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„Wir profitieren, wenn andere in Panik geraten“

Bild: Susanne Grabinger
Multi Asset Fonds

Die meisten Anleger fürchten Volatilität und Kursstürze. Investmentspezialistin Susanne Grabinger, M&G Investments, wartet nur darauf. Die Finanzexpertin im exklusiven Interview mit €uro FundResearch.

25.07.2018 | 12:07 Uhr von «Dominik Weiss»

FundResearch: Frau Grabinger, das Erste, was mir aufgefallen ist, als ich mich mit Ihren Fonds, dem „Dynamic Allocation“ und dem „Conservative Allocation“, beschäftigt habe, ist die Episoden-Strategie. Worum geht es dabei?

Susanne Grabinger: Die Episoden-Strategie ist im Grunde unsere Investment-Philosophie. Den „Dynamic Allocation Fund“ gibt es seit 2009, aber die Philosophie gibt es schon viel länger. Wir nutzen den Ansatz bereits seit Ende der Neunziger Jahre. Unser Multi-Asset-Team besteht größtenteils aus Volkswirtschafts-Experten. Zu deren beruflichen Aufgabenfeld zählt es normalerweise, Prognosen abzugeben. Wie wird sich die deutsche Wirtschaft entwickeln, wie das Bruttoinlandsprodukt, wie die Exportnachfrage usw. Das Problem bei diesen Prognosen ist ihre mangelnde Aussagekraft für das Portfoliomanagement. Selbst wenn Sie alles richtig berechnet haben und ihre volkswirtschaftliche Prognose stimmt, wissen Sie immer noch nicht, was die Märkte machen. Marktentwicklungen beziehen sich nicht unbedingt auf Fundamentaldaten, sondern führen ein Eigenleben. Wir halten daher wenig von Prognosen, sondern versuchen uns auf das zu konzentrieren, was wir heute beobachten können.

FundResearch: Die angesprochenen Episoden sind demnach aktuell beobachtete Ereignisse? Ist das nicht ebenfalls eine Prognose, nur eine sehr kurzfristige?

Susanne Grabinger: Nein. Wir versuchen zu verstehen, was die Märkte aktuell bewegt, wie der Status Quo ist. Wir haben jeden Dienstag ein Meeting, bei dem wir uns einen Marktüberblick  verschaffen. Eine Makroperspektive gehört natürlich auch dazu. Hier entwickeln wir gemeinsam ein Verständnis dafür, wo die Wirtschaft gerade steht.

FundResearch: … und dann?

Susanne Grabinger: Im zweiten Schritt schauen wir dann auf die Bewertungen der Märkte und wie die Anlageklassen gerade bewertet sind, und beziehen diese Einschätzungen in einem dritten Schritt auf die Fundamentaldaten zurück. Auf diese Weise verstehen wir, welche Märkte gerade über- oder unterbewertet sind und wo sich Investmentchancen ergeben.

FundResearch: Woran genau machen Sie eine Episode fest?

Susanne Grabinger: Wir versuchen zu verstehen, ob sich wirklich etwas verändert hat. Es gibt drei Indizien, anhand denen Episoden identifiziert werden können. Erstens rapide Preis-Aktionen. Wenn die Märkte sehr stark abverkaufen, die Preise binnen kürzester Zeit um 10% oder mehr einbrechen, dann ist klar, dass Emotionen im Spiel sind. Das führt in der weiteren Analyse zum zweiten Indikator: Gibt es einen extremen Fokus der Anleger auf ein bestimmtes Ereignis? Hier suchen wir nach den Gründen, warum Anleger ihre Positionen verringern bzw. sogar short gehen.

FundResearch: Wie muss man sich das vorstellen? Initiieren Sie Umfragen oder spekulieren Sie?

Susanne Grabinger: Manchmal reicht ein Blick in die Nachrichtenwelt. Wenn Sie auf jedem Kanal sehen können, was Donald Trump zuletzt nachts getwittert hat, liegt es zumindest nahe, das als Ursache zu überprüfen. Das lässt sich sogar quantitativ analysieren, weil die Nachrichtenzahl zum Thema exponentiell ansteigt. Das dritte Indiz ist die Beurteilung der wirklichen wirtschaftlichen Folgen des Ereignisses und der wahrgenommenen wirtschaftlichen Folgen. Um das zu evaluieren, schauen wir auf die volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten, befragen unsere internen Experten und unsere externen Broker und versuchen die Marktstimmung zu verstehen. Oft kommt dann heraus, dass zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit ein großer Graben klafft. Entsprechend unserer Analyse stellen wir dann unser Portfolio auf.

FundResearch: Wie gut funktioniert die Episoden-Strategie in der Praxis? Wie hat sich Ihr Fonds beim großen Kurssturz Anfang Februar gehalten?

Susanne Grabinger: Bei den Kursverwerfungen Ende Januar, Anfang Februar sind wir relativ schnell zu dem Schluss gekommen, dass die Fundamentaldaten nach wie vor intakt sind. Wir haben unsere Aktienquote entsprechend erhöht. Beim „Dynamic Allocation Fund“ sind wir von 40% hoch auf 49% gegangen. Das bedeutet aber nicht, dass wir in dieser Phase sofort einen positiven Return hatten. Da wir uns nach wie vor inmitten einer volatilen und emotionalen Marktphase befinden, haben uns die Aktien seit Jahresanfang einen negativen Beitrag beschert. Unsere Strategie ist mittelfristig angelegt, sie zahlt sich aus, wenn die Emotionen wieder aus dem Markt verschwunden sind.

FundResearch: Das heißt, Sie nutzen Marktereignisse, die zu massiven Unterbewertungen führen, strategisch aus, um das Portfolio entsprechend zu rejustieren…

Susanne Grabinger: ...wir nutzen diese volatilen Phasen zum Einstieg. Diese Strategie braucht ein wenig Geduld. Wenn Sie gestern das Portfolio anpassen, zahlt es sich nicht schon heute aus. Anfang 2016 hatten wir beispielsweise eine hoch volatile Phase, wo die Märkte stark korrigiert und wir mit Zukäufen reagiert haben. Richtig ausgezahlt hat sich das erst ab Mitte 2016. Unser Ansatz geht mit einer gesteigerten Volatilität einher, das lässt sich nicht vermeiden, weil es unmöglich ist, den idealen Einstiegspunkt vorher zu bestimmen. Aber im Regelfall kommen wir aus diesen Phasen auch sehr gut wieder raus.

FundResearch: Ihr „M&G Conservative Allocation Fund“ steht in der Morningstar Kategorie Cautious Allocation auf Platz eins. Herausragend hat er von Mai 2015 bis Mai 2016 sowie Ende Q3 2016 performt. Woran lag das?

Susanne Grabinger: Ausschlaggebend waren zwei Ereignisse. Anfang 2016 kam Bewegung in den Markt wegen zunächst fallender Ölpreise. Später im Jahr kam das Brexit-Referendum. Wir haben beide Phasen genutzt, um sowohl auf Anleiheseite als auch bei Aktien taktisch zu skalieren. Die Überperformance resultierte dann einerseits aus unseren Short-Positionen bei US-Staatsanleihen sowie andererseits aus unseren Long-Positionen bei Unternehmensanleihen. Zudem hatten wir auf der Aktienseite ausreichend Long-Positionen aufgebaut.

FundResearch: Wie oft readjustieren Sie die Portfolien? Gehen Sie nur dann vor, wenn es volatile Episoden gibt?

Susanne Grabinger: Wir passen das Portfolio sehr dynamisch an. Auch in Jahren mit insgesamt relativ niedriger Volatilität wie 2017 gab es immer mal wieder kleinere volatile Episoden. Im letzten Jahr etwa die Wahlen in den Niederlanden, in Frankreich, im Sommer die Raketenstarts von Nordkorea mit entsprechendem Säbelrasseln, in diesem Jahr sind es die zunehmenden Spannungen im Handelskonflikt.

FundResearch: Welche Assetklassen schätzen Sie derzeit als über- oder unterbewertet ein?

Susanne Grabinger: Anleihen sind in sehr vielen westlichen Ländern heute zu hoch bewertet. Insbesondere in Deutschland, Großbritannien und Frankreich sind die Renditen angesichts des wirtschaftlichen Wachstums zu niedrig. In den USA haben sich die Preise mittlerweile angepasst.

FundResearch: Ihr „Dynamic Allocation Fund“ hat dennoch ein relativ starkes Exposure in Anleihen…

Susanne Grabinger: …ja, aber in Short-Positionen bei westlichen Staatsanleihen. Long-Positionen halten wir in ausgewählten Schwellenländeranleihen.

FundResearch: Klammern Sie bestimmte Assetklassen aus oder nehmen Sie alle in die Analyse?

Susanne Grabinger: Grundsätzlich schauen wir uns alle Anlageklassen an, die einen eigenen Einkommensstrom haben. Gold fällt beispielsweise aus diesem Horizont.

FundResearch: In diesem Jahr präsentieren sich Weltwirtschaft und Finanzmärkte unberechenbarer als im letzten. Ist es ein ideales Jahr für Multi-Asset-Strategien?

Susanne Grabinger: Zum einen ist Multi-Asset interessant, weil ich mehr Anlageklassen bedienen kann und damit mehr Hebel zur Verfügung stehen, um Erträge zu generieren. Zum anderen hat sich die Welt geändert. Es wird schwieriger, mit reinen Renten- oder Aktienmandaten gute Renditen zu erzielen. Vor allem auf der Anleiheseite ist derzeit wenig zu holen. Damit entfallen sie momentan größtenteils als Mittel zur Diversifikation. Für risikoaverse Anleger ist es daher schwieriger geworden, geeignete Produkte zu finden. Statische Produkte, insbesondere solche mit einer hohen Anleihekomponente, haben ihren Anlegern in den vergangenen zehn Jahren hervorragende Ergebnisse beschert. Diese Produkte werden im derzeitigen Umfeld enttäuschen. Wichtig auch bei Multi-Asset-Strategien ist heute dagegen Flexibilität, so dass sie auch im derzeitigen Investmentumfeld mittelfristig gute Erträge erzielen können, ohne ihr Risiko signifikant erhöhen zu müssen.

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