• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----
Interview

„Die Notenbanken sind machtlos“

Im Gespräch mit FundResearch erklärt der ehemalige Chefvolkswirt der Allianz, Dr. Michael Heise, warum die Notenbanken keine Akzente mehr setzen können und wie sich Deutschland dem konjunkturellen Abwärtstrend entziehen kann.

22.10.2019 | 10:40 Uhr von «Matthias von Arnim»

Dr. Michael Heise ist seit Oktober 2019 als Economic Consultant für die Allianz Global Investors GmbH tätig. Er ist Mitglied in diversen hochrangigen Gremien und Ausschüssen, als internationaler Redner gefragt und Senior Fellow des House of Finance, Frankfurt. Er war 17 Jahre lang Chefvolkswirt der Allianz SE und beriet den Vorstand der Allianz SE in volkswirtschaftlichen und strategischen Fragen. Dazu gehörten Analysen und Prognosen zur deutschen und internationalen Wirtschafts- und Finanzmarktentwicklung. Michael Heise wird am 7. November beim €uro-Roundtable in Hamburg als als Keynote-Speaker über Konjunkturrisiken und expansive Geldpolitik sprechen.

Herr Heise, wenn man sich die Konjunkturdaten ansieht, die derzeit weltweit veröffentlicht werden, kann man es mit der Angst bekommen, oder?

Michael Heise: Angst wäre ein schlechter Berater. Aber in der Tat drückt insbesondere der von Donald Trump angezettelte Handelsstreit mit China auf die Stimmung. Die Spirale der Strafzölle sorgt für Unsicherheit. 

Wie wirkt sich diese Unsicherheit konkret auf die Wirtschaft aus? 

Michael Heise: Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück, weil sie nicht wissen, in welchem Umfang ihre internationalen Wertschöpfungsketten betroffen sind. Das ist übrigens leider kein isoliertes chinesisch-amerikanisches Problem, sondern betrifft die komplette Weltwirtschaft. Die Lieferketten sind global. Trump hat hier leider viel Sand ins Getriebe gestreut. Wie sehr auch die deutsche exportorientierte Industrie darunter leidet, lässt sich an den hiesigen Konjunkturdaten ablesen. Die fetten Jahre scheinen erstmal vorbei zu sein.

Was wäre ein gutes Rezept gegen die drohende Krise? 

Michael Heise: Es gibt ein paar Stellschrauben, die spürbar zu einer Stimmungswende und damit zu einer Konjunkturbelebung beitragen würden. Da ist zu allererst die Abkehr vom Protektionismus zu nennen, ein Ende des Handelskrieges und natürlich auch ein milder Brexit. Ein ungeregelter Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hängt auch nach diesem Wochenende immer noch als Worst-Case-Szenario über der europäischen Wirtschaft.

Insgesamt ist die Stimmung an den Wertpapiermärkten aber gar nicht so schlecht. DAX und Euro-Stoxx 50 notieren auf einem 12-Monats-Hoch. Schlechte Stimmung sieht doch anders aus, oder?

Michael Heise: Der Aktienmarkt wird von Alternativlosigkeit getrieben. Das ist zum Teil eher Verzweiflung als Hoffnung. Wenn man als Investor von einer europäischen Staatsanleihe im Portfolio keine positiven Erträge mehr erwarten kann, muss man sich risikoreichere Alternativen suchen. Davon profitiert der Aktienmarkt natürlich. Aber nicht nur Aktien. Insgesamt werden Anleger in riskantere Anlagen getrieben. Das führt auch zu Fehlallokationen, die irgendwann korrigiert werden müssen, wenn das Zinsniveau wieder steigt. Diese Gefahr sollte man nicht unterschätzen. So niedrige Zinsen wie im Moment sind nicht nur ein Segen.

Verantwortlich dafür sind also die Notenbanken mit ihrer Niedrigzinspolitik? Sollten Ihrer Meinung nach die EZB und die Fed die Zinsen wieder anheben?

Michael Heise: Die Macht der Notenbanken ist begrenzt. Trotz sehr niedriger Zinsen investieren die Unternehmen relativ wenig. Die Nachfrage nach Krediten ist verhalten. Selbst Minuszinsen werden die Konjunktur kaum beleben. Die privaten Haushalte sparen eher mehr und die Firmen investieren weniger, weil die Rahmenbedingungen vielfach nicht stimmen und der Handelskrieg verunsichert. Deshalb lahmt die Konjunktur. Der Schlüssel zum Wachstum liegt also in den Händen der Politiker und nicht in denen der Notenbanker.

Es ist ja ein internationales Problem. Aber Donald Trump zur Vernunft zu bringen, dürfte wohl ein schwieriges Unterfangen sein. Kann die deutsche Politik denn etwas tun, um wenigstens die deutsche Wirtschaft zu unterstützen?

Michael Heise: Unterstützung im Sinne des Schutzes von Unternehmen ist nicht angezeigt. Wir sollten offen für den Wettbewerb eintreten. Protektionismus wäre gerade der falsche Weg. Es geht eher darum, Hürden abzubauen, die unsere Wirtschaft behindern. Damit wäre den Unternehmen in diesem Land schon viel geholfen.

Können Sie konkrete Beispiele nennen?

Michael Heise: Ein wichtiges Thema ist die Besteuerung von Unternehmen. Die Privatwirtschaft investiert ungefähr zehnmal so viel wie der öffentliche Sektor. Da muss angesetzt werden. Auch die Besteuerung privater Einkommen im unteren und mittleren Bereich ist viel zu hoch. Viele Mittelständler unterliegen der Progression der Einkommenssteuer. An dieses Thema hat sich leider noch kein Finanzminister ernsthaft herangewagt. Durchgreifende Versuche, im Steuertarif den Mittelstand zu entlasten, sind bislang gescheitert. Auch die Lohnnebenkosten sind in Deutschland wieder auf beachtliche Höhen gestiegen. Würden Steuern und Sozialabgaben sinken, wäre mehr Geld übrig für Konsum, Altersvorsorge und Investitionen.

Die Regierung sagt, der Staat brauche das Geld für Investitionen in den Standort Deutschland. Steuersenkungen seien nur in geringem Umfang möglich. Was ist falsch an der Argumentation?

Michael Heise: Die Steuerquote in Deutschland ist auf Rekordniveau. Die zusätzlichen Mittel wurden seit Beginn des Jahrzehnts aber vor allen Dingen für eine Erhöhung der Sozialausgaben verwendet, Rentenverbesserungen sowie Reformen von Hartz IV zum Beispiel. Investitionen in die Infrastruktur, den Netzausbau und die Bildung hätten eine höhere Priorität bekommen sollen. Steuereinnahmen waren genügend da.

Herr Heise, vielen Dank für das Gespräch. 

Wenn Sie Dr. Michael Heise am 7. November beim €uro-Roundtable in Hamburg als als Keynote-Speaker live erleben wollen, melden Sie sich jetzt an.

Diesen Beitrag teilen: