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Interview

„Ein Gas-Stopp würde viele mittelständische Unternehmen hart treffen“

Hans-Jürgen Friedrich, Geschäftsführer der KFM Deutsche Mittelstand AG und Manager des Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds, erklärt, in welcher Lage sich der deutsche Mittelstand derzeit befindet.

01.04.2022 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Herr Friedrich, Wirtschaftsminister Robert Habeck hat die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Was bedeutet das für die Unternehmen in Deutschland?

Hans-Jürgen Friedrich: Aktuell ändert sich praktisch nichts. In der Frühwarnstufe gibt es noch keine Versorgungsengpässe. Die Frühwarnstufe bedeutet lediglich, dass Hinweise vorliegen, dass Ereignisse eintreten könnten, die zu einer Verschlechterung der Gasversorgung führen würden. Die Androhung des Kremls, die Gasversorgung zu stoppen, falls die internationalen Gaskunden ihre Rechnungen nicht in Rubel bezahlen, ist solch ein konkreter Hinweis, den man ernst nehmen muss. Habeck hat darauf folgerichtig reagiert. In Deutschland ist aktuell von Versorgungsengpässen nichts bekannt. Das heißt jedoch nicht, dass die Preisentwicklung am Gasmarkt nicht schon jetzt Folgen hätte, insbesondere für kleinere und mittelgroße Unternehmen.

Welche Folgen meinen Sie?

Hans-Jürgen Friedrich: Die Preise für Gas und auch für Energie insgesamt sind in den vergangenen Monaten rapide gestiegen. Große, insbesondere international agierende Unternehmen sind gewohnt, solche Ereignisse einzukalkulieren. Wer eine energieintensive Produktion betreibt, sichert sich in der Regel am Terminmarkt gegen große Preisschwankungen ab. Auch manches mittelgroße Unternehmen verfolgt Absicherungsstrategien. Diese Unternehmen konnten zuletzt ihre Geschäftsmodelle mehr oder weniger uneingeschränkt aufrechterhalten. Gerade kleinere Mittelständler sind jedoch oft kaum oder gar nicht am Kapitalmarkt vertreten. Die trifft es jetzt besonders hart. Ich kenne Unternehmen, die zwar Marktführer in ihrem Segment sind, aber jetzt ihr Geschäft nicht mehr kostendeckend betreiben können.

Wer eine starke Marktstellung und damit eine Preissetzungsmacht hat, kann doch höhere Energiepreise an seine Kunden weitergeben, oder?

Hans-Jürgen Friedrich: Das stimmt grundsätzlich. Aber es kommt erstens auf die Branche und die jeweiligen Produkte an. Nicht jedes Produkt ist unverzichtbar. Zweitens reden wir hier nicht von Preisaufschlägen im einstelligen Prozentbereich. Wenn beispielsweise ein Hersteller hochwertiger Verpackungen seine Preise verdoppeln muss, dann entscheiden sich die Kunden im Zweifelsfall für preiswertere Lösungen anderer Anbieter und verzichten auf die Luxusverpackung für ihre Produkte – zumal sie selbst ja auch höhere Energiepreise bezahlen müssen. Je weiter ein Zulieferer vom Ende der Wertschöpfungskette entfernt ist, desto schlechter sind seine Karten.

Der deutsche Mittelstand gilt als besonders innovativ. Hilft das in der Energie-Krise?

Hans-Jürgen Friedrich: Mittelständische Unternehmen gelten nicht umsonst als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Viele von ihnen sind nicht nur hoch innovativ, sondern auch in ihrer Art der Unternehmensführung sehr flexibel und zukunftsorientiert. Das hilft gerade in Krisen.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Hans-Jürgen Friedrich: Natürlich. Das Unternehmen PCC, Spezialist für die Herstellung von Tensiden, Spezialchemikalien und speziellen Werkstoffen, hat vor vier Jahren in Island eine der weltweit modernsten und auch umweltfreundlichsten Produktionsanlagen für Siliziummetall errichtet und in Betrieb genommen. Ein Grund für den Standort Island war, dass man dort direkt an der Energiequelle sitzt. Island verfügt über reiche Geothermie- und Wasserkraftvorkommen und kann Strom vergleichsweise günstig anbieten. Das ist in diesem Fall enorm wichtig. Denn Siliziummetall wird bei Temperaturen von rund 2.000 Grad Celsius in elektrischen Lichtbogenöfen hergestellt. Das ist sehr energieintensiv. Im Rückblick betrachtet und mit heutigem Wissen war die Entscheidung von PCC vielleicht eine der besten Investitionsentscheidungen.

Mit Blick auf die Ukraine-Krise war das sicherlich auch Zufall. Damals konnte man noch nicht ahnen, dass Russland in die Ukraine einmarschieren würde.

Hans-Jürgen Friedrich: Vielleicht. Aber Russland ist ja nicht erst vor ein paar Wochen einmarschiert. Die Annexion der Krim erfolgte 2014. PCC hat etliche Produktionsstandorte in Osteuropa. Die Unternehmensführung hat schon ein Gespür für die Risiken. Insofern verbuche ich die Entscheidung für Island nicht nur unter der Rubrik „Glück“.

Sie sagen, viele Mittelständler seien sehr flexibel. Das müssen sie derzeit wohl auch sein. Es sind ja nicht nur die steigenden Energiekosten, die Kopfschmerzen bereiten. Die Inflation hat insgesamt angezogen, die Rohstoffpreise steigen, es gibt aufgrund der Coronakrise immer noch Lieferketten-Schwierigkeiten, die Zinsen steigen – und damit auch die Finanzierungskosten. Das ist ein ganzes Paket an Problemen. Wie reagieren die Unternehmen derzeit auf die angespannte Situation?

Hans-Jürgen Friedrich: Sie reagieren so, wie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auch, wenn neue Probleme auftauchen. Sie analysieren, wie sie ihre Produktivität steigern, die Kosten senken und ihre Produkte trotzdem besser machen können.

Wenn man sich die Kursentwicklungen mittelständischer Unternehmensanleihen ansieht, dann sieht es nicht so aus, als ob die Investoren am Kapitalmarkt davon überzeugt wären. Fonds, die sich auf Anleihen mittelgroßer und kleinerer Unternehmen spezialisiert haben, verzeichnen erhebliche Verluste. Auch Ihr Deutscher Mittelstandsanleihen Fonds hat zuletzt empfindlich an Wert verloren. Woran liegt das?

Hans-Jürgen Friedrich: Es gibt mehrere Gründe dafür. Ein Grund für Kursverluste in unserem Fonds sind die Insolvenzen zweier Emittenten, deren Anleihen wir im Portfolio haben: Eyemaxx Real Estate und Lichtmiete. Die Kurse der Anleihen sind extrem gefallen. Das ist nicht ohne Effekt auf den Wert unserer Fondsanteile geblieben. Das heißt aber nicht, dass die Anleihen wertlos geworden sind. In beiden Fällen laufen noch Verfahren und Verhandlungen. Kommt es so, wie wir uns dies wünschen, können die Verluste deutlich beschränkt werden, und im besten Fall kommen wir eventuell sogar ohne Verluste aus den Investitionen wieder heraus. Ein weiterer Grund für die Performanceschwäche ist ein strukturelles Problem. Wir müssen als Wert einer Anleihe deren Börsenkurs angeben. So steht es im Kapitalanlagegesetzbuch. Die Angebotskurse an der Börse spiegeln jedoch gerade bei wenig liquiden Anleihen oft nicht deren realen Wert wider. Wenn nur ein einziger privater Anleger Anleihen im Wert von eintausend Euro verkauft und für diesen Verkauf kein Limit angegeben hat, und ein anderer Anleger kauft die Anleihen für einen geringen Preis, dann steht dieser Preis plötzlich als neuer Börsenkurs fest. Wir müssen diesen Wert dann angeben, obwohl im OTC-Markt, wo viel mehr gehandelt wird, für dieselbe Anleihe ganz andere, bessere Preise gezahlt werden. Und das ist kein abstraktes Beispiel, sondern eher die Regel. Unser Fonds ist derzeit schätzungsweise zwischen 10 und 15 Prozent unterbewertet, nur aufgrund dieses Effekts.

Heißt das, dass Anleger aktuell beim Kauf des Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds auf Arbitragegewinne hoffen können?

Hans-Jürgen Friedrich: Vielleicht. Aber ich würde niemandem raten, allein aus solch einem Grund in unseren Fonds zu investieren. Es gibt bessere Gründe.

Zum Beispiel?

Hans-Jürgen Friedrich: Wir glauben an den deutschen Mittelstand und an seine hohe Innovationskraft. Am Ende werden viele Mittelständler, die die jetzige Krise überleben, gestärkt daraus hervorgehen. Ihr Vorteil gegenüber großen Konzernen ist, dass sie schnell Entscheidungen treffen können. Das hat man auch in der Vergangenheit immer wieder gesehen. Viele Unternehmen stehen heute finanziell viel solider da als noch in der Finanzkrise in den Jahren 2008/2009. Das wird auch am Rentenmarkt irgendwann wieder sichtbar werden.

Herr Friedrich, vielen Dank für dieses Gespräch.

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