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Wenn Roboter in die Rentenkasse einzahlen

Forscher entwerfen ein Konzept, wie sich Lohnarbeit und Rente voneinander entkoppeln lassen.
Altersvorsorge

Die Umlagefinanzierung der Rente gerät an ihre Grenzen. Schon jetzt wird die Rentenkasse vom Staat mit Steuern subventioniert. Es gibt erste Überlegungen, das System komplett zu ändern.

07.12.2018 | 10:00 Uhr von «Matthias von Arnim»

Es deutet alles darauf hin, dass sich unsere Arbeitswelt in den kommenden Jahren stark verändern wird. Immer mehr Jobs werden von Maschinen erledigt, andere werden vielleicht komplett überflüssig, weil ganze Branchen verschwinden. Für die Arbeitswelt, die Art und Weise, wie Einkommen erzielt wird und nicht zuletzt für die Finanzierung der Rente bedeuten solche Veränderungen neue Herangehensweisen. Denn immer weniger sozialversicherungspflichtige Menschen müssen immer mehr Rentner finanzieren – allein schon wegen der demografischen Entwicklung. Gemäß den Daten der Vereinten Nationen sinkt in den Industriestaaten bereits seit 2013 der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Diese Entwicklung ist bereits irreversibel. In den meisten Industrieländern geht sogar schon seit mehr als 30 Jahren die gesamtwirtschaftliche Lohnquote trendmäßig zurück, ungeachtet einer Zunahme der Beschäftigung. Hält diese Entwicklung an, hätte dies Folgen für die Sozialversicherungen, deren wichtigste Finanzierungsgrundlage die beitragspflichtigen Lohneinkommen sind.

Die Konsequenz: Die Sozialversicherungssysteme müssen überdacht werden, wenn zunehmend Maschinen und immer weniger Menschen arbeiten. Gleichzeitig werden Rente und Arbeitslohn in Zukunft zunehmend durch Kapitaleinkünfte ersetzt oder ergänzt werden müssen.

Forscher arbeiten deshalb daran, alternative Konzepte zu entwickeln, die dafür sorgen, dass der Übergang vom Industriestaat, in dem vor allem Arbeitskraft besteuert und mit Sozialabgaben belastet wird, zu einer digitalen Gesellschaft gelingt, in der alternative Finanzquellen zur Finanzierung des Sozialstaates erschlossen werden können.

Wenn Roboter die Rente bezahlen

Einen revolutionären Vorschlag haben nun Experten des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) gemacht: Sie berechneten in Kooperation mit der Prognos AG in einer Studie die Folgen einer Umstellung der gegenwärtig lohnbezogenen Arbeitgeberanteile zu den Sozialversicherungen auf eine wertschöpfungsabhängige Finanzierungsbeteiligung. Ihr Fazit: In der Summe könnte dies zu gesamtwirtschaftlich positiven Auswirkungen führen.

Ein Arbeitgeberbeitrag, der sich nach der gesamten Wertschöpfung im Unternehmen richtet, wäre nach Auffassung der Studienautoren Dennis Huchzermeier und Bert Rürup eine mögliche Antwort auf die zu beobachtende Schwächung der gegenwärtigen lohnbezogenen Basis der Sozialversicherungen. Durch solch eine Umbasierung der Arbeitgeberbeteiligung würden bislang nicht beitragspflichtige Wertschöpfungskomponenten erfasst. Ziel dieser Umbasierung der Beteiligung der Arbeitgeber an der Finanzierung der Umlagesysteme wäre nicht die Erhöhung dieser Finanzierungsbeteiligung, sondern eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage.

Zwischenzeitlicher Rückgang der Beschäftigung

Nebeneffekt einer solchen Umstellung wäre der Simulationsrechnung zufolge wohl in den ersten Jahren zunächst ein erheblicher gesamtwirtschaftlicher Rückgang der Beschäftigung. Dieser Rückgang würde jedoch längerfristig in allen Umstellungsszenarien überkompensiert. In der Summe wäre der Effekt sogar leicht positiv im Vergleich zu einer einfachen Fortschreibung des Status quo.

Eine nachhaltige beschäftigungs- und wachstumsfeindliche Hemmung der privaten Investitionen, wie sie in einschlägigen Studien aus den 1980er Jahren ermittelt wurde, sowie nennenswerte Preiseffekte wären infolge der zwischenzeitlich geänderten Struktur der deutschen Wirtschaft ausweislich der Simulationsergebnisse nicht zu erwarten. Der Maschinenbau, das Baugewerbe und nicht zuletzt der öffentliche Sektor würden durch eine solche Änderung des Arbeitgeberbeitrags zu den Sozialversicherungen finanziell entlastet. Der Staat hätte damit die Möglichkeit, mit den im Zuge der Umbasierung anfallenden fiskalischen Einsparungen bestehende Personallücken zu schließen, ohne dafür die bestehende Abgabenlast zu erhöhen oder andere Ausgaben zu kürzen.

Ausgleichskonzepte für die Verlierer der Reform

Zu den Verliererbranchen einer Umstellung würden der Studie zufolge vor allem kapitalintensive Sektoren wie die Landwirtschaft, das Grundstücks- und Wohnungswesen sowie die Energiebranche zählen. Kleinbetriebe, in denen die Inhaber einen wesentlichen Teil der Leistungen erbringen, und Selbstständige würden durch eine Wertschöpfungsabgabe stark belastet. Um dem zu begegnen, schlagen die Studienautoren flankierende Maßnahmen wie einen Arbeitgeberfreibetrag vor. So ließen sich Härtefälle vermeiden.

Chance zur Reform der Unternehmensbesteuerung

„Eine Finanzierungsumstellung der Sozialversicherung böte außerdem die Gelegenheit zu einer Reform der Unternehmensbesteuerung“, sagt Bert Rürup, Mitautor der Studie. Die deutsche und europäische Politik suche ohnehin seit geraumer Zeit nach Steuergestaltungsmöglichkeiten, um insbesondere Unternehmen der Digitalwirtschaft wie Amazon, Google oder Facebook stärker in die Finanzierung öffentlicher Aufgaben einzubeziehen. Rürup verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Deutschland inzwischen zu einem Hochsteuerland für Unternehmen geworden ist, nachdem die USA die Körperschaftssteuern des Bundes deutlich gesenkt hat und Frankreich, Belgien sowie Italien ähnliche Beschlüsse gefasst haben.

Die Autoren weisen abschließend darauf hin, dass die Annahmen volkswirtschaftlicher Simulationsrechnungen im Zeitverlauf mit zunehmender Unsicherheit behaftet sind. Zudem wäre die Umstellung der Finanzierung der Sozialversicherungen mit einem beachtlichen  Zusatzaufwand verbunden.

Die komplette Studie als PDF-Dokument.

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