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Interview

Comgest-Fondsmanager Emil Wolter „Unsere Titel sind derzeit so stark unterbewertet wie im März 2020“

Der Comgest Growth Emerging Markets ist im Jahr 2021 in die roten Zahlen gerutscht. TiAM FundResesarch fragte Comgest-Fondsmanager Emil Wolter, woran dies liegt und welche Chancen sein Portfolio im Jahr 2022 bietet.

29.11.2021 | 12:15 Uhr von «Ralf Ferken»

TFR: Herr Wolter, der Comgest Growth Emerging Markets ist im Jahr 2021 in die roten Zahlen gerutscht. Was ist da passiert?

Emil Wolter: Die vergangen zwei Jahre waren sehr außergewöhnlich. Eine globale Corona-Pandemie ereignet sich nicht jeden Tag. Aber es gab drei Gründe, die unsere Leistung in diesem Jahr beeinträchtigt haben.

Können Sie diese erläutern?

Der erste Grund hat mit zyklischen Aktien zu tun. In 2021 haben diese wieder stark zugelegt, nachdem sie in 2020 stark eingebrochen waren. Das gilt vor allem für den Energiesektor, aber ebenso für die Bereiche Chemie, Rohstoffe, Metalle, Stahl oder Zement. Diese Unternehmen halten wir jedoch meist nicht im Portfolio, da ihre Gewinne von externen Faktoren abhängen und wir diese somit nur schwer prognostizieren können.

Was war der zweite Grund?

Wir haben Lebensversicherungen aufgrund ihrer langfristigen Aussichten übergewichtet. Allerdings haben sie unter den jeweiligen Lockdowns in Asien stärker gelitten als beispielsweise Banken, weil sie ihre Dienstleistungen oft im persönlichen Gespräch vertreiben.

Und was war schließlich der dritte Grund?

Chinesische Aktien haben wir ebenfalls übergewichtet, die in diesem Jahr jedoch stark unter den neuen und strengeren Regulierungen der Zentralregierung in Peking gelitten haben.

„Die Happy Hour ist vorüber“

Warum wollen die Chinesen ihre digitalen Konzerne nun stärker regulieren?

Viele Regulatoren in der ganzen Welt würden ihre digitalen Monopole und Oligopole gern strenger kontrollieren oder sie wieder einem härteren Wettbewerb aussetzen. Allerdings kann China seine Entscheidungen hier schneller treffen und umsetzen. Die jeweiligen Behörden in der EU oder den USA würden die Dominanz von Apple, Google oder Facebook sicher auch gern begrenzen. Aber Fakt ist, dass in der EU und den USA nichts passiert ist, wohingegen China sich schnell bewegt hat und praktische Maßnahmen ergriffen hat.

Sehen Sie die Maßnahmen der Chinesen positiv oder negativ?

In vielen Ländern ist die Online-Industrie in den vergangen Jahren deutlich stärker gewachsen als die damit einhergehende Regulierung. Für China gilt das umso mehr. Somit ist China nun das erste Land, das hier Maßnahmen ergreift.

Für Anleger waren dies dennoch schlechte Nachrichten.

Ja, Anleger müssen sich jetzt anpassen. Die Happy Hour ist vorüber.

„Chinas Wachstumsstory ist noch nicht zu Ende“

Inwiefern ändert dies Ihre langfristige Sicht auf China?

China ist im Vergleich zu uns zudem ein intransparentes System. Daher war die Überraschung jetzt vielleicht größer. Aber in den vergangenen 25 Jahren, in den ich das Land verfolge, hieß es immer wieder, China sei nicht mehr investierbar.

Hat dies je gestimmt?

Heute sind ausländische Anleger stärker in chinesischen Aktien investiert als je zuvor, was auch gerechtfertigt ist. China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und hat einige exzeptionell privat geführte Unternehmen hervorgebracht.

Sie sind also weiterhin von China überzeugt?

Nach Rückschlägen ist der chinesische Markt immer wieder gestiegen. Das ist heute genauso. Natürlich wird der Aktienmarkt weiterhin volatil bleiben, aber die Wachstumsstory des Landes dürfte noch nicht zu Ende sein. China hat bei vielen Dingen eine sehr langfristige Sicht, was zu seinen Stärken gehört. Anleger sollten den chinesischen Aktienmarkt daher umarmen und nicht davor zurückschrecken.

Haben Sie dies selbst befolgt?

Wir sind Stockpicker und haben eine natürliche Tendenz, sehr gute Unternehmen nachzukaufen, wenn ihre Aktienkurse signifikant gefallen sind.

„China agiert am Immobilienmarkt pro-aktiv“

Gilt dies auch für Evergrande, einer der größten Immobilienfirmen des Landes?

Nein, dort sind wir nicht investiert.

Wie schätzen Sie den Immobilienmarkt des Landes ein, nachdem Evergrande in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist?

Evergrande ist ein Ausreißer. Aber in China ist viel Geld in Immobilien geflossen und wurde dabei zum Teil auch falsch allokiert. Daher sind wir bei chinesischen Banken sehr vorsichtig.

Ähnelt Chinas heutige Lage der US-Immobilienkrise von 2008?

In China ist der private Immobilienmarkt erst vor rund 20 Jahren entstanden. Zudem reagieren die Notenbanken in beiden Ländern anders.

Inwiefern anders?

Die US-Notenbank hat ab 2007 zunächst eine Laissez-Faire-Haltung verfolgt und angenommen, dass der Markt groß genug ist, um das Problem selbst zu regeln. China verfolgt heute einen anderen Ansatz und möchte die Blase am Immobilienmarkt pro-aktiv abbauen, was sehr ungewöhnlich ist.

Verspricht der chinesische Weg Erfolg?

Das kann ich noch nicht sagen. Wenn eine Blase immer weiter wächst und irgendwann platzt, ist der negative Effekt allerdings enorm.

Es ist also ein Balanceakt?

Genau. Einerseits möchte die chinesische Regierung die Realwirtschaft des Landes nicht zu stark belasten. Andererseits möchte sie die Fehlallokation stoppen, so dass die Häuserpreise für viele Chinesen nicht unerschwinglich werden. Das ist ein Dilemma, das andere Länder auch schon lösen mussten.

Sie überzeugt der chinesische Ansatz offenbar mehr als das US-amerikanische Vorgehen.

Ich habe Sympathie für den chinesischen Ansatz. Aber ich bin nicht zu 100 Prozent sicher, ob es funktionieren wird. Wir müssen abwarten.

„Die Börse ist kein Nullsummenspiel“

Wie schätzen Sie den indischen Aktienmarkt ein, der in diesem Jahr bislang sehr stark gestiegen ist?

Viele Leute sagen, dass indische Aktien steigen, weil chinesische Aktien gefallen sind. Aber das stimmt nicht, auch wenn es gut klingt. Die Börse ist kein Nullsummenspiel. China und Indien sind zwei unterschiedliche Märkte.

Was spricht für indische Aktien?

Indien ist in einer attraktiven Lage, weil das Land in den letzten fünf bis sieben Jahren einige strukturelle Reformen durchgeführt hat, die sich langfristig auszahlen sollten.

Allerdings sind die Aktienkurse teilweise schneller gestiegen als die Unternehmensgewinne.

Das stimmt. Teilweise sehen die Bewertungen in Indien sehr teuer aus. Das gilt vor allem für die Hersteller von Nahrungsmitteln oder anderen Verbrauchsgütern. Doch, auch wenn diese Firmen sehr stabil sind, ändert sich bei ihnen sehr wenig.

Welche Titel bevorzugen Sie in Indien?

Zum Beispiel die Housing Development Finance Gruppe, den größten Immobilienfinanzierer des Landes. Das Unternehmen kann für viele Jahre weiter wachsen und ist momentan nicht zu teuer bewertet.

„Unsere Titel wachsen weiterhin stabil mit 17 Prozent“

Zurück zum Comgest Growth Emerging Markets. Wie ist dort der momentane Stand?

Einige Marktumstände haben sich zuletzt gegen uns ausgewirkt. Aber wir investieren weiterhin in rund 40 ausgewählte Qualitätsaktien, die vielleicht nicht am schnellsten, aber dauerhaft wachsen und in ihrem Segment zu den Marktführern zählen.

Haben Sie das Portfolio jüngst verändert?

Ja, moderat, damit das Wachstumsprofil wieder passt. Wir haben zum Beispiel eine chinesische Firma gekauft, die Motoren für E-Bikes herstellt. Zudem möchten wir mit einigen Firmen von der bevorstehenden Energiewende profitieren, was ein Multi-Dekaden-Thema sein dürfte. Zudem gab es im Portfolio indirekt Änderungen.

Was meinen Sie damit?

Rund ein Drittel unserer Titel kauft mittlerweile eigene Aktien zurück. Das können nur Firmen mit guten Bilanzen machen, die dafür den nötigen Cash Flow haben.

Was können Ihre Anleger vom Jahr 2022 erwarten?

Bei zyklischen Firmen wird sich das Gewinnwachstum wieder auf einstellige Raten normalisieren, während unsere Titel weiterhin stabil mit 17 Prozent wachsen werden. Zudem sind unsere Aktien heute im Schnitt 40 Prozent günstiger als der von uns kalkulierte Aktienkurs. Diese Lücke ist hoch wie im März 2020, als die Anleger verzweifelt in den Rachen des Drachen geblickt haben. Diese Faktoren sollten positiv für unsere Aktien sein.


Vita: Emil Wolter

Emil Wolter arbeitet seit dem Jahr 2012 für die französische Fondsgesellschaft Comgest  in Paris und ist seit dem Jahr 2014 Co-Leiter des Emerging-Market-Teams. Zudem managt der gebürtige Däne zusammen mit jeweils drei Kollegen den Comgest Growth Emerging Markets sowie den Comgest Growth Asia Pacific Ex Japan. Zuvor hat Wolter in London und Singapur als Fondsmanager und Teamleiter für andere Fondsgesellschaften gearbeitet.

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