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„Wir sehen Tesla aufgrund seiner großen Bitcoin-Position kritisch“

Luc Pez sieht im Recycling von seltenen Rohstoffen viel Potenzial
Interview

TiAM Fundresearch sprach mit Luc Pez darüber, welche Auswirkungen der Trend zur Elektromobilität für die Rohstoffnachfrage hat und warum in Zukunft Recycling eine große Rolle spielen wird. Pez ist Experte für seltene Erden und Recycling. Zudem managt er den Oyster Sustainable Europe.

12.07.2021 | 12:20 Uhr von «Jörn Kränicke»

Herr Pez, die westliche Welt und China haben das Zeitalter der Elektromobilität ausgerufen. Welche Veränderungen zieht dies insbesondere für die Rohstoffnachfrage nach sich?

Luc Pez: Dies impliziert einen grundlegenden Wechsel von der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern hin zu einem materialintensiven Wirtschaftsmodell. Dieser Paradigmenwechsel benötigt große Mengen an speziellen Metallen und Mineralien. Darunter Lithium, Kobalt, Mangan und auch Kupfer.

Können Sie quantifizieren in welcher Größenordnung dies notwendig ist?

Natürlich. Für die Herstellung eines Benzin- oder Dieselautos braucht man zwischen drei und fünf Kilo der kritischen Metalle und Mineralien. Sie werden vor allem für die speziellen Stähle der Karosserie benötigt. Für ein Elektroauto benötigt man hingegen abhängig von der Größe des Akkus zwischen 115 und 175 Kilo dieser Stoffe. Und auch bei der Menge des benötigten Kupfers gibt es große Unterschiede. Für ein Elektroauto benötigt man etwa 75 Kilo mehr Kupfer als für ein herkömmliches. Zudem benötigt man noch ungefähr drei Kilo seltener Metalle wie etwa Neodym, Dysprosium und Praseodym für die Permanentmagneten der Elektromotoren.

Gerade die EU hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, um Europa auf Elektromobilität umzustellen. Gibt es überhaupt genügend Rohstoffe, um die Ziele zu erreichen?

Das könnte schon problematisch werden und viel Stress in den Versorgungsketten produzieren. Die Politik ist sich kaum bewusst, dass es durchschnittlich mindestens zehn Jahre dauert, bis eine neue Mine fördern kann. Auf der anderen Seite dauert es nur rund zwei Jahre, bis man eine neue Gigafactory für Batterien in Betrieb nehmen kann. Das kann sehr problematisch werden, denn Lithium ist strukturell ein knappes Gut. Zumal die in den kommenden Jahren auf den Markt drängenden Solid-State-Akkus zwei bis drei Mal soviel Lithium benötigen wie die derzeit verwendeten Lithium-Ionen-Akkus.

Die Akkuentwicklung ist doch sehr dynamisch. Gibt es keine Hoffnung, dass es man mit weniger Mineralien oder Metallen auskommt?

Bei Metallen wie Kobalt ist man da auf einem guten Weg. Ohne Lithium wird jedoch nichts gehen. Über 60 Prozent der Lithiumförderung wird heute bereits für die Elektromobilität benötigt – zum Ende der Dekade sollten es über 90 Prozent sein. Bei Kupfer entfallen aktuell unter fünf Prozent des Verbrauchs auf Elektroautos; bis zum Ende des Jahrzehnts wird dieser Wert voraussichtlich auf über 30 Prozent steigen .

China hat schon früh auf Elektroautos gesetzt. Welche Rolle spielt das Reich der Mitte beim „Kampf“ um die Rohstoffe?

Eine sehr große. Insbesondere da China zwischen 40 Prozent bei der Förderung (über 65 Prozent für seltene Erden) und 80 Prozent in der Verarbeitung (über 90 Prozent bei der Produktion von Permanentmagneten) der weltweiten Wertschöpfungskette für kritische Rohstoffe kontrolliert. Zudem sind sie führend bei der Batterieproduktion. Allerdings wird dort vor allem mit dreckigem Kohlestrom produziert. Daher wird derzeit ja auch mit Hochdruck daran gearbeitet, in Europa (und den USA) eigene Produktionsstätten für Batterien aufzubauen. Gerade hat ja Renault bekanntgegeben, eine Batterie-Gigafactory in Douai zu errichten. Aber auch in Deutschland oder Schweden gibt es entsprechende Pläne. Aber die vorgelagerte Integration hinkt sowohl in Europa als auch in den USA hinterher.

Man hört immer wieder, dass Recycling eine gute Möglichkeit ist, um an die begehrten und seltenen Rohstoffe zu kommen. Was kann man davon halten?

Noch spielt dies eine untergeordnete Rolle, da es nicht genügend Material zum Recyceln gibt. Dies wird sich allerdings ändern – Recycling ist einer der wichtigsten Schritte, um den ökologischen Fußabdruck der Akkuproduktion zu reduzieren. Bislang kann man nur aus Unfallautos die Akkus recyceln und den Ausschuss aus den Akkufabriken. Allerdings dürfte spätestens 2030 genügend Material zum Recyceln vorhanden sein. Denn die Akkus in den Autos haben eine Lebenserwartung von acht bis zehn Jahren. Teilweise werden sie dann wohl auch als stationäre Energiespeicher ein zweites Leben haben. Grundsätzlich fehlt es Europa an Rohstoffen, aber wir haben viele Autos und Handys. Daher werden sie in Zukunft eine wichtige Ressource für die Industrie sein. Zumal das Recycling auch nur etwa ein Drittel der Energie der primären Rohstoffförderung benötigt.

Einerseits wird von der Politik die Elektrifizierung des Lebens vorangetrieben und auf der anderen Seite die Rohstoffgewinnung kritisch gesehen. Auch wollen viele große Kapitalsammelstellen nicht mehr in Rohstoffunternehmen investieren. Wie gehen Sie mit diesem Paradoxon um?

Es lässt sich einfach nicht wegdiskutieren, dass man gewisse Rohstoffe einfach braucht, um die weltweiten Bemühungen zur Dekarbonisierung voranzutreiben. Ohne diese Rohstoffe geht es nicht, Daher schließen wir auch im Oyster Sustainable Europe Rohstoffunternehmen nicht grundsätzlich aus. Denn insgesamt ist eine Verbesserung der ESG-Praktiken in der Branche im Gange, wobei einige Produzenten bereits feste ESG-Verpflichtungen und eine Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks angestoßen haben. In solche ESG-Leader investieren wir auch.

Sie richten sich demnach nicht unbedingt nach den ESG-Ratings der großen Anbieter?

Vor allem erstellen wir ein eigenes Rating, um die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt zu messen. Daher finden sich im Fonds auch einige Unternehmen die von den Agenturen gar kein Rating erhalten haben. Für uns ist es wichtig, dass ein Unternehmen zu einer nachhaltigeren Zukunft beiträgt. ESG-Scores sind meiner Meinung nach zu statisch und führen auch zu viel Greenwashing. Ein gutes Beispiel dafür ist Tesla. Einige sehen in Tesla einen ESG-Leader aufgrund seiner Fokussierung auf E-Autos. Wir sehen das Unternehmen jedoch aufgrund seiner großen Bitcoin-Position kritisch. Für mich ist die Kryptowährung die sinnloseste Sache, die ich weltweit kenne. Die Herstellung produziert Unmengen von CO2 – ohne irgendeinen Nutzen.


Über Luc Pez:

Als ehemaliger Gründer und Geschäftsführer von Rare Earth Advisory hat Luc Pez über mehrere Jahre mit Zadig an Research- und SRI-fokussierten Projekten gearbeitet. Sein Unternehmen bot Beratungs-, Forschungs- und strategische Beratungsleistungen zu ESG-Themen, der Versorgung mit kritischen Materialien, Recycling und technologischen Gutachten im Zusammenhang mit der Masseneinführung von erneuerbaren Energien und Elektrofahrzeugen.

Pez ist auch zertifizierter ESG-Analyst

Pez hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im Finanzwesen und arbeitete bereits als Analyst für Grundstoffe (Metalle & Bergbau, Öl, Chemikalien) bei Exane BNP Paribas, Oddo Securities und SG Securities. Er hat einen Abschluss der Universität Paris-Dauphine und ist ein zertifizierter ESG-Analyst.

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