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Interview

„Solange die Zinsen tief ­bleiben, ist Anlagenotstand“

Die Aktienmärkte laufen heiß, die Zinsen sind unter der Wahrnehmungsschwelle – das sind schwierige Zeiten für Anleger. Drei Marktkenner diskutieren die Anlagetrends 2021: Dominik Issler von Jupiter AM, Philipp Graf von Königsmarck von LGIM und Walter Liebe von Pictet AM.

22.03.2021 | 07:30 Uhr von «Ronny Kohl»

TiAM: Der Start ins neue Börsenjahr war fulminant. Worauf müssen sich die Investoren für den Rest des Jahres einstellen?

Walter Liebe, Pictet AM: Wir gehen davon aus, dass wir ein gutes Aktienjahr sehen werden. Mehr noch, wir rechnen mit einer Erholung der Unternehmensgewinne im zweistelligen Bereich. Nach der Corona-­Rezession wird die Weltwirtschaft insgesamt wieder in Tritt kommen und starke Nachholeffekte sowohl bei Investitionen als auch beim Konsum auslösen. Alles in allem sollten sich Anleger eins bewusst machen: Aktien bleiben angesichts schmaler Anleiherenditen auch 2021 alternativlos.

Philipp Graf von Königsmarck, LGIM: Zum Stichwort „alternativlos“ möchte ich noch „disruptiv“ beisteuern. Die Welt wird sich auch dieses Jahr stark verändern, gerade strukturell. Innovative, dynamische Unternehmen drängen die Old Economy immer weiter zurück und vertreiben deren Vertreter. Dazu kommen als Sondereffekt dann noch die Folgen von Covid-19. Das beflügelt ganz bestimmte Anlagen. Im vergangenen Jahr entwickelten sich unsere Themen-ETFs im Schnitt 30 Prozent besser als der MSCI World.

Dominik Issler, Jupiter AM: Solange die Zinsen tief bleiben – und das werden sie in diesem Jahr –, herrscht Anlagenotstand.

TiAM: Mir scheint, Sie haben sich hier abgesprochen.

Issler: Fakt ist, Aktien profitieren. Gerade für Aktien aus Europa besteht derzeit eine große Nachfrage. Die Hausse könnte weitergehen, wobei die Bewertungen allerdings bereits recht hoch sind. Erste Anleger werden nervös.

TiAM: Hohe Bewertungen, heiß laufende Aktienmärkte, immer häufiger ist von Inflationsdruck die Rede. Wie sehen Sie das?

Issler: Beides ist denkbar. Entweder haben wir noch auf Jahre hinaus Nullzinsen, oder die Inflation bricht plötzlich los. ­Inflation ist etwa so, als ob man mit seinem Hund spazieren geht, der an einer ausziehbaren Leine läuft. Der Hund ist die Wirtschaft. Im Moment läuft er neben einem. Weil er nicht vorausläuft, gibt man Leine. Die Leine ist das Geld und irgendwann ist das ausgefahren. Wenn dann der Hund plötzlich losrennt, ist man zu langsam mit dem Einholen der Leine. So ähnlich ist das mit der aktuellen Geldpolitik vieler Zentralbanken und der Inflation. Historisch betrachtet waren die Lohnkosten immer einer der Inflationstreiber, der im Moment allerdings fehlt. Unter Umständen müssen wir in der zweiten Jahreshälfte etwas Leine einholen. Investoren sollten sich auf beide Szenarien vorbereiten.

von Königsmarck: Wir sehen das anders. Sicher, viele Staaten haben sich stark verschuldet, das bedeutet aus unserer Sicht aber keine Inflationsgefahr. Wir bieten dennoch keine Multi-Asset-Strategien an und haben uns nicht für ein Inflations­szenario positioniert.

Liebe: Anfang des Jahres haben wir in den USA einen Zinsanstieg auf 1,3 Prozent gesehen. Aber das ist die Normalisierung eines anormalen Zustands, eine Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit. Davon, dass es sich um einen neuen Zinszyklus handelt, der uns vor massive Probleme stellt, kann aus unserer Sicht keine Rede sein.

TiAM: Nachdem wir die Rahmenbedingungen für 2021 abgesteckt haben, würde mich interessieren, welche Anlagelösungen Sie Ihren Kunden dafür anbieten.

von Königsmarck: Wir denken, dass für das aktuelle Umfeld Themenfonds am besten geeignet sind. Wir haben einen Wasserstoff-ETF neu aufgelegt und verzeichnen hier eine große Nachfrage. Ein Grund dafür dürfte sein, dass Themen und Themenfonds einfach zu verstehen sind.

TiAM: Aber wie kann ein Anleger erkennen, ob ein Thema auch dauerhaft ist?

von Königsmarck: Das Thema muss zwei Voraussetzungen mitbringen – eine gewisse Langfristigkeit und eine globale Perspektive. Wir unterscheiden zwischen Thema, Trend und Megatrend. Insgesamt haben wir drei Megatrends definiert: Technologie, Demografie sowie Energie und Ressourcen. Damit ein Thema für uns interessant ist, müssen zwei der drei von uns definierten Megatrends zusammenkommen, sozusagen um seine Dynamik voll zur Geltung zu bringen. Wenn zum Beispiel die beiden Megatrends Technologie und Demografie aufeinandertreffen, könnte man daraus das Thema Gesundheitstechnik ableiten. Außerdem sollten Unternehmen, die einen bestimmten Trend repräsentieren, in den nächsten zehn Jahren ein zweistelliges Umsatzwachstum mitbringen, damit sie für ein Themeninvestment infrage kommen.

TiAM: Ein Wasserstoff-ETF ist zunächst jedoch ein sehr fokussiertes Nischen­produkt.

von Königsmarck: Der Ansatz ist recht spitz, das stimmt. Man muss es aber richtig einordnen. Das Thema Wasserstoff hat das Potenzial richtig groß zu werden, da sind wir extrem früh dabei – so früh wie nie zuvor mit unseren Themen-ETFs – wir haben aber in nur fünf Tagen einen dreistelligen Millionenbetrag eingesammelt.

TiAM: Herr Liebe, was stellt denn Pictet für seine Kunden ins Schaufenster?

Liebe: Besonders herausstellen werden wir in diesem Jahr unsere Umweltfonds Clean Energy und Global Environmental Opportunities sowie den Pictet-Family.

TiAM: Also Themenfonds wie die Kollegen von Legal & General?

Liebe: Ja, aber anders gemacht. Auch wenn wir an Wasserstoff als Energieträger glauben, legen wir dafür keinen eigenen Fonds auf. Für uns ist das ein Teilbereich. Unsere Themenfonds sind breiter aufgestellt und kombinieren verschiedene Subthemen. Mit einem Anlagethema wie Clean Energy sind wir in der Lage, durch einen kompletten Börsenzyklus zu navigieren, weil wir die Schwerpunkte immer anders setzen können. Ziel ist es, ein Thema über viele Jahre oder gar Jahrzehnte wetterfest zu machen.

TiAM: Und was steckt hinter „Family“?

Liebe: Hinter unserer Family Strategy steckt die Idee, in Familienunternehmen zu investieren. Das ist erst einmal nichts bahnbrechend Neues, jedoch einen globalen Blickwinkel einzunehmen, wie wir das tun, ist hier selten. Die Strategen in diesem Bereich gehen meist europäisch vor. Der Charme des globalen Ansatzes besteht darin, dass man – im Gegensatz zu Europa – nicht auf die traditionellen Industrie- und Value-Sektoren beschränkt ist. Wenn man das Universum auf die USA und Asien ausweitet, findet man Familienunternehmen in sehr viel mehr Sektoren, vor allem in sehr viel mehr Wachstumssektoren. Mit den Erfahrungen, die wir seit vorigem Jahr gesammelt haben, sind wir sehr zufrieden. Insgesamt ist die Strategie kein reiner Value-Play und hat bei den zwischenzeitlichen Rücksetzern eine defensive Qualität bewiesen. Damit eignet sie sich als Ergänzung zu den momentumgetriebenen thematischen Fonds. Die Strategie ist kein Themenfonds, sondern ein Spezialitäten­aktienfonds mit anderen Werttreibern.

TiAM: Herr Issler, Sie sind derjenige, der Inflation nicht grundsätzlich ausschließen mag. Ist Gold für Sie ein Thema?

Issler: Ganz eindeutig ja. Seit der Finanzkrise 2009 wurde die Geldmenge massiv erhöht, die Zentralbankbilanzen haben sich verzehnfacht und viele fragen sich, wie viel der Euro noch wert ist. Gold ist unpolitisch und bietet in diesen Zeiten der Unsicherheit eine gute Möglichkeit, um ein Portfolio zu diversifizieren, zu stabilisieren und auch, um die Kaufkraft zu erhalten. Schauen Sie sich die großen Family Offices an. Die haben einen nennenswerten Anteil Gold in der Allokation – und zwar strategisch, nicht taktisch. Trotz der strategischen Aufgabe von Gold haben Rohstoffe eine hohe Volatilität. Im Portfolio spielt der Manager für den Kunden die taktische Seite und gestaltet das Portfolio aggressiver oder defensiver.

TiAM: Wir haben gehört, dass in diesem Jahr vor allem Aktien zulegen. Wie passt da Gold rein?

Issler: Bei Jupiter kaufen wir einerseits physisches Gold, zum anderen Goldminenaktien. Wenn wir ein defensives Szenario erwarten, erhöhen wir den physischen Anteil und reduzieren die Aktien und umgekehrt. Aktuell haben wir den Aktienanteil in unserem Gold & Silver Fund erhöht. Er liegt zurzeit bei 80 Prozent, physisches Gold bei 20. Aber auch gegen niedrige Anleiherenditen haben wir eine Lösung. Im Rentenbereich arbeiten wir mit Uncon­strained-Fixed-Income-Strategien, die nicht nur Staatsanleihen einsetzen, sondern auch Unternehmensanleihen oder Emerging Market Debt – in verschiedene Währungen, die auch die Duration variieren können. Bei unserem Total-Return-Ansatz kann die Duration sogar negativ werden.

TiAM: Ein Thema klang zwar bereits mehrfach an, wurde aber noch nicht konkret besprochen. Ist Nachhaltigkeit für die Branche ein Megatrend?

von Königsmarck: Ich würde Nachhaltigkeit nicht als Megatrend bezeichnen. Man kann es nicht gleichsetzen mit Technologie oder Demografie. Vielmehr ist ESG den Trends übergeordnet und wirkt in sie hinein. Abgesehen davon ist Nachhaltigkeit nicht nur fundamental getrieben, sondern auch stark durch den Regulierer. Denken Sie an die neue Offenlegungsverordnung der EU, die seit 10. März in Kraft ist.

TiAM: Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der EU-Direktive gemacht?

Liebe: Die Verordnung war über Monate das alles beherrschende Thema. Vor allem deshalb, weil die endgültige Definition der verschiedenen Kategorien nachhaltiger Produkte recht spät kam. Jeder musste überlegen, wo er bereits ausreichend ESG-Kriterien berücksichtigt und zu welchem Artikel der EU-Direktive ein Produkt gehört. Aus diesem Grund waren und sind viele mit sich selbst beschäftigt. Nachhaltiges Investieren ist zur absoluten Überlebensfrage für Asset-Manager geworden und jeder tut gut daran, den Anteil nachhaltiger Produkte auszubauen. Von unseren etwa 100 Fonds sind aktuell rund 20 Prozent nachhaltig, oder anders ausgedrückt etwa 40 Prozent der verwalteten Gelder. Das wird sich massiv steigern.

Issler: Die EU-Direktive schafft mehr Klarheit. Trotzdem müssen Investoren weiterhin genau hinschauen und sich überlegen, was sie selbst wollen. Es besteht durchaus die Gefahr, dass es zu Greenwashing kommt. Es ist richtig, dass alle Asset-­Manager überlegen, wie sie eine ESG-­Governance im Investmentprozess umsetzen können. Aber das heißt nicht, dass jeder Fonds ein ESG-Fonds sein muss oder kann. Jupiter hat bereits in den 80er-Jahren einen Ecology Fund aufgelegt und wird jetzt nicht auf eine Welle aufspringen. Wir unterscheiden, dass einige Strategien wirklich ESG-dezidiert sind und andere zwar ESG drin haben, worauf aber nicht der Fokus liegt. Wie gesagt, sollte man jetzt nicht versuchen, alles grün zu waschen.

TiAM: Mein Eindruck ist, dass alle Anbieter das Gleiche tun. Hier stellt sich die Frage, wie man sich bei den Investoren noch von der Konkurrenz abheben kann?

von Königsmarck: Auch hier kommt es auf die Investoren an. Die Anleger müssen genau hinschauen und die Frage muss lauten, ob ESG auch in der DNA des Asset-Managers verankert ist. Was nützt es einem Anleger, wenn er in einen vermeintlich nachhaltigen Fonds eines aktiven Managers investiert, der sich aber noch nie mit ESG auseinandergesetzt hat? Man kann nicht so einfach eine ESG-Glocke über einen Asset-Manager stülpen. Möglicherweise legt er ein Produkt nur auf, weil es gerade en vogue ist. Bei ETFs ist es etwas anders. Da ist es einfacher, einen ESG-Index zu replizieren. Wir haben beides in unserem Angebot und machen das aktive Management schon eine ganze Weile. In diesem Zusammenhang bedeutet ESG für uns aktives Engagement, Active Ownership. Wir haben von den weltweit zehn größten Asset-Managern auf Hauptversammlungen am häufigsten von unserem Stimmrecht Gebrauch gemacht.

TiAM: In letzter Konsequenz erfordert das ein ESG-Rating auf Asset-Manager-Ebene.

von Königsmarck: Ja, ich denke, das könnte eine Lösung sein, aber ich würde beides in Betracht ziehen. Ich würde das Produkt betrachten und fragen, wie der Investmentprozess gestaltet ist, und ich würde analysieren, wie sehr der Asset-Manager ESG-orientiert ist. Vorsicht ist bei Anbietern geboten, die jetzt ihren großen Zeh erstmals in den ESG-Teich stecken. Für ESG braucht es Erfahrung.

Issler: Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und sagen, die Firma muss eine DNA für ESG haben, aber eben auch das Fondsmanagementteam. Das sind zwei Paar Schuhe.

TiAM: Das klingt nach viel Arbeit und viel Recherche.

Issler: Das ist richtig. Es macht die Due Dilligence nochmals komplexer. Aber ich bin überzeugt, dass es ein Mehrwert für die Anleger ist. Es ist definitiv die richtige Richtung.

Liebe: Am Ende geht es um das Verhalten und die ethische Verantwortung eines Asset-Managers im Markt und in der Gesellschaft. Ich finde ein Rating grundsätzlich gut, sofern sichergestellt ist, dass nicht ausschließlich quantitative Kriterien angewendet werden und man etwa zählt, wie viele Nachhaltigkeitsanalysten dort beschäftigt sind. Andererseits kann man sich als Asset-Manager das erforderliche Research einkaufen und trotzdem in seinen Prozessen ein gutes Verständnis von ESG haben. Solche Aspekte müssen in einem Rating zum Ausdruck kommen.

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