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Rund ein Viertel aller neu kreierten Token sind reiner Betrug.
Kryptoassets

Der große Krypto-Klau

Immer mehr Privatanleger investieren in sogenannte Tokens und hoffen auf überproportional hohe Gewinne – und werden oft bitter enttäuscht. Wie eine aktuelle Studie offenbart, dient fast jede vierte Token-Emission nur dem Zweck, Investoren abzuzocken.

21.04.2023 | 07:25 Uhr von «Matthias von Arnim»

Eigentlich müsste das sogenannte „Pump & Dump“-Schema auch in Deutschland mittlerweile bekannt sein: Die Inhaber eines handelbaren Vermögenswerts, zum Beispiel Aktien eines Unternehmens, werben in Internet-Foren, auf größeren Diskussionsplattformen und in Anlegerbriefen bei privaten Investoren massiv für den Vermögenswert, den sie in ihrem Besitz halten. Sie verwenden Superlative und sagen utopische Gewinne voraus, gerne auch mit dreistelligen Prozentzahlen. Viel zu oft gelingt es ihnen mit dieser Masche, so viele Anleger zu begeistern, dass diese kaufen und die Preise des beworbenen Vermögenswerts schnell steigen. Die Inhaber verkaufen dann ihre überbewerteten Anteile mit großem Gewinn. Das wiederum führt zu einem Preissturz. Verlierer des Coups sind die Anleger, deren Anteilswerte nicht selten gegen null sinken.

Leider sind solche Pump-and-Dump-Methoden auch in der Krypto-Welt üblich geworden. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es für kriminelle Akteure relativ einfach ist, einen neuen Token auf den Markt zu bringen und mit wenig Aufwand einen künstlich hohen Preis und eine hohe Marktkapitalisierung zu erzielen. Das anfängliche Handelsvolumen kann schnell angekurbelt und das zirkulierende Angebot in sogenannten DEX kontrolliert werden. Die Abkürzung steht für Decentralized Exchanges, also dezentrale Börsen. Das sind Handelsplätze für Kryptowährungen, bei denen die Akteure direkt miteinander handeln. Im Gegensatz zu zentralisierten Börsen (CEX) können Nutzer und Nutzerinnen auf dezentralen Börsen anonym handeln und sind nicht auf eine vermittelnde Drittpartei angewiesen. DEX basieren auf der Blockchain-Technologie. Dabei wird etwa das Führen des Orderbuchs, aber auch das Zusammenführen von Kauf- und Verkaufsaufträgen nicht an einer Stelle zentral verwaltet, sondern erfolgt verteilt über die Nutzer der Blockchain. Der entscheidende Vorteil für Betrüger ist, dass Teams, die neue Projekte und Token auf den Markt bringen, anonym bleiben. Das ermöglicht es Krypto-Kriminellen, serienweise immer wieder neue Pump-and-Dump-Aktionen durchzuführen. Die Gefahr, ertappt zu werden, ist gering. Bevor Anleger merken, dass sie betrogen wurden, haben die Täter ihre digitalen Spuren zu sich längt gekappt und gelöscht.

Fast jeder vierte neue Token-Emission ist Betrug

Wie groß das Ausmaß der Betrügereien ist, zeigt eine aktuelle Studie der Blockchain-Analysefirma Chainanalysis. Das Unternehmen hat alle Tokens analysiert, die im Jahr 2022 auf den Ethereum- und BNB-Blockchains eingeführt wurden. BNB (auch BNB Coin genannt) ist eine Kryptowährung, die als Token der Krypto-Börse Binance gestartet ist und mittlerweile über eine eigene Blockchain läuft. Diese BNB Chain erlaubt auch die Verwendung von sogenannten Smart Contracts (siehe Kasten).

Im vergangenen Jahr wurden laut der Chainanalysis-Untersuchung mehr als 1,1 Millionen Token eingeführt. Die überwiegende Mehrheit, gemessen an der Häufigkeit von Tauschgeschäften an den DEX-Börsen, ist kaum gehandelt worden. Lediglich 40.521 Tokens haben nennenswerte Umsätze erzielt. Von diesen rund 40.000 Tokens, die genügend Anziehungskraft auf Anleger ausübten, verzeichneten 9.902 Tokens zunächst einen Kursgewinn und dann einen so auffälligen Preisrückgang, dass darauf geschlossen werden kann, dass sich die Emittenten sehr schnell nach dem Kursanstieg von ihren Beständen getrennt haben. Bei diesen Tokens liegt der Verdacht sehr nahe, dass es sich jeweils um Pump-and-Dump-Aktivitäten gehandelt hat. Mit anderen Worten: Fast jede vierte Token-Emission war sehr wahrscheinlich ein Betrugsfall.

Smart Contracts sind  selbstausführende "intelligente" digitale Verträge. Das heißt, dass sie bei bestimmten zuvor festgelegten Ereignissen selbständig in Kraft treten und daher auch keiner menschlichen Überwachung bedürfen. Sind die Eintrittsbedingungen erfüllt, so veranlasst der Algorithmus automatisch eine Transaktion, die anschließend validiert und in einem Block gespeichert wird. Diese digitalen Verträge sind mit klassischen Verträgen vergleichbar – beispielsweise mit einem Kaufvertrag oder dem Abschluss einer Versicherungspolice. Mit dem Unterschied, dass die Verträge ohne menschliches Eingreifen abgewickelt werden.

Krypto-Betrug ist ein Milliardengeschäft

Insgesamt gaben Käufer, von denen man nicht annimmt, dass sie mit den Schöpfern der Token in Verbindung stehen, für die verdächtigen Kryptowährungen rund 4,6 Milliarden US-Dollar aus. Das ist zwar ein relativ trivialer Betrag im Vergleich zu den Billionen an Krypto-Transaktionen im Jahr 2022. Doch unterm Strich steht immer noch ein beträchtlicher Schaden für die betroffenen Anleger. Die Autoren der Krypto-Studie stellten im Rahmen ihrer Analysen zudem fest, dass oftmals nur eine Wallet und damit jeweils nur ein Eigentümer die anfängliche Liquidität für gleich mehrere Token-Emissionen bereithielt. So fanden die Autoren heraus, dass nur 445 Einzelpersonen oder Gruppen für 24 Prozent der 9.902 Pump-and-Dump-Token verantwortlich waren, die im Jahr 2022 eingeführt wurden. Der produktivste mutmaßliche Krypto-Betrüger hat im vergangenen Jahr 264 Token lanciert.

So können Anleger die Spreu vom Weizen trennen

Ob es sich bei jedem dieser Fälle tatsächlich um Abzocke handelt, lässt die Studie zwar offen. Doch die Autoren nutzten ein öffentlich zugängliches Tool, um die Wahrscheinlichkeit eines kriminellen Vorgehens zu bestimmen: Die Internet-Plattform Token Sniffer überprüft neue Tokens auf deren Seriosität und bewertet diese auf einer Skala von null bis 100. Der Wert 100 steht für sehr große Vertrauenswürdigkeit, für betrugsähnliche Merkmale werden Punkte abgezogen. Laut Token Sniffer erhielten von den auffälligen 9.900 Token die handelsstärksten 25 alle eine Bewertung von Null, was bedeutet, dass sie nach den Bewertungskriterien von Token Sniffer mit ziemlicher Sicherheit ausschließlich dazu entwickelt wurden, Anleger abzuzocken. Das Token Sniffer-Tool fand außerdem heraus, dass viele von ihnen einen bösartigen sogenannten Honigtopf-Code enthielten. Der Code hindert neue Käufer daran, den Token wieder zu verkaufen – eines der sichersten Anzeichen dafür, dass die digitalen Münzen Teil eines Pump-and-Dump-Schemas sind.

Fazit: Berater, die von ihren Kunden auf die Chancen und Risiken von Krypto-Assets angesprochen werden, sollten hellhörig werden. Gerade dann, wenn wieder von einer unglaublichen, angeblich einmaligen Chance die Rede ist. Die einschlägigen Anleger-Foren sind voll davon. Tipp: Das Tool Token Sniffer kann hier tatsächlich sehr hilfreich sein, um unseriöse Anbieter zu entlarven. Die Anwendung ist denkbar einfach: Namen des Tokens in das Suchfeld eingeben und eine Zeile in der sich auftuenden Auswahlliste anklicken – und schon startet die Analyse.

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