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"Niedrigzinsphase nicht aussitzen“

Phillipp Vordran: "Gold dient der Vermögenssicherung"
Interview

FundResearch sprach exklusiv mit Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei Flossbach von Storch, über die aktuelle Zinspolitik und seine Einschätzung zu den globalen Märkten.

18.07.2013 | 08:20 Uhr

Philipp Vorndran ist Kapitalmarktstratege bei der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. Seit 30 Jahren ist er im Vermögensmanagement tätig und erfahrener Experte in der Verwaltung institutioneller und privater Kundenvermögen. Im Gespräch mit FundResearch nahm er unter anderem Stellung zur Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und deren Folgen für Renteninvestoren, die Entwicklung des japanischen Aktienmarktes, den Problemen der Schwellenländer sowie der Eurokrise.

FundResearch: Wie bewerten Sie die Aussagen von Mario Draghi, dass die „wichtigen EZB-Zinssätze für eine längere Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau oder darunter liegen werden“? 

Vorndran: Die Aussagen Draghis waren wenig überraschend. Die Europäische Zentralbank kann gar nicht anders, als den Zins noch sehr lange sehr niedrig zu halten. Wir gehen davon aus, dass sie künftig sogar noch sehr viel stärker herangezogen wird zur Staatenfinanzierung. Das große Dilemma der Eurozone ist, dass die schwächsten Länder die höchsten Zinsen zahlen. Ihre Wirtschaft erstickt unter der Last eines viel zu hohen Realzinses.

FundResearch: Sollten Anleger von Rentenfonds kurz- bis mittelfristig Abstand nehmen oder kann es sich lohnen, die Niedrigzinsphase auszusitzen?

Vorndran: Es sollte sich niemand darauf verlassen, die Niedrigzinsphase aussitzen zu können, denn sie wird noch eine ganze Weile dauern; sehr viel länger, als viele das heute vielleicht glauben. Wer sein Vermögen größtenteils in niedrig verzinsliche Anlagen steckt, riskiert in diesem Umfeld, dass sein Geld langsam, aber sicher von der Inflation aufgezehrt wird. Allein auf Rentenpapiere sollte bei der langfristigen Vermögensplanung daher niemand vertrauen, auch wenn sich das Chance-Risiko-Verhältnis, insbesondere für US-Dollar-Anleihen, zuletzt verbessert hat. Das Renditepotenzial am Anleihemarkt ist und bleibt begrenzt. 

FundResearch: Der japanische Aktienmarkt erlebt durch die Notenbank einen Boom. Halten Sie den Aufschwung für nachhaltig oder fehlt es noch an fundamentalen Treibern?

Vorndran: Wir bezeichnen Japan gerne als Versuchslabor für innovative Staatenfinanzierung. Der Aufschwung ist durch die massiven Liquiditätshilfen der Notenbank künstlich herbeigeführt; wegen der hohen Staatsverschuldung bleibt den Japanern allerdings auch keine andere Wahl. Wie nachhaltig der Aufschwung ist, lässt sich nur schwerlich sagen, die Nebenwirkungen des gekauften Booms lassen sich kaum abschätzen. Fakt ist, dass der japanische Staat über die Notenbank mittelfristig zu seinem größten Gläubiger wird. Und wem die eigenen Schulden gehören, der kann diese auch leicht bedienen. Dieses Schneeball-System dürfte früher oder später dazu führen, dass das Vertrauen in die japanische Währung schwindet. Die kontrollierte Yen-Abwertung könnte dann in einen freien Fall münden. Anleger sollten daher nicht in Japan investieren, ohne sich gegen das Währungsrisiko abzusichern.

FundResearch: Auch der deutsche Aktienmarkt verzeichnet in diesem Jahr neue Höchststände. Wo erwarten Sie den DAX in etwa zwölf Monaten? 

Vorndran: Leider haben auch wir keine Glaskugel....

FundResearch: Ja, die haben nur Zauberer...

Vorndran: ..als Investoren tun wir allerdings gut daran, nicht in Indizes zu denken, sondern in erstklassigen Unternehmen. Konzerne, die global aufgestellt sind, nachhaltig wachsen und nur wenig verschuldet sind. Generell sind wir davon überzeugt, dass Aktien im derzeitigen Kapitalmarktumfeld nach wie vor die attraktivste Anlageklasse sind.

FundResearch: Die über viele Jahre beliebten Schwellenländer geraten derzeit in die Kritik. Besonders den BRIC-Staaten wird nicht mehr viel zugetraut. Ist das „BRIC-Bashing“ gerechtfertigt?

Vorndran: Jahrelang wurde Anlegern lang und breit erklärt, wie groß das Potenzial der BRIC-Staaten sei. Rasant wachsende Volkswirtschaften, die Bevölkerung jung und dynamisch. Investoren waren bereit, hohe Preise zu bezahlen für Unternehmen aus diesen Ländern – mehr, als diese Konzerne tatsächlich wert waren. Die Erwartungshaltung war schlicht zu hoch! Seit 2010 haben wir immer wieder davor gewarnt. Wir gehen davon aus, dass Investoren in den kommenden Monaten weiter Geld abziehen werden aus den BRIC-Staaten. Im Vergleich zu ihren Konkurrenten aus Europa und den USA sind viele Unternehmen dort noch immer ambitioniert bewertet. Im Laufe der nächsten zwölf Monaten könnte aber der Zeitpunkt kommen, an dem wertgetriebene Investoren auf der Suche nach lukrativen Anlagemöglichkeiten wieder fündig werden. Noch ist es aber nicht so weit.

FundResearch: Sind Anleger besser bedient, wenn Sie anstatt in den BRIC-Staaten, in anderen Schwellenländern investieren?

Vorndran: Im Grunde gilt für die meisten Schwellenländer, was für die BRIC-Staaten auch gilt: Wegen des zum Teil kräftigen Wirtschaftswachstums in den vergangenen Jahren haben sie von den Investoren einen Vertrauensvorschuss bekommen, der sich in vielen Fällen bisher nicht ausgezahlt hat.  

FundResearch: Wie schätzen Sie die Lage im Euroraum ein? Besteht die Möglichkeit, dass die Krise in absehbarer Zeit zu Ende geht?

Vorndran: Nein, die Lage ist nach wie vor fragil, eine deutliche Besserung nicht in Sicht. Die Entscheidung der EZB, den Zins über einen sehr langen Zeitraum niedrig zu lassen, spiegelt das sehr gut wider. Mario Draghi hat sich damit sehr deutlich positioniert und seine „we-do-whatever-it-takes“-Aussage aus dem vergangenen Sommer bekräftigt. Schauen Sie sich das Beispiel Italien an: Dessen Primärüberschuss, also der Haushaltssaldo vor Zinszahlungen, beträgt stolze 2,5 Prozent des BIP. Allerdings drückt die Zinslast bei einer Schuldenquote von 130 Prozent und einem Durchschnittszins von vier Prozent den Staatshaushalt deutlich ins Minus. Aus einem Primärüberschuss wird so ein Gesamtdefizit von fast drei Prozent. Weil die italienische Wirtschaft schrumpft, steigt die Schuldenquote immer weiter und weiter. Das heutige Zinsniveau ist viel zu hoch für Italien. Bei einem Realzins von mehr als drei Prozent rechnen sich viele Investitionen nicht, zumal Banken lieber Staatsanleihen kaufen als Kredite vergeben. Ein Teufelskreis.

FundResearch: Was erwarten Sie für die Entwicklung des Goldpreises?

Vorndran: Leider wissen wir nicht, wie lange die Korrektur des Goldpreises noch dauern wird. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass die fundamentalen Gründe, die für eine Erholung des Preises sprechen, etwa die massive Ausweitung der Notenbankbilanzen in den Industriestaaten, weiter zunehmen. Spätestens wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass es keinen geregelten Ausweg aus der Politik des billigen Geldes mehr gibt, wird der strategische Grund für den Besitz von Gold, nämlich die Vermögenssicherung, wieder in den Vordergrund rücken.

FundResearch: Macht es weiter Sinn, Geld in selbstgenutzte Immobilien zu investieren - wie Sie dies kürzlich mal sagten. Was sind dabei Ihre Anforderungen?

Vorndran: Eine selbstgenutzte Immobilie ist nach wie vor attraktiv, nicht zuletzt aus Überlegungen der Altersvorsorge. Allerdings sind die Preise sehr unterschiedlich. Meine Mutter etwa lebt in der Rhön. Dort gibt es wunderbare Häuser mit 350 Quadratmetern Wohnfläche, dazu 2.000 Quadratmeter Land. Der Verkehrswert liegt irgendwo zwischen 250.000 und 350.000 Euro, ein Bruchteil dessen, was Sie in Frankfurt oder München dafür zahlen. Wenn Sie in einer solchen Region ein stabiles Lebenseinkommen gefunden haben, müssen Sie kaufen.

(PD/DIF)

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