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Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Es ist alles nur geliehen

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Deutschlands Schuldenexplosion.

19.12.2022 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Es ist einiges passiert in den vergangenen Tagen. Irgendwo in Nordamerika hat irgendein Notenbankchef den Leitzins um 50 Basispunkte angehoben. Irgendjemand ist irgendwo in der Wüste Fußballweltmeister geworden. Sand von der arabischen Halbinsel und aus dem Norden Afrikas ist irgendwo in Brüssel in einem Sack voller Bargeld gefunden worden. Niemand bekennt sich dazu, Eigentümer dieses Sackes zu sein.

Und irgendjemand hat zusammengerechnet, wieviel Geld sich unsere Bundesregierung an den Finanzmärkten leihen muss, um den Gaspreisdeckel, die Hilfen für die Ukraine, das Aufpimpen der Bundeswehr, das Bürgergeld und die horrend steigenden Bundeszuschüsse zum chronisch unterfinanzierten staatlichen Rentensystem bezahlen zu können. Ach ja, und überhaupt den ganzen Rest. Infrastruktur, Bildung, Forschung, Kultur, Wirtschaft, Justiz, Soziales, Gesundheit, Landwirtschaft, Umweltschutz, Bauwirtschaft und solche Sachen.

Konkret in Zahlen: Deutschland will sich im kommenden Jahr bei internationalen Investoren an den Geld- und Kapitalmärkten mehr als 539 Milliarden Euro leihen. Das gab die für das deutsche Schuldenmanagement zuständige Finanzagentur bekannt. Dazu kommt die Refinanzierung von Bundesschuldpapieren, die im Jahr 2023 auslaufen. Das sind noch einmal rund 325 Milliarden Euro, die durch neue Anleihen ersetzt werden müssen. Alles in allem kommt da eine Menge zusammen. Es ist die höchste Neuverschuldung Deutschlands jemals in einem Jahr. Und das auch noch zu höheren Zinsen als in den vergangenen Jahren. Denn nicht nur irgendwo in Nordamerika, sondern auch irgendwo in Frankfurt hat irgendwer zuletzt die Leitzinsen erhöht. Und blöderweise brauchen auch andere Staaten rund um den Globus derzeit viel Geld. Allein die Länder des Euroraums werden im kommenden Jahr 3,5mal so viel Schulden über die Ausgabe von Staatsanleihen aufnehmen als in den beiden Jahren zuvor. Da die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Anleiheaufkaufprogramm beendet hat, fällt sie als Käuferin aus. Der freie Markt wird es also richten müssen. Man muss nicht viel Fantasie aufbringen, um zu erraten, was das für die Renditen öffentlicher Anleihen und für die Steuerzahler bedeutet. Die Renditen steigen, und die Steuerzahler bezahlen das teuer.

Als Steuerzahler könnte man sich also überlegen, eventuell deutsche Staatsanleihen zu kaufen, um wenigstens einen Teil der Zinsen, die man etwa für die Uniper-Übernahme, die Sanierung unserer kaputten Autobahnen und die zahlreichen Frühpensionäre in dieser Republik zahlt, direkt wieder hereinzubekommen. Wohlgemerkt: einen Teil. Denn diese Rechnung wird leider niemals positiv aufgehen. Schließlich zahlt man als Anleger auch Steuern auf Zinseinnahmen aus Bundesanleihen – was an sich paradox ist, wenn man es zu Ende denkt. Schließlich sind es Zinsen für Schuldendienste, die man als Staatsbürger ja selbst… Lassen wir das. Es würde zu weit führen.

Es drängt sich die Frage auf: Wie werden wir den neuen Schuldenberg irgendwann wieder los? Eine interessante Möglichkeit dazu hat Mitte des Jahres Argentinien gefunden. Dort stand die Regierung vor dem Problem, einen IWF-Kredit in Höhe von 44 Milliarden US-Dollar zurückzuzahlen. Der argentinische Staatshaushalt war damit überfordert. Also schielte man auf Vermögenswerte, die reiche Argentinier in den vergangenen Jahren illegal ins Ausland geschafft haben. Laut verschiedener Enthüllungspapiere, darunter Panama-, Paradise- und Pandora-Papers, verfügen Argentinier außerhalb ihres Landes über Vermögenswerte in Höhe von 400 Milliarden US-Dollar. Davon sollen mehr als zwei Drittel nicht offiziell deklariert sein. Die Eigentümer geben sich also nicht als solche zu erkennen. Der Senat in Buenos Aires verabschiedete ein Gesetz, demzufolge der Staat auf diese nicht deklarierten Vermögenswerte zugreifen durfte. Was aus verschiedenen Gründen nicht unproblematisch war. Denn wie enteignet man jemanden, den man nicht kennt? Das war schwierig, aber offensichtlich in Teilen erfolgreich. Immerhin kamen fast 20 Milliarden US-Dollar durch diese Initiative zusammen.

Zurück zu Deutschlands angespannte Finanzen. Vielleicht lohnt es sich, in Brüssel noch intensiver nach nicht deklariertem Geld zu forschen. Oder mal bei Lionel Messi nachzufragen. Er müsste eigentlich über ausreichend Geld verfügen, um unser Schuldenproblem zu lösen.

An dieser Stelle sei allen, die kurz vor Weihnachten über Vermögen, Kredite und das Leben an sich nachdenken, ein Liedchen des vor fast genau 98 Jahren geborenen und vor acht Jahren verstorbenen hessischen Entertainers Heinz Schenk empfohlen. Der Titel: Es ist alles nur geliehen.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag gibt Japans Zentralbank (Bank of Japan, kurz BoJ) ihren Beschluss zur Geldpolitik bekannt. BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda hatte bislang gebetsmühlenartig immer wieder betont, dass er die Nullzins-Politik beibehalten wolle. Er schloss eine baldige Zinserhöhung aus, obwohl der Yen gegenüber dem Dollar mittlerweile auf den niedrigsten Stand seit drei Jahrzehnten gefallen ist. Am Dienstag werden wir sehen, ob die japanischen Gebetsmühlen sich noch drehen.

Am Mittwoch hätte in Lima eigentlich das Gipfeltreffen der Pazifik-Allianz stattfinden sollen, einem Wirtschaftsbündnis, das die Integration zwischen den vier lateinamerikanischen Staaten Mexiko, Peru, Chile und Kolumbien vertiefen soll. Die Veranstaltung wurde jedoch kurzfristig abgesagt. Die Konferenz der Staatschefs der vier Mitgliedstaaten stand in diesem Jahr von Anfang an unter keinem guten Stern. Der Gipfel war ursprünglich in Mexiko-Stadt geplant, wurde aber nach Lima verlegt, weil der peruanische Kongress dem Staatschef Pedro Castillo die Reise ins Ausland nicht erlaubte. Am vergangenen Mittwoch wurde Castillo nun sogar vom Parlament abgesetzt und kam am Donnerstag wegen des Vorwurfs der Rebellion auf Geheiß des Obersten Gerichts in Untersuchungshaft. Daraufhin eskalierte die Sicherheitslage in dem Andenstaat. Bei Protesten und Zusammenstößen zwischen Zivilisten und Sicherheitskräften gab es Tote und Verletzte. Die vergangene Woche vereidigte Interims-Präsidentin Dina Boluarte will nun dem Kongress eine Gesetzesvorlage präsentieren, um schnellstmöglich Neuwahlen auf den Weg zu bringen.

Am Donnerstag gibt die russische Zentralbank den Stand ihrer Devisen- und Goldreserven bekannt. Vielleicht klärt sich ja dann die Frage, wo die 300 Tonnen Gold geblieben sind, die dem World Gold Council (WGC) zufolge in der vergangenen Woche von Notenbanken verdeckt gekauft wurden.

Am Freitag veröffentlicht das Statistische Büro Japans verschiedene Indikatoren zur Preissteigerungsrate in Japan. Im Durchschnitt stiegen die Preise zuletzt um durchschnittlich 3,7 Prozent. Der Leitzins der BoJ liegt bei minus 0,1 Prozent. Japan entschuldet sich derzeit also zügig auf Kosten seiner heimischen Sparer.

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