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Anlagestrategie

Der Ausverkauf ist noch nicht vorbei

Gleichzeitige Verluste am Aktien- und Anleihemarkt brachten auch Multi-Asset-Investoren in Bedrängnis. Doch einige Top-Portfoliomanager steuerten relativ unbeschadet durch die Börsenstürme. Wie sie den Absturz begrenzten und warum sie in der Defensive bleiben.

26.08.2022 | 12:09 Uhr von «R. Kohl, A. Niederländer, U. Kühn»

Für Asset-Manager gibt es sicher angenehmere Zeiten als die vergangenen zweieinhalb Jahre. Erst die Vollbremsung nach dem Ausbruch der Coronapandemie, danach die plötzliche und heftige Aktienhausse, der scharfe Anzug der Inflationsrate, die Angst vor steigenden Zinsen; dann der Ukraine-Krieg, die Sanktionen, die explodierenden Öl- und Gaspreise, die nicht enden wollende Inflation und nun die lange befürchtete Kehrtwende der Notenbanken.

Allerdings sind es genau solche Herausforderungen, die Multi-Asset-Manager meistern müssen, um das Vermögen ihrer Investoren zu bewahren. Doch wie stellen sich die besten heute auf? TiAM-Redakteure befragten renommierte Multi-Asset-Praktiker in Deutschland.

Ingmar Przewlocka, der Manager des Schroder Selection Global Multi-Asset Balanced Fund, spricht gern von der „Fertigungstiefe“. Der Begriff bedeutet für ihn, nicht nur die grundlegende Asset Allocation vorzugeben, sondern regelmäßig Marktszenarien durchzuspielen, auch wenn deren Eintrittswahrscheinlichkeit (noch) nicht sehr hoch sei. „Wenn dann die entsprechenden Preisbewegungen auftreten und sich die Eintrittswahrscheinlichkeit erhöht, dann reagieren wir“, erklärt der Portfoliomanager.

Ende vorigen Jahres sah er sich zu einem besonders radikalen und mutigen Schritt gezwungen. Nachdem sein Fonds fast das ganze Jahr über die maximal zulässige Aktienquote von 50 Prozent ausgenutzt hatte, senkte er die Aktienquote auf 15 Prozent – rund drei Monate vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Doch es war nicht die hellsichtige Erwartung eines Kriegs, die den in Frankfurt basierten Schroder-Manager veranlasste, den Schalter umzulegen. Ihn störte die überzogene Bewertung vieler Aktien und „dass die Notenbank von Quantitative Easing zu Quantitative Tightening wechselte“.

Aufgrund der Kursänderung der Zentralbank reduzierte er auch auf der Anleiheseite das Exposure deutlich. Aktuell sei das Portfolio immer noch defensiv ausgerichtet, weil es den internen Marktszenarien zufolge „noch einige Bereinigungen geben könnte“. Allerdings hat er auch bereits wieder neue Positionen aufgebaut. Fündig geworden ist der deutsche Schroders-Manager jetzt beispielsweise bei amerikanischen Corporate Bonds und brasilianischen Staatsanleihen.

Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset bei Berenberg, zeigt sich überrascht, wie viele Marktteilnehmer inzwischen mit einer unmittelbaren globalen Rezession rechnen. „Eine Rezession ist sicher möglich, scheint uns aber nicht sehr wahrscheinlich“, sagt Meyer. Dazu müsse es in der Eurozone zu einem Gasembargo kommen oder der Ukraine-Krieg eskalieren. In den USA müssten außerdem Arbeitsmarkt und Konsum deutlich einbrechen. „Das scheint – wenn überhaupt – erst Anfang des nächsten Jahres möglich, aber nicht unmittelbar“, so Meyer.

Es ist noch nicht ganz ausgestanden

Zu Belastungen könnten allerdings die weiterhin leicht steigenden Zinsen führen. Anleger könnten dem begegnen, indem sie sich in Instrumenten mit Risikoprämien positionieren. So mache es auch Berenberg. „Wir haben die Marktkorrektur nach Beginn des Kriegs genutzt, um unsere Aktienquote auf ein leichtes Übergewicht anzuheben, senken diese nun aber wieder auf neutral“, erklärt Meyer.

„Wir sehen kurzfristig noch viele Risiken, mittelfristig dominieren aber die Chancen“, sagt der Portfoliomanager. Trotz der Unsicherheiten ist Berenberg bei seinen Multi-Asset-Portfolios daher eher ausgewogen und nicht zu defensiv positioniert. Bei Aktien präferiert das Haus Schwellenländer gegenüber den USA und Europa. Alternativen Anlagen, insbesondere Gold und anderen Rohstoffen gibt man den Vorzug gegenüber Anleihen, selbst wenn Letztere mit den steigenden Renditen etwas an Attraktivität gewonnen haben.

Stefan Breintner, Co-Manager des inzwischen mehr als drei Milliarden Euro schweren Mischfonds DJE – Zins & Dividende, kann sich für Anleihen genauso wenig erwärmen: „Das Umfeld für Anleihen bleibt aufgrund der stark steigenden Inflation und der erwarteten Zinsanhebungen – unter anderem in den USA – mittelfristig schwierig“, sagt er.

Dividenden anstatt Anleihen

Er rät, schon aus pragmatischen Gründen – wie sonst sollte man die derzeitige Inflationsrate ausgleichen –, die Aktienquote weiterhin hoch zu halten, sich dabei aber auf defensive Titel zu konzentrieren. Konkret meint er damit „Aktien von Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht und damit stabilen oder im Idealfall steigenden Margen“.

Ein Großteil der Belastungen dürfte nach seiner Einschätzung inzwischen in den Kursen weitgehend eingepreist sein, so sein Kalkül. Als attraktiv erachtet er zurzeit die französische Börse. In der Sektorensicht hält er den Agrar- sowie den Energiebereich für aussichtsreich und aus Dividendensicht auch ausgewählte DAX-Werte, etwa aus dem Finanz- und Versicherungssegment sowie aus dem Pharma- und Gesundheitsbereich.

Hier erwartet Breintner in diesem Jahr „rekordhohe Ausschüttungen“, wodurch vor allem Dividendenwerte mit einem soliden und nachhaltigen Dividendenwachstum wieder mit mehr Aufmerksamkeit rechnen könnten.

Bert Flossbach, Mitgründer und Vorstand des Kölner Asset-Managers Flossbach von Storch, sucht ebenfalls Unternehmen, die Preissetzungsmacht haben – auch wenn das derzeit ein arg strapazierter Ansatz sei. Doch schließlich sei klar: Die Inflation ist hier, um noch eine Weile zu bleiben. Schließlich hätten die Notenbanken angesichts der horrenden Schulden weltweit nur begrenzte Möglichkeiten, den Geldwert zu verteidigen. „Der Realzins dürfte also noch länger negativ bleiben“, schlussfolgert Flossbach.

Flossbach bleibt sich treu

Die Nervosität an den Märkten sei denn auch angesichts der vielen Risikofaktoren nicht unbegründet – und wohl auch noch nicht vorüber. „Wir gehen davon aus, dass die kommenden Wochen und Monate sehr volatil bleiben und Rücksetzer nicht ausgeschlossen sind“, warnt der erfolgreiche Vermögensverwalter.

Trotzdem hat er seine Strategie nicht grundsätzlich geändert: Angesichts negativer Realzinsen sollte ein Portfolio einen signifikanten Anteil erstklassiger liquider Sachwerte aufweisen, allen voran Aktien. Von der Idee, bestimmte Marktsegmente, Anlageregionen und Anlageklassen über- oder unterzugewichten, hält er allerdings nichts. „Wir schauen nicht auf Segmente oder Regionen, sondern immer auf das einzelne Unternehmen und dessen Geschäftsmodell – und die damit verbundenen Chancen und Risiken.“

Peter E. Huber, Börsenveteran, Gründer von Taunus Trust und Manager des Mischfonds Huber Portfolio, bleibt ebenfalls seiner bewährten Strategie treu. Bei seinem Mischfonds setzt er auf Value-Aktien und antizyklische Investments. Damit kam er vergleichsweise gut durch die Krise. Mitte Juni notierte der Fonds noch immer fast auf dem gleichen Niveau wie zu Jahresbeginn.

Börsenfuchs wittert Beute

An den Börsen zeichnet sich nach Hubers Einschätzung jetzt eine „zumindest temporäre Stabilisierung“ ab. Um zu verkaufen, sei es aber schon zu spät, für einen massiven Zukauf von Aktien dagegen noch zu früh. „Wir verzeichnen nach wie vor eine beispiellose Kumulierung von Krisen: Klima, Krieg, Pandemie in China, unterbrochene Lieferketten, restriktivere Notenbanken, Inflation etc.“, erinnert Huber. Immerhin seien diese Störfaktoren in-zwischen hinlänglich bekannt und sollten deshalb zumindest teilweise in den aktuellen Kursen enthalten sein. Darauf würden auch zahlreiche pessimistische Sentiment-indikatoren hindeuten.

Doch Huber stört, dass die Anleger noch an ihren Positionen festhalten, obwohl sie negativ gestimmt sind. „Ein echter Sell-out hat noch nicht stattgefunden. Vermutlich, weil es an Alternativen zur Aktie fehlt und Anleihen, Edelmetalle und Kryptowährungen ebenfalls Federn ließen“, warnt der Börsenfuchs. Von einer dauerhaften Beruhigung an der Inflationsfront bleibe man dennoch weit entfernt, gerade in Europa. Erst wenn die erwartete Rezession komme, würden auch die Inflationsraten wieder sinken.

Als Antwort auf die unübersichtliche Lage senkte Huber in den vergangenen Monaten die Aktienquote in seinem Mischfonds von 96 Prozent vor einem Jahr auf aktuell 67 Prozent. Zum Ausgleich investierte er gut acht Prozent des Vermögens in den Gold-ETC Xetra-Gold und weitere 25 Prozent in Bundesanleihen und Geldmarktanlagen. „Wir bleiben somit sehr flexibel aufgestellt und nutzen die sich bietenden Opportunitäten“, erklärt Huber.

Aktives Management ist überlegen

Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF AG, bricht ebenso eine Lanze für aktives Agieren, sensible Titelauswahl und gutes Timing. Überdies würde auch sein Haus Marktentwicklungen antizipieren: „Wir haben beispielsweise schon zehn Tage vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine beschlossen, unsere Aktienquote herunterzufahren“, sagt er. Zurzeit wartet er, ob die Märkte nach unten übertreiben, um aktiv das Risiko wieder zu erhöhen.

Was das geldpolitische Umfeld angeht, rechnet Viebig damit, dass die Zinsen in nächster Zeit stark steigen werden. Auf der Aktienseite meidet er deshalb Wachstumstitel. „Liegen die Cashflows eines Unternehmens sehr weit in der Zukunft und die Zinsen steigen, dann sinkt der faire Wert der Aktien eines solchen Unternehmens deutlich“, begründet er diese Strategie. Mit anderen Worten: Wachstumsunternehmen leiden unter steigenden Zinsen mehr als Value-Titel. Doch würde er auch weiterhin an Technologiewerten festhalten – sofern diese vernünftig bewertet sind. Auf der Anleiheseite sichert sich Viebig mit kurzlaufenden Anleihen vor den erwarteten Zinssteigerungen ab. Mit diesem Ansatz ist er zuversichtlich, „auch in einem Umfeld steigender Zinsen besser abzuschneiden als der breite Markt“.

Sachwerte gegen die Inflation Hauptszenario bei dem Münchner Asset-Manager Assenagon ist ein Inflationsniveau von mittelfristig über drei Prozent. „Wir gehen davon aus, dass die Notenbanken mit den Zinsanpassungen unter der Inflationsrate bleiben und die Staaten zu Fiskalmaßnahmen wie etwa Subventionen greifen werden“, sagt Thomas Romig, der bei Assenagon den Bereich Multi Asset verantwortet. „Das bedeutet, dass die Volatilität perspektivisch steigen wird.“

Andererseits sieht auch Romig einige der Störfaktoren bereits im Markt verarbeitet. In der jetzigen Phase sei dennoch aktives Management klar im Vorteil gegenüber passiven Ansätzen. Er selbst meidet derzeit mittel- und langfristige Zinsrisiken, auch höher rentierliche Anlagen wie Unternehmensanleihen seien noch nicht ausreichend attraktiv. „Aus unserer Sicht sind Value-orientierte Aktienstrategien vorteilhaft. Darüber hinaus halten wir Japan als Investmentregion für niedrig bewertet und noch weitestgehend unentdeckt“, verrät Romig.

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