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Devisen: Die Politik nimmt zunehmend Einfluss auf den Devisenmarkt. (Grafik © 2025 by MvA)
Marktausblick

Der TiAM FundResearch Jahresausblick – Teil 5: Devisen und Kryptomarkt

Auch im Jahr 2026 werden die Devisenmärkte von der Geldpolitik der Zentralbanken bestimmt werden. Vor allem die US-Notenbank könnte für Überraschungen sorgen.

19.12.2025 | 14:00 Uhr von «Matthias von Arnim»

Im kommenden Jahr 2026 bleibt der Devisenmarkt weiter spannend. Für Investoren im Euroraum ist insbesondere das Wechselverhältnis zwischen Euro und US-Dollar zentral. Zugleich lohnt ein Blick auf Entwicklungen außerhalb des Euroraums sowie den Kryptowährungsmarkt, den Anleger zunehmend als Alternative zum klassischen Devisenhandel wahrnehmen.

Euro versus US-Dollar

Für 2026 zeichnet sich eine interessante Gemengelage ab: Der Dollar, über Jahre hinweg ein sicherer Hafen, wird zunehmend zum politischen Spielball der Trump-Regierung. Noch wehrt sich der amtierende Fed-Chef Jerome H. Powell gegen den erklärten Willen des US-Präsidenten, die Leitzinsen auf ein Prozent zu senken. Doch Powells Zeit läuft ab. Seine reguläre Amtszeit endet im Mai 2026. Besonders spannend ist nun die Frage, wer seine Nachfolge als Vorsitzender der Federal Reserve antreten wird. Für die Märkte ist dabei entscheidend, welche geldpolitische Ausrichtung der neue Fed-Chef vertreten wird, da dies Einfluss auf Zinsentscheidungen, die Dollarstärke und globale Kapitalflüsse haben kann. 

Drei Kandidaten sind derzeit in der Diskussion: Kevin Hassett, Direktor des National Economic Council, gilt als Favorit. Denn er vertritt die wirtschaftspolitische Agenda des Präsidenten. Wird er Fed-Chef, könnte es passieren, dass die Notenbank die Leitzinsen tatsächlich, wie von Trump gefordert, auf ein Prozent senkt. Kevin Warsh, ehemaliger Gouverneur der Fed, steht dagegen für eine eher traditionelle geldpolitische Haltung mit Fokus auf Unabhängigkeit und Inflationsbekämpfung. Christopher J. Waller, aktueller Fed-Gouverneur, steht zwar ebenfalls für Kontinuität im System und betont die Unabhängigkeit der Zentralbank. Er gilt jedoch als Kompromisskandidat, der im Zweifelsfall den gemeinsamen Nenner zwischen politischer Einflussnahme und den strengen geldpolitischen Zielen der Fed sucht. 

Sieht man sich die Entwicklung des US-Dollar über die vergangenen Monate hinweg an, kann man herauslesen, dass die Finanzmärkte damit rechnen, dass Trump seinen Favoriten Kevin Hassett auf den Chefsessel der Fed setzen wird. Nach Einschätzung großer Research-Häuser befindet sich der US-Dollar deshalb bereits in einer Phase struktureller Schwäche. So prognostiziert RBC Capital Markets in seinem Ausblick für das kommende Jahr einen Wert von 1,24 US-Dollar je Euro bis Ende 2026 und verweist auf drei zentrale Argumente: sinkender Carry-Vorteil des Dollars, zunehmende Vermögensallokation weg vom US-Dollar und moderat stärkeres Wachstum in der Eurozone. 

In der Summe bedeutet das für Investoren im Euro-Raum: Ein Szenario mit einer relativen Euro-Stärke gegenüber dem Dollar ist durchaus möglich, sofern das Wachstum im Euroraum zumindest moderat besser wird und der Dollar unter politischem Druck steht. Gleichzeitig gilt: Setzt der Dollar zu einer Gegenbewegung an – etwa, weil das US-Wachstum überraschend stark bleibt –, könnte sich das Verhältnis zwischen Euro und US-Dollar eher stabilisieren. Solch eine Stabilisierung wäre also keine Dollarstärke, sondern eine Euroschwäche. 

Für Anleger aus dem Euroraum bedeutet dies: Wer in Fonds investiert, deren Portfolio überwiegend aus Wertpapieren besteht, die in US-Dollar gehandelt werden, sollte die Chancen und Risiken einer möglichen US-Dollarabwertung genau abwägen. Fonds mit Euro-USD-Hedging sind unter dieser Prämisse eine Überlegung wert – wissend, dass solch eine Währungsabsicherung auch immer mit Kosten verbunden ist.

Unterbewertete skandinavische Währungen

Anleger, die Chancen in Europa jenseits des Euroraums suchen, könnten im hohen Norden fündig werden. So bewertet etwa Chris Turner, Devisenexperte bei der ING, die Schwedische Krone (SEK) als unterbewertet im Verhältnis zu Euro und US-Dollar. „Unsere Berechnungen zeigen, dass die Schwedische Krone gegenüber dem Euro und dem US-Dollar real immer noch um 10 bis 13 Prozent unterbewertet ist“, so Turner. Damit sieht er Potenzial zur Aufwertung gegenüber dem Dollar – und indirekt gegenüber dem Euro. Gleiches gilt für die Norwegische Krone, die anders als die Schwedische Krone traditionell ein zusätzliches Rohstoffprofil hat. Norwegen ist immer noch ein Öl- und Gasexporteur. Doch die Bedeutung dieses Rohstoffsektors nimmt allmählich ab. Norwegens Wirtschaft hat mehr zu bieten. Zum Beispiel erneuerbare Energien aus Wasserkraftwerken. Auch der Fischexport gehört zu den Stärken der Skandinavier. Kommen steigende Ölpreise hinzu, könnte dies die Krone 2026 zusätzlich stärken. ING-Analyst Chris Turner sieht die Krone gegenüber dem Euro in einem leichten Aufwärtstrend, gestützt durch die stabile Wirtschaft, einen robusten Arbeitsmarkt und die stabile norwegische Zentralbankpolitik. Allerdings könne die Norwegische Krone kurzfristig volatil reagieren, wenn die globalen Energiemärkte oder geopolitische Ereignisse die Rohstoffpreise stark bewegen, so Turner. 

Kryptowährungen: Nur für Zocker mit starken Nerven

Zwar werden Währungen wie Bitcoin oder Ethereum inzwischen von breiteren Anlegerkreisen wahrgenommen. Doch für eine Währungsabsicherung im klassischen Sinne – insbesondere aus Sicht eines Euro-Investors – sind sie kaum geeignet. Auch gezielte Anlagestrategien zum Vermögensaufbau sind de facto nicht möglich. Dazu bewegen sich die Kurse zu erratisch. Die Gründe sind vielfältig. Ein Hauptgrund dürfte jedoch sein, dass im Kryptoteich zu viele Haie schwimmen, die den Markt gezielt manipulieren oder nutzen, um Schwarzgeld zu verschieben. Der Kryptomarkt bleibt deshalb ein Spielfeld für Zocker. Allein die Berg- und Talfahrt des Bitcoins in den vergangenen zwölf Monaten sollte Anlegern eine Warnung sein. So schwankte die bekannteste Kryptowährung in dieser Zeit zwischen 70.000 und 105.000 Euro. Wer hier trotzdem aktiv werden will, sollte vor allem gute Nerven mitbringen und nicht darauf vertrauen, langfristig Gewinne zu erzielen. Aufgrund hoher Volatilität, regulatorischer Unsicherheit und der fehlenden Zentralbank-Anbindung sollten Kryptowährungen eher als Beimischung mit spekulativem Charakter betrachtet werden – nicht als Kernbestandteil einer Währungsdiversifikation.

Fazit: Für Anleger, die davon ausgehen, dass der Euro im Jahr 2026 gegenüber dem US-Dollar zulegen kann, lohnt sich eine Überprüfung Ihrer Dollar-Assets. Eine Absicherung oder zumindest ein Monitoring des Wechselkursrisikos kann ratsam sein. Die Herausforderung: Ein vollständiges Hedging gegen Wechselkursrisiken ist nicht einfach und oft teuer. Wer US-Dollar-Anleihen hält, könnte deshalb eine Teilabsicherung in Erwägung ziehen anstatt einer kompletten Währungsabsicherung. 

Generell gilt: Währungsrisiken sind zugleich auch Währungschancen. Das sollte im Zweifelsfall immer gegeneinander abgewogen werden – dies gilt im Besonderen für Engagements in Schwellenländern. Hier lohnt sich immer ein Blick auf den Einzelfall: Wie hat sich eine Währung in den vergangenen Jahren entwickelt? Und wie stabil und demokratisch ist die Regierung des jeweiligen Landes? Die Erfahrung zeigt: Je undemokratischer eine Regierung, desto schwächer ist deren Währung. Dieser Leitsatz ist übrigens nicht nur für Schwellenländer gültig.

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