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Die USA auf dem Weg zum BBB-Schuldner

Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

TiAM FundResearch blickt auf die Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Warum ein neues US-Gesetz dem Euro den Weg zur Weltleitwährung ebnen könnte.

07.07.2025 | 07:15 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Die Abkürzung BBB kannte man bislang nur als Bonitäts-Klassifizierung, die von Ratingagenturen wie Fitch, S&P oder Moody's vergeben wird. BBB steht für eine mittlere Bonität oder akzeptable Schuldnerqualität. Es ist die niedrigste Stufe des "Investment Grade". Sie bedeutet, dass die Rückzahlung von Verbindlichkeiten durch den Schuldner als sehr wahrscheinlich eingeschätzt wird, aber ungünstige Marktbedingungen die Fähigkeit zur Einhaltung der Zahlungsverpflichtungen beeinträchtigen könnten.

In der vergangenen Woche hat das US-Repräsentantenhaus mit einer Stimme Mehrheit den Weg dafür freigemacht, die USA in absehbarer Zeit zum BBB-Schuldner werden zu lassen. Sinnigerweise mit der Verabschiedung des sogenannten BBB-Gesetzes. Dass Donald Trump sein fast 900 Seiten dickes „Big Beautiful Bill“-Paket durch beide Kammern des Kongresses peitschen konnte, feiert er als persönlichen Sieg. Zu Recht. Jedenfalls aus seiner Perspektive. Das Gesetz wird ihn und viele seiner Freunde aufgrund der im Gesetzestext verankerten Steuererleichterungen noch reicher machen. Dafür werden dem Staat rund 4,5 Billionen US-Dollar an Steuern entgehen. Ausgleichen sollen diesen Ausfall hohe Zölle sowie Streichungen im Gesundheitswesen und im Sozialhaushalt. Millionen Amerikaner werden ihre Krankenversicherung verlieren, und Geringverdiener werden künftig sogar mehr Steuern zahlen. Die Zölle und Kürzungen werden jedoch nicht ausreichen. Die USA werden verschiedenen Schätzungen unabhängiger Experten zufolge in den kommenden zehn Jahren zwischen drei und sechs Billionen Dollar an zusätzlichen Schulden aufnehmen müssen. Der Schuldenberg wird somit von aktuell 37 auf deutlich über 40 Millionen US-Dollar ansteigen. Schon jetzt geben die USA jährlich mehr als 1,1 Billionen US-Dollar für Zinszahlungen aus. Diese Summe wird sich in den kommenden Jahren signifikant erhöhen.

Eigentlich müssten die USA jetzt genau den umgekehrten Weg gehen – nämlich den Schuldenberg reduzieren und die Zinslast drücken, um den fiskalpolitischen Kollaps zu vermeiden. Donald Trump meint jedoch, noch rechtzeitig die Kurve zu kriegen, indem er spätestens ab Mai kommenden Jahres den Chefposten der Zentralbank mit einem willfährigen Kandidaten besetzt, der den US-Leitzins von aktuell 4,5 auf dann einen Prozentpunkt senken soll. Ebenfalls erklärtes Ziel ist es, den US-Dollar zu schwächen, um US-Produkte im Ausland konkurrenzfähiger zu machen.

Offensichtlich ist in der US-Administration niemand mehr willens oder in der Lage, offen auszusprechen, dass dieser Plan nicht aufgehen kann. Das hat mehrere Gründe.

Erstens: Die Lohnkosten in den USA sind so hoch, dass es völlig illusorisch ist, diesen Wettbewerbsnachteil durch eine etwas schwächere Währung ausgleichen zu können. Der US-Dollar müsste massiv abwerten, um den gewünschten Effekt zu erreichen.

Zweitens: Eine weitere starke Abwertung des US-Dollars hätte weitere Nachteile. Zum einen würde eine Abwertung die Inflation in den USA anheizen und zum anderen die realen Zinsen für US-Anleihen in die Höhe treiben – was die Finanzierung des Staatshauhalts erschweren würde.

Drittens: Eine weitere Abwertung des US-Dollar würde auch die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen nicht wesentlich stärken, sondern eher schwächen. Denn europäische Unternehmen bezahlen Trumps hohe Zölle in US-Dollar. Würde der US-Dollar nun um weitere 20 Prozent abwerten, würde dies die Zölle ausgleichen, die europäische Unternehmen derzeit auf ihre Exporte in die USA zahlen müssen. Gleichzeitig würde ein im Vergleich zum Dollar stärkerer Euro dazu führen, dass europäische Produzenten auf dem Weltmarkt Rohstoffe preiswerter einkaufen könnten als ihre Konkurrenten in den USA.

Viertens würde auch eine Leitzinssenkung durch die Fed den Schuldendienst der USA nicht verbilligen. Im Gegenteil: Eine Notenbank, die nicht mehr politisch unabhängig agiert, strahlt weniger Vertrauen aus. Die Risikoaufschläge, die internationale Investoren für den Kauf von US-Staatsanleihen verlangen würden, würden deshalb eher steigen. Der Effekt: Noch mehr Kapital würde aus den USA abfließen, neue US-Staatsanleihen ließen sich schwieriger am Markt platzieren – und dann eben auch nur mit Rabatt. Eine massive Zinssenkung wäre also ein Schuss, der absehbar nach hinten losginge.

Fünftens: Es läuft alles darauf hinaus, dass die Fed vermutlich irgendwann beginnen muss, US-Staatsanleihen zu kaufen, um die Finanzierung des Staatshaushalts zu retten. Eine Maßnahme, die die Inflation weiter anheizen und den Dollar weiter schwächen würde.

Unter dem Strich könnte sich Trumps große wunderschöne Rechnung als eine unglaublich große Fehlkalkulation mit fataler Langzeitwirkung erweisen: Der US-Dollar könnte in absehbarer Zeit seinen Status als Weltleitwährung verlieren. Denn eine schwache Währung taugt weder als Reservewährung noch als sicherer Hafen für Investoren. Die Frage, welche andere Währung diese Rolle übernehmen könnte, lässt sich schnell beantworten. Nicht zufällig ziehen internationale Investoren schon jetzt massiv Kapital aus den USA ab, weil sie weitere Währungsverluste ihrer US-Anlagen fürchten. Am meisten profitieren davon derzeit die europäischen Kapitalmärkte. Und der Euro.

Interessante Termine in den kommenden Tagen

Am Dienstag gibt das Statistische Bundesamt in Wiesbaden aktuelle Zahlen zu den Exporten im Mai 2025 bekannt. Zur Orientierung: Im April sind 1,7 Prozent weniger Waren ins Ausland exportiert worden als im März und 2,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Den größten Rückgang (-4,2%) im ersten Quartal 2025 verzeichneten die Eisen- und Stahlexporte in die USA. Die Monatszahlen für Mai, die am Dienstag veröffentlicht werden, werden diesen Trend vermutlich bestätigen.

Am Mittwoch endet die von US-Präsident Trump verkündete 90-tägige Pause für Sonderzölle. Trump hatte seine länderspezifischen Zölle am 2. April verkündet und am 9. April für 90 Tage ausgesetzt.

Am Donnerstag präsentiert der Weltenergierat - Deutschland e.V. in Berlin seine Jahrespublikation „Energie für Deutschland 2025“. Die Broschüre stellt Fakten, Perspektiven und Positionen zur Energieversorgung im nationalen und internationalen Kontext dar.

Am Freitag gibt das Statistische Bundesamt die Details zur Inflationsrate für Juni bekannt.

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