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Anlageberatung

Robo Advisors: Die Spreu vom Weizen trennen

Robo-Advisor sind eine sich dynamisch entwickelnde Branche und darauf aus, die klassischen Vermögensverwalter unter Druck zu setzen. Anlass genug für das Researchhaus FondsConsult, die Angebote auf Herz und Nieren zu prüfen.

27.03.2019 | 08:00 Uhr von «Thomas Gräf»

Eine neue Generation von Vermögensverwaltern ist angetreten, um die Geldbranche aufzumischen und den Banken Konkurrenz zu machen. „Disruption“, ist das Schlagwort, das die Macher der Robo-Advisor am liebsten aussprechen. Doch wer genauer hinschaut, erkennt: Eine echte Disruption hat es bislang nicht gegeben. Auch die automatisierten Vermögensverwalter konnten das Rad nicht neu erfinden.
Robos wollen Kunden abholen, die bei klassischen Vermögensverwaltern nicht unterkommen, da die meisten Geldmanager sehr hohe Einstiegshürden aufgestellt haben. Auch in der standardisierten Vermögensverwaltung sind Einstiegssummen von mehreren Tausend Euro üblich. Bei Robos liegt die Hürde deutlich niedriger. Mittels Sparplan kommen Anleger bereits bei monatlichen Summen von 50 Euro in den Genuss einer automatisierten Verwaltung.

Zum anderem sind die Robo-Angebote auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten, die eine Bankfiliale allenfalls wegen des Geldautomats aufsuchen und ansonsten ihr Finanzgeschäft digital per Handy abwickeln. Diese Zielgruppe soll sich online über die unterschiedlichen Angebote informieren, via Geeignetheitsprüfung je nach Risikoprofil den eigenen Anlegertyp feststellen, das Depot per Video-Ident-Verfahren eröffnen und dann die gewünschte Anlagesumme digital transferieren. Doch tatsächlich ist bislang der typische Robo-Kunde älter und vermögender als erwartet. Und erfahrener: Viele Kunden besitzen bereits Wertpapiere und wollen testen, was Robo-Advisor leisten können – so die Branchenauskunft.

Schwierige Definition

Wikipedia definiert Robo-Advisor als eine „automatisierte Anlageberatung zu niedrigen Kosten und geringen Mindestanlagebeträgen unter Verwendung von Portfoliomanagement-Algorithmen“. Digitale Vermögensverwaltung sagen andere. Die Analysten von FondsConsult, die in einer mehrmonatigen Fleißarbeit die Robo-Branche unter die Lupe genommen haben, merkten indes schnell, dass sie mit solchen, sehr allgemein gehaltenen Definitionen nicht weit kommen.

Im Rahmen ihrer Robo-Advisor-Studie stießen sie auf drei Arten von Robos: dem reinen Robo-Advisor, der nahezu ausschließlich auf automatisierte Prozesse innerhalb der angebotenen Dienstleistung setzt, dem Hybrid, der die Kombination aus Mensch und Maschine nutzt, und drittens der digitalen Vermögensverwaltung, die auf den Einsatz von automatisierten Prozessen oder Algorithmen im Anlageprozess verzichtet.
In die Untersuchung gingen schlussendlich Anbieter aus allen drei Kategorien ein, wobei FondsConsult die Leistungen sowohl qualitativ als auch quantitativ unter die Lupe nahm. Im Rahmen der qualitativen Analyse wurde zunächst die Stimmigkeit von Produktangebot und Produktinhalten überprüft und inwieweit bei den Anbietern die gebotenen Leistungen den jeweiligen Anspruch erfüllen. Weitere Aspekte waren Informationen zur Gesellschaft, Transparenz, Risiko- und Kundeneinstufung, Angebotsumfang und die Kostenstruktur, wie FondsConsult-Vorstand Rüdiger Sälzle aufzählt.

In der abschließenden Auswertung ergab sich ein durchaus heterogenes Bild, wobei es wiederum bei keinem Anbieter zu einem echten negativen Ausreißer kam. Die Bestnoten in qualitativer Hinsicht kassierten das Produktangebot fintego aus dem Hause ebase mit Note 1,3 und Scalable Capital mit Note 1,4. Am anderen Ende der Tabelle finden sich relativ abgeschlagen Castell Insight (2,5), VisualVest als Unternehmen der Union Investment Gruppe (2,6) und fundamental capital mit der schwächsten vergebenen Qualitätsnote von 2,7.

Robo Advisor Start Qualitative Note Quantitative Note Gesamturteil
fintego 01 / 14 1,3 1,3 sehr gut
Scalable Capital 02 / 16 1,4 2,3 sehr gut
ginmon 05 / 15 2,0 1,7 gut
Solidvest 05 / 17 2,2 1,7 gut
Baloise MONVISO 06 / 17 1,9 2,3 befriedigend
Warburg Navigator Okt / 17 1,7 2,7 befriedigend
truevest 02 / 17 2,4 2,0 befriedigend
bevestor 01 / 17 2,3 2,7 ausreichend
cominvest 05 / 17 1,9 4,0 ausreichend
LIQID 09 / 16 1,5
growney 05 / 16 1,7
vaamo * 2013 1,7
Wüstenrot 2016 1,7
Sutor Bank 2013 1,8
Whitebox 01 / 16 1,8
quirion 2013 1,9
WeltInvest 03 / 18 1,9
easyfolio 04 / 14 2,0
investify 07 / 17 2,2
ROBIN 11 / 17 2,2
Prospery 12 / 2017 2,3
Castell Insight 06 / 18 2,5
VisualVest 03 / 16 2,6
fundamental capital 04 / 16 2,7

*seit 11/2018: Übernahme durch Moneyfarm; Quelle: FondsConsult

Insgesamt hat FondsConsult 25 Robo-Advisor untersucht, die zusammen geschätzt 2,5 Milliarden Euro an Kundenvermögen verwalten. Allerdings sind die Summen sehr ungleich verteilt. Während drei bis vier größere Häuser rund zwei Drittel davon verwalten, teilen sich die übrigen Anbieter den Rest und kommen auf deutlich geringere Volumina, wie Sälzle schätzt. Genaue Zahlen liegen nicht vor, weil es für Robos diesbezüglich keine Veröffentlichungspflicht gibt. FondsConsult war auf die Kooperationsbereitschaft der Anbieter und deren Angaben angewiesen.

Die geringe Größe der Anbieter gibt denn auch immer wieder Anlass zu Spekulationen, wer wie lange durchhält. Dass dies nicht unberechtigt ist, zeigte sich schon, als während der Recherchen zur FondsConsult-Studie drei Anbieter den Markt verließen oder mit größeren Häusern fusionierten, wie Sälzle bestätigt.

Fusionen und Übernahmen erwartet

Angesprochen auf die Frage, ob denn die verbliebenen Robos voraussichtlich ihren Weg machen werden, antwortet Studienleiter Sälzle: „Mit Sicherheit nicht!“ Er prognostiziert, dass die Hälfte der Anbieter binnen drei Jahren in der derzeitigen Form nicht mehr am Markt aktiv sein wird.

Dessen ungeachtet hält er die Robos für eine Wachstumsbranche mit dynamischen Zuwachszahlen, wobei es für die einzelnen Anbieter nur darauf ankomme, hinsichtlich des verwalteten Vermögens die kritische Masse zu erreichen, um kostendeckend zu arbeiten. Klar ist auch, dass die von Haus zu Haus unterschiedlich hoch sei. Während manche Anbieter auf bestehende Systeme aufsetzen können, müssen andere die Infrastruktur selbst aufbauen und unterhalten. Ähnlich bei der Kundengewinnung: Hier können die einen auf Bestandskunden zugehen und ihre Dienste anbieten, während andere mit ihren Akquisitionsbemühungen kostspieliges Neuland betreten. Sälzle erwartet daher in nächster Zeit noch einige Fusionen und Übernahmen.

Performance zählt

Was bei der Kundengewinnung und -bindung mit Sicherheit hilft, sind gute Anlageergebnisse. Die hat FondsConsult im zweiten Teil der Robo-Studie überprüft und festgestellt, dass von „sehr gut“ bis „unterdurchschnittlich“ alles vertreten ist. Einschränkend ist anzufügen, dass die Ergebnisse lediglich auf einem Zwölfmonatszeitraum (per 30.09.2018) basieren, weil zu wenige Anbieter lange genug am Markt sind, um längere Zeiträume überprüfen zu können. Rüdiger Sälzle spricht vom „kleinsten gemeinsamen Nenner“, um zu aussagekräftigen Vergleichszahlen zu kommen.

Unter Berücksichtigung der einzelnen Portfolios, die sich hinsichtlich der Risiko-Ertrags-Profile unterscheiden, kürte FondsConsult fintego zum Gewinner der Untersuchung mit einer quantitativen Gesamtnote von 1,3. Durchaus ordentlich sind auch die Ergebnisse von ginmon und Solidvest (DJE Kapital AG) mit jeweils 1,7 sowie truevest (Patriarch Multi-Manager) mit Note 2,0. Als „enttäuschend“ ist indes das Abschneiden von cominvest (Commerzbank) zu werten – jedes der untersuchten Portfolios erhielt nur ein „ausreichend“, woraus sich Gesamtnote 4,0 ergab.

Das abschließende Gesamturteil, das sich aus der Kombination von qualitativer und quantitativer Note ergibt, lautet für fintego „sehr gut“ und für Scalable, ginmon und Solidvest jeweils „gut“, während sich bevestor (DekaBank) und cominvest mit einem Ausreichend begnügen müssen. Ob sich diese Ergebnisse auch in künftigen Untersuchungen bestätigen, wird sich zeigen. FondsConsult plant zumindest eine Fortsetzung der Studie mit dann längeren Anlagezeiträumen.

Klar ist aber, dass die schlechter bewerteten Anbieter ihre Anlagestrategien auf Schwachstellen überprüfen sollten – ebenso wie klassische Vermögensverwalter, denen die Robos zunehmend Konkurrenz machen. „Da ist ein genereller Druck festzustellen“, sagt Sälzle abschließend, „denn die Robos führen der Finanzbranche gerade eindrucksvoll vor Augen, wie sich komplexe Dinge einfach darstellen und umsetzen lassen.“

„Es gibt sehr deutliche Unterschiede“

Der ökonomische Erfolg steht noch aus, doch zumindest in qualitativer Hinsicht kann sich das Angebot vieler deutscher Robo-Advisor sehen lassen, befindet FondsConsult-Chef Rüdiger Sälzle nach einer umfassenden Analyse der Branche. Trotzdem sieht er die Branche vor großen Veränderungen.

TiAM: FondsConsult hat sich die Mühe gemacht, den deutschen Robo-Advisor-Markt unter die Lupe zu nehmen. Ist die junge Branche das überhaupt wert?
Rüdiger Sälzle: Es ist ein sehr kleiner Teilbereich der Investmentwelt, das ist richtig. Aber es ist eine Branche mit sehr dynamischen Wachstumszahlen, sowohl was die Anzahl der Anbieter betrifft als auch das Volumen. Wo sie sich hin entwickelt, das ist eine andere Frage.

TiAM: Wie stellt sich die Robo-Branche zurzeit dar?
Sälzle: Wir sprechen von rund 25 Anbietern, die es im Durchschnitt immerhin schon seit drei bis vier Jahren gibt. Was das betreute Vermögen angeht, sind die Anbieter sehr zurückhaltend mit Auskünften. Wir kommen in Summe auf etwa 2,5 Milliarden Euro, wobei die Verteilung extrem asymmetrisch ist. Die drei bis vier größeren Anbieter verwalten zwei Drittel des Volumens, die anderen bewegen sich im niedrigen zweistelligen bis einstelligen Millionenbereich.

TiAM: Was ist Ihre Prognose – werden alle Anbieter ihren Weg machen?
Sälzle: Mit Sicherheit nicht. Ich prognostiziere, dass die Hälfte der Anbieter in drei Jahren in dieser Form nicht mehr am Markt sein wird. Einige werden aufgeben, andere sich mit Größeren oder Banken verbinden. Allein während der Arbeit an unserer Studie haben drei Anbieter den Markt verlassen beziehungsweise fusioniert.

TiAM: Wenn wir auf die Ergebnisse Ihrer Studie schauen – was ist dabei ins Auge gefallen?
Sälzle: In der qualitativen Beurteilung des Produktangebots waren die Ergebnisse überwiegend gut bis zufriedenstellend. Und für die quantitative Betrachtung muss ich vorausschicken, dass wir nur das Ergebnis für zwölf Monate betrachtet haben, um überhaupt eine Grundgesamtheit zusammenzubringen, weil die Branche noch sehr jung ist. Dabei ist aber aufgefallen, dass einzelne Anbieter wie fintego oder Scalable in allen Kategorien vom defensiven bis zum offensiven Portfolio durchweg gut abgeschnitten haben, was sich auch in der sehr guten beziehungsweise guten Gesamtnote niederschlägt.

TiAM: Gab es andererseits denn auch Enttäuschungen?
Sälzle: Als enttäuschend kann man die Ergebnisse der cominvest bezeichnen. Die Commerzbank-Tochter bewegt sich in allen Kategorien im hinteren Feld der Anbieter – weshalb es auch nur für die quantitative Note 4 reichte.

TiAM: Welchen Tipp können Sie Anlegern geben, die sich für Robo interessieren?
Sälzle: Da sich die Angebote in Details zum Teil deutlich unterscheiden, müssen Anleger sich die Mühe machen, genau den Anbieter oder das Portfolio zu finden, das ihren Vorstellungen entspricht.

Das Interview führte Hedgework-Redakteur Ronny Kohl

Das team von FondsConsult

Vita: Rüdiger Sälzle ist Vorstand der FondsConsult Research AG. Der Diplom-Kaufmann (LMU München) leitet FondsConsult seit der Gründung im Jahr 1994. Sein Aufgabenbereich ist neben der Analyse und Überwachung von Fondsportfolios die Betreuung der institutionellen Kunden.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich FondsConsult als eigentümergeführtes, unabhängiges Unternehmen am Markt bewährt und zu einem respektierten Researchhaus entwickelt.

Die Vielfalt der Anforderungen bei der Selektion geeigneter Produkte und Asset-Manager für unsere Kunden erfordert ein hohes Maß an Wissen und Erfahrung“, lautet einer der Leitsätze von FondsConsult in München. Dass das notwendige Wissen und die Erfahrung über viele Jahre aufgebaut und konserviert werden konnte, zeigt sich in der Konstanz des Teams. Die Unternehmensleitung besteht seit 1994 unverändert, die Personalfluktuation ist gering.

„Das hilft uns dabei, absolut unabhängig agieren zu können und keine Weisungen befolgen oder Produkte vorziehen zu müssen“, betont Vorstand Rüdiger Sälzle. „Wir wählen objektiv und mit klar definierten Parametern jene Fonds und Manager aus, die den Anforderungen unserer Klienten entsprechen.“

Sälzle und sein Team haben in den vergangenen 25 Jahren schon viele Trends kommen und gehen sehen. Beispielsweise den Internet-Hype, die Neue-Markt-Blase, die von Veränderungen der Steuergesetze ausgelöste Nachfrage nach Dachfonds, die 2008 abrupt endete, die Finanzkrise und den Siegeszug der Mischfonds, der bis zum heutigen Tag mit der übergroßen Beliebtheit von Multi-Asset-Fonds anhält. Was sich in der ganzen Zeit verändert habe? Die Professionalisierung der Branche habe deutlich zugenommen, sagt Sälzle. Das gilt zwangsläufig auch für FondsConsult.

Unterschiedliche Kunden erfordern unterschiedliches Vorgehen
Die absolute Priorität des Geschäfts seines Hauses liege in der Betreuung institutioneller Anleger – Wholesale-Adressen, Banken und insbesondere auch Sparkassen mit ihrem Depot-B-Geschäft, mit dem sie wiederum ihre Endkunden betreuen. „Jeder unserer Kunden bringt sehr unterschiedliche Anforderungen mit, wobei wir unter diesen Prämissen deren Portfolios analysieren, die einzelnen Bestände bewerten und daraus Handlungsempfehlungen aussprechen“, erklärt Sälzle. Die Analysen erfolgen sowohl quantitativ als auch qualitativ und münden nicht selten in Verkaufs- oder Umtauschempfehlungen. Dass die Analysen und Empfehlungen wiederum absolut unabhängig erfolgen, sei ebenso selbstverständlich wie die Tatsache, dass sie kontinuierlich erfolgen.

„Immer komplexere Wertpapiermärkte in Verbindung mit den aktuellen Ereignissen an den Finanzmärkten unterstreichen die Bedeutung der laufenden Analyse und Überwachung von Managern und Produkten und machen eine ständige und intensive Beobachtung notwendig“, erklärt der Analysechef. Einer der FondsConsult-Schwerpunkte liege auf der qualitativen Due Diligence der Prozesse und des Managements. Durchaus erfolgreich, wie Sälzle betont: „Wir sind stolz darauf, dass wir in unserer langjährigen Tätigkeit noch keinen Ausfall bei unseren Empfehlungen und Produkten hatten.“

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in TiAM – Trends im Asset Management 01/2019
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