Fondspartner von HANSAINVEST können künftig auch aktive ETFs über die deutsche Service-KVG auflegen. Im Interview erklärt Dr. Jörg W. Stotz, Geschäftsführer der HANSAINVEST Hanseatische Investment-GmbH, die Gründe für diesen Schritt.
21.10.2025 | 13:00 Uhr von «Peter Gewalt»
TiAM Fundresearch: Sie bieten Fondsinitiatoren ab 2026 auch die Auflage und Betreuung aktiver ETFs an. Gibt es bereits Interesse?
Dr. Jörg W. Stotz: Kurzum: Ja, es gibt ein ernsthaftes Interesse von Seiten der Fondsinitiatoren. Und dieses Interesse war für uns die Grundvoraussetzung dafür, das Projekt anzustoßen und umzusetzen. Dass wir nun mit mehreren Initiatoren konkret zur Auflegung aktiver ETFs sprechen können, bestärkt uns einmal mehr in unserem Vorhaben. Über diese konkreten Gespräche hinaus haben weitere Fondspartner erstes Interesse am aktiven ETF angemeldet. Dabei braucht es aber oft noch ein wenig Zeit. Und das ist ja auch kein Wunder: Denn der ETF wird meist mit passiven Anlagestrategien in Verbindung gebracht und bei unseren Kunden handelt es sich im Wesentlichen um aktive Asset Manager. Der Schritt in die ETF-Welt ist daher meist eine Premiere. Entsprechend viel an Pro- und Contra-Argumenten sowie Vorbereitung ist dafür verständlicherweise nötig.
Wieso kommen aktive Fondsmanager um das Thema ETF nicht herum?
Auf diese Frage gibt es mehrere Antworten. Die erste Antwort ist die wahrscheinlich doch meist ausschlaggebende: Die Zuflüsse in ETFs insgesamt senden eine deutliche Botschaft: Investoren setzen auf ETFs. Schaut man genauer hin, dann handelt es sich bei ETFs um börsengehandelte Fonds. ETFs werden aber als Marke wahrgenommen und es verbinden sich passive Anlagestrategien mit niedrigen Kosten. Diese exogene Entwicklung können Fondsinitiatoren nicht aufhalten und sollten sie nicht ignorieren. Sie können sich aber darauf einstellen und sie sogar für sich nutzen.
Und zweitens……
Die zweite und vielleicht überzeugendere Antwort ist: Eine Börsennotierung eines Fonds bietet für Investoren, aber auch Initiatoren einige strukturelle Vorteile. Investoren müssen keine Ausgabeaufschläge zahlen, haben die Möglichkeit auf einen liquideren Anteilsscheinhandel, eine gewisse Transparenz und trotzdem die Vorteile eines aktiven Managements, sprich: ein aktives Portfoliomanagement und die Chance auf Outperformance. Initiatoren vereinfachen das Anteilsscheingeschäft im Gegensatz zu klassischen Investmentfonds und können über den Bid-Ask-Spread für die börsengehandelten Anteile Kosten externalisieren. Die dritte, relativ simple Antwort ist: Ein ETF ist – egal ob passiv oder aktiv – am Ende nur ein börsengehandelter Investmentfonds.
Das heißt?
Genauso wie es nicht-börsengehandelte aktive Fonds und Indexfonds gibt, sind ETFs eben die börsengehandelten Äquivalente dieser Strategien. Das Gegenstück zu Indexfonds sind also passive ETFs und das Gegenstück zu klassischen aktiven Fonds sind aktive ETFs. Wenn wir bisher aktive Strategien für Initiatoren als Fonds aufgelegt haben, machen wir das nun genauso – und ergänzen den Fonds um den Börsenhandel. Im Kern handelt es bei ETFs um Fonds mit einem erweiterten Zugangsweg für Anleger und einem erweiterten Absatzkanal für Initiatoren.
Wie können aktive ETFs für Ihre Klientel eine gute Option für die Zukunft sein?
Indem sie sich im ersten Schritt dem aktiven ETF gegenüber unvoreingenommen zeigen. Das heißt nicht, dass für jeden unserer Fondspartner ein aktiver ETF sinnvoll ist. Aber es ist für jeden Fondspartner sinnvoll, sich mit dieser zusätzlichen Option zu beschäftigen. Denn: Der aktive ETF verkürzt vor allem die Lieferkette – das drückt die Kosten der Fondsinvestoren, aber nicht die Managementvergütung der Asset Manager. Und diese verkürzte Lieferkette passt in die Zeit.
Weshalb?
Während institutionelle Anleger schon immer kostensensitiv waren – das beweisen ja die Clean Shares ohne Vertriebskosten – eifern ihnen nun immer mehr private Anleger nach. Das zeigt sich an den Absatzzahlen der passiven ETFs im Vergleich zu denen der Indexfonds. Selbstentscheider kaufen lieber ohne Beratung bei Neobrokern oder Direktbanken und sie kaufen passive ETFs, weil sie das ohne Ausgabeaufschläge und damit zu geringeren Kosten können. Asset Manager können sich diese Kundengruppe im Geschäft mit aktiven Strategien über die aktiven ETFs erschließen. So kannibalisieren Asset Manager auch nicht ihr eigenes Geschäft.
Welche besonderen Wachstumschancen sehen Sie für die Branche und sich in der Zukunft?
Bisher bieten vor allem Asset Manager aktive ETFs an, die über eine eigene KVG-Lizenz verfügen. Erste Analysen von Rating-Agenturen zeigen, dass diese aktiven ETFs oft sehr benchmark-nahe Strategien enthalten, bei denen Asset Manager ihr Research „recyclen“ und so trotzdem auf den Markt für aktive ETFs drängen können. Die Ratingagentur Scope geht deswegen eher davon aus, dass die Märkte abseits der benchmark-nahen Fonds noch ungesättigt sind. Und genau das ist eine Chance für Anbieter, die keine eigene KVG-Lizenz besitzen, aber gute aktive Strategien managen. Wir beobachten, dass sich an den Fondsstandorten Luxemburg und Irland genau dafür die ersten Service-KVGs positionieren. Wir wollen in Deutschland als Service-KVG der Pionier für aktive ETFs sein.
Herr Dr. Stotz, wir danken für das Gespräch
Diesen Beitrag teilen: