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Biotech-Branche mit vielen Übernahmekandidaten

Dr. Daniel Koller, Head Investment Management, Team BB Biotech
Biotech

Pharmakonzerne und große Biotechfirmen sind auf der Suche nach neuen Milliardenprodukten. Fündig werden sie bei aktuell niedrig bewerteten Biotechunternehmen, die zu den Vorreitern bei neuen Therapieansätzen zählen. Für Investoren dürften sich die Übernahmen oft auszahlen.

07.11.2022 | 12:05 Uhr von «Dr. Daniel Koller»

Die Biotechbranche durchläuft eine paradoxe Marktphase. In der Medikamentenentwicklung ist sie die treibende Kraft bei neuen therapeutischen Ansätzen. Zu nennen sind hier an erster Stelle die Immun­onkologie, die Gentherapien, die zellbasierten Therapien und das Gene Editing. Beim Gene Editing können einzelne fehlerhafte Gensegmente geschnitten und verändert werden. Im Ergebnis ermöglicht das hoffentlich eine dauerhafte komplette Heilung von genetisch bedingten Erkrankungen. An diesen beeindruckenden Innovationsschüben ist eine Vielzahl an Biotechfirmen beteiligt.

Einer Studie des IQVIA Institute for Human Data Science zufolge wurden 65 Prozent aller klinischen Studien, die 2021 weltweit am Laufen waren, von kleineren Biotechunternehmen durchgeführt, genauer gesagt von Gesellschaften, die vom IQVIA als „emerging“ bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um Gesellschaften, deren Jahresumsatz unter 500 Millionen US-Dollar liegt und die jährlich weniger als 200 Millionen Dollar in ihre Forschungs- und Entwicklungspipeline investieren.

Die aktuelle Kursentwicklung spiegelt diese Forschungsfortschritte in keinster Weise wider. Der Nasdaq ­Biotechnology Index, der maßgebliche Leitindex der Branche, hat in den letzten zwölf Monaten fast 30 Prozent an Wert verloren und hat sich damit mehr als doppelt so stark zurückentwickelt wie der S & P 500 Index. Die größten Kursverluste erlitten kleinere Biotechgesellschaften, die zwar aussichtsreiche Technologien, aber noch keine eigenen Wirkstoffe mit klinischem Wirksamkeitsnachweis besitzen.

Im Gegensatz dazu ist die Zahl der in die klinischen Studien aufgenommenen Patienten wieder höher als vor der Corona-Pandemie. Weiter zugenommen hat auch die Zahl der neuen Studienanträge bei der US-Behörde FDA.

Marktreife Produkte, niedrig bewertet

Die historisch weiterhin niedrigen Bewertungen zahlreicher Biotechfirmen fallen zusammen mit dem wachsenden Druck auf die Pharmakonzerne, neue Wachstumstreiber zu generieren. Schätzungen der FDA zufolge verlieren Blockbuster-Arzneien mit einem Gesamtumsatz von mehr als 250 Milliarden Dollar in der nächsten Dekade ihren Patentschutz.

Nach zwei relativ ruhigen Jahren kommt deshalb bei den Übernahmeaktivi­täten wieder Bewegung am Markt auf. Pfizer hat dabei unter allen Pharmakonzernen die meisten Transaktionen durchgeführt. Jüngster Deal war im August die Übernahme von Global Blood Therapeutics für 5,4 Milliarden Dollar einschließlich Schulden und abzüglich der erworbenen Barmittel. Die US-Gesellschaft hat sich auf seltene hämatologische Erkrankungen spezialisiert und ist führend in der Behandlung von Sichelzellanämie, einer genetisch bedingten Erkrankung, bei der sich die roten Blutkörperchen verformen.

Übernahmewelle rollt

Zuvor hatte Pfizer im Mai zum Kaufpreis von 11,6 Milliarden Dollar mit einem Aufschlag von 80 Prozent Biohaven übernommen und sich damit die Vermarktung eines Migränemedikaments mit einem neuen Wirkprofil gesichert, das 2021 in den USA und nun auch in Europa zugelassen wurde. Im Dezember hatte Pfizer 6,7 Milliarden Dollar für die US-Biotechfirma Arena Pharma gezahlt, deren am weitesten fortgeschrittenes Produkt ein Präparat gegen chronische Darmentzündung ist.

Neben den Pharmakonzernen gehen auch die großen Biotechfirmen auf Einkaufstour. So hat Gilead Sciences für 450 Millionen Dollar in Barmitteln MiroBio übernommen. Das private britische Unternehmen, eine Ausgliederung der Oxford University, verfolgt einen neuen therapeutischen Ansatz in der Behandlung von Entzündungskrankheiten.

MiroBio fügt sich damit gut in die Strategie von Gilead ein, neben der Onkologie und der Virologie mit den Entzündungskrankheiten ein drittes Indikationsgebiet aufzubauen. Amgen wiederum akquirierte für vier Milliarden Dollar die US-Gesellschaft ChemoCentryx, was eine Prämie von mehr als 100 Prozent zum Schlusskurs der Aktie vor Bekanntgabe des Übernahmeangebots bedeutete.

Der hohe Preis hat seinen Grund: Mit dem Medikament Tavneos hat Chemo­Centryx bereits ein Produkt auf dem Markt, dem Branchenexperten jährliche Spitzenumsätze von mehr als einer Milliarden Dollar zutrauen. Tavneos wird eingesetzt zur Behandlung von Vaskulitis, einer seltenen Gefäßerkrankung.

Bahnbrechende Therapien im Fokus

Angesichts der weiterhin niedrigen Bewertungen zahlreicher Biotechfirmen ist es gut denkbar, dass weitere Transaktionen im zweistelligen Milliardenbereich folgen könnten. Der zuletzt gescheiterte Übernahmeversuch von Seagen durch Merck & Co. ist jedoch ein Indiz dafür, dass sich die Verhandlungsposition der Biotechfirmen in den letzten Jahren dank der eigenen hohen Cashreserven und der zunehmenden Werthaltigkeit der klinischen Pipeline kontinuierlich verbessert hat.

Die Tendenz bei den Pharmafirmen dürfte verstärkt dahin gehen, vor allem Biotechunternehmen zu akquirieren, die für ihre ersten Produkte auf der Basis von neuen, bahnbrechenden Technologien die Marktzulassung erhalten haben oder in Kürze erhalten werden.

Dazu zählt das Gene Editing. In der zweiten Jahreshälfte werden Crispr Therapeutics und Vertex Pharma hierzu die ersten zulassungsrelevanten Daten im Gene Editing für die Behandlung von zwei genetisch bedingten Störungen bei der Bildung von Blutzellen präsentieren. Weil die Behandlungskosten für diese bis dato nicht behandelbare Krankheit sehr hoch sind, haben Crispr und Vertex eine sehr hohe Preissetzungsmacht. Gut denkbar wäre, dass das profitable Biotechschwergewicht Vertex sich diese potenziellen Milliardeneinnahmen mit einem Übernahmeangebot sichert.

RNA-basierte Therapeutika wie siRNA und ASO (Antisense-Oligonukleotide), die in den letzten Jahren die Marktzulassung für Medikamente in Nischenindikationen erhielten, sind ein weiteres kommerziell attraktives Feld für Übernahmeinteressenten. Alnylam und Ionis Pharmaceuticals sind hier die beiden Unternehmen, die mit ersten zugelassenen Produkten und ihren ausgereiften Technologieplattformen als aussichtsreiche Übernahmekandidaten gelten.

Alnylam hat aktuell vier Produkte auf dem Markt und wird nach den positiven klinischen Studien für Patisiran zur Behandlung einer seltenen genetisch bedingten Erkrankung bis zum Jahresende den Zulassungsantrag einreichen. Der aus Käufersicht größte Wert ergibt sich jedoch daraus, dass Alnylam der Vorreiter und ein führendes Unternehmen in der Small-­
Interfering-RNA-(siRNA-)Technologie ist. Diese verwendet doppelsträngige RNA-Moleküle, um die Funktion von spezifischen Proteinen stillzulegen, die inzwischen als Auslöser bestimmter Krankheiten identifiziert wurden.

Auf dem Übernahmeradar in der Onkologie stehen heute vor allem Biotechs, deren klinische Kandidaten die Immunabwehr noch besser gegen Tumorzellen aktivieren und als Kombinationstherapien einsetzbar sind.

Buchgewinne nach Übernahme

Bei kleinen Biotechfirmen herrscht die größte Diskrepanz zwischen der eigenen Firmenbewertung, die sie als Übernahmepreis sehen, und dem, was ein Käufer zu zahlen bereit ist. Um die Finanzierung ihrer wichtigsten klinischen Projekte sicherzustellen, werden diese Unternehmen klassische Entwicklungspartnerschaften mit Big Pharma eingehen, die sich aus Vorabzahlungen und erfolgsabhängigen Meilensteinzahlungen zusammensetzen.

Im Erfolgsfall könnten solche Partnerschaften in Übernahmeangebote münden. Dem Beteiligungsportfolio von BB Biotech haben derartige Übernahmen wie zuletzt im Juni die von Radius Health teilweise hohe Buchgewinne beschert.

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