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Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Hände weg von BRIC-Fonds

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Der BRICS-Club ist gewachsen.

28.08.2023 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Die Versammlung der sogenannten BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika in der vergangenen Woche war eine denkwürdige Veranstaltung. Und das gleich aus mehreren Gründen. Erstens: Es war wohl ein historisch einmaliger Vorgang, dass der Staatenlenker einer Atommacht einer so großen Konferenz fernbleibt, weil er mit einem internationalen Haftbefehl bedroht ist. Zweitens: Die unter dem Fünfbuchstabenkürzel zusammengefasste Gruppe wird im kommenden Januar um sechs neue Mitglieder wachsen. Mit der Aufnahme von Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten müsste der erweiterte Club ab 1. Januar 2024 eigentlich BRICSAAAISV heißen. Das wird sich aber niemand merken können. Der BRICS-Club sollte sich deshalb möglichst bis Ende des Jahres Gedanken dazu machen, wie er sich künftig nennen will. Sonst wird es irgendwann kompliziert. Denn es wollen ja in Zukunft noch viel mehr Staaten mitmischen, zum Beispiel auch Algerien und Indonesien.

Vorbild für eine moderne Abkürzung könnte die nonbinäre Geschlechtergemeinschaft LGBTQIA+ sein. Da wurde der Buchstabensalat auch irgendwann unübersichtlich. Deshalb einigte man sich auf ein + am Ende der Abkürzung. Das Zeichen bedeutet, dass es noch viel mehr sexuelle oder Geschlechts-Identitäten gibt. Man geht von einer zweistelligen Zahl aus. Objektophile zum Beispiel können sich auch in Mixer, Toaster oder Waschmaschinen verlieben. Und wenn die Geschlechtsidentität zwischen verschiedenen Geschlechtern immer wieder wechselt, nennt man das genderfluid. Die Liste ist unendlich.

Übertragen auf den neuen heterogenen Staatenbund käme zum Beispiel ein BRICS+ infrage. Wobei das angesichts der Machtverhältnisse in der Truppe eigentlich schon zu kompliziert wäre. Warum nicht einfach C+? Das würde die Sache am ehesten treffen. Denn der beherrschende Mann in der Mitte der Veranstaltung in Südafrika war ausgerechnet der, der dem Eröffnungstreffen ohne Begründung fernblieb. Als Xi Jinping dann endlich am zweiten Tag auftauchte, verlief er sich erstmal in den Räumlichkeiten. Doch das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er es ist, der im dem bunt zusammengewürfelten Haufen in Zukunft die Richtung vorgibt. China positioniert sich als antiwestliche Weltmacht. Da macht es sich strategisch gut, wenn man als größter Player einer großen Organisation den Takt vorgibt, deren Länder mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung und rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung repräsentieren. Tendenz steigend.

Die Frage ist: Sorgt allein schon die wachsende Größe des Vereins für mehr Bedeutung? Politisch ist das schnell beantwortet. Da segeln schon jetzt so viele verschiedene Interessen unter einer Flagge, dass es kaum denkbar ist, dass der Cplus-Club am Ende einer Veranstaltung jemals ein Schluss-Kommuniqué verfassen wird, das mehr als ein schwammiges Blabla ist und in dem die Begriffe Demokratie, Freiheit und Frieden in ihrer Bedeutung nicht komplett verdreht werden.

Und aus der Sicht von Kapitalanlegern? Positiv formuliert, könnte man sagen: Wer in Unternehmen aus der genannten Ländergruppe investiert, streut sein Kapital wenigstens breit. Aber lohnt sich das? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Wer vor zehn Jahren in BRIC-Fonds und -ETFs (explizite BRICS-Investments gibt es keine) investiert hat, konnte damit eine Rendite von knapp fünf Prozent per annum erzielen. Im besten Fall. Über ein Jahr, drei und fünf Jahre betrachtet, waren Fonds, die in die Vierländerkombi investieren, unter Renditegesichtspunkten ein Minusgeschäft und damit ein Totalausfall. Zum Vergleich: Selbst der schlechteste weltweit anlegende Aktienfonds hat im Zehnjahresvergleich eine Rendite von mehr als zehn Prozent gebracht und über alle oben genannten weiteren Zeiträume hinweg eine positive Performance erzielt. Es gibt kaum Anhaltspunkte dafür, dass sich BRIC- oder BRICSplus-Fonds oder irgendwelche weitergefassten Konstrukte besser schlagen sollten als bisher. Denn Chinas Wirtschaft taumelt, vereinfacht gesprochen, überschuldet einem massiven demografischen Problem entgegen. Russland ist, volkswirtschaftlich betrachtet, als fast reiner Rohstofflieferant ein Auslaufmodell und politisch ein Risikofaktor. Nach Putins unvermeidlichem Tod (auch er ist sterblich wie wir alle) wird Russland dies sogar umso mehr sein. Länder wie Argentinien, Ägypten, Äthiopien und Iran sind aus Anlegersicht keine Bereicherung der Cplus-Gemeinde.

Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass für Investoren eine breite Diversifikation des Portfolios immer noch die beste Lösung ist. So etwas in der Art wie MSCI+, mit etwas mehr Welt und etwas weniger USA im Gesamtportfolio. So etwas könnte übrigens auch politisch ein Erfolgsmodell sein, als Alternative zu den US-dominierten Weltorganisationen. Eine China-dominierte Versammlung ist jedoch keine echte, wünschenswerte Alternative. Weder politisch noch aus Sicht von Anlegern.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag veröffentlicht die Türkei ihre, wie immer, negative Handelsbilanz für den abgelaufenen Monat. Übrigens hat auch Recep Tayyip Erdo?an bekundet, an der Seite von Putin, Xi Jinping und Ebrahim Raisi im Club C+ mitreden zu wollen. Das wird bestimmt lustig. Alte, sympatische Männer vor einem Kamin, mit einem gütigen Lächeln auf dem Gesicht, die Ideen entwerfen, wie die Welt für alle Menschen eine bessere werden kann. Welch schöne Perspektive.

Am Mittwoch gibt die Südafrikanische Notenbank den aktuellen Stand der Geldmenge M3 bekannt. Sie zeigt das Volumen an Rand, das in Form von Banknoten, Münzen, Bankguthaben Wertpapierpensionsgeschäften und Anleihen mit bis 2 Jahren Restlaufzeit derzeit im Umlauf ist. Der Trend deutet auf eine weitere Expansion hin. Die Geldmenge hat sich in den vergangenen drei Jahren versechsfacht. Erstaunlicherweise liegen die Inflationsraten in Südafrika kaum höher als im Euroraum. Das mag mit der sehr restriktiven Notenbankpolitik zusammenhängen. Aktuell liegt der Leitzins am Kap der Guten Hoffnung bei 8,25 Prozent. Das Volumen an neu ausgegebenen Privat-Darlehen ist deshalb seit einem Jahr stark rückläufig.

Am Donnerstag veröffentlicht das Statistikbüro Markit Economics den Caixin-Einkaufsmanagerindex (PMI) für China. Der Index gilt als wichtiger Früh-Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit des chinesischen Fertigungssektors. Werte über 50 signalisieren Expansion, während ein Wert unter 50 auf wirtschaftliche Schwäche hindeutet. Seit Beginn der Coronakrise bis heute gibt China einen Wert von knapp über 50 an. Immer. Unverändert. Zufall? Vermutlich. Chinesischen Statistiken kann man schließlich trauen.

Am Freitag gibt das Instituto Brasileiro de Geografia e Estatistica aktuelle Zahlen zur Entwicklung des brasilianischen Bruttoinlandsprodukts bekannt. Veröffentlicht wird der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die von Brasilien in den vergangenen zwölf Monaten produziert wurden. Zuletzt wuchs Brasiliens Wirtschaft mit einem Tempo von rund vier Prozent – Tendenz steigend. Präsident Lula regiert ein Land, das sich von Bolsonaro und seinen Raubrittern langsam erholt und nun spürbar aufatmet.

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