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Energiepreise auf Achterbahnfahrt

Volkswirtschaft
Energiepreise auf Achterbahnfahrt
07/2022
Kenneth Rogoff
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

In den letzten zweieinhalb Jahren waren die weltweiten Öl- und Gaspreise Nachfrage- und Angebotsschocks ausgesetzt –manchmal sogar gleichzeitig. Die resultierende Volatilität auf den Energiemärkten ist sowohl eine Reflexion als auch ein Mikrokosmos einer ins Schlingern geratenen Weltwirtschaft

18.07.2022 | 09:10 Uhr

Der Preis von Rohöl der Sorte Brent fiel angesichts der weltweiten Ausbreitung der COVID-19-Pandemie von einem „Normalwert“ von 68 Dollar pro Barrel Ende 2019 auf 14 Dollar pro Barrel im April 2020. Zwei Jahre später, im März 2022, schoss der Preis pro Barrel nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine steil auf 133 Dollar pro Barrel in die Höhe. Nun ist er angesichts wachsender Befürchtungen über eine Rezession in den USA wieder im Sinken begriffen. Doch könnte der Preis steil steigen, falls sich die chinesische Wirtschaft von ihrer durch Chinas Null-COVID-Politik bedingten Benommenheit erholt.

Was wird als Nächstes passieren? Und wie kann die Politik angesichts dieser Marktturbulenzen die ökologische Nachhaltigkeit im Auge behalten?

Ein Grund für die Schwankungsanfälligkeit der Öl- und Gaspreise ist, dass die kurzfristige Energienachfrage viel schneller auf Wachstums- als auf Preisveränderungen reagiert. Kommt es also zu einem Energieschock, bedarf es ggf. einer enormen Preisveränderung, um den Markt zu räumen.

Und die Pandemie war die Mutter aller Schocks; sie hat die größte nachhaltige Umstellung der Nachfrage seit dem Zweiten Weltkrieg hervorgebracht. Vor COVID-19 lag die weltweite Ölnachfrage bei etwa 100 Millionen Barrel pro Tag, doch die Lockdowns (und die Furcht) ließen sie auf 75 Millionen Barrel pro Tag abstürzen. Die Lieferanten konnten die Ölhähne nicht schnell genug zudrehen (eine sprudelnde Ölquelle zu bremsen ist keine Kleinigkeit). Am 20. April 2020 fiel der Ölpreis kurzfristig auf minus 37 Dollar pro Barrel, da die Lagereinrichtungen die Mengen nicht aufnehmen konnten und die Lieferanten bestrebt waren, Strafen wegen Ölverklappung zu vermeiden.

Die Investitionen in neue Anlagen zur Öl- und Gasproduktion waren schon vor der Pandemie gering, was teils eine Reaktion auf die weltweiten Initiativen war, die wirtschaftliche Entwicklung von fossilen Energieträgern wegzulenken. Die Weltbank etwa finanziert keine Exploration fossiler Energieträger mehr – auch nicht, was Erdgasprojekte angeht, die eine relativ saubere Energiequelle sind. ESG- (Umwelt-, Sozial- und Steuerungs-) -Investitionen und -Vorschriften verringern den Zugang von Öl- und Gasprojekten zu Finanzierungen, was natürlich ihr Sinn und Zweck ist. Das ist völlig in Ordnung, sofern die Politik praktikable Pläne zur Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen vorgelegt hat – aber das hat sich insbesondere in den USA und in Asien bisher als Herausforderung erwiesen.

Noch immer entfallen 80 % des weltweiten Energieverbrauchs auf Öl, Kohle und Erdgas. Das ist anteilsmäßig in etwa so viel wie Ende 2015, dem Zeitpunkt der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens. Die Politiker in Europa und jetzt auch (unter Präsident Joe Biden) in den USA verfolgen das lobenswerte Ziel, die Umstellung auf umweltfreundliche Energien in diesem Jahrzehnt voranzutreiben. Doch es gab keine richtigen Pläne zur Bewältigung der mit der Wirtschaftserholung im Gefolge der Pandemie einhergehenden V-förmigen Erholung der Ölnachfrage, oder gar zur Bewältigung der durch die vom Westen ausgehenden Sanktionen gegen Russland bedingten Verzerrungen des Energieangebots.

Die ideale Lösung wäre ein weltweiter Kohlenstoffpreis (oder ein Emissionshandelssystem, falls sich eine Steuer als nicht möglich erweist). In den USA zieht die durch die Inflation in Panik geratene Biden-Regierung allen Ernstes einen Schritt in die gegenteilige Richtung in Betracht und hat den Kongress aufgefordert, die Bundessteuer auf Benzin in Höhe von 0,476 US-Cent pro Liter für drei Monate auszusetzen. Der jüngst verkündete Plan der G7, den Preis für russisches Öl zu deckeln, ist als Sanktion sinnvoll, doch verkauft Russland bereits mit deutlichen Preisnachlässen an Indien und China; daher dürfte das auf den Weltmarktpreis kaum größere Auswirkungen haben.

Es ist noch nicht lange her, dass die Biden-Regierung ihre Exekutivbefugnisse nutzte, um die Ausweitung der Produktion fossiler Energieträger in den USA zu bremsen. Jetzt setzt sie sich für Produktionssteigerungen ausländischer Lieferanten ein, selbst solcher – wie insbesondere Saudi-Arabien –, denen sie bisher als Menschenrechtsgründen die kalte Schulter gezeigt hat. Leider bringt eine tugendsame Begrenzung der US-Ölproduktion für die Umwelt nicht sonderlich viel, wenn man zugleich die Fördermengen anderer Länder aufsaugt. Europa hatte zumindest einen halbwegs schlüssigen Plan, bis der Ukraine-Krieg deutlich machte, wie weit der Kontinent – vor allem Länder wie Deutschland, die auf die Nutzung der Atomkraft verzichten – davon entfernt ist, eine Umstellung auf saubere Energieträger zu erreichen.

Wie alle Arten von Innovationen und Investitionen erfordert ein starker Ausbau umweltfreundlicher Energien Jahrzehnte konsequenter und stabiler Politik, um die Risiken der erforderlichen massiven langfristigen Kapitalbindung zu verringern. Und bis alternative Energiequellen fossile Energieträger in umfassender Weise ersetzen können, ist es unrealistisch, zu glauben, dass die Wähler in den reichen Ländern Regierungen im Amt bestätigen würden, die zulassen, dass die Energiekosten über Nacht explodieren.

Es ist bemerkenswert, dass die Protestierenden, die einige Universitäten erfolgreich zu Devestitionen fossiler Energien bewegt haben, sich nicht annähernd so engagiert dafür einsetzen, Heizungen und Klimaanlagen herunterzudrehen. Die Energiewende muss kommen, aber sie wird nicht schmerzlos ablaufen. Der beste Weg, um Produzenten und Verbraucher zu langfristigen Investitionen in grüne Energie zu bewegen, besteht in einem verlässlich hohen Kohlenstoffpreis; Gimmicks wie Devestitionsinitiativen sind deutlich unwirtschaftlicher und deutlich weniger wirksam. (Ich trete zudem für die Gründung einer CO2-Weltbank ein, um den Entwicklungsländern Finanzmittel und technische Unterstützung zur Verfügung zu stellen, damit auch sie die Umstellung bewältigen können.)

Im Moment sieht es aus, als würden die Öl- und Gaspreise trotz der Befürchtungen über eine Rezession in den USA und Europa hoch bleiben. Angesichts der beginnenden Reisesaison auf der Nordhalbkugel und einer potenziellen Erholung der chinesischen Wirtschaft von den durch die Null-COVID-Politik bedingten Lockdowns ist unschwer vorstellbar, dass die Energiepreise weiter steigen werden, selbst wenn die Zinserhöhungen der Federal Reserve das Wirtschaftswachstum in den USA steil begrenzen sollten.

Längerfristig dürften die Energiepreise weiter steigen, sofern die Investitionstätigkeit nicht deutlich zunimmt. Doch danach sieht es angesichts der aktuellen Vorgaben durch die Politik nicht aus. Angebots- und Nachfrageschocks werden Energiemarkt und Weltwirtschaft höchstwahrscheinlich auch weiterhin in Unruhe versetzen. Die politischen Entscheider werden zu ihrer Steuerung starke Nerven brauchen.

© Project Syndicate 1995–2022

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