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FT-Fondsmanager: „Wir wollen Deep-Value“

Carsten Große-Knetter
Asset Management

FundResearch-Fondsmanager-Talk: Carsten Große-Knetter erläutert warum die quantitative Strategie seines Fonds keinen Performance-Highflyer liefert, aber dennoch den Markt ausperformt.

18.06.2015 | 12:45 Uhr von «Patrick Daum»

FundResearch: Herr Große-Knetter, Sie sind studierter Physiker. Wie kamen Sie ins Asset Management?

Große-Knetter: Ich bin Teilchenphysiker, da hat man viel mit Zahlen zu tun. In der theoretischen Physik habe ich viele Simulationen mit Zahlen durchgeführt. Da bekommt man eine Zahlen-Affinität und auch eine Affinität zu Modellen. In den 1990er-Jahren bin ich dann in der Finanzbranche angekommen. Zuerst bei Sal. Oppenheim im Rentenbereich, was auch sehr zahlenorientiert ist. Aktien sind wiederum mathematisch nicht so anspruchsvoll wie Renten, aber ich mag die Anlageklasse. So bin ich seit 2000 bei FRANKFURT-TRUST im Aktienfondsmanagement. 

FundResearch: Die quantitative Analyse ist insbesondere auf das Aktiensegment konzentriert. Sind Renten überhaupt noch ein Thema?

Große-Knetter: Natürlich beobachten wir die Märkte insgesamt und natürlich spielt das aktuelle Zinsniveau eine Rolle. Aber als Anlageinstrument für mich persönlich sind Anleihen im Moment kein Thema. Ich bin da nicht investiert. Renten habe ich fast nie gemacht. Ich hatte mich mal privat in portugiesischen Anleihen engagiert, als diese sich in der Erholungsphase befanden. Normalerweise reizt mich das aber nicht besonders. Persönlich bin ich seit jeher eher in Aktien investiert.

FundResearch: Sie sind seit 15 Jahren bei FRANKFURT-TRUST. Sie haben schon damals mit der quantitativen Strategie begonnen. Seitdem hat sich einiges getan, wir hatten mehr als eine Krise zu überwinden. Was hat sich aus Ihrer Sicht im Markt verändert in dieser Zeit?

Große-Knetter: Die Zyklen haben sich stark verändert. Das sind keine normalen Abläufe mehr, das waren extreme Krisen, die wir zwischenzeitlich hatten. Genau wie es jetzt mit Blick auf die Nullzinsen eine extreme Marktphase ist. Dennoch: Die Investmentstrategien als solche, die wir in der Aktienselektion verwenden, wie z.B. Value-Strategien, funktionieren nach wie vor. Im Detail hat sich dabei aber schon etwas verändert. Wir beobachten beispielsweise die Korrelationen unserer Strategien. So war Value-Investing 2008 vor der Krise eine defensive Strategie. Man kaufte langweilige Aktien, man hatte ein niedriges Beta. Jetzt ist Value eher ein riskantes Investment mit High-Beta-Aktien. Das macht die Strategie nicht schlechter. Sie hat immer noch mittel- bis langfristig Outperformance. Nur im Zusammenspiel mit anderen Strategien verhält sie sich anders. Für uns ist das sehr interessant, denn wir haben auch eine Komponente in unserer Stategie, die auf Low-Risk geht – also auf niedriges Beta. So haben wir zwei stärker diversifizierende Strategien.

FundResearch: Stichwort Faktor-Investing: Sie machen das schon sehr lange, mittlerweile ist es gar ein Modetrend Makrtineffizienzen mit Faktoren auszunutzen. Wie sieht der Investmentansatz bei Ihnen aus?

Große-Knetter: Unser Ansatz „BMR+“ verfolgt fünf Investmentstrategien, nach denen wir die Aktien selektieren. Zunächst die Value-Strategie, bei derwir nach günstiger Bewertung (auch im Sinne von Deep-Value) selektieren. In dieser Bewertungsstrategie suchen wir die Aktiern nach günstiger fundamentaler Bewertung aus. Das ist durchaus riskante, aber das Risiko minimieren wir durch die Diversifikation mit den anderen Strategien. Die zweite Strategie ist das Momentum, also ein trendfolgender Ansatz, mit dem wir dem Markt folgen und in Aktien investieren, die schon gut gelaufen sind und bei denen wir der Meinung sind, dass sie weiter performen. Bei der Strategie Revision folgen wir der Gewinnresivion der Analysten. Wachstum als Nummer fünf bedeutes fundamentales Wachstum. Und Risiko schließlich ist niedriges Risiko – niedrige Volatiltät, niedriges Beta. Das machen wir bereits seit elf Jahren. Damals hatten wir mit drei Faktoren angefangen. 2006 haben wir zwei weitere hinzugefügt. Daher das „+“ in unsererm Strategienamen. 

FundResearch: Jahr für Jahr schlagen Sie Ihre Benchmark, den STOXX Europe 600. Nur 2013 gelang Ihnen das nicht. Warum?

Große-Knetter: 2013 war ein schwieriges Jahr. Die Aktien haben sich am Markt kaum unterschieden. Da ist es sehr schwierig, als aktiver Stockpicker etwas herauszuholen. Im Portfolio haben wir konstruktionsbedingt ca. 75 Prozent active Share. Die haben wir immer – auch 2013. Der Tracking Error allerdings, den wir bewusst überschaubar haben wollen, war 2013 dann zu klein, er lag unter drei Prozent. Bei einem Publikumsfonds kommen dann ja noch Kosten hinzu. 2014 wurde es dann wieder besser. Und Anfang dieses Jahres hat Draghi uns Stockpickern einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht, weil der Markt makrogetrieben insgesamt gelaufen ist. Im ersten Quartal haben wir so auf Höhe des index gelegen. Da der Markt seit April aber eher seitwärts läuft und nicht mehr insgesamt nach oben, können wir als Stockpicker wieder mehr herausholen. Zu Jahresbeginn liefen die Low-Risk-Aktien besser. Das war überraschend, denn in einer solchen Rallye erwartet man es eigentlich anders. Value-Aktien und hohe Dividenden haben sich zuletzt ebenfalls gut entwickelt. 

FundResearch: Bei den Risikofaktoren sind Sie wirklich sehr indexnah. Heutzutage ist der ETF in aller Munde. Welchen Mehrwert bieten Sie gegenüber einem entsprechenden Indexfonds?

Große-Knetter: Wir bieten unseren Anlegern netto jährlich 1,5 Prozent aktive Performance, die wir in den elf Jahrenseit Implementierung unseres Modells über dem Index liegen. Die kann ein ETF nicht bringen. Wir haben sicher nicht das Performance-Highflyer-Produkt, das Fonds des Jahres werden wird. Dafür erwirtschaften wir Jahr für Jahr eine gleichmäßige Outperformance zum Index. Und das kommt bei unseren Anlegern gut an.

FundResearch: Erkennen Sie neue Trends, die Sie künftig in Ihre Strategie implementieren könnten?

Große-Knetter: Wir entwickeln unser Modell behutsam weiter und testen verschiedene Möglichkeiten. Wir schauen uns beispielsweise Qualitätskennzahlen an. Aber es ist schwieirg, daraus eine Strategie zu ermitteln, die nachhaltig outperformt. Der Value-Strategie möchten wir nichts hinzufügen, weil wir bewusst Deep-Value wollen. Die Allokation der Strategien reduziert zwar den Tracking Error, hat aber bislang noch keine nachhaltige Outperformance gebracht. Das werden wir auf jeden Fall etwas genauer untersuchen. 

FundResearch: Sie managen einen europäischen und einen globalen Fonds mit dieser Anlagestrategie. Sehen Sie im globalen Bereich eine andere Charakteristik oder Dynamik von den Einflussfaktoren her gegenüber dem Europaprodukt? Oder haben Sie schonmal überlegt, das Produkt auf andere Märkte wie USA oder Japan zu übertragen?

Große-Knetter: Wir hatten 2008 das Problem, dass viele unserer Strategien in den USA und Japan nicht aufgingen. Im Moment sieht es wieder so aus, als ob diese beiden Märkte wieder besser laufen und unsere Strategien somit überall funktionieren. Wir haben auch schon in den letzten Jahren starke Performancebeiträge aus den USA und Japan gesehen. Was die Weiterentwicklung des Produkts angeht, werden wir uns auf globaler Ebene intensivere Gedanken machen. In Europa läuft es so gut, dass wir da lediglich über marginale Änderungen nachdenken.

FundResearch: Was erwarten Sie in den kommenden sechs bis zwölf Monaten von den Märkten?

Große-Knetter: Ich denke, den größten Teil der Jahresperformance haben wir im ersten Quartal gesehen. Es würde mich nicht wundern, wenn es wie so im April und Mai weitergeht: eher volatil seitwärts. Durchaus mit zunehmenden Marktkorrekturen, dann wieder Erholung. Ich denke nicht, dass es einen richtigen Einbruch gibt, dafür wird Draghi schon sorgen. Somit kann man derzeit nur über das Stockpicking Geld verdienen, denn von der Gesamtmarktperformance wird nicht viel kommen. Oder, wenn man es kann, über das Timen. Aber Timing ist schwieirg. Buy-and-hold auf den Index wird sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten nicht lohnen. 

FundResearch: Und auf der Bondseite? Was ist mit dem viel beschworene Rentencrash?

Große-Knetter: Auch da spielt der Draghi-Put mit rein. Einen dramatischen Einbruch bei Anleihen kann es daher nicht geben. Wenn es ein bisschen Einbruch oder ein bisschen Normalisierung auf der Rentenseite gibt, so dass man wieder einigermaßen gescheite Renditen erhält, wäre das gar nicht verkehrt für die Märkte. Das würde uns bei den Aktien nicht schaden. Ein dramatischer Einbruch bei den Renten würde den Aktien hingegen auch gewaltig wehtun. Aber ein moderates Dahinschmelzen des Hypes im Rentenmarkt wäre für die Märkte nicht ungesund. 

FundResearch: Dann habe Renten ihren Ruf als risikolose Anlageklasse verloren?

Große-Knetter: Es ist witzig, dass von den Renten immer noch als risikolose Assetklasse geredet wird. Das ist sicherlich schon lange nicht mehr der Fall. Vor allem weil die Zins-Coupons als Puffer wegfallen. Aktien und Renten sind als Anlageklassen beide gleichermaßen riskant. Für mich bieten Aktien aber die interessantere Form des Risikos. 

FundResearch: Aber Sie halten persönlich auch Cash?

Große-Knetter: Persönlich halte ich auch Cash. Im Frühjahr bin ich aus ein paar Anlagen ausgestiegen, um ein bisschen vorsichtiger zu sein. Aber ich bin immer noch überwiegend in Aktien investiert und dabei sehr stark in meinen eigenen Fonds. 

(PD)

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