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Nachhaltigkeit soll zum zentralen Thema in der Finanzberatung werden. Wollen die Kunden das?
Nachhaltigkeit

Wieviel Nachhaltigkeit Anleger wirklich wollen

Auch 34f-Finanzberater müssen ihre Kunden bald zu deren Nachhaltigkeitspräferenzen befragen und entsprechende Handlungsempfehlungen geben. Die spannende Frage lautet: Wollen die Anleger das überhaupt? Und wenn ja, in welchem Umfang?

24.02.2023 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Seit dem 2. August 2022 ist die Anlageberatung und Vermögensverwaltung um einen komplexen Teil erweitert worden. Kundinnen und Kunden müssen im Rahmen der EU-Offenlegungsverordnung (Offenlegungs-VO) aktiv nach deren Nachhaltigkeitspräferenzen befragt werden. Die erhobenen Nachhaltigkeitspräferenzen fließen neben den rein ökonomischen Faktoren als zusätzliche Daten in den Beratungsprozess ein. Bald gilt die Regelung auch für rund 38.000 Finanzanlagenvermittler und Honorar-Finanzanlagenberater gemäß § 34f und § 34h GewO. Der Bundesrat hat am 15.02.2023 die von der Bundesregierung beschlossene Novellierung der Finanzanlagen-Vermittler-Verordnung (FinVermV) abgesegnet, sodass die Änderungen nun zeitnah in Kraft treten können. Der Verordnung stellt fest, „dass auch Finanzanlagenvermittler mit einer Erlaubnis nach § 34f GewO und Honorar- Finanzanlagenberater mit einer Erlaubnis nach § 34h GewO dazu verpflichtet werden, ihre Kunden im Rahmen einer Anlageberatung zu deren Nachhaltigkeitspräferenzen zu befragen“. Spätestens mit diesem Schritt bekommt das Thema Nachhaltigkeit in der Finanzwelt eine zentrale Bedeutung. Selbst solche Anleger, die sich bisher noch kaum für ökologische, soziale oder Unternehmensführungsthemen interessiert haben, werden kaum noch darum herumkommen, Nachhaltigkeits-Aspekte in ihre Anlageentscheidungen mit einzubeziehen. Wobei auch gilt: Das Interesse an ESG-Themen wächst seit Jahren. Allein von 2018 bis Ende 2021 hat das Volumen nachhaltiger Anlagen nach Erhebungen des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) von 219 Milliarden Euro auf über 500 Milliarden Euro zugenommen. Zwar wird der größere Teil nachhaltiger Investitionen weiterhin von institutionellen Investoren aufgebracht, allerdings holen private Anleger massiv auf. Zuletzt haben sich die Privatinvestitionen mit einem Anstieg um 230 Prozent mehr als verdreifacht. Ende 2021 waren in Deutschland gut 130 Milliarden Euro an privatem Vermögen in nachhaltige Finanzprodukte investiert. Eine aktuelle Bevölkerungsumfrage des Bankenverbandes bestätigt die zunehmende Beliebtheit nachhaltiger Geldanlagen auch für das Jahr 2022. Demnach investieren in Deutschland mittlerweile über sechs Millionen Anlegerinnen und Anleger in entsprechende Produkte. Das waren elf Prozent der Gesamtbevölkerung. Nach fünf Prozent im Jahr 2019 und acht Prozent im Jahr 2021 ist der Aufwärtstrend deutlich erkennbar.

Gleichzeitig zeigen die Zahlen auch: Das Potenzial für Finanzprodukte, die bei ihren Investitionen auf ökologische, soziale und Unternehmensführungs-Themen achten, ist nach wie vor riesig. Es gibt viel Luft nach oben. Denn ein Großteil der privaten Anleger legt seine Ersparnisse laut Bankenverband trotz drastisch gestiegener Inflationsraten immer noch eher klassisch in Sparbüchern (45 Prozent) und Tages- oder Festgeld (38 Prozent) an. Nur rund ein Drittel (33 Prozent) der Bundesbürger besitzt auch Aktien, ETFs oder andere Wertpapiere. Dabei gilt: Je höher das Einkommen, umso häufiger setzen Anlegerinnen und Anleger auf nachhaltige Kapitalmarktprodukte. So gibt von den Personen, deren monatliches Haushaltsnettoeinkommen 3.500 Euro übersteigt, inzwischen jeder Vierte an, „grün“ anzulegen.


Gerne Öko, wenn die Rendite stimmt

Umso dringender ist die Frage, worauf sich Finanzberater in diesem Jahr einstellen müssen, wenn sie ihre Kundschaft zu deren Nachhaltigkeitspräferenzen befragen müssen. Was wollen die Anleger? Und was wollen sie nicht? Einige Umfragen aus den zurückliegenden zwölf Monaten geben darauf zumindest teilweise Antwort. So ließ der Vermögensverwalter Schroders im April vergangenen Jahres rund 24.000 Personen befragen, die beabsichtigten, in den kommenden zwölf Monaten mindestens 10.000 Euro anzulegen, zu ihrer Einstellung gegenüber nachhaltigem Investieren. Ergebnis: Für Anleger in Deutschland ist laut dieser Erhebung für jeden zweiten Befragten die ökologische Wirkung von nachhaltigen Fonds das attraktivste Merkmal. Gesellschaftliche Grundsätze spielen nur für 43 Prozent eine Rolle. Wichtig ist aber vor allem die Rendite. Einen Fonds, dessen Priorität es ist, einen positiven Einfluss auf die Menschen oder den Planeten zu haben, will nicht einmal jeder dritte Befragte. Und auf Fonds, die in erster Linie zu Lösungen für ein bestimmtes Nachhaltigkeitsproblem beitragen wollen, haben nur rund 15 Prozent der Anleger Lust. Die Erkenntnis dieser Studie: Unterm Strich nehmen Anleger eine positive ESG-Zielsetzung gerne mit. Aber nur dann, wenn es sich auch finanziell bezahlt macht.

Die Umfrage „Nachhaltigkeit und Geldanlage“ von J.P. Morgan Asset Management vom April vergangenen Jahres wiederum deckt Widersprüche in der Haltung der Anleger auf. Auf die Frage, ob ihnen Ertrag oder Nachhaltigkeit bei ihren Investments wichtiger sei, antworteten 38 Prozent der Befragten, ihnen sei ein ausgewogenes Verhältnis aus Ertrag und Nachhaltigkeit wichtig. Rund 38 Prozent der Befragten war explizit Nachhaltigkeit „etwas wichtiger“ oder „wichtiger“. Nur 24 Prozent der Befragten waren Erträge „etwas wichtiger“ oder „wichtiger“. Gleichzeitig wollten 39 Prozent nur dann ihr grünes Investment-Engagement steigern, wenn sie stichhaltige Belege dafür bekämen, dass nachhaltige Anlagen höhere Renditen erbringen. Ebenso viele Anleger fordern mehr Aufklärung über nachhaltige Anlagen.

Somit offenbart die Umfrage ein Phänomen, das sich durch die meisten Umfragen dieser Art zieht: Anleger wollen zwar nachhaltig investieren. Gleichzeitig sind die meisten mit dem Thema inhaltlich überfordert, wenn es ins Detail geht. Das zeigt sich in der J.P. Morgan-Studie auch bei der Frage nach sogenannten Impact-Investments. Gemeint sind damit Fonds, die aktiv Einfluss auf die Unternehmen nehmen, indem sie Umwelt- und soziale Themen ansprechen und fördern und dies durch die Ausübung ihrer Stimmrechte unterstützen. Dieses Thema finden nur 30 Prozent der befragten Anleger wichtig. Für konkrete thematische Investmentstrategien mit klar definierten nachhaltigen Themen oder speziellem Nachhaltigkeitsbezug, bei denen ein bestimmtes umwelt- oder sozialverträgliches Ergebnis angestrebt wird, interessiert sich der Umfrage zufolge nur jeder Vierte. Am wenigsten sinnvoll finden die Befragten jedoch Investmentansätze, die nur darauf beruhen, bestimmte Unternehmen auszuschließen, die nicht nachhaltig sind (17 Prozent). Fazit dieser Studie: Die Anleger haben hohe Ansprüche an nachhaltige Investments, wollen sich jedoch nicht mit den Details befassen. Investmentprodukte, die bei ihrer Portfoliozusammensetzung nur bestimmte Branchen ausschließen, ist vielen aber zu einfach. Zu platt in der Definition darf das Nachhaltigkeits-Angebot also offensichtlich auch nicht sein.

Die Hälfte der Versicherungskunden ist für ESG-Themen sensibilisiert

Ein spezielles Thema in diesem Zusammenhang ist der Versicherungsmarkt. Aus einer bevölkerungsrepräsentativen Yougov-Studie geht hervor, dass 54 Prozent der Deutschen sagen, es sei ihnen wichtig, dass ihr Versicherer nachhaltig handelt und Regeln zum Umweltschutz beachtet. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Altersgruppen: Während 68 Prozent der 18- bis 24-Jährigen angeben, dass ihnen Umweltschutz bei ihren Versicherungen sehr oder eher wichtig ist, sagen dies nur 47 Prozent der 45- bis 54-Jährigen. Und 27 Prozent der Befragten ist mehr oder weniger egal, ob ihr jeweiliger Versicherer Regeln zum Umweltschutz beachtet. Dabei ist der Anteil der Männer höher als der der Frauen: 31 Prozent der Männer geben an, dass ihnen Umweltschutz hinsichtlich Versicherungen unwichtig ist. Bei Frauen liegt dieser Anteil bei 22 Prozent. Fazit: Jüngere Kunden und Frauen sind besonders sensibel für das Thema Nachhaltigkeit.

Die Sache mit dem „gefühlten Grün“

Die grundsätzliche Sympathie für ESG-Investments ist zwar da. Die praktische Umsetzung des vom Gesetzgeber formulierten Anspruchs, nachhaltige Anlagen in der Finanzberatung noch stärker zu fördern, dürfte der Branche in den kommenden Jahren trotzdem viel Arbeit bereiten. Denn mit einer einfachen Frage, wie etwa „Bevorzugen Sie Investitionen in ESG-konforme Finanzinstrumente?“ dürfte es nicht getan sein. Das Thema Nachhaltigkeit bei der Geldanlage ist erklärungsbedürftig. Und es trifft in Deutschland auf ein Publikum mit wenig Vorwissen. Zwar hat laut Umfrage des Bankenverbands mittlerweile die Hälfte der Befragten den Begriff „Nachhaltige Geldanlage“ schon einmal gehört oder gelesen. Doch rund ein Drittel derer, die den Begriff kennen, können nicht konkret angeben, was damit gemeint ist. Die Hälfte derer, die den Begriff kennen, verbinden damit „Klimaschutz“ – etwa Investitionen in umweltfreundliche Produkte oder auch in erneuerbare Energien. Nachhaltig produzierende Unternehmen werden immerhin von einem Fünftel der Befragten mit nachhaltigen Geldanlagen verbunden. Dass ethische, sozial ausgerichtete Projekte als nachhaltig gelten, weiß nur jeder Zehnte.

Forderung nach mehr Daten und Transparenz

Eine Kernfrage nachhaltigen Investierens bleibt deshalb das Thema Information – und zwar sowohl auf der Seite der Anleger als auch auf Seiten der Anbieter von Fonds und anderen Finanzprodukten. So beklagen der J.P. Morgan-Studie zufolge die Hälfte der Anleger mangelnde Transparenz und fehlende Daten, die Auskunft über die Auswirkungen nachhaltiger Anlagen geben. Und vierzig Prozent der Befragten fehlen klare, eindeutige Definitionen für nachhaltige Anlagen. Zu sehr ähnlichen Werten kommt auch eine Umfrage des Versicherungs- und Vorsorgekonzern Swiss Life Deutschland. Mit einer Ergänzung: Ein Schulfach Finanzen wünschen sich der Studie zufolge 29 % der Befragten – und hier vor allem junge Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Kein Wunder: Denn 57 % der Deutschen schätzen ihr Wissen im Bereich nachhaltiger Finanzprodukte als gering ein, und jede zweite Person findet dieses Thema kompliziert.

Auch die Branche selbst fordert mehr Klarheit. Denn ein Grundproblem der EU-Taxonomie im Zusammenspiel mit der Offenlegungs-VO ist, dass die Vorgabe, Anleger nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen zu befragen, zu früh erfolgte. Die EU-Taxonomie liegt immer noch nicht vollständig vor. Die Dimensionen „Soziales“ und „gute Unternehmensführung“ sind bislang kaum geklärt. Ganz zu schweigen davon, dass die Taxonomie nur einen Teil des Wirtschaftssystems der EU abdeckt. Zwischen 40 und 80 Prozent der Wirtschaft sind nicht erfasst. Von dem Ziel, die gesamte Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren, ist die Gesetzgebung noch weit entfernt.

Die Unternehmen sind zudem noch gar nicht verpflichtet, entsprechende Daten an die Finanzindustrie zu liefern. Deshalb ist die Lage paradox: Anbieter von Finanzprodukten, insbesondere Fonds, müssen Daten zu ihrer ESG-Konformität liefern, die sie von den Unternehmen noch gar nicht bekommen. Das wird sich, wenn die gesetzlich vorgegebenen Fristen nicht noch verschoben werden, vermutlich erst 2024 ändern. So kommt es, dass viele Fondsgesellschaften ihren Fonds schon Nachhaltigkeitssiegel verpasst haben, die sie nun reihenweise zurücknehmen müssen. Zahlreiche Artikel 9-Fonds wurden in den vergangenen Monaten auf Artikel 8 zurückgestuft (siehe Artikel auf Seite xy). Doch selbst diese Zurückstufung wird wohl oft nicht ausreichen. Die europäische Aufsichtsbehörde ESMA hat bereits angekündigt, bei Artikel 8-Fonds und bei Fonds, die den Zusatz „ESG“ oder „Nachhaltigkeit“ im Namen tragen, demnächst genauer hinzuschauen, ob sie auch wirklich die vorgegebenen Kriterien erfüllen. Da die Datenlage aber, wie oben beschrieben, sehr dünn ist, wird auch das Angebot an „hellgrünen“ Fonds demnächst vermutlich stark schrumpfen. Für Anleger, die sich mit den komplexen und zum Teil widersprüchlichen Abläufen der Regulierung nicht täglich beschäftigen, kann so von außen der Eindruck entstehen, dass sich Investitionen in ESG- und Impact-Fonds nicht lohnen, weil man offensichtlich gar nicht weiß, ob Nachhaltigkeit drin ist, wo Nachhaltigkeit draufsteht.

Der Gesetzgeber muss für Klarheit sorgen

Die Finanzbranche ist entsprechend unzufrieden mit dem Status Quo. Der Bankenverband fordert deshalb, dass „Brüssel nun schnell die entsprechenden Weichen stellen und Verunsicherung sowie mangelnder Informiertheit der Verbraucherinnen und Verbraucher möglichst rasch entgegentreten“ müsse, damit nachhaltige Finanzierung zum dauerhaften Erfolgsmodell werden kann. „Denn viele Bürger würden durchaus Nachhaltigkeitsaspekte stärker bei der Auswahl von Finanzprodukten berücksichtigen, fühlen sich aber letztlich doch zu unsicher dabei“, so der Verband in einer offiziellen Stellungnahme. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

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