Der Trend zu nachhaltigem Investieren ist ungebrochen. La Financière de l'Échiquier (LFDE) räumt mit dem Vorurteil auf, dass ein Fokus auf ESG-Kriterien Performance kostet. Auch Großinvestoren wie der norwegische Staatsfonds und BlackRock setzen weiter auf Nachhaltigkeit.
18.05.2020 | 14:55 Uhr von «Christian Bayer»
Die französische Fondsgesellschaft LFDE untersucht seit zehn Jahren den
Zusammenhang zwischen ESG-Bewertung und Performance. Die Experten sind der
Überzeugung, dass sich Nachhaltigkeit in Unternehmen positiv auf die
Performance auswirkt. Anleger müssen also für ein gutes Gewissen nicht auf
Rendite verzichten. Im vergangenen Jahr hat das Portfolio der 40 Unternehmen
mit der nach dem hauseigenen ESG-Rating höchsten Bewertung einen Zuwachs von 39
Prozent verbucht und damit den MSCI Europe SRI geschlagen. Dieser konnte in dem
Zeitraum nur um 30 Prozent zulegen. Die 40 Unternehmen mit den schlechtesten
Ratings bei den Kriterien Umwelt, Soziales und Governance haben im vergangenen
Jahr dagegen nur einen Zuwachs von 20 Prozent erzielt. Eine Outperformance
konnte auch im ersten Quartal 2020, als die Corona-Krise für ein Börsenbeben
sorgte, beobachtet werden. Das Top 40-Portfolio hat die Verluste auf 19,1
Prozent begrenzt, während das Flop 40-Portfolio 27,9 Prozent abgegeben hat. Nach
Auffassung der LFDE-Experten haben Unternehmen, in denen alle drei ESG-Kriterien
kombiniert einen hohen Wert aufweisen, am besten performt. „Betrachtet man die
Kriterien einzeln, so ist der Faktor Soziales der stärkste Werttreiber.
Umgekehrt wirkt sich eine schlechte Governance am stärksten negativ auf die
Performance aus. Damit sehen wir uns in unserem Kurs bestätigt, uns von
Unternehmen mit schlechter Governance fernzuhalten“, so die Asset Manager.
Der mit rund 1,1 Billionen US-Dollar Anlagevolumen weltweit größte Staatsfonds aus
Norwegen hat in seinem Investmentprozess schärfere Klimaschutzrichtlinien
implementiert. Die Folge: Einige Unternehmen wurden aus dem Portfolio entfernt.
Erwischt hat es dabei u. a. den Rohstoff-Giganten Glencore und Anglo American,
ebenfalls ein Minen-Konzern. Allerdings haben sich die Verkäufe nicht nur auf Mining-Unternehmen
beschränkt. Der DAX-Konzern RWE wurde ebenso aus dem Portfolio entfernt wie das
südafrikanische Erdöl-Unternehmen Sasol und der australische Versorger AGL
Energy. Alle Unternehmen haben die Vorgaben des norwegischen Staatsfonds zur
Reduzierung des CO2-Ausstoßes nicht erfüllt. Zukünftig wird auf alle
Unternehmen, die mindestens 30 Prozent ihrer Umsätze mit der Förderung oder
Verwertung fossiler Brennstoffe generieren oder mehr als 20 Millionen Tonnen Kohle
abbauen, verzichtet. Der Staatsfonds aus dem hohen Norden gilt als Vorreiter
beim Thema Nachhaltigkeit. Bereits vor vier Jahren – und damit früher als bei
anderen institutionellen Anlegern – wurden bei den Investments ethische und
ökologische Kriterien berücksichtigt.
Auch BlackRock intensiviert seine Bestrebungen, das Thema Nachhaltigkeit umfassend in seine Investmentprozesse zu integrieren. Der Asset Manager sieht sich in diesem Ansatz auch dadurch bestätigt, dass nachhaltige Investmentstrategien bei den durch die Corona-Krise verursachten Kurskapriolen bessere Ergebnisse erzielt haben als Ansätze ohne Nachhaltigkeitskriterien. So hätten nach Angabe von Morningstar 51 von 57 Nachhaltigkeits-Indizes ihre jeweilige traditionelle Variante outperformt. BlackRock plant umfassende Maßnahmen zur Umsetzung seiner Selbstverpflichtung. So sollen bis Ende 2020 in den 5.600 aktiv gemanagten Anlageportfolios, in denen BlackRock 1,8 Billionen US-Dollar Kundenvermögen verwaltet, ESG-Kriterien vollständig integriert werden. Ende April war dies bereits zu 70 Prozent der Fall. Der Asset Manager hat sich bereits von Aktien und Anleihen der Unternehmen getrennt, die zu mehr als 25 Prozent Umsätze aus der Kohleproduktion erwirtschaften. Die Palette nachhaltiger ETFs wird in den kommenden Monaten um elf weitere Produkte erweitert. Als erster Anbieter hat BlackRock eine ökologisch nachhaltige Geldmarkt-Strategie aufgelegt, in der mittlerweile zwölf Milliarden US-Dollar verwaltet werden. Zudem wird die Kommunikation zum Thema Nachhaltigkeit mit Unternehmen, in die der weltweit größte Asset Manager investiert, ausgeweitet. „Die Prioritäten für den Dialog mit den Unternehmen, in die BlackRock treuhänderisch im Auftrag seiner Kunden investiert, wurden in diesem Jahr erstmals mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (UN SDGs) abgeglichen. Dazu gehören unter anderem Geschlechtergleichstellung sowie bezahlbare und saubere Energie“, so die Experten.
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Quelle: BÖRSE ONLINE
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