Weshalb die Situation besser ist als 2008 und welche Bankaktienfonds sich in diesem Umfeld am besten schlagen.
27.03.2023 | 10:00 Uhr von «Jörn Kränicke»
Angesichts des Konkurses dreier US-Banken wie der Silicon Valley Bank (SVB), der Notrettung der First Republic Bank und der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS denkt viele Anleger unweigerlich an die Bankenkrise 2008. Kommt es nun 2023 zum Déjà-vu? Hört man sich derzeit bei Marktstrategen um, halten die meisten Panik für nicht angebracht. So hält es etwa Karen Ward, Chief Market Strategist EMEA bei J.P. Morgan Asset Management, für schwierig, die Auswirkungen genau abzuschätzen. Die Situation sei ganz anders als 2008, und es gebe nicht die Gefahr, in eine ähnliche Krise zu geraten.
Die Banken sind besser kapitalisiert als 2008
Als Begründung führt sie an, dass es zuvor keinen Wirtschaftsboom wie 2008 gegeben hätte und der Finanzsektor im Vergleich zu damals besser kapitalisiert sei. Das liege laut der Strategin auch an der stärkeren Regulierung nach der Finanzkrise 2008. Heute hätten die Banken in Europa Eigenkapitalquoten von über 16 Prozent, während sie 2008 nicht einmal acht Prozent aufgewiesen hätten.
Das Finanzsystem der Eurozone ist in guter Verfassung
Mit Blick auf Europa betont Ward, dass das Finanzsystem der Eurozone in guter Verfassung sei, auch dank der großen Anstrengungen, die unternommen wurden, um nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine eine Energiekrise zu vermeiden. Für Myles Bradshaw, Leiter Global Aggregate Fixed Income Strategies bei J.P. Morgan Asset Management, sind zudem die Fälle der SVB und der Credit Suisse kaum vergleichbar. Das Problem der SVB liege seiner Meinung nach darin, dass sie zu viele abgewertete Staatsanleihen und zu wenig Kredite im Portfolio hatten und gezwungen war, Verluste zu realisieren, als die Kunden ihre Einlagen zurückforderten. Die Zinserhöhungen führten dazu, dass ältere Emissionen mit geringen Coupons stark an Wert verlieren würden. Würde man sie bis zur Fälligkeit halten, würden sie pari zurückgezahlt. Wenn die Anleihen jedoch verkauft werden müssen, um die Kunden auszuzahlen, wie es bei der SVB der Fall war, müssten die entstandenen Verluste realisiert werden. Dies wirke sich auch auf die Höhe des Eigenkapitals aus.
Die Credit Suisse litt unter Vertrauensverslust
Bei der Credit Suisse war laut Bradshaw die Lage völlig anders. Den Grund für den Zusammenbruch liege in einem schleichenden Vertrauensverlust der Kunden über viele Jahre hinweg. Hinsichtlich der US-Banken erwartet Ward nun eine Verschärfung der Kreditvergabe, die sich dann auch auf Europa auswirken könnte. Nils Wimmersberger und Rocchino Contangelo von der Zürcher Kantonalbank erwarten durch die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS eine Verknappung der Liquidität, die sich in höheren Finanzierungskosten für die Banken niederschlagen würden. „Das könnte die Kreditvergabe an Unternehmen schmälern, was wiederum deflationär wirkt und zu einer Verschärfung der finanziellen Bedingungen für die Gesamtwirtschaft führen könnte. Dies, nachdem die Zinskosten in den vergangenen zwölf Monaten bereits deutlich angehoben wurden“, sagt das Zürcher Duo.
Moderate Rezession erwartet
JP Morgan-Strategin Ward rechnet dadurch auch mit einem Rückgang der Inflation, weist aber darauf hin, dass die Zeit der extrem niedrigen und stabilen Inflation vorbei sei. In Europa erwartet Ward, dass die Inflation voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 zurückgehen werde. JP Morgan AM rechnet weiterhin mit einer moderaten Rezession. Ward geht aber nun davon aus, dass weniger Zinserhöhungen erforderlich sein werden, um die Wirtschaft auf dieses Niveau abzubremsen.
Banken waren noch einmal auf Tauchgang
Am vergangenen Freitag gab es noch einmal einen deutlichen Einbruch beim Stoxx 600 Banken-Index, der um knapp sechs Prozent einbrach. Um den Markt zu beruhigen, betonten EZB-Präsidentin Christine Lagarde und auch Bundeskanzler Olaf Scholz die Robustheit des europäischen und deutschen Bankensektors. Aufgrund der Reformen seien die Banken im Euro-Raum solide aufgestellt. Sie hätten daher starke Liquiditäts- und Kapitalpositionen. Zudem betonte Lagarde, dass der Instrumentenkasten der EZB voll ausgestattet sei, um nötigenfalls einzugreifen. Es könnte also sein, dass bei den Anlegern derzeit mehr Skepsis gegenüber den Geldhäusern vorhanden sei als nötig. Daher könnten Finanzwertefonds nach dem starken Einbruch in den vergangenen Wochen für Anleger durchaus eine Investmentüberlegung wert sein. Erste Erholungszeichen für die Bankaktien gab es zudem am Montag.
Das sind die besten Bankenfonds
Eine Auswertung mit Hilfe FVBS professional zeigt, dass das Angebot an Bankenfonds überschaubar ist und von ETFs dominiert wird. Ganz vorne sind insbesondere Portfolios mit Fokus europäische Bankenwerte zu finden. Die Branchen-ETFs auf die Stoxx oder MSCI Indizes sind stark konzentriert. Die Top Ten-Positionen beim Amundi ETF MSCI Europe Banks etwa machen 69 Prozent des Portfolios aus. Schwergewicht ist mit knapp 20 Prozent dabei die HSBC Holding. Auffällig: Die meisten Fonds mit Fokus europäische Banken verbuchen trotz der deutlichen Verluste in den vergangenen Wochen immer noch ein Plus seit Anfang 2023. Und wer sich als Anleger eine möglichst geringe Schwankungsbreite seines Investments wünscht, sollte sich die aktiv gemanagten Portfolios genauer ansehen. Denn die niedrigste Volatilität über fünf Jahre weisen der DSC Equities Finance und der Fidelity Global Financial Services aus.
Übersicht über Finanzwertefonds:
(Geordnet nach
Wertentwicklung 1 Jahr)
Name | ISIN | Perf. 1 Monat | Perf. seit 1.1. | Perf. 5 Jahre kum. | Volatilität 5 Jahre |
---|---|---|---|---|---|
Amundi ETF MSCI Europe Banks | FR0010688176 | -8,97% | 6,93% | 4,36% | 28,73% |
Xtrack MSCI Fintech Innovation ETF 1C $ | IE000YDOORK7 | -3,32% | 6,56% | - | - |
Lyxor STOXX Europe 600 Banks ETF C | LU1834983477 | -9,28% | 6,08% | 7,35% | 28,41% |
iShares € STOXX Banks 30-15 ETF DE € Dis | DE0006289309 | -12,35% | 4,62% | 3,68% | 34,29% |
Invesco EURO STOXX Optimised Banks ETF | IE00B3Q19T94 | -12,38% | 4,51% | 4,83% | 34,63% |
UBAM Global Fintech Equity AC € | LU2001959654 | -4,41% | 3,94% | - | - |
Lyxor STOXX Europe 600 FinServ ETF C | LU1834984798 | -5,75% | 3,75% | 42,96% | 20,42% |
iShares STOXX Europe 600 Banks (DE) | DE000A0F5UJ7 | -12,35% | 3,41% | 7,15% | 28,41% |
Invesco Stoxx Eur 600 Opt Banks ETF | IE00B5MTWD60 | -12,50% | 3,29% | 7,54% | 29,38% |
Xtrack MSCI Eur Finance ESG Scr ETF 1C | LU0292103651 | -8,45% | 3,05% | -3,48% | 27,75% |
iShares STOXX Europe 600 Financ. Serv DE | DE000A0H08G5 | -6,88% | 2,85% | 42,15% | 20,44% |
Invesco Stoxx Eur 600 Opt Fin. Serv. ETF | IE00B5MTYK77 | -7,02% | 2,63% | 45,43% | 20,70% |
SPDR MSCI Europe Financials UCITS ETF | IE00BKWQ0G16 | -9,27% | 2,11% | 19,15% | 23,69% |
KBC Eq Finance auss | BE0166984477 | -6,77% | 0,32% | -1,81% | 22,06% |
Lyxor STOXX Europe 600 Insurance ETF C | LU1834987973 | -5,45% | -1,25% | 41,37% | 22,17% |
Invesco Stoxx Eur 600 Opt Insurance ETF | IE00B5MTXJ97 | -6,43% | -1,80% | 39,18% | 22,08% |
DWS Fintech ND | DE0009769919 | -7,16% | -2,01% | 24,41% | 19,16% |
iShares STOXX Europe 600 Insurance (DE) | DE000A0H08K7 | -6,49% | -2,11% | 39,98% | 22,16% |
iShares MSCI World Fin Sect ESG ETF $ di | IE00BJ5JP097 | -9,78% | -3,35% | - | - |
Fidelity Gl. Financial Services A € | LU0114722498 | -11,30% | -4,14% | 36,18% | 18,58% |
Med CH Financial Eq LA | IE0004488262 | -11,41% | -4,55% | 11,20% | 21,83% |
Robeco New World Financials D € | LU0187077481 | -12,64% | -4,67% | 35,69% | 21,31% |
Lyxor MSCI World Financials ETF € acc | LU0533032859 | -10,97% | -5,11% | 40,06% | 20,12% |
DSC Eq Finance CHF A | AT0000A0XML4 | -10,19% | -5,15% | 25,93% | 17,32% |
GS Global Banking&Insurance Eq P Cap $ | LU0119198637 | -10,58% | -5,53% | 24,42% | 20,37% |
Xtrack MSCI Wrld Financials ETF 1C | IE00BM67HL84 | -11,48% | -5,59% | 39,10% | 20,35% |
SPDR MSCI World Financials ETF | IE00BYTRR970 | -11,48% | -5,60% | 39,54% | 20,07% |
Amundi S&P Glo Financials ESG € A | IE000KYX7IP4 | -12,13% | -5,94% | - | - |
BGF World Financials A2 € | LU0171304719 | -17,50% | -6,55% | 36,51% | 25,32% |
Jupiter Financial Innovation L € Acc | LU0262307480 | -13,14% | -6,65% | 6,60% | 20,79% |
RT VIF Versicherung International A | AT0000858907 | -8,99% | -7,11% | 29,17% | 18,21% |
Allianz Adiverba A € | DE0008471061 | -13,38% | -7,73% | 21,89% | 19,97% |
iShares US Financials ETF | US4642877884 | -8,33% | -8,25% | 53,03% | 19,44% |
SPDR S&P U.S.Fin.Sel.Sec. ETF | IE00BWBXM500 | -13,87% | -9,91% | 54,56% | 20,98% |
iShares S&P 500 Financials ETF $ acc | IE00B4JNQZ49 | -13,92% | -9,96% | 54,46% | 21,04% |
Invesco Financials S&P US Sel Sec ETF | IE00B42Q4896 | -13,92% | -9,97% | 54,11% | 21,05% |
Xtrack MSCI USA Banks ETF 1D | IE00BDVPTJ63 | -22,50% | -17,91% | - | - |
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