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Altersvorsorge

Wie Entnahmepläne vom Zinsanstieg profitieren

Eine Alternative zur privaten Rentenversicherung stellen im Ruhestand Entnahmepläne dar. Altersgerechte Depots mit einer Anleihequote von 60 Prozent bieten wieder höhere Ausschüttungen und sind auch wegen der gefallenen Anleihekurse steuerlich interessant.

20.09.2022 | 12:10 Uhr von «Ulrich Lohrer»

Erstmals seit langer Zeit erhalten deutsche Anleger für sichere Investments wieder positive Erträge. Viele Banken zahlen für das täglich verfügbare Tagesgeld 0,7 Prozent Zins. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen erhöhten sich seit Dezember 2021 bis Mitte September 2022 von minus 0,3 Prozent auf 1,8 Prozent.

Vor allem für ältere Anleger, die im Ruhestand häufig auf die Aufbesserung ihrer Rente durch Zinserträge oder Verzehr des Ersparten angewiesen sind, ist dies eine gute Nachricht. Die schlechte ist: Seit Dezember 2020 stieg die Inflation in Deutschland von minus 0,2 Prozent auf knapp acht Prozent (August 2022) an. Aus einem leicht positiven Nominalzins ergibt sich nach Abzug des Kaufkraftverlustes des Euros ein deutlich negativer Realzins. Dennoch sehen viele Senioren keine Alternative zu den relativ sicheren Zinspapieren. In der Vergangenheit brachten breit gestreute Aktien zwar über lange Anlagezeiten von zehn Jahren meistens deutlich höhere reale Renditen als festverzinsliche Wertpapiere.

Mit privater Rente gibt es nach Kosten oft nur einen negativen Zins

Oft wollen sich ältere Menschen dem Kursrisiko einer reinen Aktienanlage nicht aussetzen und entscheiden sich dann lieber für eine sofort beginnende private Rentenversicherung. Von dem derzeit garantiertem 0,9 Prozent Rechnungszins einer klassischen Rentenversicherung bleibt nach Abschluss- und Verwaltungskosten meist nur eine negative Verzinsung. Versicherte müssen deutlich länger leben, als es ihre Lebenserwartung – etwa für 65-jährige Männer 82,8 Jahre und Frauen 86,1 Jahre – erwarten lässt, damit sie das Kapital zurückerhalten.

Finanzberater raten oft zu Entnahmeplänen

Immer mehr Finanz- und Bankberater empfehlen ihren Kunden stattdessen Entnahmepläne mit einer Auszahlungsdauer, die die Lebenserwartung übersteigt. Bezüglich einer altersgerechten Aktienquote orientieren sich die Berater oft an der üblichen Faustformel 100 Prozent Aktienanteil minus Lebensalter. Wer z. B im 65. Lebensjahr in den Ruhestand wechselt, sollte danach 35 Prozent seines Vermögens in Aktien (100 – 65 = 35) und den restlichen Anteil von 65 Prozent in einer sicheren Anlage – etwa Anleihen mit Investment Grade – anlegen. Laut der 1994 veröffentlichten „Vier-Prozent-Regel“ des amerikanischen Finanzplaner William Bengen reicht für Senioren gar bei eine Aktienquote von 60 Prozent und einer Anleihequote von 40 Prozent das Kapital über eine Laufzeit von 30 Jahren aus, damit sie dann im ersten Jahr des Ruhestandes vier Prozent des Kapitals entnehmen und die Entnahme jedes Jahr in etwa der Inflationsrate erhöhen können. Eine Untersuchung von Professor Martin Weber und Philipp Schreiber von der Universität Mannheim bestätigten anhand der Vergangenheitsdaten des DAX, dass diese Anlagestrategie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aufgeht und das Vermögen nach den 30 Jahren sogar zugenommen hat.

Zinsanstieg erfreut sicherheitsorientierte Anleger

Doch die vergangene Entwicklung muss nicht in der Zukunft eintreffen. So hat die Geldpolitik der Notenbanken in den vergangenen zwei Jahrzehnten weltweit die Renditen vieler Staatsanleihen auf Null gedrückt. Die seit 2020 stark gestiegene Inflation hat die Währungshüter zu einer Kehrtwende mit Leitzinserhöhungen gezwungen und am Rentenmarkt zu den größten Kursverlusten aller Zeiten geführt. „Der Zinsanstieg hat aber auch seine guten Seiten: Er eröffnet endlich wieder Investitionsmöglichkeiten für Entnahmepläne“, sagt Christof Schürmann vom Flossbach von Storch Research Institut.

Renditevorteil amerikanischer Anleihen

Am Beispiel eines 500.000-Euro-Portfolios einer 70-jährigen Anlegerin mit 60 Prozent Anleihen und 40 Prozent Aktien zeigt er in seiner Studie „Die Rückkehr des Nominalzinses“ die Folgen eines Entnahmeplans auf. Die Aktienquote im Portfolio resultiert dabei auf die von ihm modifizierten Faustformel von 110 Prozent Aktienanteil minus Lebensalter. Für die 300.000 Euro des Anleiheportfolios schlägt er 50 Euro-Unternehmensanleihen mit je 6000 Euro Nominalwert mit Investment Grade vor. Im Durchschnitt wählte er Papiere mit einem Kurs von 93,5 Prozent und einer Restlaufzeit von 5,2 Jahren aus, die im Schnitt einen Kupon von 1,45 Prozent und eine Rendite von 2,4 Prozent bieten. Nach dem ersten Jahr lässt sich dann mit Zins und durch die Rückflüsse der abgelaufenen Anleihen über ein Jahrzehnt die gewünschten 2500 Euro pro Monat deutlich erreichen (siehe Grafik 6).

Rückfluss der Euro Papiere

„Hiermit wird kein Angebot zum Verkauf, Kauf oder zur Zeichnung von Wertpapieren oder sonstigen Titeln unterbreitet"


Ein alternatives Dollar-Anleihen-Portfolio würde mit einem durchschnittlichen Kaufkurs der Anleihen von 97 Prozent und einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 5,2 Jahren einen höheren Kupon von 3,25 Prozent und eine Rendite von gut vier Prozent bringen. Die höhere US-Rendite hat ihren Preis: „Die Anleger tragen das Risiko, dass der Dollar zum Euro abwertet“, erläutert Schürmann. Nach dem Rückfluss der Anleihen wird in dem Modell im elften Jahr unterstellt, dass noch das Aktiendepot von ursprünglich 200.000 Euro um jährlich jeweils 1/40 abgebaut werden kann (siehe Grafik 9).

Depotentwicklung

„Hiermit wird kein Angebot zum Verkauf, Kauf oder zur Zeichnung von Wertpapieren oder sonstigen Titeln unterbreitet"


Grundlage der Untersuchung waren die Mitte Juli erhobenen Daten. Seither sind die Anleihekurse nochmals etwas gefallen und die Renditen weiter gestiegen. „Mit den erzielbaren Anleiherenditen ist allerdings die aktuelle Inflation nicht zu schlagen, sodass Anleger real weiter Verluste hinnehmen müssen“, räumt Schürmann ein. Wer mit dieser Portfoliostruktur eine positive reale Gesamtrendite erwartet, muss also entweder von hohen Renditen des Aktienanteils oder von einem Rückgang der Inflation ausgehen.

Niedrigere Anleihekurse bietet mittelfristiger Steuervorteil

Immerhin bietet der Kauf von Anleihen mit aktuellen Kursen unter dem Nennwert während der Zinszahlung gegenüber den zuvor hohen Anleihekursen einen Steuervorteil. „Da viele Anleihen unter Pari notieren, ist der Barmittelzufluss aus einem Anleihedepot steuerlich wieder interessanter. Ein positiver Zufluss nach Steuern realisiert sich nun nicht mehr erst mit dem Verrechnen von Kursverlusten. Die Kursgewinne der Anleihen unterliegen dann aber nach aktueller Gesetzgebung spätestens zum Zeitpunkt der Auszahlung der Besteuerung“, erläutert Schürmann.

Anleger können das Modell auch mit vergleichbaren Aktien- und Rentenfonds nachbilden. Vereinfacht wird dies durch automatische Fonds-Entnahmepläne, die leider nur von wenigen Geldinstituten und Brokern, wie Finvesto und SBroker, angeboten werden. Selbst große, auf das Fondsgeschäft spezialisierte Direktbanken bieten oft keine Entnahmepläne an oder haben diese aus wieder dem Angebot herausgenommen. „Die Consorsbank hat zwar früher Fondsauszahlpläne angeboten, hat dies aber eingestellt und hat sie nicht mehr im Angebot“, so Jürgen Eikenbusch von der Consorsbank. Dabei lässt die Alterung der Gesellschaft erwarten, dass eine zunehmende Zahl der Direktbanken-Kunden bald den Ruhestand erreichen. „Aktuell sind für die Zielgruppe der Babyboomer keine speziellen Angebotsänderungen vorgesehen, sagt Maximiliane Stratmann von Comdirect. Anleger, die sich für ein Entnahmeplan entscheiden, müssen daher die Verkaufsorder für die jeweiligen Fondsanteile häufig jedesmal noch selbst abgeben.

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