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Wie geht es weiter mit der EWU?

EU
Europäische Währungsunion (EWU): Auseinanderbrechen oder stärkere Integration?
08/2012
Stefan Hofrichter
Allianz Global Investors (Website)

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Welchem Szenario ist in der anhaltenden Staatsschuldenkrise in Europa die größte Wahrscheinlichkeit beizumessen? Tendenz geht zur stärkeren Integration.

24.08.2012 | 10:36 Uhr

Stefan Hofrichter, Chef-Volkswirt von Allianz Global Investors, widmet sich in seiner aktuellen Studie „Europäische Währungsunion: Auseinanderbrechen oder stärkere Integration?“ der Frage, wie die Zukunft der europäischen Gemeinschaftswährung aussehen könnte. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass sich die EWU eher auf dem Weg in eine engere fiskalische und politische Union befindet.

Als Hauptgrund dafür sieht Hofrichter die hohen Kosten, die der Austritt eines Landes aus der EWU für alle Länder mit sich brächte. Sie überstiegen diejenigen eines Verbleibs in der Eurozone. Schätzungen unabhängiger Analysten zufolge würde das griechische Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei einem Austritt des Landes aus der Währungsunion unmittelbar um 25 bis 30 Prozent sinken und in den Folgejahren um jährlich ca. fünf Prozent schrumpfen. Für die EWU-Kernländer belaufen sich die Wachstumseinbußen den Schätzungen zufolge auf drei bis fünf Prozent im ersten Jahr und um ca. ein Prozent in den Folgejahren. Zudem hätten die Kernländer hohe Engagements in der EWU-Peripherie. „Deutschland hat derzeit aus dem Target-2-System Ansprüche in Höhe von rund 700 Milliarden Euro gegenüber der Europäischen Zentralbank“, sagt Hofrichter. „Diese Ansprüche stünden zum Teil auf dem Spiel, wenn eines oder mehrere Peripherieländer – oder auch Deutschland – die Währungsunion verließen.“ Neben ökonomischen Aspekten verweist der Volkswirt auch auf den Rückschlag, den die politische Idee eines geeinten Europas hierdurch erleiden würde.

Deutschland mit den größten Ansprüchen gegenüber der EZB

Für ein Überwinden der Staatsschuldenkrise hat Hofrichter drei Vorschläge: Erstens müssten alle Länder Sparmaßnahmen umsetzen. Dies gelte umso mehr für die Staaten, die durch eine fahrlässige Fiskalpolitik in Mitleidenschaft gezogen wurden. Zweitens seien nicht schuldenfinanzierte Wachstumsinitiativen notwendig. „Die hohe Staatsverschuldung ist zu einem beträchtlichen Teil die Folge und nicht die Ursache des Problems. Zudem bringen übermäßige Kürzungen die Gefahr mit sich, dass die Konjunktur allzu sehr gedämpft wird. Dieser Effekt ist derzeit praktisch in allen Peripherieländern zu beobachten“, begründet Hofrichter diese Maßnahme. Drittens schließlich müssten strukturelle Wachstumsinitiativen, also Strukturreformen an den Produkt- und Arbeitsmärkten, umgesetzt werden. Dadurch ließe sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Deren Umsetzung benötige zwar Zeit. „Das Beispiel Irlands zeigt allerdings, dass eine glaubwürdige Umsetzung von Kapitalmärkten recht rasch belohnt wird“, so Hofrichter.

Wirtschaftliche Strukturreformen wurden nur in einigen Ländern durchgeführt

Darüber hinaus fordert der Autor, die Probleme bei der Finanzarchitektur des Euroraums anzugehen und die EWU zu einer Fiskal- und politischen Union weiterzuentwickeln. Dazu seien zum einen ein gemeinsames Einlagensicherungssystem und eine gesamteuropäische Bankenaufsicht nötig. Zum anderen bräuchte es eine fiskalische Lastenteilung, wie zum Beispiel der vom deutschen Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorgeschlagene Schuldentilgungspakt. Außerdem erfordere eine Weiterentwicklung der EWU einen Kreditgeber in letzter Instanz. In dieser Rolle sieht der Autor die EZB.

Hofrichter erkennt bei all den notwendigen Maßnahmen Fortschritte. Doch seien noch weitere entscheidende Schritte zu einer engeren fiskalischen Union notwendig. Blieben diese aus, seien für ihn prinzipiell drei Alternativszenarien vorstellbar:

(Teil-) Auseinanderbrechen der EWU: „Obwohl die Kosten eines Auseinanderbrechens sehr hoch sein dürften, sind politische Fehler nicht auszuschließen“, glaubt Hofrichter. „Der Aufstieg euroskeptischer Parteien in Kernländern der EWU und zunehmende Demonstrationen gegen Sparmaßnahmen belegen, dass durchaus das Risiko besteht, dass sich dieses Szenario verwirklicht.“ In einem solchen Fall würden risikobehaftete Vermögenswerte generell in Mitleidenschaft gezogen werden. Den wohl stärksten Einbruch gäbe es bei europäischen Aktien, deren Kurse um 25 Prozent fallen könnten.

„Weiterwursteln“: Darunter versteht Hofrichter ein Ausbleiben offizieller Schritte in Richtung einer engeren Fiskal-/Banken-/politischen Union und eine Fortführung der Politik der vergangenen Jahre. „Angesichts der derzeitigen Marktbedingungen für Staatsanleihen aus den Peripherieländern, der anhaltenden Desintegration der Geld- und Kapitalmärkte sowie der Einlagenflucht in einigen Peripherieländern ist dieses Szenario im Zeitlauf kaum tragbar“, befindet der Ökonom. Daher erwartet er eine Entwicklung entweder in Richtung des Basisszenarios oder in Richtung des Zerfallsszenarios.

„Maastricht 2.0“: Eine engere fiskalische und politische Integration, aber keine wesentlichen Fortschritte bei Strukturreformen und umsichtiger Fiskalpolitik kann nach Ansicht von Hofrichter zu einem Trittbrettverhalten führen. Länder könnten also von der Fiskalunion profitieren, ohne wirtschaftliche Schwächen angehen zu müssen. Dieses Szenario ist für Hofrichter daher eher unwahrscheinlich.

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