Die Zwangsfusion der Credit Suisse mit der UBS wird für die Fonds-Palette Konsequenzen haben. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden einige Fonds der beiden Häuser zusammengelegt oder geschlossen werden.
12.04.2023 | 07:30 Uhr
Die Fusion von UBS und Credit Suisse hat nicht nur für die Aktionäre Folgen, sondern berührt auch die Produktpalette der beiden Geldhäuser. Derzeit verwaltet UBS AM rund 980 Milliarden Euro. Die Credit Suisse AM hat ungefähr 429 Milliarden Euro Assets under Management. Nach dem Zusammenschluss ist die neu geschaffene schweizerische Super-Großbank der elftgrößte Vermögensverwalter weltweit, die Nummer drei in Europa und der nach Produktanzahl größte Fondsanbieter in Deutschland. Derzeit haben die beiden Banken rund 470 aktive und passive Fonds für den deutschen Markt zugelassen.
Dass es bei dieser großen Zahl bleiben wird, ist jedoch nicht besonders wahrscheinlich. Die kombinierte Fondspalette von UBS und Credit Suisse deckt fast alle Anlagesegmente mit aktiven und passiven Strategien ab. Nun gibt es aber Überschneidungen und Unwuchten. So haben einer Untersuchung des Analysehauses Scope zufolge derzeit rund 140 Fonds ein Volumen von weniger als 100 Millionen Euro. Hier wird das neu fusionierte Institut wohl den Rotstift ansetzen. Es ist anzunehmen, dass etliche Fonds zusammengelegt und auch einige komplett gestrichen werden. Nicht davon betroffen werden sehr wahrscheinlich die Bereiche sein, die mit Fonds von nur jeweils einem der beiden Häuser abgedeckt werden. Dazu zählen etwa spezielle Themen, Branchen und Regionen, Schwellenländeranleihen und das Thema Nachhaltigkeit. Auch im Bereich alternativer Investments und bei Absolute-Return-Strategien ist das Angebot an Publikumsfonds der beiden Vermögensverwalter eher dünn.
Insgesamt bietet der neue Vermögensverwalter-Riese in Zukunft eine sehr große Produktauswahl und viel Expertise. Das sehr breite ETF-Angebot gehörte schon vor dem Zusammenschluss zu den größten Angeboten in Europa. Auch der Bereich Immobilien wird von der Fusion profitieren. Hier ist die UBS recht stark. Die Credit Suisse bringt unter anderem mit Mischfonds und Fonds für globale High-Yield-Anleihen ihre Stärken ein. Hier bietet die UBS zwar ebenfalls Produkte an, jedoch mit schwächerer Performance. Zudem glänzt die Credit Suisse mit Knowhow bei speziellen Anlagethemen. Beispiele dafür sind der CS (Lux) Security Equity Fund, der Credit Suisse (Lux) Digital Health Equity und der CS (Lux) Robotics Equity Fund. Daneben hat die Credit Suisse einige spezielle Fonds im Angebot, die interessante Themen aufgreifen wie etwa Environmental Impact, Edutainment und Infrastruktur.
Bei den passiven Produkten gibt es derzeit eine Reihe von Doppelungen. Das kann gar nicht anders sein. Denn gerade bei den Standard-Indizes können sich die Produkte kaum unterscheiden. Es wäre sehr überraschend, wenn hier nicht eine Bereinigung der Produktpalette stattfinden würde. Im Nachhaltigkeitsbereich setzen die beiden Asset Manager derzeit allerdings unterschiedliche Akzente. Das zeigt sich darin, dass die Credit Suisse-ETFs Indizes verwenden, die einen höheren ESG-Integrationsgrad und mehr Nachhaltigkeits-Striktheit haben als die Indizes, die für die UBS-Produkte verwendet werden. Vielleicht überzeugen die ESG-Blue-Produkte der Credit Suisse, die in MSCI-ESG-Leaders-Indizes investieren, ja in Zukunft auch UBS-Kunden.
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