Was sagen Investoren zu den von Ihnen erworbenen Boutiquenfonds? In einer losen Reihe befragen wir an dieser Stelle Marktteilnehmer und bitten sie, Stellung zu nehmen zu einem Boutiquenfonds.
17.01.2023 | 09:19 Uhr
Boutique: Seahawk Investments GmbH
Herr Dumschat, wann haben Sie den Fonds gekauft?
Viel
zu spät (lacht) – nein, im Ernst: Wir haben den Fonds schon sehr früh
entdeckt. So war ich ja u.a. in der Jury, die den Fonds in 2021 mit dem
Boutiquen Award für die Top-Innovation ausgezeichnet hat. 2022 gewann er
dann auch noch den Boutiquen Award für Liquid Alternatives. Gekauft
haben wir den Fonds für den Mehrwertphasen Balance Plus UI allerdings
erst am 21.10.2022.
· Was waren die Hauptgründe für den Kauf?
Das
Konzept und die dahinter stehenden Personen sowie die globale
Vernetzung überzeugten mich von Anbeginn an. Wir wollten jedoch nicht
leichtfertig in einen Fonds investieren, der möglicherweise nur eine
(für ihn) glückliche Marktphase nutzen
konnte. Extrem steigende Frachtraten und Energiepreise haben auch
vielen Long-only-Fonds in diesem Segment zu hoher Performance verholfen.
Wichtig war uns, wie der Fonds mit stagnierenden und auch wieder
fallenden Preisentwicklungen umgeht. Die Präsentation der Möglichkeiten
und die Umsetzung in der Praxis sind eben leider oft nicht kongruent.
Der Seahawk-Fonds hatte jedoch keinerlei „Lieferkettenprobleme“. Er
performte unbeirrt und zeigte damit, dass er die Veränderungen in den
zugrunde liegenden Märkten antizipieren und in der
Long/Short-Ausrichtung des Fonds zum Wohle der Anleger umsetzen konnte.
· Wann setzen Sie aktive Fonds ein statt passive Strategien?
Eigentlich
unterscheide ich gar nicht zwischen aktiv und passiv gemanagten Fonds.
Das Kostenargument ist für mich obsolet, denn einen Fonds mit
schlechterer – risikoadjustierter – Performance zu kaufen, weil er
geringere Kosten hat, kann ja wohl keine ernstgemeinte
Handlungsempfehlung sein. Und in letzter Konsequenz sind Fonds, die
einem Index folgen, ja nicht wirklich passive Investments. Hier ist das
aktive Management eben nur auf den Indexanbieter ausgelagert, der einer
rein quantitativen Strategie folgt, wie sie mancher aktive Manager auch
zur Grundlage seines Fondskonzepts festlegen könnte.
Generell
kommen ETF´s jedoch als Absicherungsinstrument in Frage. Mit aktiv
gemanagten Fonds könnte man bspw. nicht gezielt 10-jährige italienische
Staatsanleihen mit doppeltem Hebel shorten. Vorteilhaft ist bei ETF´s
auch die sofortige Kaufausführung unmittelbar nach der Ordererteilung.
Interessant sind ETF´s oft auch in Nischenmärkten, in denen noch nicht
klar ist, wer künftig Gewinner und wer Verlierer sein wird. So haben wir
bspw. ETF´s für die Segmente wie eSports oder Cybersecurity auf der
Watchlist, weil es hier (noch) keine aktiv gemanagten Fonds mit besseren
Ergebnissen gibt.
· Waren Sie vor dem Kauf in direktem Kontakt mit dem Fondsmanager?
Selbstverständlich … und nicht nur, um ihm zum Gewinn der Boutiquen Awards zu gratulieren.
· Welche Rolle spielte das KnowHow des Managers für Ihre Kaufentscheidung?
Das
spielt schon eine ganz entscheidende Rolle. Analysten in Büros auf drei
Kontinenten und der Background der handelnden Personen in der
Muttergesellschaft sind meines Erachtens ein ganz entscheidender Faktor
für den herausragenden Erfolg.
· Inwieweit hat der Fonds bisher Ihre Erwartungen erfüllt?
Voll
und ganz, denn unsere Kaufentscheidung wurde ja aufgrund der erfüllten
Erwartungen gefällt. Noch im November letzten Jahres hat der Fonds ein
Allzeithoch markiert. Aber natürlich gilt auch für einen solchermaßen
erfolgreichen Fonds, dass er seine Leistungsstärke jeden Tag aufs Neue
unter Beweis stellen muss.
· Welches Hauptrisiko sehen Sie für den Fonds?
Das
Hauptrisiko aller Long/Short-Fonds ist, dass sie auf beiden Seiten auf
dem falschen Fuß erwischt werden könnten. Denken Sie bspw. an die
Möglichkeit, dass ein blendend laufendes Unternehmen in einen
Korruptions- oder Umweltskandal verwickelt wird. Die Long-Position
verliert kräftig. Umgekehrt erhält ein wegen schlechter Entwicklungen
geshortetes Unternehmen ein Übernahmeangebot. Wenn dies bekannt wird,
schnellt der Kurs oft in Minutenschnelle in die Höhe und die
Short-Position verliert entsprechend. Auch insoweit ist die Marktnähe
des Managements und seiner Berater unverzichtbar, um frühzeitig zu
agieren. Allerdings wirkt sich die breite Streuung von Long- und
Short-Positionen risikomindernd aus.
· Entscheiden Sie sich öfter für Boutiquenfonds? Falls ja, welche Vorteile sehen Sie bei dieser Art Fonds besonders?
Mit Boutiquenfonds verhält es sich ähnlich wie mit eigentümergeführten
Aktiengesellschaften: Ihre Manager konzentrieren sich auf ihr Produkt
und betrachten den Erfolg als ihr Lebenswerk. Meist sind sie nennenswert
mit eigenem Geld investiert. Für mich als Investor stelle ich immer
wieder erfreut fest, wie schnell und unkompliziert man den Fondsmanager
erreichen kann, der Fragen kompetent beantwortet, statt mir zu sagen
„Das ist eine sehr gute Frage.“, um sich dann tage- oder gar wochenlang
Zeit zu lassen und letzten Endes doch keine zufriedenstellende Antwort
zu liefern.
· Was könnten Investoren erwarten, die in Ihnen Geld anvertrauen?
Wer
in den von mir beratenen Mehrwertphasen Balance Plus UI (WKN A2QCX6)
investiert, kann sich auf aktives Management verlassen. Hier werden
gezielte Anlageentscheidungen über die Auswahl von guten Zielfonds
hinaus getroffen. So wird die Aktienquote in Krisenphasen gezielt
abgesichert. Im ersten Quartal letzten Jahres war der Fonds per Saldo
zeitweise sogar short in Aktien, was man normalerweise bei einem
Dachfonds gar nicht erwartet. Dies gilt auch für die Anleihenseite, wo
wir im Zinserhöhungszyklus Staatsanleihen aus den USA, Italien und
Deutschland komplett geshortet haben. Zudem hat der Anleger über unseren
Fonds Zielfonds im Portfolio, die er oft gar nicht selbst
identifizieren könnte, weil ihm einfach die Zeit dazu fehlt.
Opportunitäten werden zudem oft nur für einen vergleichsweise kurzen
Zeitraum genutzt, was so in der unmittelbaren Finanzanlageberatung gar
nicht umgesetzt werden könnte. Der Name unserer Gesellschaft LORIAC (Low
Risk Asset Control) ist dabei Programm: Risikominimierung hat bei uns
Vorrang vor Renditeoptimierung. Die Erfahrung zeigt, dass einen die
Risiken eher unerwartet einholen als dass man völlig unvorbereitet mit
Rendite überschüttet wird.
· Vielen Dank für dieses offene Gespräch und auch dafür, dass wir den von Ihnen vor Kurzem veröffentlichten Artikel zum Seahawk Fonds hier verlinken dürfen:
Wichtiger Hinweis: Bei den in dieser Rubrik getätigten Äußerungen handelt es sich nicht um Kauf- oder Verkaufempfehlungen oder Finanzanalysen. Die Meinungen der befragten Fondsmanager und -berater eignen sich nicht zur direkten Übernahme in eigene Anlagestrategien. Basis von Kauf- und Verkaufentscheidungen sollten immer die gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsunterlagen wie Verkaufsprospekte und Jahresberichte sowie eine ausführliche individuelle Beratung sein.
Fonds: Seahawk Equity Long Short Fund – ISIN LU1910829313
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