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Michael Reuss: „Bei deutschen Autoaktien ist nicht alles Schrott“

Michael Reuss
Börse

Michael Reuss, Vorstand des Vermögensverwalters HRK Lunis, über den Wechsel an der Spitze der US-Notenbank, hohe Aktienbewertungen und attraktive Einstiegschancen.

16.12.2025 | 10:45 Uhr von «Tobias Aigner»

TiAM FundResearch: Herr Reuss, im Mai bekommt die US-Notenbank einen neuen Chef. Ein Favorit von Donald Trump ist Kevin Hassett, sein oberster Wirtschaftsberater, der wie Trump lautstark für Zinssenkungen eintritt. Was heißt das für die Börsen, wenn die Unabhängigkeit der Fed schwindet?

Michael Reuss: Vielleicht werden die Börsen wegen des Vertrauensverlusts noch mal einknicken. Aber mittelfristig ist eine Trump-Marionette auf dem Fed-Chefsessel für Aktien eher positiv. Denn der Vertrauensverlust trifft auch US-Staatsanleihen, die ihren Nimbus als sicherer Investment-Hafen zu verlieren drohen. Dadurch wird mittelfristig noch mehr Vermögen in liquide Sachwerte fließen, also in Aktien. Die Vertrauensdeflation sorgt für eine Vermögenspreisinflation.

Diese Inflation ist ja schon in vollem Gang. Gerade bei KI-Aktien sind die Bewertungen und Erwartungen inzwischen schwindelerregend hoch. Droht da nicht ein großer Knall?

Die Bewertungsfrage bei KI-Werten wird 2026 vermutlich noch mal gestellt. Und dann werden die Börsen wahrscheinlich ordentlich durchgeschüttelt. Das ist dann aber wieder eine Chance, Aktien zu kaufen. Aktien bleiben einfach attraktiv – nicht weil es ein überbordendes Wachstum gibt oder die Märkte so billig sind, sondern weil die monetäre Politik so zügellos ist.

Normalerweise bedeuten hohe Bewertungen aber geringere Renditen am globalen Aktienmarkt. Sind die üblichen Jahresrenditen von durchschnittlich sieben Prozent noch realistisch auf Sicht von fünf bis zehn Jahren?

Wir schließen gerade eine Dekade mit außerordentlich starken Aktienmarktrenditen ab. Beim MSCI World waren sie sogar zweistellig. Das wird in Zukunft kaum noch möglich sein. Ich rechne im Schnitt eher mit etwa fünf Prozent pro Jahr.

Welche Aktien sind denn noch günstig bewertet und deshalb attraktiv?

Ein Paradebeispiel ist für mich der Pharmakonzern Novo Nordisk. Ich kriege die Aktie heute zu der Bewertung, die früher allein das Diabetesgeschäft hatte. Das heißt: Das komplette Geschäft mit den Wegovy-Abnehmspritzen bekomme ich geschenkt dazu. So dumm kann sich Novo Nordisk gar nicht anstellen, dass man mit der Aktie auf Sicht von fünf Jahren große Verluste erleidet. Auch bei den deutschen Automobilherstellern ist nicht alles Schrott. Eine BMW-Aktie mit einem bei KGV von 8 und einer Dividendenrendite von mehr als vier Prozent ist durchaus interessant. Der Konzern hat wirklich viel getan beim Thema Elektromobilität. Der Kurs wird sich nicht gleich verdoppeln, ist aber nach unten gut abgesichert. 


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