Matthew Wardle, Head of Investment Grade Structured Credit bei M&G, spricht im Interview über die Gründe für ein Investment in Asset Backed Securities (ABS) und einen neuen ABS-Fonds aus seinem Haus.
05.02.2025 | 11:00 Uhr von «Peter Gewalt»
TiAM FundResearch: Herr Wardle, M&G hat vor kurzem den M&G Investment Grade ABS Fund (ISIN: LU2764818279) aufgelegt, der in europäische ABS investiert. Welche Zielgruppe haben Sie im Visier?
Matthew Wardle: Im Fokus des Fonds stehen dabei institutionelle Investoren, die ABS aufgrund der starken, risikobereinigten Renditeaufschläge als Alternative zu anderen festverzinslichen Anlageklassen nutzen wollen. Aber auch Whole-Sale-Kunden zeigen zunehmend Interesse an dieser speziellen Art strukturierter Finanzprodukte.
Warum sind ABS als Anlageklasse interessant?
ABS bieten institutionellen Investoren eine Möglichkeit, das Risiko zu diversifizieren und gleichzeitig höhere Renditen zu erzielen, indem unterschiedliche Kredite und Hypotheken gebündelt werden. ABS-Papiere haben oft variable Zinssätze, die sie weniger anfällig für Zinsänderungen machen. Zudem bieten sie eine breite Palette von Risiken und Renditen, die auf die Bedürfnisse und Anlageziele der Investoren zugeschnitten werden können.
Vielen Anlegern sind ABS-Papiere aber eher als unsichere Anlageklasse in Erinnerung, die die Finanzkrise 2008 ausgelöst haben.
Ja, der Ruf von ABS war nach der Finanzkrise verständlicherweise lange angeschlagen. Das negative Image hat sich aber im Laufe der Jahre langsam gebessert, unter anderem auch, weil die Investoren informierter sind. Aber natürlich ist noch viel Aufklärungsarbeit vonnöten.
Was meinen Sie zum Beispiel?
Da ist einerseits das Thema, dass viele Anleger nicht wissen, wie ABS-Papiere funktionieren und konstruiert sind, dass sie etwa in verschiedenen Tranchen begeben werden. Andererseits ist es zum Beispiel sehr wichtig zu wissen, dass ausgesprochen große Sicherheitsunterschiede zwischen ABS-Papieren in den USA und Europa existieren.
Inwiefern?
Die Ausfallraten europäischer ABS-Papiere sind seit Jahren niedriger als bei US-Papieren. Diese lag bei allen Residential Mortgage Backed Securities (RMBS)-Tranchen für private Hypothekenkredite in den USA in den letzten zwei Jahrzehnten zum Beispiel bei 4,7 Prozent – in Europa dagegen lediglich 0,3 Prozent. Ein Grund ist, dass die den ABS zugrunde liegenden Sicherheiten in der Regel von den strengeren Kreditvergabe-Standards in Europa profitieren, die nach der globalen Finanzkrise eingeführt wurden.
Inwiefern?
Es gibt inzwischen strikte Vorschriften in mehreren europäischen Ländern, beispielsweise bei der Vergabe von Hypothekendarlehen, da Banken strengere Standards bei der Kreditvergabe und dem Risikomanagement erfüllen müssen. Dazu gehören unter anderem auch Grenzwerte für den maximalen Darlehensbetrag. Es sprechen gleich mehrere Faktoren dafür, dass wir europäische ABS-Papiere daher auch als defensives Investment einordnen.
Welche sind das?
Das zeigen erstens die Ergebnisse von Stresstests, die wir dazu durchgeführt haben. Diese zeigen, dass selbst bei einem ökonomischen Armageddon die britischen Hypothekenpapiere guter Qualität ihr Investment-Grade-Kreditrating beibehalten würden. Hier haben wir angenommen, dass die Hauspreise in Großbritannien um 40 Prozent fallen würden, der bisherige Rekordwert lag bei minus 20 Prozent. Und gleichzeitig wurde vorausgesetzt, dass über 50 Prozent der Hausbesitzer ihre Hypotheken nicht mehr bedienen könnten, dabei lag der Höchstwert hier in der Vergangenheit bei nur 0,8 Prozent.
Und zweitens?
Zweitens war seit 2014 das Upgrade-zu-Downgrade-Verhältnis der Kreditratings von europäischen ABS besser als die von Unternehmensanleihen. Gleichzeitig sind ABS historisch gesehen deutlich günstiger bewertet als Corporate Bonds.
Wie erklären Sie die Unterbewertung?
Wir meinen, dass dies mehr an den vielen regulatorischen und technischen Faktoren als an den tatsächlichen Risiken liegt. Eine der größten Herausforderungen besteht in der Komplexität der Strukturen und der Notwendigkeit, die zugrunde liegenden Vermögenswerte und deren Risiken zu verstehen. Zudem gibt es viele regulatorische Anforderungen und Marktbedingungen, die das Investitionsumfeld negativ beeinflussen. So müssen Investoren etwa sorgfältige Analysen und Due-Diligence-Prüfungen durchführen.
Wie hat sich der Markt für europäische ABS-Papiere zuletzt entwickelt?
Der europäische Markt umfasst ein Anlageuniversum von geschätzt 550 Milliarden Euro. Das Emissionsvolumen in Höhe von 71,5 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2024 hat das jährliche Angebot des Primärmarktes in drei der letzten fünf Jahre überstiegen. Der Markt für ABS und Collateralized Loan Obligations (CLO) hat in den letzten Jahren ein erhebliches Wachstum verzeichnet. Die Nachfrage nach diesen Produkten ist gestiegen, da Investoren nach höher rentierenden Anlagen suchen. Aber auch technologische Fortschritte und die verbesserten regulatorischen Rahmenbedingungen haben dazu beigetragen.
Wie sieht das Portfolio des M&G Investment Grade ABS Fund aus?
ABS-Verbriefungen von Wohnimmobilien sowie Auto- und Konsumkrediten machen mehr als die Hälfte des Portfolios aus. Collateralized Loan Obligations (CLO) folgen mit knapp einem Drittel Anteil. Der regionale Fokus liegt dabei mit über 40 Prozent auf britischen ABS-Papieren.
Weshalb ist der britische Anteil so hoch?
Da die EZB lange Jahre eine Null-Zins-Politik verfolgt hat, waren auch die Spreads der ABS-Papiere in der Eurozone sehr niedrig. Das hat sich dank der Zinswende natürlich verbessert. Somit finden mehr Verbriefungen aus Deutschland, Italien, Spanien und den Niederlanden ihren Weg in den Fonds.
Wie sieht es bei den Ratings und Laufzeiten aus?
94 Prozent ABS-Papiere im Fonds haben ein A-Rating oder besser. Knapp sechs Prozent sind Papiere mit BBB-Rating. Gleichzeitig haben nur knapp drei Prozent der Papiere eine Laufzeit von fünf und zehn Jahren. 97 Prozent haben somit Laufzeiten zwischen einem und fünf Jahren. Das sehr gute Ratingprofil und die kürzeren Laufzeiten tragen zur Sicherheit des Portfolios bei.
Und welche Renditen können Anleger mit dem neuen Fonds erwarten?
Die Zielrendite des Fonds setzt sich langfristig aus dem Euribor plus zwei Prozent.
Herr Wardle, ich danke für das Gespräch
Informieren Sie sich in unseren Newslettern regelmäßig über die besten Fonds und ETFs. Dazu gibt es aktuelle News aus der Fondsbranche. Hier können Sie sich anmelden.
Weitere interessante Neuigkeiten erfahren Sie auf FundResearch TV. Dort stehen die Fonds-Experten Rede und Antwort zu aktuellen Entwicklungen an den Märkten und wo die besten Chancen locken.
Diesen Beitrag teilen: