuell nicht investiert sein. Soll heißen: Unternehmen, die auf den ersten Blick attraktive Dividenden ausschütten, aber kein Wachstum aufweisen, und sich ähnlich verhalten wie sehr lang laufende Anleihen. Und wie vorhin erwähnt, sind wir sehr vorsichtig bei unprofitablen High-Growth-Titeln, deren Cashflow weit in der Zukunft liegt und die trotz der Kursrückgänge immer noch hoch bewertet sind.

TiAM: Was halten Sie von Energiewerten?

Diese Titel sind durchaus interessant. Wir haben im zuvor erwähnten Infrastrukturfonds etwa Erdgaspipelinebetreiber im Portfolio, die durchaus noch Potenzial haben, weil Erdgas eine wichtige Übergangsenergiequelle für mindestens zehn Jahre sein wird, insbesondere im Hinblick auf die Schwellenländer und China. Auch in unserer europäischen Value- Strategie sind große Energieunternehmen berücksichtigt, die sich in Sachen Nachhaltigkeit neu zu orientieren beginnen und im Hinblick auf die Energiewende in Zukunft eine wichtige Rolle spielen können.

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