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Pensionskassen am Wendepunkt

Auch Pensionskassen leiden unter dem Niedrigzinsumfeld
Asset Management

Banken gelten als Ausgangspunkt von systemischen Finanzmarkt­risiken, Versicherungen als Überträger und Pensionskassen als Opfer. Um der Opferrolle zu entkommen, gilt es zu handeln. Ohne Mithilfe der Politik­ – die an dem Leiden der Kassen nicht ganz unschuldig ist – wird es ­jedoch schwer. Konkrete­ ­Vorschläge liegen auf dem Tisch.

22.07.2016 | 13:00 Uhr von «Teresa Laukötter»

„Der nächste Nagel im Sarg der Lebensversicherung“, „Angst vor dem Kollaps“ und „Sind Lebens­versicherungen noch zukunftsfähig?“: Dies ist ein kleiner Auszug an Schlagzeilen, die in den vergangenen Monaten über die deutsche Lebensversicherungsbranche und ihr Leiden­ am Niedrigzinsumfeld in verschiedenen Massenmedien zu lesen­ waren. In diesen Berichterstattungen fiel zumeist eine institu­tionelle Investoren­gruppe, die noch mehr am niedrigen Zinsumfeld leidet als Lebensversicherer, hinten runter: die Pensionskassen. Diesen Missstand wollte Frank Grund, Exekutivdirektor der deutschen Ver­sicherungsaufsicht, offenbar beheben, als er Mitte Mai auf der Jahres­pressekonferenz der Bafin die Aufmerksamkeit der anwesenden Medien­vertreter auf eben jene Altersvorsorgeeinrichtungen lenkte:­ „Lassen Sie uns nicht nur über Lebensversicherer reden. Noch mehr als sie leiden Pensionskassen unter dem niedrigen Zinsniveau. Sie haben fast nur Verträge im Bestand, in denen sie sich dazu verpflichtet haben, lebenslang Renten an die Versicherten zu zahlen.“

Zwar hätten fast alle 140 Pensionskassen, die unter der Aufsicht der Bafin stehen, schon früh begonnen gegenzusteuern und zusätz­liche Rückstellungen zu bilden, um ihre Risikotragfähigkeit zu erhalten. „Der durchschnittliche Rechnungszins liegt aber immer noch bei 3,28 Prozent, und die lassen sich in diesen Tagen nur schwer stemmen. Möglicherweise können daher bald einzelne Pensionskassen nicht mehr aus eigener Kraft ihre Leistungen in voller Höhe erbringen“, so Grund. Mit ihnen sei man im Gespräch.

Alarmierende Worte

Grunds Worte klingen alarmierend, wollen oberflächlich betrachtet jedoch nicht so recht zu den verbesserten Ergebnissen des jüngsten­ Stresstests der Bafin passen. Bei diesem sind sieben Pensionskassen durchgefallen – immerhin zwei weniger als im Vorjahr. Die Unter­deckung der aufsichtsrechtlichen Mindestanforderung ist überwiegend gering, wie die Aufsichtsbehörde auf Nachfrage wissen ließ. Sie liege bei drei Kassen unter 0,4 Prozent und betrage bei zwei Kassen maximal 1,78 Prozent und bei zwei weiteren Kassen maximal 4,23 Prozent. Um welche Einrichtungen es sich handelt, darüber hüllt die Bafin den Mantel des Schweigens. Namen dürfe sie aufgrund der Verschwiegenheitspflicht nicht nennen. Nur so viel: „Es handelt sich bei den Durchfallern um kleinere Pensionskassen, die nicht zu den 40 größten Unternehmen der Branche gehören.“ Diese stehen nun ­unter aufsichtsrechtlicher Manndeckung, was nichts anderes als einen ­regelmäßigen Dialog mit der Aufsicht bedeutet. Maßnahmen zur Problemlösung gibt die Bafin nicht vor. Die betroffenen Pensionskassen müssen selbst Vorschläge machen, wie sie ihre Unterdeckung zu ­beheben gedenken. Die Aufsicht nickt diese dann ab – oder nicht.

Mit ihrer Manndeckung scheint die Bafin offenbar Erfolg zu haben.­ Die Zahl der Durchfaller ist seit zwei Jahren rückläufig – von elf 2013 auf neun 2014 und sieben im vergangenen Jahr. Ist die Lage der Pensionskassen in Deutschland also gar nicht so schlimm, wie es Grunds Worte­ suggerieren? Mitnichten! So geht beispielsweise Ralf Filipp, Principal bei Mercer, zwar nicht davon aus, dass bei allen sieben durchgefallenen Kassen eine unmittelbare Gefährdung der Nichterfüllung der Verpflichtungen vorliegt: „Allerdings gilt auch nicht der Umkehrschluss, dass alle übrigen Kassen in den nächsten Jahren ­eine ausreichende Risikotragfähigkeit vorweisen können.“ Filipp ruft in Erinnerung, dass der Stresstest der Bafin nur Aussagen zur Risikotragfähigkeit über einen Zeitraum von einem­ Jahr liefert und die ebenfalls jährlich durchgeführten Prognoserechnungen einen Zeitraum von fünf Jahren abdecken. Kritisch schätzt auch Dr. Friedemann Lucius, Vorstand bei der Heubeck AG, die Situation ein: „Wir sind an einem Wendepunkt angekommen. Die Pensions­kassen erwirtschaften im Moment noch die Erträge, die von der Verpflichtungsseite gefordert­ werden. Doch das Ausbleiben der Kapitalerträge frisst sich immer weiter in die Bestände hinein. Die Erträge werden aufgrund der niedrigen Zinsen für Neuanlagen weiter sinken, so dass langfristig nicht mehr die Kapitalerträge erzielt werden, die es braucht.“

Dass Lucius mit seinem pessimistischen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Pensionskassen richtig zu liegen scheint, lässt sich beim Lesen der Statistiken im neuen Bafin-Jahrbuch erahnen. Wie diese zeigen, sanken die stillen Reserven der Pensionskassen 2015 ­gegenüber dem Vorjahr von 25,3 auf circa 21,6 Milliarden Euro, was 14,6 Prozent der gesamten Kapitalanlagen der 140 beaufsichtigten Pensionskassen entspricht. Auch die durchschnittliche Nettoverzins­ung der Kapitalanlagen, die sich auf insgesamt 148,2 Milliarden Euro belaufen, war rückläufig. Mit circa 3,9 Prozent lag diese zwar noch über dem durchschnittlichen Rechnungszins von 3,28 Prozent, aber um 0,4 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Tendenz weiter fallend. „Die Prognosen verdeutlichen, dass sich der Abstand zwischen der laufenden Verzinsung der Kapitalanlage und dem durchschnittlichen Rechnungszins der Deckungsrückstellung verkleinert“, konstatiert die Bafin in ihrem Jahrbuch 2015. Kein Wunder also, dass Frank Grund auf der Jahrespressekonferenz seiner Behörde hörbar Alarm schlug. Das Problem der dauerhaft niedrigen Zinsen treibt also nicht nur den Pensionskassen und ihren Aktuaren, wie Dr. Friedemann Lucius,­ die Sorgenfalten auf die Stirn. „Wenn wir Aktuare davon ausgehen müssten, dass die Zinsen für immer so niedrig bleiben, und würden aus Vorsichtsgründen die Verpflichtungen auf diesem Niveau bewerten, wären die meisten Kassen unterdeckt“, erklärt der Heubeck-Vorstand. „Die Aufsicht erlaubt, die Niedrigzinsen als temporäres Problem anzusehen. Deshalb muss der Rechnungszins nicht jetzt sofort und für immer herabgesetzt werden. Die Kassen sollen Vorsorge­ treffen, so gut es geht, aber nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Derzeit werden die kapitalgedeckten Systeme mehr oder weniger auf Sicht gefahren mit dem Ziel, Zeit zu gewinnen“, fügt er hinzu.

Novartis unter Manndeckung

Bereits seit 2013 ist die Pensionskasse der Novartis Pharma GmbH zum Handeln aufgerufen. Damals stellte die Bafin die seit 2008 geschlossene Unternehmenspensionskasse, die mit einem Sicherungsvermögen von rund 170 Millionen Euro und 2.100 Anwärtern sowie 1.019 Rentnern zu den kleineren ihrer Zunft gehört, unter aufsichtsrechtliche Manndeckung. Welche Maßnahmen zur Stärkung der Risiko­tragfähigkeit in den vergangenen drei Jahren ergriffen wurden, erläuterte Ekkehard Landgräber, HR Manager Compensation & Benefits bei Novartis, im Mai dieses Jahres auf dem Pensionskassentag des Beratungs­hauses Willis Towers Watson, an das im Rahmen eines ganzheitlichen Outsourcings das Management der Pensionskasse ausge­lagert ist. So wurden unter anderem in den Jahren 2013 und 2014 auf Basis zweier ALM-Studien die Kapitalanlage restrukturiert und per Satzungsänderung 2014 die Bildung einer Verlustrücklage bis zu 7,5 Prozent der Deckungsrückstellung beschlossen. Darüber hinaus vereinbarte die Pensionskasse im November 2014 mit ihrem Träger­unternehmen ein Nachrangdarlehen in Höhe von drei Millionen Euro sowie lohnsteuerfreie, nicht leistungserhöhende Schlussbeiträge, die von 2015 bis 2032 fließen sollen. Im ersten Jahr betrug das Volumen der zusätzlichen Beiträge rund 1,3 Millionen Euro.

Das Nachschießen von Mitteln seitens des Trägerunternehmens ist für die Bafin der Königsweg, den Pensionskassen beschreiten sollen, um sich fit für die Zukunft zu machen. „Im Interesse­ der Pensions­berechtigten bestärken wir sie darin, ihre Träger, also die Arbeit­geber, zu ermuntern, Mittel zur Verfügung zu stellen. Bei Pensionskassen, die Aktiengesellschaften sind, könnten die Aktionäre nachlegen“, ließ Grund in seiner Rede auf der Jahrespressekonferenz wissen. Das geschieht auch, zumindest dort, wo es Trägerunternehmen gibt, die stark genug sind und sich für ihre Pensionskasse verantwortlich fühlen, erläutert Heubeck-Vorstand Lucius: „Um die großen­ Firmenpensionskassen muss man sich eher keine Sorgen machen.­ Sie stellen nicht das Problempotenzial.“

Mehr Infos hier

Quelle: portfolio institutionell newsflash, Ausgabe 06/2016, Kerstin Bendix

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