Die Sorge um die Banken wächst. Deutsche Bank-Chef Sewing sieht die Banken aktuell als Teil der Lösung, während die BaFin mehr Druck bei der Umsetzung von Reformen einfordert.
18.03.2020 | 15:30 Uhr von «Christian Bayer»
Während der Finanzkrise lagen die Banken im Epizentrum des globalen Bebens. Für
die aktuelle Situation gilt: This time is different. Vor allem deswegen, weil
das Corona-Virus vor keiner Branche halt macht, auch wenn natürlich Sektoren
wie die Fluggesellschaften, Tourismus und Gastronomie in besonderer Weise
betroffen sind. Sewing weist mit Blick auf den Finanzsektor darauf hin, dass in
der aktuellen Krise den Banken mit Unterstützung des Staates eine besondere
Rolle bei der Bereitstellung von Liquidität für ihre Kunden zukommt. Zudem gibt
er mit Blick auf den Sektor Entwarnung, da die Geldhäuser größere Eigenkapital-
und Liquiditätspuffer vorweisen können als vor der Finanzkrise. Mit Blick auf
das eigene Unternehmen verweist der Deutsche Bank-Chef auf eine
Eigenkapitalquote von mehr als 13 Prozent und ein Liquiditätspolster von mehr
als 200 Milliarden Euro. Allerdings gibt er zu bedenken, dass Banken durch die
Folgen der Corona-Krise verstärkt von Kreditausfällen betroffen sein könnten.
Sewing hält es allerdings für verfrüht, zum jetzigen Zeitpunkt tragfähige
Voraussagen zu treffen. Börsianer setzen die Aktie, auch aufgrund der
unsicheren Perspektiven, weiter auf die Verkaufsliste. Mitte Februar lag der
Kurs der Deutschen Bank noch bei knapp 10,40 Euro, mittlerweile hält sich das
Papier knapp über der Marke von fünf Euro.
Hoffnung bei der Bekämpfung der Krise richtet sich auf die Notenbanken und die
Politik. Die Entscheidung der EZB am 12. März, die Zinsen nicht weiter in den
negativen Bereich zu drücken, hatte zur Enttäuschung bei Marktteilnehmern
geführt. Positiv wurde dagegen die Entschlossenheit von Bundesfinanzminister
Scholz und Bundeswirtschaftsminister Altmaier aufgenommen, unbegrenzt
Liquiditätshilfen für betroffene Unternehmen in Aussicht zu stellen. Der
Präsident der BaFin, Felix Hufeld, sieht durch die Corona-Krise keine
systemische Gefährdung der deutschen Banken. Allerdings befürchtet er, dass die
ökonomischen Folgen der Krise die schwierige Lage vieler Banken verschärfen. Auch
Versicherer dürften durch den Ausfall von Großereignissen von den
wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise überdurchschnittlich betroffen sein. Der
BaFin-Präsident sieht bei den Versicherern nach aktuellem Stand keine Risiken
für die Solvenz der Institute. Hufeld schreibt den Banken allerdings eine
Mahnung für die Zukunft ins Stammbuch. Denn aus seiner Sicht ist die Branche
nicht gut für die Zukunft gerüstet. Die Ertragslage sei nicht zufriedenstellend,
darüber hinaus seien auch branchenweit die Kosten zu hoch. Der BaFin-Präsident
sieht bei den Banken deutlichen Nachholbedarf bei der Umsetzung von Reformen.
Er sieht die Gefahr, dass viele Banken nur zögerlich an den Umbau der
Strukturen gehen oder den notwendigen Reformbedarf generell ignorieren.
Für viele Verbraucher, die mit einer möglichen Ausgangssperre in Deutschland rechnen, stellt sich die Frage nach der Bargeldversorgung. Klar ist, dass Banken auch bei einer weitergehenden Einschränkung der Bewegungsfreiheit für die Bevölkerung weiter geöffnet bleiben. Die Tatsache, dass Banken einen Teil ihrer Filialen schließen, ist dadurch zu erklären, dass durch die Maßnahme Ansteckungsrisiken durch das Virus eingeschränkt werden sollen. So will beispielsweise die HypoVereinsbank bundesweit ein Drittel ihrer Filialen vorübergehend schließen. Die Deutsche Bank beabsichtigt, ihre Niederlassungen zunächst weiter offen zu halten, behält sich aber auch eine mögliche zeitweise Schließung einiger Filialen vor. In jedem Fall sollen die Selbstbedienungsbereiche der Geldhäuser weiter zugänglich bleiben. Aktuell wird bei deutschen Banken noch kein signifikant geändertes Verhalten bei Ein- und Auszahlungen beobachtet. Auch der Bundesverband der deutschen Banken sieht mit Blick auf die 60000 zur Verfügung stehenden Geldautomaten keine Engpässe bei der Bargeldversorgung.
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