• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----
Neue Inflationsdaten für die US-Notenbank
Analyse

Expertenanalyse: „Man kann so viel verdienen wie nur selten in den letzten zehn Jahren“

Jede Woche veröffentlichen führende Vermögensverwalter weltweit zahlreiche fundierte Einschätzungen zu den Finanz- und Kapitalmarktmärkten. Um einen Überblick zu erhalten, fasst TiAM FundResearch regelmäßig die wichtigsten Aussagen für Sie kompakt zusammen.

11.08.2023 | 12:30 Uhr von «Peter Gewalt»

Diese Woche stellen Finanzmarktexperten die geldpolitischen Trends und ihre Auswirkungen auf die Anleihemärkte von den USA bis China in den Fokus ihrer Analysen.


Laut Tiffany Wilding, US-Ökonomin bei PIMCO, steuert die US-Wirtschaft auf Disinflation zu:
Was ist passiert? Den zweiten Monat in Folge überraschten die Daten zum Verbraucherpreisindex positiv. Der Anstieg im Juli lag erneut unter den Erwartungen. Grund dafür war insbesondere ein starker Rückgang bei den volatilen Flugpreisen, ähnlich wie bereits im Vormonat. Die Gesamtinflation stieg im Juli um 0,2 Prozent auf 3,2 Prozent an, nachdem sie im Juni noch bei 3,0 Prozent gelegen hatte. Die Kerninflation, die die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise ausschließt, stieg im Juli um 0,16 Prozent gegenüber dem Vormonat und damit genauso schnell wie im Juni und weniger stark als von uns prognostiziert.

Was bedeutet das? Die jüngsten Inflationsdaten sind eine willkommene Nachricht für die Fed.Die Kerninflation im Dienstleistungssektor - eine Messgröße, auf die sich der Fed-Vorsitzende Powell konzentriert - stieg im Monatsvergleich um 0,19 Prozent. Dies ist zwar ein Anstieg gegenüber dem Vormonat (null Prozent im Monatsvergleich), doch ist er schwach genug, damit das Fed-Ziel auf Jahresbasis weiterhin Bestand hat. Da sich die Mietinflation abgeschwächt hat und die Gebrauchtwagenpreise in den kommenden Monaten voraussichtlich weiter sinken werden, geht unsere Inflationsprognose davon aus, dass die Kerninflation bis zum Jahresende auf annualisierter Drei-Monats-Basis unter zwei Prozent fallen wird.

Was kommt als Nächstes? Nachdem die Inflation in der ersten Jahreshälfte hartnäckig blieb, scheint die US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte weiterhin auf eine deutliche Disinflation zuzusteuern. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Kerninflation das Jahr bei etwa 3,3 Prozent im Jahresvergleich beenden wird. Dennoch glauben wir, dass die Fed-Vertreter die Daten auch weiterhin genaustens beobachten und weitere Anzeichen für eine Verlangsamung der Wirtschaft abwarten werden, bevor sie die Inflation als besiegt ansehen.“


Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich, betont die schwierige Lage auf den Anleihemärkten:

[…]

„Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich schreibt von der ‚Herausforderung der letzten Meile‘ hin zum langfristigen Inflationsziel von zwei Prozent. Die noch hohen Kerninflationsraten, die auf den angespannten Arbeitsmarkt und steigende Dienstleistungspreise zurückzuführen sind, erschweren den globalen Desinflationsprozess und können erst infolge eines Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sowie höheren Arbeitslosenzahlen nachhaltig sinken, was jedoch mit einer sanften Landung nur schwer vereinbar ist.
Insofern sehen wir für Aktien- und High-Yield-Märkte weiterhin eine schwierige Ausgangslage und negatives Überraschungspotenzial. In unseren Strategien mit Exposure zu diesen beiden Anlageklassen positionieren wir uns aufgrund der getrübten Konjunkturaussichten unverändert defensiv, während wir aufgrund der bisherigen Resilienz der US-Wirtschaft ausgesuchte US-Titel aus dem Bereich Wachstum aufbauen.
Bei Investment-Grade-Unternehmensanleihen haben wir unsere Positionierung auf neutral herabgestuft, nachdem sich die Credit Spreads im Juli weiter verengt haben. Auf dem aktuellen Niveau sehen wir begrenztes Aufwärtspotenzial durch eine weitere Einengung der Credit Spreads und wenig Schutz nach unten angesichts des restriktiven geldpolitischen Umfelds. Insgesamt bietet der Markt aber weiterhin einen attraktiven Zins-Carry. Dies führt zu einer positiven Total-Return-Erwartung.
Bei langfristigen Staatsanleihen sehen wir unverändert sowohl positive (fallende Inflation, Konjunkturabkühlung) als auch negative Faktoren (hohe Treasury-Emissionsvolumen, potenziell weitere Zinsschritte). Wir positionieren uns bei Staatsanleihen und der Duration weiterhin neutral, wenngleich vorübergehend die negativen Faktoren überwiegen können. Wandelanleihen bleiben in diesem Marktumfeld eine interessante Alternative, auch in Multi Asset-Portfolios, da sie durch ihre Konvexitätseigenschaften sowohl Partizipation nach oben als auch defensive Schutzeigenschaften nach unten bieten.“

Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG,  sieht ein Ende der Zinserhöhungen:
„Die Rentenmärkte haben mit einem deutlichen Zinsanstieg für eine Überraschung gesorgt. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen zum Beispiel ist auf über 4 % gestiegen, bei den 20-jährigen Staatsanleihen sogar auf 4,5 %. Damit wurde das alte Zinshoch aus dem Herbst 2022 erreicht, obwohl die Inflation in den USA deutlich auf rund 3 % gesunken ist – eine eher ungewöhnliche Kombination. Wir erwarten, dass die Fed – aber auch die EZB in Europa – am Ende der Zinserhöhungen angekommen ist. Ab Frühjahr 2024 könnten Zinssenkungen wieder ein Thema sein.“


Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers, warnt, dass die Geldpolitik den Märkten dauerhaft schaden könnte:
„Alle großen Notenbanken äußern sich ähnlich. Die Geldpolitik sei jetzt zwar restriktiv, doch müsse man abwarten, ob das reicht, um die Inflation weiter zu dämpfen. Bestenfalls bleibt die Geldpolitik eine Zeitlang unverändert – weil es dauert, bis die Teuerung zum Notenbankziel zurückkehrt. Schlimmstenfalls werden die Zinsen aber noch weiter erhöht – wenn etwas geschieht, das die Preise weiter treibt.
Investoren müssen einschätzen, ob die Inflation dauerhaft höher ist oder einfach nur stärker schwankt. Wenn die Inflation die Notenbankziele zeitweise überschreitet, wird die Geldpolitik demnächst häufiger geändert werden müssen. Die Zinsentwicklung wird dann unsicherer, was eine höhere Risikoprämie am Terminmarkt zur Folge hat, also eine höhere Laufzeitprämie. Die Renditen müssen dann also höher sein als bei einer Stabilisierung der Inflation innerhalb des Toleranzbereichs der Notenbanken. Auch das könnte mit ein Grund dafür sein, dass die Langfristrenditen nicht fallen und die Zinsstrukturkurven allmählich wieder steiler werden. Dennoch muss ich zugeben, dass der Renditeanstieg angesichts der Inflation und des Ausblicks für die US-Geldpolitik überraschend ist. Fundamental könnte er aber durchaus plausibel sein, vor allem, wenn die USA in Zukunft mehr Anleihen emittieren.
Das Gute daran ist, dass die Credit-Renditen allmählich wieder steigen. Und doch liegen sie bislang kaum über dem Leitzins. Allerdings dürften die Kurzfristzinsen nicht für immer so hoch bleiben. Bei einem Anlagehorizont von mehr als sechs bis zwölf Monaten kann man mit Investmentgrade-Anleihen jetzt vielleicht so viel verdienen wie nur selten in den letzten zehn Jahren. Hinzu kommt, dass weite Teile des Anleihenmarkts – mit unterschiedlich hohen Kreditrisiken – noch immer deutlich unter pari notieren. Trotz kurzfristiger Volatilität bieten sich also weiterhin interessante Chancen.“


Tomasz Wieladek, Chief European Economist bei T. Rowe Price, erklärt zur Lage der EZB:
„Die EZB hat heute Morgen die Ergebnisse ihrer Verbraucherumfrage für Juni veröffentlicht. Der Median der Konsumentenerwartungen für das kommende Jahr fiel von 3,9 % im Mai auf 3,4 % im Juni. Wichtig zu erwähnen ist dabei, dass die dreijährigen Inflationserwartungen von 2,5 % im Mai auf 2,3 % im Juni gesunken sind. Diese Entwicklung ist für sich genommen positiv zu werten. Sie zeigt, dass sich die Inflationserwartungen der Verbraucher allmählich dem mittelfristigen Ziel der EZB annähern. Dies würde für eine Zinspause im September sprechen, sofern die Juli-Umfrage, die vor der September-Sitzung der EZB veröffentlicht wird, einen ähnlichen Trend zeigt.
Allerdings ist dies nicht der einzige Indikator für die Inflationserwartungen, der von den Entscheidungsträgern der EZB berücksichtigt wird. In der jüngsten Umfrage, die erst vor eineinhalb Wochen veröffentlicht wurde, haben die Experten ihre langfristige Schätzung für die Kerninflation von 2 % auf 2,1 % angehoben.Zudem steigt der von der EZB bevorzugte Finanzmarktindikator für die mittelfristigen Inflationserwartungen, der 5-Jahres-Inflationsswap, weiter an und durchbricht nun historische Höchststände seit Einführung des Euro. 

Während die Veröffentlichung von heute Morgen die Argumente der „dovishen“ Anhänger für eine Pause im September stützen wird, sprechen die anderen Messgrößen für die Inflationserwartungen stark für eine Anhebung, was den Wunsch der „Falken“ nach einer weiteren Anhebung begünstigt. Die nächsten wichtigen Daten in diesem Monat sind die Veröffentlichung des ausgehandelten Lohnwachstums durch die EZB im Laufe des Augusts und die Inflation für August 2023 am Ende des Monats. Bislang bin ich der Meinung, dass die Anzeichen für eine Zinserhöhung im September im Hinblick auf die Inflationserwartungen, die Widerstandsfähigkeit des Wachstums und die tatsächliche Inflationsstabilität weiterhin für eine Zinserhöhung sprechen."


Das Emerging-Markets-Debt-Hard-Currency-Team von Janus Henderson Investors sieht inmitten anhaltender weltwirtschaftlicher Unsicherheiten die Aussichten für die Schwellenländer relativ positiv:
Die Kreditqualität in den Schwellenländern habe sich insgesamt stabilisiert und für 2023/24 sei eine leichte Verbesserung zu erwarten. Zwar trüben notleidende Emittenten das positive Bild der Anlageklasse Emerging Markets Debt (EMD) Hard Currency, doch rechnet das EMDHC-Team mit einer hoch bleibenden Spread-Dispersion. Das bietet Chancen für aktive Investoren.

Für die Bewertung der Entwicklung berücksichtigt das Team mehrere Schlüsselfaktoren. Kurzfristig sei das unsichere globale makroökonomische Umfeld der wichtigste Aspekt, der den Ausblick und die Entwicklung der Anlageklasse für das restliche Jahr 2023 bestimmt. Mittelfristig erwartet das EMDHC-Team jedoch eine positivere Dynamik der Mittelzuflüsse, da sich das Gefälle des Wirtschaftswachstums zwischen den Schwellen- und Industrieländern ausweitet (s. Grafik). Unter den Schwellenländern seien die asiatischen ein besonderer Lichtblick, die laut IWF Wachstumsraten von 5,3 Prozent 2023 und 5 Prozent 2024 verzeichnen dürften.


Sabrina Jacobs, Senior Client Portfolio Manager Fixed Income bei Pictet Asset Management, erklärt zu den Turbulenzen in China:
China ist nicht nur die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, sondern auch der zweitgrößte Anleihemarkt. Kein Wunder, dass die Anleger in Schwellenländeranleihen nervös werden, wenn China niest. Wir sind jedoch der Meinung, dass es keinen Grund zur Panik gibt - und zwar aus drei wichtigen Gründen

1. Die wirtschaftlichen Aussichten Chinas sind nicht so schwierig, wie sie zunächst erscheinen. Obwohl der Immobiliensektor nach wie vor schwächelt, gibt es in anderen Bereichen einige Lichtblicke. Der Inlandstourismus ist jetzt höher als vor der Pandemie, und der Auslandstourismus liegt jetzt wieder bei über 50 Prozent des Niveaus von 2019 (wovon auch der Rest der asiatischen Schwellenländer wie Macau, Hongkong und Thailand profitiert). Der Dienstleistungssektor hält sich im Großen und Ganzen gut, und auf der letzten Sitzung des Politbüros wurde weitere Unterstützung durch die Steuer- und Geldpolitik signalisiert.

2. China ist zwar eindeutig ein sehr wichtiger Teil des EM-Universums, aber seine Dominanz ist nicht mehr so stark wie früher. Das Schicksal anderer Schwellenländer hat sich in den letzten Jahren sowohl in Bezug auf die Makro- als auch auf die Assetklassen-Performance von dem Chinas abgekoppelt.

3. Es gibt Chancen jenseits von China - wir sehen einige sehr positive Entwicklungen in den Entwicklungsländern, die potenziell lohnende Anlagemöglichkeiten bieten. Wir glauben, dass einige der Chancen in Mexiko, Indien, Indonesien und Nigeria überzeugender sind als die in China selbst, wo einige unserer Portfolios neutraler positioniert sind. Dennoch sind wir der Meinung, dass China mittelfristig ein wichtiger Bestandteil eines diversifizierten (EM-)Portfolios bleibt; seine große Binnenwirtschaft ermöglicht es ihm, eine maßgeschneiderte Politik zu betreiben, die nicht mit den Entwicklungen in anderen Teilen der Welt korreliert."

Diesen Beitrag teilen: