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Trumps Ruf und die nächste Rezession

Essay
Trumps Ruf und die nächste Rezession
09/2019
Robert J. Shiller
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Der US-Präsident nutzt alle Gelegenheiten, um sein Narrativ, seine Selbstinszenierung eines einflussreichen Gewinners, stimmig zu halten. Er hat damit auch den längsten US-Aufschwung seit den 1850er-Jahren befeuert.

19.09.2019 | 07:05 Uhr

Auf dem jüngsten G7-Gipfel schloss US-Präsident Donald Trump seine Ausführungen mit einer Einladung an die versammelten Staats- und Regierungschefs, das Treffen im nächsten Jahr in seinem Doral Park Country Club in der Nähe von Miami abzuhalten. Diesen beschrieb er als märchenhafte Welt mit „prachtvollen Bauten“, deren „Festsäle zu den größten und besten in Florida“ gehören. Dabei handelte es sich um ein weiteres Beispiel für Trumps öffentliches Narrativ, seine Selbstinszenierung, die er seit beinahe einem halben Jahrhundert mit wachsendem Erfolg pflegt.

Beobachten lässt sich das, indem man die Häufigkeit von Trumps Erwähnung in digitalen Nachrichtenquellen sucht. Sein Narrativ wuchs demnach so langsam (aber über lange Zeit), dass seine Dominanz im öffentlichen Diskurs der USA beinahe unplausibel erscheint.

Ein Teil der Begabung Trumps besteht darin, dass er ein Leben lang Dinge tat, die die Verbreitung dieses Narrativs unterstützten: Er zelebrierte den Glamour, umgab sich mit schönen Frauen, die ihn scheinbar anhimmelten, und er erweckte immer wieder den Anschein enormen Einflusses.

Diese Strategie hatte Trump bereits bis 1983 entschlossen verfolgt, als in einem Artikel in der „New York Times“ unter dem Titel „The Empire and Ego of Donald Trump“ berichtet wurde, er sei bereits in jenem Jahr ein „international anerkanntes Symbol für New York City als Mekka der Superreichen dieser Welt“ gewesen.

Inszenierung bis zum Wrestling-Schaukampf

Man denke an sein Interesse am Profi­Wrestling, einer die Massen anziehenden Unterhaltungsform, bei der das Publikum an die Authentizität einer offensichtlich inszenierten Darbietung glauben will. Trump beherrscht den Fake­Stil der Branche und setzt ihn wirksam ein. 2007 nahm er sogar selbst an einem inszenierten Schaukampf teil. Im Jahr 2004 hatte Trump das Glück, Moderator der TV-Reality-Show „The Apprentice“ zu werden, in der es um realitätsnahen wirtschaftlichen Wett­bewerb ging.

Sofort erkannte er die Chance, seine öffentliche Person noch stärker in den Vordergrund zu rücken. Hier konnte er sich als zwar strenger, aber auch liebevoller Fake-Boss profilieren. „Sie sind gefeuert!“, blaffte er die Verlierer in seiner Show an, während er Siegern und Verlierern gleichermaßen auch Freundlichkeit entgegenbrachte. Je bekannter Trump wird, desto stärker lebt er auch seine TV-Show-Persönlichkeit aus. Nachdem er die USA auf dem Parteitag der Republikanischen Partei im Jahr 2016 als eine Macht im Niedergang dargestellt hatte, erklärte er: „Ich allein kann das ändern.“

Folglich entließ er als Präsident hochrangige Regierungsvertreter in beispielloser Geschwindigkeit, um sicherzustellen, dass bloß niemand mit dem Anschein der Unabhängigkeit Teil seiner Administration bleibt. Dies begründete eine neue Form der Willkür in der US­Regierung, die Trump-Kapriolen, die angesichts der Verflechtungen der USA und der globalen Volkswirtschaften die ganze Welt betreffen können.

Doch nichts davon ist neu. Trump verfolgt eine Spielart eines wiederkehrenden Narrativs, das bereits seit Tausenden von Jahren existiert. Der antike Satiriker Lukian von Samosata beschreibt in seinem aus dem 2. Jahrhundert stammenden Aufsatz „Die Rednerschule“ über die Redekunst für angehende Führungspersönlichkeiten, wie man ein Machtnarrativ nutzen kann, indem man es selbst auslebt:

„Im Privatleben magst du alles treiben, was dir gefällt, spielen, saufen, huren, ehebrechen, oder dich dessen wenigstens rühmen, auch wenn du es nicht tust, und Liebesbriefchen vorweisen, die von Weibern an dich geschrieben sein sollen. Denn es muss dir daran liegen, für einen liebenswürdigen Mann zu gelten, um den sich alle schönen Frauen Mühe geben. Der gemeine Haufen wird dies auf die Rechnung deiner Rednerkunst schreiben, deren Ruhm in die Gemächer der Weiber gedrungen sei.“

Bei Lukian beschreibt dieses Narrativ nicht die Wirklichkeit, sondern es schafft diese erst. Es kommt nicht auf die Substanz an, sondern auf Stimmigkeit: „Das Erste nun und Wichtigste, was du mitzubringen hast, ist Unwissenheit und Keckheit, nicht minder auch Frechheit und Unverschämtheit. Alles anständige, bescheidene und verschämte Wesen hingegen lass mir ja zu Hause; dies würde zu deiner Absicht nicht nur nichts nützen, sondern sogar entgegenwirken. Entwischt dir ein Sprachschnitzer oder gar ein Barbarismus, so ist Unverschämtheit das beste Mittel.“

Zu einer Zeit, da die Menschen in der Regel nicht so lange lebten wie heute, konnte sich Lukian freilich nicht vorstellen, dass man die Aufrechterhaltung eines Rufs über 50 Jahre planen kann. Aber ebenso wenig kann ein derartiges Narrativ ewig bestehen. Das Ende des Vertrauens in Trumps Ruf wird wohl mit einer Rezession verbunden sein.

Während einer Rezession ziehen sich die Menschen zurück und überdenken ihre Sicht der Dinge. Die Verbraucher geben weniger aus und vermeiden Anschaffungen, die aufgeschoben werden können: ein neues Auto, Renovierungen im Haus und teure Urlaube. Unternehmen geben weniger für neue Produktionsstätten und Anlagen aus und stellen keine neuen Mitarbeiter ein. Sie müssen ihre Gründe dafür nicht darlegen. Ihr Bauchgefühl und ihre Emotionen können dafür schon reichen.

Bislang war Trump mit seinem protzigen Lebensstil für viele Verbraucher und Anleger ein maßgebender Impuls. Die US-Wirtschaft war außergewöhnlich „stark“ und verlängerte die Erholung von der großen Rezession, die ihren Tiefpunkt erreichte, als Barack Obama 2009 die US-Präsidentschaft übernahm. Die darauffolgende Expansion ist die längste, die seit den 1850er­Jahren verzeichnet wurde. Im Grunde ist ein starkes Narrativ die Ursache für die Stärke der US-Wirtschaft.

Doch motivierende Redner stoßen letztendlich oft genau die Menschen ab, die sie einst inspirierten. Man denke an die Reaktionen der Studierenden an der Trump University, jener auf Betrug aufgebauten Ausbildungsstätte, die ihr Namensgeber 2005 gründete und die fünf Jahre später nach mehrfachen Gerichtsprozessen geschlossen wurde. Oder man erinnere sich an das abrupte politische Ende des US-Senators Joe McCarthy im Jahr 1954, nachdem er seine antikommunistische Rhetorik zu weit getrieben hatte.

In der Art, wie Trump seine Präsidentschaft gestaltet, bestehen zu viele Unwägbarkeiten, als dass man überzeugende Vorhersagen treffen könnte. Er wird sicher versuchen, an seinem Image festzuhalten. Doch eine schwere Rezession könnte sein Verderben sein. Und womöglich wird die Öffentlichkeit seinen Verirrungen nach der wirtschaftlichen Katastrophe mehr Aufmerksamkeit zu schenken beginnen — ebenso wie den sich ausbreitenden Gegennarrativen, die die Trump’schen verdrängen.

Robert J. Shiller

Robert J. Shiller, Professor für Ökonomie an der Yale University. Shiller veröffentlichte auf dem Höhepunkt der Dotcom-Hausse 2000 sein Buch „The Irrational Exuberance“. Es machte ihn weltweit bekannt, weil er auf die Übertreibungen auf den Aktienmärkten hinwies. Shiller erhielt 2013 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Demnächst erscheint sein Buch „Narrative Economics: How Stories Go Viral and Drive Major Economic Events“.

Copyright: Project Syndicate

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