Pictet AM: Grüner Wandel – Die Saat der Innovation

Energie

Neue Daten zeigen, dass sich die Welt möglicherweise in einer frühen Phase des Innovationszyklus im Bereich sauberer Energie befindet und von den intensiven F&E-Aktivitäten der letzten zehn Jahre profitiert.

20.10.2022 | 09:00 Uhr

Die 1970er-Jahre waren ein einschneidendes Jahrzehnt, das eine Reihe sozialer, wirtschaftlicher und politischer Veränderungen mit sich brachte.

Es war auch eine Ära, die das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Umwelt und die Ressourcenknappheit infolge der Ölpreisschocks in den Jahren 1973 und 1979 schärfte.

Damals vervierfachten sich die Ölpreise binnen fünf Monaten und zwangen die Verbraucher, ihre Gewohnheiten beim Energieverbrauch drastisch zu ändern. Einige schalteten die Weihnachtsbeleuchtung aus, andere reihten sich an der Tankstelle geduldig in lange Schlangen ein.

Aber es gab einen Lichtblick. Die westlichen Regierungen erhöhten radikal ihre Ausgaben für die Suche nach alternativen Energielösungen.

Ihre Investitionen zahlten sich aus: In den USA beispielsweise brachte das F&E-Engagement „frischen Wind“ in die frühen 1980er-Jahre – die ersten grossen Windparks entstanden.

In dieser Zeit stieg Israel in die Solartechnik und Dänemark in Windkraftanlagen ein.

Die 1970er-Jahre waren zweifelsohne ein produktiver Nährboden für Innovationen. Laut einer Studie, die Economist Impact in Zusammenarbeit mit dem Data-Science-Studio Flamingo durchgeführt hat, war in dieser Zeit ein massiver Anstieg der Erwähnungen neuer Konzepte in wissenschaftlichen Publikationen und Patenten zu verzeichnen.

Ihr Modell, das auf Datenanalysen wissenschaftlicher Veröffentlichungen und Patente aus den letzten gut 60 Jahren basiert, nutzt die Verarbeitung natürlicher Sprache, um sprachliche Trends und neuartige Sprache in der Literatur zu erkennen (siehe Methodik).

Sie haben herausgefunden, dass einer drastischen Zunahme bahnbrechender neuer Konzepte in wissenschaftlichen Veröffentlichungen in der Regel einer Welle von Innovationen und ein Anstieg der Patentanmeldungen vorausgeht.

Interessant ist, dass wir uns nach dem Economist-Flamingo-Modell möglicherweise in einer frühen Phase des Clean-Energy-Innovationszyklus befinden und langsam die Früchte der Zunahme neuartiger sprachlicher Strukturen im Zusammenhang mit der Verteilung, Nutzung und Speicherung erneuerbarer Energien in den letzten zehn Jahren ernten.

clean-energy-transition_DE.gif


Ein gutes Beispiel ist Perowskit.

Das Mineral könnte Silizium als nachhaltigeren Halbleitergrundstoff in Solarzellen ersetzen. Der akademische Diskurs rund um das Mineral stieg in den Jahren 2014–2016 stark an (siehe Infografik).

Der Wirkungsgrad wurde von nur 3 Prozent im Jahr 2006 auf heute 25 Prozent verbessert und aufgrund der geringen Produktionskosten sind diese Zellen wirtschaftlich attraktiv.

Technologien wie Perowskit sind entscheidend für die Nutzung und Skalierung erneuerbarer Energiequellen in einer Zeit, in der es keine fossilen Brennstoffe mehr geben wird.

Erfreulicherweise deutet der jüngste Forschungsboom bei innovativer Technologie darauf hin, dass es bereits eine ganze Bandbreite von Technologien gibt, die die Dekarbonisierung vorantreiben können.

„Die bereits vorhandenen Technologien bringen uns zu 70 bis 80 Prozent der Netto-Null näher“, sagt Angela Wilkinson, Generalsekretärin und CEO des World Energy Council.

Die Daten der Internationalen Energieagentur belegen ihren Standpunkt. Technologien der nächsten Generation, auch solche, die noch nicht wirtschaftlich rentabel sind, haben das Potenzial, die CO2-Emissionen des globalen Energiesektors bis 2070 um fast 35 Gigatonnen CO2 zu senken – das sind 100 Prozent dessen, was nötig ist, um alle derzeitigen Netto-Null-Zusagen zu erfüllen.1

Was noch fehlt, sind Verbesserungen in der Fertigung und Produktion, die die Kosten senken und die Zeitspanne zwischen einem Durchbruch in der vorgelagerten Innovation und dem Einsatz in der realen Welt verkürzen.

Solarmodule haben den gesamten Zyklus von der Innovation bis zur Verbreitung bereits durchlaufen. Der Preis für Strom aus Solar-Photovoltaik-Quellen ist in den letzten zehn Jahren um 89 Prozent gesunken, der Kohlepreis hingegen nur um 2 Prozent. Kohlestrom ist jetzt auf Basis der Gestehungskosten teurer, berücksichtigt man die Kosten für den Bau und den Betrieb von Kraftwerken.

Andere Kerntechnologien werden daher erhebliche Investitionen erfordern, damit sie wirtschaftlich rentabel werden und für den breiten Einsatz geeignet sind.

[1] Das „Sustainable Development Scenario“ der Internationalen Energieagentur geht davon aus, dass die Industrieländer bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen, China um 2060 und alle anderen Länder bis spätestens 2070. Ohne die Berücksichtigung etwaiger negativer Nettoemissionen lässt sich in diesem Szenario die globale Erwärmung auf 1,65 °C begrenzen (mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%). Unter der Annahme etwaiger negativer Nettoemissionen nach 2070 könnte der Temperaturanstieg im Jahr 2100 auf 1,5 °C gesenkt werden.

Methodik

Economist Impact führte in Zusammenarbeit mit dem Data-Science-Studio Flamingo eine Big-Data-Analyse von wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Patenten der letzten gut 60 Jahre durch. Die über 340 Millionen Datenpunkte wurden der Verarbeitung natürlicher Sprache unterzogen, um sprachliche Trends herauszufiltern. Ihr Modell erkennt neuartige Sprache in der Literatur: Es identifiziert neue Konzepte (wie Gentherapie, CRISPR und Deep Learning) und misst anhand der Häufigkeit ihrer Erwähnung, wie bedeutend sie langfristig sind. Schlüsselbegriffe, die häufig vorkommen, können als einflussreicher oder „innovativer“ angesehen werden und erhalten einen höheren Score. Die Scores werden dem Jahr zugeordnet, in dem die Begriffe erstmals erwähnt wurden. Die Ergebnisse wurden durch Sekundärforschung und ausführliche Experteninterviews untermauert.


Marketingdokument. Alle Formen von Kapitalanlagen sind mit Risiken verbunden. Der Wert von Anlagen und die daraus erzielten Erträge sind nicht garantiert und können sowohl steigen als auch fallen, so dass Sie den ursprünglich investierten Betrag möglicherweise nicht zurückerhalten.
Pictet Asset Management 2022 Alle Rechte vorbehalten. Bitte lesen Sie die Geschäftsbedingungen, bevor Sie die Website konsultieren.
Einige der auf dieser Website veröffentlichten Fotos wurden von Stéphane Couturier, Magnus Arrevad, Lundi 13, Phovea, 13Photo, Magnum Photos, Club Photo Pictet aufgenommen.

Diesen Beitrag teilen: