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Mailänder Expertise für Portfolios in Europa

Mailand calling: Eurizon-Manager im 22. Stock des Firmengebäudes
Asset Manager

Die Fondsmanager von Eurizon Capital machen einen smarten Job: Sie setzen mit großer Überzeugung auf aktive Strategien. Dazu gehört es, die Flaggschiffprodukte langfristig und stabil zu managen und auch bei Krisen ruhig zu bleiben

13.05.2025 | 08:00 Uhr von «Dieter Fischer»

Schon der Bahnhof Milano Centrale ist beeindruckend. Er wurde 1931 offiziell eingeweiht und ist einer der wichtigsten Bahnhöfe Europas. Er hat 24 Gleise, jeden Tag nutzen ihn 320 000 Passagiere. Etwa 500 Züge verkehren hier täglich.

Zehn Minuten zu Fuß braucht man bis zur Via Melchiore Goia und dem „financial district“ der Stadt. Hier ist der Hauptsitz von Eurizon Capital. Die Mailänder haben eine weitreichende internationale Präsenz aufgebaut. Sie sind in 26 Ländern aktiv und verwalten Assets über 390 Milliarden Euro. In Italien ist Eurizon Capital, die Asset-Management-Division der Bank Intesa San­paolo, volumenmäßig die Nummer 1 der Fondsgesellschaften. Mit ihrer Niederlassung in Zagreb stehen die Mailänder in Kroatien ebenfalls auf Platz 1 des AuM-Rankings, in China immerhin auf Platz 9 bei onshore abgewickelten Asset-Services. Weltweit werden 746 Mitarbeiter beschäftigt. Seit mehr als 35 Jahren ist Eurizon Capital am Markt. Die Lombarden können auf eine erfolgreiche Tradition zurückblicken.

Mutterkonzern ist zu 100 Prozent die Intesa-Sanpaolo-Gruppe. Im Jahr 2024 machten die Italiener rund 8,7 Milliarden Euro Gewinn. Sie zählen damit laut TiAM-Recherchen zu den Top-30-Banken weltweit. Inte­sa Sanpaolo entstand vor knapp 20 Jahren durch einen Merger der beiden italienischen Häuser Banca Intesa und Sanpaolo IMI.

Eurizon ist stolz auf seine Werte

Hört man sich in der Mailänder Via Mel­chiorre Gioia um, werden fünf Werte genannt, die im Eurizon-Universum besonders zählen: Exzellenz, Hingabe, Integrität, Verantwortlichkeit und Nachhaltigkeit. Das klingt wie aus dem Proseminar für Unternehmensberater. So ist es aber nicht: „Wir setzen diese Werte tatsächlich um“, sagt Gerald Saam, Eurizon-Country-Head für Deutschland und Österreich. „Das sind nicht nur Bekenntnisse auf dem Papier.“

Tatsächlich fällt schnell auf: Bank wie auch Asset-Manager legen großen Wert auf das Thema Nachhaltigkeit. „Our values are re­flected in our spaces“, verspricht die Bank. Und wirklich: Begrünte Terrassen, Etagen und Ruhezonen, Fitnessstudios, Bio-Kantinen – das Thema ist an vielen Stellen greifbar. Und die Kollegen bei Eurizon Capital betonen: „Bei uns steht die Nachhaltigkeit stets über allem.“ Rund 70 Prozent des gesamten Fondsvermögens sind in ESG-Anlagen investiert, die gemäß Artikel 8 und Artikel 9 der EU-Verordnung klassifiziert sind. Und: Seit 2021 macht Eurizon aktiv bei der ­NZAMI mit, der Net Zero Asset Managers Initiative, die das Ziel von Netto-Null-CO₂-Emissionen bis 2050 unterstützt.

Volle Konzentration auf die Kunden

„Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns an vielen Stellen des Alltags“, hebt Gerald Saam hervor, der nur zu Besuch nach Mailand gekommen ist, denn sein Büro hat er in Frankfurt/Main. Eurizon managt die Portfolios von Investoren mit einem starken Input nachhaltiger Kriterien. Diese Kriterien seien in verschiedenen Phasen der Produktselektion und -generierung mit von der Partie.

Volle Konzentration auf die Kunden: 222 Portfolio-, 55 Risiko- und 75 Sales- und Client-Manager sind für die Mailänder tätig. Fast alle Portfoliomanager haben mehr als zehn Jahre Erfahrung. 75 Prozent der gemanagten Assets sind in aktive Produkte allokiert, nur knapp 1,6 Prozent in passive. „Eurizon ist weitgehend ein klassischer aktiver Investor, der seinen Fondsmanagern höchstmögliche Freiheiten gibt“, erklärt Saam.

Makroökonomisch sieht Saam aktuell hinreichend Chancen – aber auch einige Gefahren: „In den USA sind wir gegenwärtig etwas vorsichtiger unterwegs.“ Das Land gehe durch eine turbulente Phase, bei der sich noch nicht klar abzeichne, ob die Börsen von der Trump’schen Zollpolitik profitierten oder eher darunter litten. „Im Bondbereich sind wir unter anderem auch deshalb mehr in Europa engagiert.“ Überhaupt Bonds: In solchen Phasen zeige sich einmal mehr, wie wichtig eine ausgewogene Portfolioallokation sei – inklusive eines risikoabhängigen Bondanteils. „Damit lassen sich die Kapitalmarktrisiken inzwischen wieder wunderbar steuern.“

Europäische Titel bieten Potenzial

Ein Beispiel dafür ist der Eurizon Fund Euro Bond (ISIN: LU 027 842 704 1): Der Artikel-8-Fonds investiert hauptsächlich in europäische Staatsanleihen und hat einen Track Record von über 15 Jahren. Seine Benchmark (JPM EMU Government Bond Index in EUR) hat er seit Auflegung um rund 20 Prozentpunkte hinter sich gelassen. Gegenwärtig setzt Paolo Bernardelli, Chef des Fixed-Income- und FX-Teams, eher auf lange Restlaufzeiten in den Euro-Kernmärkten. Die Duration im Portfolio lag in den vergan­genen Monaten zwischen 8,17 und 9,10 Jahren. Inflationsgeschützte Anleihen werden präferiert.

Bernardelli kann auf 26 Jahre Erfahrung im Fondsmanagement zurückgreifen. Das Team besteht aus 23 weiteren Experten, die sich um Staatsanleihen, Inflationsschutz, Nachhaltigkeit und allgemeine Bondmärkte kümmern. Fünf Sterne von Morningstar – durch die bullishen und bearishen Bondmärkte der vergangenen Jahre hindurchzeugen von stabilen Verhältnissen in der Eurizon-Truppe.

Francesco Sedati ist bei Eurizon Head of Equities und für den Eurizon Fund Top European Research (ISIN: LU 139 392 361 7) mitverantwortlich. Die Fondsmanager investieren in ausgesuchte europäische Unternehmen und wollen damit den MSCI-Europe-Index schlagen: „Der Ansatz des Fonds basiert auf einer Bottom-up-Analyse“, erkärt Saam. Ziel sei es, mittelfristige Trends und Treiber zu identifizieren und zu bewerten, von denen die Fondsmanager glauben, dass sie einen erheblichen Einfluss auf den inneren Wert einer Aktie haben könnten. Sedati hält europäische Titel im Vergleich zu US-amerikanischen gegenwärtig für attraktiv bewertet. Unter anderem werden die Eurizon-Experten in Deutschland fündig, wobei ihnen MDAX-Werte momentan interessanter erscheinen als die großen DAX-Titel.

Fonds liegt über seiner Benchmark

Großbritannien, Deutschland und Frankreich sind gegenüber der Benchmark, dem MSCI Europe, deutlich übergewichtete Märkte. Sedati und sein Team können ihre Performance für sich sprechen lassen: Im Fünfjahresvergleich, zum 31. Januar 2025, kommt der Top European Research auf eine jährliche Wertentwicklung von 9,5 Prozent. Die Benchmark erreicht 8,2 Prozent.

Natürlich hilft Eurizon das große Filialnetz der Mutter in der italienischen Heimat und darüber hinaus. Doch die Pläne der Asset-Manager sind ehrgeizig und reichen weiter: Deutschland-Manager Saam umreißt es so: „Wir wollen in den wesentlichen Assetklassen aktiv sein.“ Zudem gehe es darum, vor Ort, in Europa und Asien mit „locals“ vertreten zu sein. So ließen sich die jeweiligen Märkte einfach effektiver bearbeiten.

Wie steht es mit passiven Produkten? In Großbritannien hat Eurizon SLJ, das in London sitzende Tochterunternehmen, den ersten aktiven ETF gelauncht. „Wenn die Kunden bestimmte Produkte bevorzugen, sind wir an ihrer Seite“, betont Saam. „­Möglich, dass wir die passiven Märkte in Zukunft mehr als heute bearbeiten“ – aber dies hänge ganz klar von den Absichten der Kunden ab.

Für Vertriebspartner werden regelmäßig Webinare zu unterschiedlichen Markt­szenarien beziehungsweise zu Politik- und Finanznews abgehalten, aktuell zum Beispiel zur politischen Entwicklung in den USA, zum Zinsdruck auf die EZB oder zur „Wiederbewaffnung“ Europas aus eigenen Mitteln. „In den vergangenen Wochen und Monaten gab es gerade auf diesem Feld einiges zu tun“, hört man aus der PR-Abteilung. Außerdem haben die Eurizon-Verantwortlichen virtuelle und physische „Klassenzimmer“ eingerichtet, in denen interne und externe Kundenbetreuer für neue Produkte geschult werden. Je nach Kundenspezifikation sind diese Schulungen auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten.

Besonderheiten in Deutschland

Country Manager Saam vertritt die Eurizon-Ansätze gegenüber Investoren in Österreich und Deutschland. Nach Stationen bei Nomura, GAM und Generali Investments ist der 45-Jährige seit 2021 bei den Italienern unter Vertrag. Hauptzielgruppen sind neben institutionellen Anlegern vor allem Vermögensverwalter und Fund Buyer bei Banken und Sparkassen. Mit beiden Gruppen will Saam das Geschäft in den kommenden Jahren ausbauen.

Welche Besonderheiten gibt es in Deutschland? „Die Leute in der Finanz­industrie sind meist sehr gut geschult und gleichzeitig fair und freundlich“, beobachtet Saam. Als Vertriebsexperte nehme er die Hinweise seiner Kunden immer ernst: „Du musst dich einfach kümmern und einsetzen“, das sei die Voraussetzung für Geschäfte, die dann möglicherweise folgten. Einem Vertreter einer italienischen Fondsgesellschaft müsse klar sein, dass bei dem großen Angebot in Deutschland niemand auf ihn gewartet habe: „Dennoch haben wir jede Menge zu bieten und machen einiges besser als die einheimischen Bewerber.“

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