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Lebensversicherer: Run-off-Unternehmen mit hohen Erträgen

Lebensversicherer: Run-off-Unternehmen mit hohen Erträgen
Versicherungen

Als deutsche Lebensversicherungsgesellschaften erstmals ihr Neugeschäft Altpolicen an Run-off-Unternehmen verkauften, hagelte es Kritik auch an den Vermittlern. Aktuell erwirtschaften die Abwicklungsgesellschaften aber nach einer Assekurata-Studie hohe Erträge, von denen auch die Versicherten profitieren.

07.02.2023 | 07:30 Uhr von «Ulrich Lohrer»

2014 kam es zu nach der Einstellung des Neugeschäfts der Heidelberger Leben und der Skandia erstmals zu einem Verkauf von Policenbeständen deutscher Lebensversicherer an Run-off-Unternehmen. Die „Run offs“ sind Investmentgesellschaften, die für die erworbenen Altverträge die Kapitalanlage und Verwaltung fortführen. Sie versprechen sich durch Kosteneinsparungen Gewinne, die den Kaufpreis übersteigen. Handelte es sich bei den Bestandskäufen von der Heidelberger Leben – der Nachfolgegesellschaft von MLP Leben – und der Skandia um Fondspolicen, so wurden in den folgenden Jahren vor allem Bestände klassischer Lebensversicherungen mit Garantieverzinsung von den Run offs verkauft. Das extrem niedrige Niedrigzinsumfeld setzte das traditionelle Geschäftsmodell der Lebensversicherungsgesellschaften stark unter Druck, da sie für Altpolicen Höchstrechnungszinsen von bis zu vier Prozent garantieren müssen, die sie kaum mehr am Kapitalmarkt erzielten. Zu den Verkäufern zählten beispielsweise auch die Auffanggesellschaft der Mannheimer Leben Protektor, Asstel und die Arag Leben. Der Verkauf von 3,8 Millionen Altpolicen der Generali Leben mit einem Anlagevermögen von mehr als 44 Milliarden Euro an die Run-off-Plattform Viridium im Jahr 2019, die die Policen nun in der Gesellschaft Proxalto abwickelt, stellte der bis dahin größte Deal in Deutschland dar. Aktuell verwalten drei externe Run-off-Plattformen – die Viridium-Gruppe, die Frankfurter-Leben-Gruppe und die Athora-Gruppe – Altpolicen von sieben deutschen Lebensversicherungsgesellschaften mit einem Beitragsvolumen von 3,8 Milliarden Euro.

Kritik am Verkauf von Altpolicen

Viele Kunden verunsicherte der Verkauf ihrer Altersvorsorge von ihrer bisherigen Lebensversicherungsgesellschaft an diese externen Investoren. So hatte die Branche lange Zeit auf ihr Alleinstellungsmerkmal verwiesen, nach der die klassische Lebensversicherung die einzige Anlage sei, bei denen die Kunden jahrzehntelang ein Garantiezins und eine Betreuung durch einen Anbieter erhalten würden. Die Verbraucherorganisation Bund der Versicherten sah deshalb im Verkauf an die Run-offs eine Zäsur und warnte vor Gefahren für die Kunden. Medien kritisierten zum Teil den Verkauf, weil die Lebensversicherer die für sie unattraktive Kunden wegen unwirtschaftlicher Verträge „abschieben“ würden. Auch viele Versicherungsagenten und Makler, die die Policen vermittelt hatten, mussten sich unangenehme Fragen und Kritik ihren Kunden anhören. Mittlerweile werden kaum noch klassische Lebensversicherungen angeboten. Einige Lebensversicherungsgesellschaften haben für die Abwicklung ihrer Altbestände aufgrund der Kritik eigene Gesellschaften gegründet, die sie auch anderen Lebensversicherungsgesellschaften zur Abwicklung der Altbestände anbieten. So gründete die Allianz die Tochtergesellschaft Syncier und Ergo zusammen mit IBM die Abwicklungs-Plattform Thipera.

Überdurchschnittlich hohe Überschüsse

Die Ratinggesellschaft Assekurata hat nun eine umfangreiche Studie zu den Run-offs in der Lebensversicherung veröffentlicht. Dabei wurden zahlreiche Kennzahlen und Einzeldaten unter die Lupe genommen, um die Auswirkungen sowohl aus Kunden- als auch aus Investorensicht zu ermitteln. „Im Ergebnis ist festzustellen, dass vor allem die externen Run-off-Unternehmen zuletzt überdurchschnittlich hohe Erträge erwirtschaften konnten“, erklärt Lars Heermann, Studienautor sowie Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Dies zeigen eindrucksvoll die seit dem Bilanzjahr 2017 deutlich höhere Rohüberschüsse bei der Run-off-Gruppe im Vergleich zum Marktdurchschnitt (siehe Grafik1 unten).

Rohüberschussquote

Bildquelle: "© Assekurata – Run-off in der Lebensversicherung 2022“

Vom Profitinteresse der Eigentümer profitieren auch die Kunden

Die höheren Rohüberschüsse führt Heermann vor allem auf positive Kosteneffekte durch wegfallende Abschlusskosten und hohe außerordentliche Erträge aus den am Kapitalmarkt angelegten Geldern zurück. Auch durch schlanke Verwaltungskosten, etwa durch die hocheffiziente und flexible Informationstechnologie werden Kosten gespart. Allerdings sind die Gewinner der höheren Erträge vor allem die Eigentümer der Run offs. Denn nach der Studie ist die Verteilung des Rohüberschusses zwischen Versicherer und Kunden deutlich stärker auf den Aktionär ausgerichtet ist als im Gesamtmarkt üblich. Während Lebensversicherer mit geöffnetem Neugeschäft 2021 etwa 86 Prozent des Rohüberschusses über sogenannte RfB-Zuführungen oder Direktgutschriften an ihre Kunden weitergegeben haben, waren es bei den Run-off-Versicherern nur 70 Prozent. Trotzdem profitieren auch die Run-off-Kunden von den Ertragsvorteilen. „Dies konnten wir an der Kennzahl Umsatzrendite für Kunden festmachen, die bei der Gruppe der Run-off-Versicherer seit 2017 höher ausfällt als im Markt. Somit zahlt sich trotz der auf die Eigentümer ausgerichteten Verteilung der höhere Überschuss auch für die Kunden aus“, stellt Lars Heermann heraus. Dies liegt an der Mindestzuführungsverordnung, die den Kunden eine Mindestertragsbeteiligung an den Überschüssen gesetzlich zusichert.

Allerdings gebe er zwischen den einzelnen Unternehmen große Unterschiede bei der Umsatzrendite für Kunden. Zudem können die Überschüsse wegen steigender Kosten künftig sinken. Laufen immer mehr Altverträge aus, ist wegen den sinkenden Beiträgen im Verhältnis zu den Fixkosten ein Anstieg der Stückkosten zu erwarten. Die Grafik unten zeigt nicht nur die unterschiedlichen Größenverhältnisse der zehn in der Run-off-Studie betrachteten Lebensversicherer, sondern auch die unterschiedliche Abwicklungsdynamik der Bestände (siehe Grafik2 unten).

Bruttoprämien

Bildquelle: "© Assekurata – Run-off in der Lebensversicherung 2022“

Weitere Bestandsverkäufe wahrscheinlich

Die Run-off-Gesellschaften haben daher ein Interesse daran, zusätzliche Bestände zu erwerben, um einen Anstieg der Verwaltungsstückkosten zu vermeiden. Tatsächlich haben auch etliche Lebensversicherungsgesellschaften ein Interesse daran, Bestände an Altpolicen an externe Run offs abzugeben. Zwar haben sich die Finanzierungsbedingungen für die Altgarantien bei vielen Lebensversichern durch den Zinsanstieg seit 2022 verbessert, doch kann die Abgabe geschlossener Bestände auch weiterhin Kapital und Managementkapazitäten freisetzen. „Viele Lebensversicherungsgesellschaften würden sich womöglich etwa von den Beständen an Riesterrentenversicherungen wegen der 100-prozentigen Werterhaltungsgarantie und des überdurchschnittlich hohen Verwaltungsaufwands trennen“, erläutert Heermann. Run-off-Plattformen werden jedoch solche verwaltungsintensiven Bestände nur zu einem für sie attraktiven Preis übernehmen.

Aus Sicht der Kunden bieten Run-offs bislang eine bessere Überschussbeteiligung, als die anfängliche Kritik hätte erwarten lassen. So bietet laut einer Auswertung durch das Hofheimer Analysehaus Morgen & Morgen die Run off Gesellschaft Athora für 2023 neben der Berliner Ideal Versicherung mit drei Prozent die höchste laufende Verzinsung für das Jahr 2023. Allerdings haben die Einsparungen bei den Verwaltungskosten auch für Nachteile für die Versicherten. So führt die Run-off-Gesellschaft Viridium aufgrund von Problemen bei der IT-Anpassung die Beschwerdestatistik der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) an. „Das finden wir nicht lustig“, sagte Frank Grund, Exekutivdirektor bei der BaFin bei einer Presseveranstaltung. Das Interesse, die Probleme zu bereinigen, sei allerdings sehr groß sei. Schließlich wolle ein Run-off-Anbieter in der Regel weitere Bestände übernehmen.

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