Der BofA Global Fund Manager Survey vom September 2025 signalisiert eine stark gestiegene Risikofreude und eine neue Welle des Optimismus unter institutionellen Anlegern weltweit.
16.09.2025 | 13:50 Uhr
Die detaillierte Umfrage, die als wichtiges Stimmungsbarometer der internationalen Finanzmärkte gilt, offenbart die deutlichste Hinwendung zu Aktien seit sieben Monaten sowie ein historisch niedriges Niveau an Bargeldreserven in den Fondsportfolios. Auffällig ist auch die starke Zunahme der Wachstums-erwartungen und die überraschende Verschiebung von Risiken und Sektorpräferenzen.
Sentiment und Makrolage: Von Rezession zu OptimismusDas Klima unter den befragten 235 Anlageprofis – die weltweit rund 700 Milliarden US-Dollar verwalten – war zuletzt so positiv wie seit Februar nicht mehr. Die durchschnittliche Bargeldquote fiel mit 3,9 Prozent auf den tiefsten Stand in diesem Jahr und signalisiert laut der hauseigenen „Cash Rule“ von BofA sogar ein Verkaufssignal für Aktien, da ein solch niedriger Wert historisch meist nahe an Markttops liegt. Untermauert wird die bullische Haltung von einem starken Absinken der Konjunkturängste: Nur noch 12 Prozent der Befragten sehen einen Handelskrieg als größtes Risiko (im April waren es 80 Prozent), während nun 67 Prozent von einer sogenannten »sanften Landung« der Weltwirtschaft ausgehen, also ein Rückgang der Inflation und steigendes Wachstum, ohne Rezession. Lediglich 10 Prozent befürchten noch ein „hartes“ Szenario. Im Monatsvergleich legte der Optimismus bezüglich der globalen Wirtschaft so kräftig zu wie zuletzt im Oktober 2024.

Anlageallokation: Aktien sind Trumpf, Bargeld meiden
Die positive Grundhaltung drückte sich unmittelbar in der taktischen Aufstellung der Fondsmanager aus: Der Saldo der Übergewichtung in Aktien stieg auf 28 Prozent netto, den höchsten Wert seit sieben Monaten und mit deutlichem Sprung von 14 Prozentpunkten zum Vormonat. Dies nähert sich wieder dem Niveau privater US-Investoren an, deren Aktienquote (laut AAII-Survey) mit 67,3 Prozent ohnehin überdurchschnittlich hoch bleibt. Das Vermögen wurde vor allem aus Schwellenländern, Europa und Großbritannien umgeschichtet in US-Aktien – vor allem Technologie, Banken und Gesundheit. Britische Aktien hingegen erlebten den stärksten Abfluss seit April 2004: FMS-Teilnehmer sind derzeit per Saldo 20 Prozent untergewichtet, der tiefste Stand seit März 2024. Ebenfalls deutlich abgebaut wurden Positionen in kleinen Unternehmen (Small Caps) und im Sektor Energie.
„Crowded Trades“: Magnificent 7, Gold und Dollar im FokusZum zweiten Mal in Folge gilt das Engagement in den „Magnificent 7“-Technologieaktien (darunter Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Meta, Tesla) als der meistüberlaufene Trade, wie 42 Prozent bestätigen. Gold avanciert auf Platz zwei (25 Prozent), während Short-Positionen auf den US-Dollar ebenfalls zulegen. Besonders interessant: Trotz der hohen Wahrnehmung von Überbewertung – ein Rekordwert von 58 Prozent hält den globalen Aktienmarkt aktuell für zu teuer – bauen Investoren ihre Longs in Tech, Banken und Gesundheit weiter aus. Gleichzeitig bleiben die Allokationen in Gold (2,4 Prozent) und Krypto (0,4 Prozent) ausgesprochen niedrig, zwei Drittel der Befragten halten keinerlei Kryptopositionen.
Die Sektoren Telekom, Banken und Technologie sind aktuell am stärksten übergewichtet, während Energie, Rohstoffe und Konsumgüter deutlich untergewichtet bleiben. Der Healthcare-Sektor verbuchte den größten Stimmungsaufschwung seit Dezember 2021. Bei den Regionen werden Eurozone und Schwellenländer leicht übergewichtet, während die USA (14 Prozent netto untergewichtet), Japan und Großbritannien gemieden werden. Die erhebliche Rotation aus UK-Aktien heraus ist historisch bemerkenswert.

Zentrale Risiken: Inflation und geopolitische Spannungen
Für 26 Prozent der Fondsmanager ist eine zweite Inflationswelle das wichtigste „Tail Risk“. Je 24 Prozent sehen potenzielle Risiken in einer Entkopplung der US-Notenbank („Fed verliert Unabhängigkeit, US-Dollar-Entwertung“) oder einem sprunghaften Anstieg der Anleiherenditen. Der Befürchtung, dass die AI-Euphorie in eine Blase kippen könnte, stimmen 11 Prozent zu.
Fast die Hälfte (47 Prozent) erwartet, dass die US-Notenbank innerhalb der kommenden 12 Monate mindestens vier Zinssenkungen beschließt – eine bemerkenswert aggressive Annahme vor dem Hintergrund zuletzt robuster US-Konjunkturdaten. Gleichzeitig prognostizieren nur noch 6 Prozent steigende kurzfristige Zinsen, doch 49 Prozent erwarten wieder höhere Inflation, nachdem 2024 die Inflationssorgen stark zurückgegangen waren. Besonders stark wächst auch die Absicherung gegen einen schwächeren US-Dollar (38 Prozent der Fondsmanager bauen Währungs-Hedges aus, der höchste Stand seit Juni).

Artificial Intelligence: Produktivitätsschub und Deflation
Die Bedeutung künstlicher Intelligenz spiegelt sich schließlich auch im Sentiment wider: 50 Prozent der Fondsmanager sehen bereits jetzt Produktivitätssteigerungen durch AI, für 73 Prozent wirkt die Technologie langfristig deflationär. Ein gutes Viertel erwartet allerdings erst nach 2026 eine messbare Wirkung auf die Produktivität. Die Mehrheit ist zudem der Ansicht, dass AI-Aktien noch keine Blase ausbilden, auch wenn sie als Haupttreiber der „Crowded Trades“ gelten. (pg)
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