Robeco: Optimieren Sie Ihre Allokation in Schwellenländern

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Interview

Rob Schellekens, leitender Portfoliomanager der Strategie EM ex-China von Robeco, spricht über die Einführung der Strategie und darüber, auf welche Märkte das Team im Jahr 2024 begeistert ist.

03.04.2024 | 07:10 Uhr

Was hat Robeco dazu veranlasst, eine Strategie EM ex-China einzuführen?

Wir denken schon seit einigen Jahren über die Realisierbarkeit eines Produkts für Schwellenländer ohne China nach. Tatsächlich haben wir im März 2021 mit der Auflage eines entsprechenden Portfolios begonnen. Dies lag zum Teil daran, dass China eine immer größere Gewichtung im MSCI EM Index bekam und andere interessante Anlagethemen im Bereich der Schwellenländer überschattete. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass wir bei Kundengesprächen immer mehr Fragen zu Chinas signifikanter Gewichtung im Index, zu damit verbundenen Risiken und letztlich zu Strategien für Schwellenländer ohne China erhielten.

Diese Kunden suchten aus eigenen Gründen nach Möglichkeiten, ihre Positionierung in China anzupassen und ihre optimale Allokation in Schwellenländern zu erstellen. In Anbetracht der Tatsache, dass wir über eine starke Produktlinie in Schwellenländern mit einem bewährten Prozess und einer bewährten Philosophie verfügen, war es sinnvoll, eine Strategie EM ex-China in den Mix aufzunehmen. Mit unseren fundamentalen Schwellenländerprodukten genießen Anleger nun die Flexibilität, eine traditionelle EM-Strategie zu halten, EM ex-China als eigenständige Anlage zu halten oder EM ex-China mit unseren Strategien für chinesische Aktien zu kombinieren, um eine maßgeschneiderte Lösung für ihre Bedürfnisse zu schaffen.

Handelt es sich dabei um eine Strategie mit geringerem Risiko als bei der EM-Kernstrategie?

Damit entfällt zwar das Risiko eines einzelnen Landes, doch jedes Schwellenland weist ein eigenes Risikoprofil auf. Die globalen Märkte laufen nie völlig reibungslos, und wir müssen sehr wachsam bleiben. Deshalb nutzen wir unsere auf fünf Faktoren basierende Systematik zur Länderanalyse, kombiniert mit einem integrierten ESG-Ansatz auf Länder- und Aktienebene, um unsere Entscheidungen zu treffen.

Wie unterscheidet sich die sektorale Landschaft?

Der Anlageprozess von Robeco für Schwellenländer ist nicht sektorbezogen. Die Sektorallokation ist das Ergebnis unserer Länderallokation und Aktienauswahl, da wir einen Anlageprozess mit Top-Down-Länderauswahl und Bottom-Up-Unternehmensauswahl verfolgen. Allerdings weicht die Sektorauswahl des traditionellen EM-Index erheblich von der des EM ex-China Index ab, was die Sache etwas verändert.

Vor allem die Sektoren Nicht-Basiskonsumgüter und Kommunikationsdienste haben ohne die großen chinesischen Internetgiganten wie Alibaba, Tencent, Baidu und Meituan weniger Gewichtung, da es in den Schwellenländern ohne China derzeit einfach keine Unternehmen ähnlicher Größe gibt. Umgekehrt haben IT, insbesondere Halbleiter und Technologie-Hardware, eine viel größere Gewichtung. Viele der weltweit führenden Unternehmen der IT-Branche und ihre Lieferketten sind in Südkorea und Taiwan angesiedelt, wobei TSMC das Maß aller Dinge in diesem Sektor ist. Mit rund 1.200 Unternehmen, in die investiert werden kann, und einer Marktkapitalisierung von insgesamt rund 5 Billionen USD bietet EM ex-China eine Fülle von Möglichkeiten.

Ist das Nachhaltigkeitsprofil ähnlich wie bei der EM-Kernstrategie oder ist es schwieriger, nachhaltige Anlagen zu finden?

Es ist ähnlich. Wir binden ESG in alle unsere Anlageprozesse ein. Wie die EM-Kernstrategien ist auch diese Strategie in der SFDR-Klassifizierung als Artikel 8 eingestuft, verfolgt die gleiche Ausschlusspolitik und nutzt Abstimmungen und Positionierung als zusätzliches Tool. Das Niveau der Offenlegung ist in den Schwellenländern inzwischen relativ hoch. Ich kam 2006 zum EM-Team und erinnere mich an unsere erste ESG-Umfrage, die wir an die Analysten von Wertpapierdienstleistungsunternehmen verschickt haben. Damals gab es noch keine Daten Dritter, und die Unternehmen hatten keine ESG-Abteilungen. Der Unterschied zu heute ist dramatisch und zeigt, wie weit die Unternehmen der Schwellenländer bei der Offenlegung von Daten gekommen sind, und das ist gut für die Anleger.

Welche Märkte, die in den Kern-EM unterrepräsentiert sind, bieten die besten Bottom-up-Möglichkeiten?

Es gibt eine Reihe kleinerer Märkte, die wir für attraktiv halten und in denen wir eine Übergewichtung haben, nicht nur aus einer Top-Down-Perspektive, sondern auch aus einer Bottom-Up-Perspektive. Ein Beispiel in Asien ist Indonesien, ein rohstoffreiches Land, das der weltweit größte Nickelproduzent ist – eine Schlüsselkomponente für Elektrofahrzeugbatterien. Das Land hat gerade eine Präsidentschaftswahl hinter sich, vom Wahlsieger wird erwartet, dass er die erfolgreiche Politik des vorherigen Amtsinhabers fortsetzt. Wir sind der Ansicht, dass die Richtung der Wirtschaft und der politische Rahmen konsistent sind, während das Wirtschaftswachstum robust war. Das Wachstum der Unternehmensgewinne liegt über dem Durchschnitt der Schwellenländer, und es bieten sich einige großartige Anlagemöglichkeiten, insbesondere im Banken- und Telekommunikationssektor.

Und über Asien hinaus?

Auf den Nahen Osten entfallen fast 10 % des Index, er ist also beachtlich, aber von der Bewertung her relativ teuer. In diesem regionalen Kontext gefällt uns der attraktiv bewertete Markt der VAE, in dem wir eine größere Übergewichtung aufweisen. Die grundlegenden Antriebskräfte in den VAE sind das Bevölkerungswachstum und das Wachstum der Tourismusindustrie, die beide eine gute Dynamik aufweisen. Hier favorisieren wir den Immobiliensektor, der von diesen Trends profitieren wird, aber auch einige der Versorger und Mautstellenbetreiber. Saudi-Arabien ist natürlich der größte Markt in der Region und in vielerlei Hinsicht vielleicht einer der dynamischsten, aber gleichzeitig auch einer der teuersten in den Schwellenländern. Die Vision 2030 verändert das Land wirklich in rasantem Tempo und bietet daher interessante Anlagemöglichkeiten. Wir haben eine begrenzte Positionierung in Finanzen und Konsumgütern.

Auch Mexiko gefällt uns, und wir haben dort eine deutliche Übergewichtung. Uns gefällt die inländische Dynamik, aber wir profitieren auch von der Thematik der Produktionsverlagerung ins nahe gelegene Ausland, die in den USA im Gange ist. Dabei geht es im Wesentlichen darum, die Lieferkette näher an den Heimatmarkt zu verlagern, wo die Produktion wettbewerbsfähig ist und ein anderes Risikoprofil aufweist als bei der Beschaffung in Asien.

Wie verhält es sich mit Europa?

Wir haben ein Übergewicht in Mitteleuropa und finden Griechenland und Ungarn sehr interessant. Dies sind fruchtbare Märkte für den Bottom-up-Ansatz. Griechenland punktet im Rahmen unserer Länderallokation mit einem wirklich starken Wachstum und immer noch günstigen Bewertungen und erfüllt damit alle Kriterien. Auch Ungarn ist ein Land, das uns sowohl von den Gewinnaussichten als auch von der Bewertung her gefällt. Hier haben wir Beteiligungen in zwei Unternehmen – eines im Gesundheitswesen und eines im Finanzsektor.

Warum sind Sie über die Einführung der Strategie begeistert?

Ich bin davon überzeugt, dass diese neue Strategie in einem sehr vielfältigen und interessanten Anlageuniversum durchgeführt wird. Das dynamische makroökonomische Umfeld, die attraktive Bewertung und die robusten Gewinnwachstumsaussichten bedeuten, dass der Zeitpunkt für die Auflegung günstig ist, und wir werden weitere erstklassige Unternehmen finden, die wir langfristig halten können.


Die Informationen auf der nachfolgenden Website der Robeco Deutschland, Zweigniederlassung der Robeco Institutional Asset Management B.V., richten sich ausschließlich an professionelle Kunden im Sinne von § 31a Abs. 2 Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) wie beispielsweise Versicherungen, Banken und Sparkassen. Die auf dieser Website dargestellten Informationen sind NICHT für Privatanleger bestimmt und entsprechen nicht den für Privatanleger maßgeblichen gesetzlichen Bestimmungen.

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