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High-Conviction: Die sehr aktiv gemanagten ETFs sind in den USA bereits sehr gefragt.
ETF

"High-Conviction Active"-ETFs: Die noch aktiveren aktiven ETFs

Mittlerweile wird in Europa jeder zweite neu emittierte ETF aktiv gemanagt. Nun sorgt ein neues Segment für Aufsehen. Sogenannte „High-Conviction Active“-ETFs setzen auf konzentrierte Portfolios und aktiveres Management.

09.09.2025 | 14:00 Uhr von «Matthias von Arnim»

Aktiv gemanagte ETFs galten lange Zeit als Nischenprodukt im europäischen Markt. Seit einigen Jahren gewinnen sie jedoch deutlich an Dynamik und Bedeutung. Laut der Branchenberatung ETFGI war in der ersten Jahreshälfte 2025 weltweit bereits jeder zweite aufgelegte ETF ein aktiver ETF. Fast 60% der Befragten, die an der Studie teilnahmen, gehen davon aus, dass auch 2026 die meisten neu aufgelegten ETFs aktive ETFs sein werden. Wobei sich die „Aktivität“ in vielen Fällen darauf beschränkt, dass die Fondsmanager zwar aktiv handeln, im Kern jedoch einer bekannten Benchmark folgen und nur wenige Abweichungen davon erlauben. Solche Fonds werden deshalb oft auch Active Core-ETFs genannt. 

Portfolio-Konzentrate als aktive Alternative

Ein relativ neues Segment von Fonds, die sogenannten High-Conviction Active-ETFs, gehen einen Schritt weiter. Anders als klassische Index-ETFs, die einen Referenzindex weitgehend eins zu eins nachbilden, und auch im Unterschied zu den eingangs beschriebenen breiter aufgestellten Active Core-ETFs, treten High-Conviction-Produkte mit einem klaren Anspruch auf: Sie wollen durch gezielte Titelauswahl messbar vom Index abweichen und echtes Alpha generieren. Die Portfoliomanager dieser Fonds haben eigene Ideen und setzen diese in konzentrierten Portfolios konsequent um. Der Grad der Konzentration ist dabei oft sehr hoch. Während Active-Core-ETFs typischerweise in mehrere Hundert Titel investieren und die Gewichtung des Index leicht über- oder untersteuern, beschränken sich High-Conviction-Strategien oft auf 25 bis 60 Werte. Der Tracking Error ist entsprechend höher, die Chancen auf Outperformance ebenso – allerdings auch die Risiken in schwachen Marktphasen. Damit eignen sich diese Fonds weniger als zentraler Kern-Baustein, sondern eher als Satelliten im Portfolio, mit denen Anleger gezielt bestimmte Marktmeinungen oder Investmentstile spielen können. 

In Europa entsteht der Markt für High-Conviction Active-ETFs gerade erst 

Ein Blick auf die Marktstatistik zeigt, wie rasant sich aktive ETFs in Europa entwickeln. Ende 2024 belief sich das in aktiven UCITS-ETFs verwaltete Vermögen auf rund 49 Milliarden Euro. Noch bemerkenswerter: Innerhalb von fünf Jahren hat sich dieses Volumen um 385 Prozent gesteigert. Allein im Jahr 2024 flossen 16,3 Milliarden Euro an frischem Kapital in diese Produkte – ein Rekordwert, der die wachsende Akzeptanz dieser hybriden Anlageform unterstreicht. Für 2025 gehen Marktbeobachter bereits von einem Gesamtvolumen von rund 70 Milliarden Euro in Europa aus. Die Marktdominanz liegt eindeutig bei einem Anbieter: Die Produkte aus dem Hause J.P. Morgan Asset Management verwalten derzeit mehr als die Hälfte des Kapitals, das in Europa in aktive ETFs investiert ist. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand Wettbewerber wie DWS, Fidelity oder Franklin Templeton, die versuchen, über spezialisierte Strategien und Nischenprodukte in diesem Wachstumssegment Fuß zu fassen. 

Während Active-Core-Produkte den größten Teil der Mittelzuflüsse auf sich vereinen, wächst das noch junge High-Conviction-Segment zwar von einer kleineren Basis, jedoch überdurchschnittlich stark. Zwei von drei Befragten der ETFGI-Studie sehen in High-Conviction Active-ETFs einen potenziellen Ersatz für traditionelle Investmentfonds, was auf ein erhebliches Wachstumspotenzial hindeutet. In den USA haben die Emittenten aktiver ETFs diesen Trend erkannt und bereits etliche Produkte auf den Markt gebracht. Nun schwappt die Welle nach Europa hinüber. Anleger, die sich nach Alternativen zu passivem Beta umsehen und bewusst aktiv gemanagte „Best-Ideas“-Portfolios ins Depot holen möchten, finden bereits eine Handvoll großer und liquider Produkte am Markt.

Auswahl an High-Conviction-Active-ETFs

Fondsname ISIN AuM (Mio. €) TER Titelanzahl Gewicht Top 10
Janus Henderson Pan European High Conviction Equity UCITS ETF IE0002A3VE77 8,2 0,49% 25 47%
Janus Henderson US Transformational Growth High Conviction Equity UCITS ETF IE0009ZTL4B5 5,1 0,49% 26 59%
Janus Henderson Japan High Conviction Equity UCITS ETF IE000CV0WWL4 7,1 0,49% 25 52%
Fidelity Fundamental US Large Cap Core UCITS ETF IE000IY9QFN9 25,4 0,38% 107 42%
Fidelity US Fundamental Small-Mid Cap UCITS ETF IE000PNL0242 25,7 0,43% 200 43%

Quelle: Emittenten

Einer der Vorreiter ist – wie nicht anders zu erwarten – Janus Henderson mit drei High-Conviction-Aktien-ETFs mit einem japanischen, einem europäischen und einem US-Aktienportfolio. Auch Fidelity hat kürzlich Produkte für den europäischen Markt emittiert. Der Fidelity US Fundamental Small-Mid Cap UCITS ETF und der Fidelity Fundamental Large Cap Core UCITS ETF sind seit Anfang September in Deutschland verfügbar. Wobei sich die Fidelity-ETFs in einem wichtigen Punkt von den Janus Henderson-Produkten unterscheiden: Zwar sind die Top-10 in der Indexgewichtung ähnlich dominant. Doch die Anzahl der Aktien in den Portfolios ist bei den Fidelity-Produkten deutlich höher – was dem Grundgedanken der Konzentration bei dieser Art von ETFs eigentlich widerspricht. 

Fazit: Für Investoren stellt sich die Frage, ob die Manager ihre Überzeugungen in Mehrwert umsetzen können. Und welcher Art von Verpackung sie mehr vertrauen. Die Differenzierung zwischen aktiv und passiv verschwimmt jedenfalls zunehmend. High-Conviction-ETFs sind ein weiterer Schritt in diese Richtung. Sie wollen mehr sein als nur eine kostengünstige Verpackung von Beta. Sie treten mit dem Anspruch an, aktives Stockpicking zu betreiben – transparent, liquide und in einer Hülle, die Anleger längst akzeptiert haben. Und sie sind – dies ist nicht zu vernachlässigen – für die Anleger günstiger als klassische Fonds.

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