Bei der Frage nach dem Wachstumsausblick für das laufende sowie das kommende Jahr sind Profi Anleger vorsichtig. Das ergab eine Umfrage des DVFA (Der Berufsverband der Investment Professionals). Demnach sehen 47 % weniger Wachstum und mehr Inflation („Slowflation“), Stagflation prognostizieren 26 % der Befragten und eine Rezession inklusive Inflation erwarten 22 %. Nur 5 % glauben noch an den Aufschwung.
10.05.2022 | 15:00 Uhr
Die zweite an die DVFA Mitglieder gerichtete Frage lautete: Halten Sie die Zinsstrukturkurve für einen Rezessionsfrühindikator? Die Meinungen der Investment Professionals sind hier durchaus gespalten: Während 39 % sie für aussagekräftig halten, beantworten 26 % die Frage mit nein und 35 % sind sich nicht sicher.
Für die Zinsstrukturkurve gibt es verschiedene
Indikatoren respektive Definitionen.
Das Ergebnis - welche am prominentesten ist - fällt dagegen deutlich aus:
2-Jahres-Zins minus 10-Jahres-Zins | 61 % |
3-Monats-Zins minus 10-Jahres-Zins | 28 % |
3-Monats-Zins minus 3-Monats-Zins in 18 Monaten (Near Term Forward Spread) | 11 % |
Der DVFA weist jedoch darauf hin, dass Zinsstrukturen derzeit keine guten Indikatoren zum Anzeigen einer Rezession seien. Der Einfluss der EZB-Marktinterventionen durch die anhaltenden Anleihekäufe relativiert die Aussagekraft.
Energieembargo erhöht Risiko für eine harte Anpassungs-Rezession
Ein möglicher vollständiger Boykott von Energielieferungen aus Russland ist Teil der aktuellen breiten politischen Debatte. In einem solchen Szenario erhöht sich die Gefahr von wirtschaftlich tiefgreifenden Folgen.
Es droht eine starke Rezession
Mit 49 % meint fast die Hälfte der Befragten, eine Rezession würde dann stärker ausfallen als 2020 und 13 % befürchten sogar eine Depression. Für ähnlich negativ wie die Rezession 2020 stimmen 29 % und immerhin 9 % stufen die Konsequenzen als überschaubar ein.
Geld- und Fiskalpolitik soll die Probleme lösen
Die DVFA Investment Professionals wurden gefragt, wie ein die zu erwartende Wirtschaftsschwäche bekämpfender Policy Mix aussehen könnte.
Hier überwiegt die Diversifikation aus Geld- und Fiskalpolitik (49 %) vor der Option einer Anpassungsrezession, die als „kreative Zerstörung“ wirken könnte (31 %). Die reine Fiskalpolitik sehen 17 % der Befragten als Lösung an und für nur geldpolitische Maßnahmen erwärmen sich lediglich 3 %.
Eine Anpassungrezession könnte nicht zu vermeiden sein
„Die Risken eines ungemütlichen Wachstumsumfeldes bei gleichzeitig höherer Inflation sind signifikant gestiegen. Flachere Zinsstrukturkurven deuten dies an. Antworten auf die Konjunkturabschwächung sind diesmal noch schwieriger und sollten ein wohlüberlegter Policy Mix sein“, kommentiert Ingo Mainert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des DVFA. „Möglicherweise wird eine Anpassungrezession nicht zu vermeiden sein, um die Inflation wieder nachhaltig in den Griff zu bekommen“, fügt Mainert hinzu. (jk)
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