Angesichts aktueller Marktverwerfungen und der von den USA ausgehenden Unsicherheiten, insbesondere durch die verschärfte Zollpolitik, prüfen viele Private-Equity-Investoren eine Neuausrichtung ihrer Investitionsschwerpunkte. Immer häufiger wird Europa als strategisch relevante Ergänzung globaler Portfolios wahrgenommen. Benedikt Pfeuffer und Kay Gallus, Co-Heads Private Equity bei HQ Trust, analysieren die aktuelle Entwicklung und geben Hinweise, worauf Investoren bei Private-Equity-Engagements in Europa achten sollten.
30.06.2025 | 13:45 Uhr
Die beiden Experten haben die Performance von Investitionen in Europa und den USA über die vergangenen Jahrzehnte hinweg untersucht. Pfeuffer und Gallus erläutern: „Rund ein Drittel der Limited Partners (LPs) geht davon aus, dass sich ihr Fokus künftig sektoral oder geografisch verschieben wird. Besonders auffällig ist das wachsende Interesse an einer stärkeren Diversifizierung über Nordamerika hinaus – bislang die dominierende Region in den Portfolios institutioneller Anleger.“ Während Asien-Pazifik zwar als Option in Betracht gezogen wird, richtet sich das Augenmerk vieler Investoren aktuell vor allem auf Europa.
Die zunehmende Attraktivität des europäischen Marktes begründen sie mit mehreren Faktoren: Neben regulatorischer Stabilität und einem wachsenden Ökosystem innovativer Unternehmen sehen sie insbesondere das Potenzial für attraktive risikoadjustierte Renditen in einem sich wandelnden globalen Umfeld. „In den vergangenen 20 Jahren gab es deutliche Unterschiede zwischen den Renditen von Buyout-Fonds in Europa und den USA“, erklärt Gallus. „US-Fonds, die bis 2016 aufgelegt wurden, erzielten strukturell einen Mehrertrag gegenüber EU-Fonds aus demselben Auflagejahr. Diese strukturelle Überrendite ist seit den Vintages ab 2017 jedoch nicht mehr erkennbar.“
Quelle: HQ Trust
Auffällig sei zudem, dass es in Europa zuletzt eine größere Dispersion zwischen den Fonds eines Auflagejahres gibt. „Die höhere Renditedispersion in Europa deutet darauf hin, dass die Managerselektion umso wichtiger ist, da der Unterschied zwischen einem guten und einem durchschnittlichen Manager größer ist“, so Pfeuffer.
Für eine differenzierte Betrachtung raten die Experten, Europa in einzelne Subregionen und Länder zu unterteilen. „Private Equity ist in Teilen Europas stärker akzeptiert als in anderen. Die einzelnen Länder unterscheiden sich teils erheblich – regulatorisch, ökonomisch und kulturell. Ein Netzwerk im Zielmarkt und das Verständnis des lokalen Marktes sind daher essenziell“, betont Gallus.
Insgesamt zeigt sich: Trotz globaler Unsicherheiten bleibt Europa für Private-Equity-Investoren ein zentraler Baustein für die Diversifizierung und Wertschöpfung ihrer Portfolios. (jk)
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